GESCHWISTER TOT, allein verloren und voller angst

  • Eine Frau, die ihren Sohn verloren hat empfahl mir im Internet nach Menschen zu suchen, die auch Trauern. Vor zwei Jahren ist mein großer Bruder Karli bei einem Motorradunfall ums leben gekommen. Er ist gerade in ein abbiegendes Auto gerast, konnte nicht mehr bremsen und war sofort tot. Er war mein älterer Bruder, mein Beschützer. Ich hatte immer Angst um ihn, da er oft selbstzerstörerisch handelte. Alkohol, manchmal Schlägereien, kleine und große Unfälle. Meine Mutter hatte immer Angst um ihn, als wärs in uns schon verwurzelt, diese Panik, in unserer Familie könnte eine Katarstrophe passieren. Ich träumte auch oft davon und auch meine Schwester träumte davon. Wir redeten oft darüber, über unsere Ängste. Nun ist das Schlimmst eingetroffen. Mein Bruder war tot. Der Liebling meiner kleine Schwester. Tot.Zu seinem 30sten Geburtstag haben wir ihn begraben. Meine kleine Schwester war so tieftraurig, dass sie krank wurde. Sie war müde und nur mehr im Bett und litt an Krankheiten, die von Ärtzten nicht festgestellt werden konnten. Sie weinte oft mit mir, wir teilten unser Leid, aber ich versuchte immer mehr wieder ins Leben zurückzukehren. Sie trug weiterhin schwarz und hielt sich an den besten Freund meines Bruders. Wohl weil dieser sie erinnerte an die Zeit als er noch war. Dieser Freund fuhr wie mein Bruder Motorrad, nahm meine Schwester mit. Meine kleine Schwester ist die die mir an nächsten war, wir sind verbanndelt miteinander, ich liebte sie sehr. Sie war wunderschön und witzig. Ich hatte keine Freundinen, wir reichten uns aus. Ein jahr nachdem mein Bruder gegangen war, fuhr meine Schwester mit dem besten Freund meines Bruders an der Kurve vorbei, in der mein Bruder verstarb. genau am selben Fleck streifte sie der Spiegel eines engegenkommenden Wagens, sie kamen ins schleudern. Das motorrad war viel zu schnell unterwegs. Ob es Todessehnsucht war, oder er nur schnell an der Stelle vorbeiwollte weiß ich nicht. Meine Schwester war sofot tot, der Freund starb auch nach Wiederbeebungsversuchen.
    Meinen Bruder wollte ich tot nicht sehen. Bei meiner Schwester, meiner mir am nächsten war es nun so unwirklich geworden, dass ich zu ihr wollte. Ich glaubte es nicht. Sie lag da, kalt. Blut. Noch geschminkt, wie sie es immer tat in der früh. Das neue T shirt an, dass sie mir stolz zeigte eine Woche zuvor mit der Aufschrift "Motor Circle Babe". Ich schrie sie solle die Augen öffnen. Ich schrie und weinte. Sie öffnete die augen nicht. Eine kleine Fliege an ihrer Stirn. Sie wischt sie nicht weck. Sie liegt nur. und hört mich nicht.


    Ich lief davon, in Panik. Ich habe noch einen kleinen Bruder. der ist 16 Jahre alt. Ich glaubte nun, meine Eltern würde verrückt werden, wollte flüchte, in ein anderes Leben und meinen Bruder dann zu mir in sicherzeih hachholen. Ich lief davon und fuhr mit einem Straßenmusiker, den ich gerade erst kennengelernt hatte nach Kroatien. Dort lernte ich eine alte Frau kennen, die meinte ich solle sie in ener Zeremonie beiwohnen. Einer Ayawhaska Zeremonie. Wir würden dort eine Wurzel trinekn, die die Ureinwohner in Mexiko trinken um mit ihrern Ahnen in verbindung zu treten. Das ganze sei wunderschön und sicher. Ich war über jede Hilfe dankbar. Villeicht würde ich mit meinen Geschwistern reden können und willigte ein. Wir saßen zu 15 Leuten in einem Kreis. Alle mussten weiß tragen. Ich trank das bittere Gebräu und auf mich wartete ein 12 Stündiger horrortrip in dem alle meine Ängste geballt und unablässig auf mich einbrassten. 12 Stunden unter einer Angst, die man sich nicht vorstellen kann. Ich war verloren im Universum, hatte Angst ich könnte Sterben. Nicht vorstellbar, und ich kann euch auch garnicht genau alles schildern was auf diesem Trip passierte, dafür ist diese Seite auch nicht gedacht. Ich möchte nur noch sagen, ich hatte zuvor immer Angst vor Drogen, und hätte es nicht genommen, wär ich bei mir gewesen und gewusst, was ich da mache.


    Nun ist es soweit, dass ich immer wider mit starken Ängsten konfrontiert werden. Die schlimmste ist die Angst um meine Familie, ich bin nun die Älteste. Ich habe ständig Angst um sie. Angst sie werden krank, Angst ich bleib alleine über, Angst dass mein kleiner Bruder diese Erlebnisse nicht verarbeiten kann. Sie lassen sich nicht helfen, keiner ist ins in Behandlung desswegen. Ich fühle mich verantworlich für sie. Ich will sie überrenden einen Therapeuten zu besuchen. Sie wollen nicht. Ich hab Angst, dass wir nicht mehr normal sind, Angst vor Psychischen Krankheiten....
    Dann Noch diese Flahsbacks der Zeremonie. Ein Gefühl des Ausgeliefert sein. Ich werde nicht gehalten, ich bin allein in einem riesengroßen schwarzen beängstigenden Loch. Angst vor Gott, der sich anscheinend nicht kümmert um mich. Ich habe gebetet als mein Bruder vertorben ist. Gebetet zu Gott, bitte beschütz meine Familie und mich. Bitte Lieber Gott. Und dann kamm alles noch viel viel viel schlimmer. Ich habe das vertrauen ins Leben verloren.


    Ich finde keinen Menschen auf der Welt dem es geht wie mir, dass macht mich einsam. Ich war vorher sehr abenteuerlustig, bin viel gereist. Ein Sonnenschein. Jetzt will ich allein sein, keiner versteht mich. Ich mache den Leute angst kommt mir vor. ich bin anders.

  • Erst einmal tut es mir wahnsinnig leid, dass du zwei dir so nahestehende Menschen innerhalb kürzester Zeit verlieren musstest. Dies ist eines der schlimmsten Erlebnisse, die Menschen machen müssen.


    Die Erfahrungen, die man auf Rauschmitteln macht, sind meist die Alltagszustände bzw, emotionalen Zustände nur in quasi potenzierter Form. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Unbewussten. Heißt, deine Ängste, die du aufgrund der traumatischen Verlusterlebnisse deiner dir nahestehenden Liebsten, also der Verlust deiner Schwester und deines Bruders, entwickelt hast, treten sichtbar und stärker mit allen Begleitängsten unter Drogen in den Vordergrund. Das bedeutet, dass deine Ängste von dir selbst noch viel intensiver und gravierender als im normalen Alltagsbewusstsein wahrgenommen werden. Das ist nichts, was du fürchten musst, sondern es sind die gleichen Ängste, die dich sonst auch begleiten nur eben in diesem Moment viel intensiver und viel näher an deinem Grundkern von dir gefühlt. Der Horror, den du dabei erlebt hast, versucht dir vielleicht nur zu vermitteln, dass du viel mehr durch den Tod in deinen Grundfesten erschüttert und verletzt worden bist, als du dir selbst eingestehen magst und vielleicht viel weniger Kraft für deine Familie hast, wie du gerne hättest? Unbewusste Wahrnehmungen die ins Alltagsbewusstsein einbrechen, versuchen dir zu helfen und nicht dich zu zerstören. Das ist eine der wenigen Feststellungen, die für mich tatsächlich auch noch nach dem Tod meines Freundes unverrückbar sind.


    Meines Erachtens ist das Erlebnis einen nahestehenden Menschen zu verlieren viel weitreichender im inneren Seelenleben als die meisten psychologischen Studien bzw. Trauerphasengliederungen erfassen können. Der Tod stellt grundsätzlich Leben an sich in Frage. Diesen Widerspruch irgendwie zu vereinen, ist eine Mammutaufgabe, die vielleicht nie zur Gänze gelingt. Lange Rede kurzer Sinn: Versuch dich den Angstmonstern zu stellen, auch wenn du von Zeit zu Zeit scheiterst. Vielleicht ist Angst dabei tatsächlich ein schlechter Ratgeber und genau das ist die Hilfestellung, furchtlos in der größten Katastrophe zu bleiben?

  • Hey Suu!


    Danke für die Antwort, ich spür du hast dir auch tiefen Gedanken über den Tod gemacht. Und vor allem wie du sagst, dass es weit über die Trauer hinausgeht, und man das ganze Leben in Frage stellt, triffts sehr gut! Man stellt alles was man gelernt hat in Frage und fragt sich, was den Realität eigentlich sein soll. Wo wir hier alle gelandet sind, und warum uns solch schlimme Sachen wiederfahren müssen. Man fragt nach Gut und Böse und merkt, dass es sowas nicht gibt. Ich hab meinen inneren Halt total verloren, sehn mich nach Geborgenheit und Irgendwas das mich Hält. Mir kommt vor es schwindet alles um mich herum, es gibt nichts das einen hält, denn unsere Wahrnehmung ist so beschränkt und subjektiv. Und auch niemanden der dich hält, denn keiner kann dir helfen, jeder ist in seinem eigenen Film. Das macht mich so einsam.


    Ich habe einmal gelesen zwei Dinge sind die Basis aller anderen Emotionen und Gefühle und das ist die Angst und die Liebe. Wenn du die Wichtigsten Menschen verloren hast, fällt es dir so schwer zu lieben und es bleibt nur noch die Angst.


    Du sagst, man soll in den schwierigsten Zeiten angstlos sein. Ich glaube du hast Recht. Im enteffekt können wir auch garnichts anderes als dem Leben ausgeliefert sein und uns hinzugeben und zu schauen, was es mit einem vorhat...Leichter gesagt als getan.


    Alles Liebe und Vielen Dank!!!

  • Liebe Ronja,
    du hast 2 traumatische Einschnitte innerhalb kurzer Zeit erleben müssen, noch dazu ist zweimal das gleiche passiert ... kein Wunder, dass dein Grundvertrauen in die Welt erschüttert ist. Meiner Ansicht nach leidest du du unter posttraumatischen Belastungstörungen, die durch die Wirkung der Droge verstärkt wurden. Ich würde dir den Gang zu einem Traumapsychologen - oder Trauma-Therapeuten ans Herz legen. Posttraumatische Belastungsstörungen sind zwar an sich noch nicht krankhaft, aber wenn sie sich chronifizieren, kippen sie in psychische Krankheit.
    Es gibt unterschiedliche Traumatherapien, die einen setzen primär beim Erlebten an und es geht darum sich mit den Bildern, Erinnerungen, Gefühlen außeinanderzusetzen. Andere Therapien setzen primär beim Körper an, es geht darum im Nervensystem gespeicherte Traumatisierungen über den Körper abfließen zu lassen.


    Ich habe sehr gute Erfahtungen mit der EMDR-Therapie gemacht. Erkundige dich doch mal, ob es EMDR-Angebote in deiner Nähe gibt.


    Alles Liebe
    Christine