Hallo Allesamt,
wieder einmal hat mich die traurige Umtriebigkeit wieder und dabei bin ich auf diesen Thread gekommen, hoffend das sich Einige von Euch davon angesprochen fühlen werden. Er ist nicht nur an uns Trauernden gewendet, sondern vor Allem an die Menschen die meinen uns dabei begleiten zu können.
Als mein Mann vor gut 5 Monaten verstarb machte ich damit 2 verschiedene Erfahrungen und ehrlich gesagt habe ich alle Beide inzwischen mehr als satt.
Die eine Fraktion machte mich schnell zu einem naiven, unbedarften Kleinkind wegen dessen man sich echte Sorgen machen mußte das sie ihr neues Leben nicht meistern würde ohne jede Menge Hilfe und Unterstützung. Die Andere bearbeitet mich ständig mit all möglichen Ratschlägen was ich Alles tuen sollte damit es mir wieder gut geht und ich wieder so bin wie einst. Nicht zu vergessen die Fraktionen die mir entweder sagen das ich soooo bombig aussehe das man es mir nicht ansehen würde was ich Alles durchgemacht habe, oder mir sagen was ich Alles an mir verändern sollte um nicht so Sch... auszusehen. T'schuldigung für die Wortwahl.
Dabei wünsche ich mich nichts Größeres als das man mich SEIN läßt! Meine Mutter liegt mir dauernd auf den Ohren das ich mich bei einer ellenlangen Liste von Kursen einschreiben sollte ... weil ich ja dort ohne Zweifel auf zu mir passende Leute treffen würde. Das mir ein paar Kilos weniger auf den Rippen - obwohl inwzischen bei Konfektionsgröße 38 angekom-
men Dank andauernder Eßstöhrung und sehr zufrieden mit meinem Format - nur gut tuen würden. Ja, ich solle es doch 'mal mit einem Kochkurs versuchen weil sich dort jede Menge interessante Singles tummeln. Die Nachbarin von gegenüber schob mir neulich eine Brochüre für allmögliche Seniorentreffs in den Postkasten meinend das ich da recht bald einen netten Partner finden würde. Will Nichts gesagt haben, aber als recht gut erhaltene 52erin hätte ich echt keine Lust auf den nächsten Pflegefall! Und dann der Knaller in einem Laden. Als ich dabei war mir recht schönen Pullover anzugucken sprach mich eine wildfremde Dame an und meinte doch glatt das Der mir stehen würde wenn ich mir die Haare heller und "freundlicher" färben lassen würde! Ausgerechnet Eine in Jesuslatschen, eindeutig selbst geschnibbeltem stark ergrautem Haarschnitt und ebenso eindeutig keinen BH tragend!
Ich weiß das viele "Ratschläge" warscheinlich gutmütig gemeint sind, aber unter dem Strich wünsche ich mir - wie vielleicht sehr viele Trauernde - das man es endlch 'mal verstehen würde das Trauer KEINE Krankheit ist und das Trauer Einem nicht den gesunden Menschenverstand raubt oder Einen gar in ein unbedarftes Kleinkind verwandelt. Das genau das Gegenteil der Fall ist indem Trauer uns von 0 auf 100 dazu zwingt extrem selbstständig und selbstbestimmt zu werden. Nicht aus lauter Begeisterung an der Sache aber weil wir meist nicht die Wahl haben damit unsere Existenz gesichert ist und wir gut weiterleben können.
Und ich denke auch das wir Alle selber wissen wann der Moment gekommen ist uns an Neues heran zu wagen.
Außerden wünsche ich es mir ohne Ende das die Außenwelt ein wenig mehr Verständnis unserer seelischen und körperlichen Erschöpfung entgegen bringen würden. Das wir uns nicht zurück ziehen weil wir duch den Tod unseres Lieblingsmenschens über Nacht totale Langweiler geworden sind - sondern weil wir unsere Ruhe brauchen um all die verbrauchte Kraft wieder einigermaßen aufzutanken. Und zu guter ist es auch extrem anstrengend dauernd erklähren zu müssen warum, wieso und weshalb man seine zurück gezogene Ruhe braucht, sich nicht an Weihnachten und dem ganzen dazu gehöhrigem Kitsch begeistern kann oder auf Einladungen begeistert reagiert.
Hanna