Beiträge von 1000Scherben

    Liebe Nicole,


    wiederum erkenne ich mich in deinen Worten... das ewige Grübeln war und ist auch für mich sehr zermürbend. Lange Zeit kamen mir beim Gedanken an Berni immer nur die schlimmen letzten Bilder in den Kopf - wie er leblos in seinem Bett gelegen hat. Erst nach gewisser Zeit begannen diese zu verblassen, und mir kam endlich wieder der "richtige" Berni vor mein geistiges Auge... lachend, mit Sonnenbrille und seiner Lieblingsjeans. Also hab Geduld mit dir, die schönen Bilder kommen ganz von selbst zurück und verdrängen unsere schrecklichen letzten Bilder.


    Ich wünsche dir, dass du einen für dich passenden Therapeuten findest (oft ist es nicht gleich auf Anhieb der richtige, verlass dich einfach auf dein erstes Gefühl, ob die Chemie stimmt)


    schöne Grüsse

    Cornelia

    Liebe Nicole,


    glaub mir, der Schmerz und das Vermissen wird irgendwann "anders". Auch heute, nach zweieinhalb Jahren, vergeht kein Tag an den ich nicht mehrmals an meinen Berni denke...aber mittlerweile mit etwas weniger Wehmut. Dankbar sein für die gemeinsame Zeit - das kann ich noch immer nicht... ich bin da eher so wie du, dass ich mir wünsche, ich hätte ihn weniger gern gehabt oder es hätte ihn nie gegeben... weils dann nicht so weh tun würde.


    Ich habe damals einen Psychotherapeuten empfohlen bekommen, glaube aber nicht dass er nur auf Trauer oder Trauerbewältigung spezialisiert ist. Mir hat es sehr geholfen, mit jemandem aussenstehenden gewisse Themen zu besprechen. Und es hat gut getan, zu hören, dass mein Zustand absolut "normal" und OK ist, da ich ja einen so wichtigen Menschen verloren hab. Der Psychologe hat damals zu mir gemeint: "Bedenklicher wäre es, wenn sie ihren geliebten Bruder verloren haben und nicht trauern könnten". Was einen großen Teil meiner Therapie ausgemacht hat, war das Schreiben. Ich hab seeehr lange Texte in einer Art Erzählform verfasst, die ich dann (auf freiwilliget Basis) meinem Therapeuten weitergegeben hab und mit ihm gemeinsam aufgearbeitet habe. Aber da muss glaub ich jeder für sich eine passende Therapieform finden...


    Ich hoffe, du hattest einen erträglichen Tag


    schöne Grüsse

    Cornelia

    Liebe Linchen,


    Voelen Dank für deine lieben Worte...für mich fühlre es sich von der ersten Sekunde so an, als wenn ich zerbrochen wäre...


    Ich hab letztes Jahr in meinen Beiträgen mal folgendes gepostet (habs jetzt noch mal rauskopiert, weil es gerade dazu passt):


    Als ich der Freundin meines verstorbenen Bruders erklärte, dass ich mich wie in 1000 Scherben zerbrochen fühle, erzählte sie mir von der Japanischen Kunst "Kintsugi", bei der zerbrochenes Porzellan mit goldenem Kitt geklebt und repariert wird, und somit aus einem kaputten Gegenstand sogar ein ganz besonders schönes, goldverziertes Stück entsteht. "Vertrau mir, so wird es auch bei dir geschehen", erklärt sie mir metaphorisch, "Deine Scherben werden mit Gold gekittet und aus dir entsteht ein neues Kunstwerk. Etwas anders, als du vorher warst, aber nicht minder besonders und schön."


    Ich wünsche uns allen, dass es genau so geschieht... dass wir zwar etwas anders "zusammengeflickt" werden, als wir es vorher waren, aber gerade das macht uns zu etwas besonderem und einzigartigem. Ich habe diesen Vergleich damals wirklich schön gefunden und mir gleich einiges über diese spezielle Kunst angesehen.


    schöne Grüsse

    Cornelia

    Liebe Nicole,


    Ja, ich habe noch einen älteren Bruder, den ich auch wahnsinnig lieb hab - jedoch ist die Beziehung zu ihm eine ganz andere als zu Berni. Zudem hat er selbst seit seiner Jugend psychische Probleme, sodass ich sehr oft versuchen muss, eine Stütze für ihn zu sein.


    Ich hab zwar selbst keine Kinder, aber eine langjährige, stabile Beziehung. So wie du es auch formuliert hast: die Liebe zum Partner kann man Geschwisterliebe bzw. -bindung nicht vergleichen... das sind zwei ganz andere Lebensbereiche.


    Ich hab mir immer gedacht, egal was im Leben auf mich zukommen wird, Berni wird IMMER da sein, und mir die Sicherheit geben, dass alles gut wird. Er hatte diese besondere Eigenschaft, dass allein schon seine Anwesenheit etwas beruhigendes ausstrahlte...

    ...und jetzt? jetzt ist er weg... so weit weg...ich spüre nichts von ihm, es ist einfach leer und still.


    Ich habe mich ca. 4 Monate nach Bernis Tod zu einer Psychotherapie entschieden... ich hatte zuerst nicht so ein gutes Gefühl, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie es mir helfen soll... ich war dann aber sehr positiv überrascht und es hat mir wirklich geholfen und gut getan.


    Würd mich freuen, wieder von dir zu hören!

    schöne Grüsse

    Cornelia

    Liebe Nicole,


    obwohl ich seit über 2 Jahren fast nur als "stille Besucherin" im Forum bin und nur wenige Beiträge schreibe, hab ich bei deinem Beitrag das Gefühl, dass ich mich kurz melden möchte. Ich kann jeden einzelnen deiner Sätze und jede deiner Formulierungen so extrem nachvollziehen - es könnte genau so auch von mir geschrieben sein...


    Ich hab im Oktober 2019 meinen Bruder vollkommen unerwartet im alter von 43 Jahren verloren, er ist einfach eines morgens nicht mehr aufgewacht, da er einen Herzinfarkt im Schlaf erlitt. Genau wie du, hatte auch ich eine unfassbar enge Bindung zu ihm - er war mein Fels, mein Berater, mein Freund... und auch wir hatten so viele Dinge (auch innerhalb der Familie), die nur wir wussten und verstanden... besonders der Satz von dir "Oft wünscht ich mir, ich hätte zu meinem Bruder keine so enge Bindung gehabt, dann würd es jetzt nicht so weh tun" geht mir so nahe, weil ich auch oft so denke!


    Ich war damals traumatisiert, war plötzlich ein neuer Mensch, war nicht mehr ich selbst. Ich fühlte mich wie durch eine Wand von der restlichen Welt getrennt, fühlte mich von niemandem verstanden. Ich konnte monatelang niemanden ausserhalb der Familie treffen, weil ich immer das Gefühl hatte, niemand kann nachfühlen wie es mir geht. Glaub mir, es wird besser... nie mehr wie vorher, aber es wird wieder schöne Zeiten geben. Aber es stimmt, es braucht Zeit. Man kann den Trauerprozess auch nicht verkürzen - wir müssen leider durch dieses dunkle Tal wandern, bis es irgendwann wieder langsam bergauf geht.


    Für mich hat seitdem eine neue Zeitrechnung begonnen: alle Erinnerungen und Erlebnisse werden jetzt in "vor und nach Bernis Tod" eingeteilt - ich befinde mich jetzt quasi in Jahr 3 ;)


    Kennst du dieses Gefühl, wenn man sich als Geschwister nur kurz ansieht und dann so ein "das verstehen nur wir Geschwister-Moment" entsteht? Das vermiss ich noch immer am meisten.


    Hab keine Angst vor der Trauer, lass sie zu. Man kann auch irgendwann "gezielt" trauern, so wie du es ja schon machst. Tagsüber funktionierst du für die Kids, nachts darfst du trauern - und das ist gut so!


    Ich wünsch dir alles Liebe, und dass wir unsere Brüder niemals vergessen...


    schöne Grüsse

    Cornelia

    Liebe Mel,


    Mir ist gerade aufgefallen, dass der Altersunterschied zwischen deinen beiden Jungs in etwa gleich ist wie bei mir und meinem verstorbenen Bruder. Zum Zeitpunkt seines Todes war ich 37 und er 43 Jahre alt. Und obwohl wir längst erwachsen und und auf Augenhöhe waren, war ich doch noch immer ein wenig die "kleine Schwester"...ich glaube, das bleibt man immer, egal wie alt man ist. Für mich war er mein Fels, mein Berater, mein Anker in so vielen Lebenslagen.


    Schön, wenn dein Jüngerer Robins Sachen trägt und sich somit ihm näher fühlt!


    Ich kenne deine Geschichte aus dem Forum und weiß, dass euch Robins Tod genau so unerwartet getroffen hat wie der Tod meines Bruders unsere Familie.

    Von einer Sekunde zur anderen ist nichts mehr wie es einmal war, ohne jegliche Vorwarnung. Am Tag zuvor war die Welt noch in Ordnung, dann plötzlich ist sie stehen geblieben.

    Ich war noch kurz vor seinem Tod mit meinem Bruder gemeinsam auf einer Feier eingeladen - wir haben gemeinsam gelacht, gegessen, getrunken... er wirkte gesund und glücklich. Dann ist er drei Tage später einfach morgens nicht mehr aufgewacht... nach wochenlangem Warten kam endlich der fertige Obduktionsbericht, in dem ein plötzlicher Herzinfarkt als Todesursache genannt wurde.


    Wenn ich lese, wie viele Pläne dein Robin hatte, wie sehr er seine Träume gelebt hat, habe ich das Gefühl, dass er in seinen 21 Jahren glücklicher war als so manch anderer in einem langen Leben. Das sieht man auch in seinem strahlenden Gesicht. Schön, dass er eine Mama wie dich haben durfte.


    Grüße

    Cornelia

    Ich bin ganz überwältigt von der herzlichen "offiziellen" Aufnahme hier... Danke euch für die lieben Worte!


    Ich glaub, ich werde doch etwas mehr als nur stille Mitleserin werden, es tut richtig gut, sich auszutauschen und ein wenig zu schreiben... 🙂

    Liebe Nasch!


    Wirklich toll, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Kugel wieder zu reparieren anstatt sie einfach wegzuwerfen! Ich muss zugeben, ich glaube nicht, dass ich die Geduld und auch das Können dazu gehabt hätte...😉


    Vielleicht magst du uns ja bei Gelegenheit mal ein Foto von deinem Werk zeigen? Ich würd mich sehr freuen - vor allem, weils gerade so perfekt zu unsrem Scherben-Thema passt! Natürlich nur wenn du Lust dazu hast.

    Das freut mich von ganzem Herzen, Tamara, dass dich diese Geschichte auch so schön berührt wie mich damals. :)

    Ich würd mich sehr freuen, wenn du sie weiter erzählst und vielleicht auch weitere Menschen damit erreichst!


    Ich hoffe sehr, dass du deinen Säbelzahntiger schon etwas bändigen konntest und er vielleicht sogar schon manchmal wie ein "Begleiter" geworden ist. Ein unerwünschter Begleiter zwar, aber einer, mit dem man sich früher oder später gut arrangieren kann...

    Guten Morgen Tamara,


    lieb von dir, dass du dich ein wenig zu mir setzt - ich hätte eine schöne Geschichte zu den Scherben...


    Als ich der Freundin meines verstorbenen Bruders erklärte, dass ich mich wie in 1000 Scherben zerbrochen fühle, erzählte sie mir von der Japanischen Kunst "Kintsugi", bei der zerbrochenes Porzellan mit goldenem Kitt geklebt und repariert wird, und somit aus einem kaputten Gegenstand sogar ein ganz besonders schönes, goldverziertes Stück entsteht. "Vertrau mir, so wird es auch bei dir geschehen", erklärt sie mir metaphorisch, "Deine Scherben werden mit Gold gekittet und aus dir entsteht ein neues Kunstwerk. Etwas anders, als du vorher warst, aber nicht minder besonders und schön."


    Ich wünsche uns allen, dass es genau so geschieht... dass wir zwar etwas anders "zusammengeflickt" werden, als wir es vorher waren, aber gerade das macht uns zu etwas besonderem und einzigartigem. Ich habe diesen Vergleich damals wirklich schön gefunden und mir gleich einiges über diese spezielle Kunst angesehen.


    Ich wünsch dir und euch allen, dass ihr den sonnigen Tag ein wenig genießen könnt.


    Grüße

    Cornelia

    Liebe Trauernde, liebe Forumsmitglieder,


    Ich glaube, es ist an der Zeit, euch einfach einmal "Danke" zu sagen.

    Ohne es zu wissen, begleitet ihr mich seit knapp eineinhalb jahren beinahe täglich und lasst mich an euren traurigen Geschichten und euren Leben teilhaben.


    Dieses Forum war und ist mir eine unglaubliche Hilfe in meinen dunkelsten Tagen und Stunden – ich hab mit euch geweint, gelitten und mich auch durch euch in meiner eigenen Trauerwelt besser verstanden gefühlt. Eure Schicksale und Geschichten – jede einzelne von ihnen unfassbar traurig und so voller Liebe und Respekt vor dem Leben und euren Liebsten – haben mich ehrlich im Herzen berührt.


    Mich berührt vor allem, wie liebevoll und vertraut ihr hier alle miteinander umgeht. Wie ihr alle – trotz eurer eigenen Trauer – noch versucht, ein offenes Ohr füreinander zu haben und welch liebe Worte ihr oft findet, um einander gegenseitig ein wenig Kraft zu spenden.

    Danke für euren Mut, für eure Offenheit und schonungslose Ehrlichkeit.


    Bitte bleibt alle weiterhin so stark, mutig und herzlich. Ihr seid wirklich tolle Menschen und durch dieses Forum gewinnt man tatsächlich wieder ein wenig den Glauben an Menschlichkeit und Zusammenhalt zurück.


    Zu meiner eigenen Geschichte:

    Ich verlor im Oktober 2019 meinen über alles geliebten Bruder im Alter von 43 Jahren vollkommen unerwartet durch einen Herzinfarkt. Er war einer der absolut wichtigsten Menschen in meinem Leben, uns verband dieses gewisse Band, diese gewisse Verbundenheit, welche es nur unter Geschwistern geben kann... Ich fiel darauf hin in ein tiefes Loch aus Trauer und Fassungslosigkeit und kann bis heute nicht glauben, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Dieses Erlebnis, ihn leblos aufzufinden, habe ich noch immer nicht richtig verarbeitet. Ich habe es jedoch mithilfe von Psychotherapie irgendwie geschafft, wieder "halbwegs" am Leben teilzuhaben. Und bestimmt hat auch dieses Forum einen Teil dazu beigetragen, dass ich mich etwas mehr verstanden gefühlt habe und nun weiß, dass ich mit diesen Gefühlen nicht allein bin.


    Scheinbar ist Trauer wirklich nur ein Ausdruck unserer unbeschreiblichen Liebe. Schätzt euch glücklich, jemals so geliebt zu haben, so dass die Trauer so tief und unermesslich scheint.


    PS: wenn ich darf, würde ich gern weiterhin ein "unsichtbarer" Teil dieses Forums sein.