Zeitungen leben von spektakulären Unglücksfällen

  • ich wollte hier nur mal schreiben,wie medien tragische unglücksfälle schamlos ausnützen.es geht ihnen nur darum,dass sie gute verkaufzahlen haben.oft sind diese an einer darstellung,die der wahrheit entspricht nicht interessiert.es geht nur darum sachen zu schreiben,die möglichst spektakulär klingen.wenn sie damit angehörige verletzen ist es ihnen egal.
    nach außen leben wir in einer hilfsbereiten und mitfühlenden gesellschaft,jedoch ist der kern eiskalt(abgesehen von ein paar ausnahmen).

  • ich spreche auch das an was meine familie erlebt hat,aber das ist bestimmt keine ausnahme.
    die medien haben unterschiedliche berichte geschrieben über meinen schicksalsschlag.
    kurzform:meine bruder wurde von der polizei erschossen,weil er ihnen davon gefahren ist-er hatte kein verbrechen begangen.
    eine zeitung hat ein trainingsphoto meines bruders,welches sie im internet gefunden haben,in den artikel genommen.
    das hat überhaupt nicht zum thema gepasst und hatte im artikel nichts verloren.das war absolut geschmacklos.
    weil er vor der fahrt drogen geraucht hat,wurde er gleich in die schublade "irrer" gesteckt oder es wurden andeutungen gemacht als ob er sowieso sterben wollte.
    die medien nehmen irgendwelche informationen-hauptsache sie sind spektakulär- und stecken diese in ihre berichte,
    damit verzerren sie die wahrheit.

  • was ich noch vergessen habe-
    an die gestalter und bearbeiter dieser website:
    ihr macht hier eine sehr wichtige arbeit und ermöglicht betroffenen,dass diese hier einfach und schnell beraten werden können.ich finde es auch toll,dass man hier mit leuten,die ähnliches erlebt haben,informationen austauschen kann.
    dafür wollte ich euch danken!
    schade,dass ich nicht schon früher davon erfahren habe,wahrscheinlich hätte mir das vor 2 jahren sehr geholfen.

  • Hallo m85,


    danke für dein tolles Feedback zu unserem Forum!


    Zu deinen Erfahrungen mit Medien kann ich nur sagen: Leider ist es oft so, wie du schreibst, es geht darum, eine reißerische Story zu veröffentlichen, um die Verkaufszahlen zu halten/erhöhen.
    Da verlierst du deinen Bruder auf so tragische Art und Weise und so plötzlich und dann bist du zusätzlich wieder und wieder in verschiedenen Medien mit einer ins spektakulär-kriminell verzerrten Berichterstattung und dem Gerede der Leute konfrontiert.
    Wie seid ihr denn damals umgegangen, um euch zu schützen? Kann man das überhaupt? Und wie geht es dir und deiner Familie jetzt?


    Alles Liebe
    Christine

  • Ein Dankeschön an die Administratoren!


    Schönen Abend!


    Ich möchte mich bei euch nur für die Einrichtung dieses tollen Forums bedanken. Bin zwar erst seit kurzem dabei (weil ich es nicht früher entdeckt habe) und trotzdem kommt
    man sich gleich nicht mehr so einsam und verlassen vor.
    Ihr seid einfach einsame Spitze.
    Liebe Grüße
    Claudia

  • jetzt haben wir gelernt damit zu leben.
    ich verarbeite/verarbeitete diese angelegenheit eher nicht so,wie man es machen sollte.ich versuche es eher zu verdrängen auch,wenn ich weiß,dass es schlecht ist.
    ich geh nicht einmal oft zum grab,wenn nur mit familie und selbst dann denk ich nicht wirklich darüber nach.einmal war ich allein dort und habe darüber nachgedacht,aber das tut zu sehr weh.ich kann mich nicht ernsthaft mit dem thema beschäftigen,da mich dieses thema zu sehr trifft.
    für meine eltern ist es auch sehr hart-diese sind sogar zu einer gruppe für trauende eltern gegangen.
    eigentlich wollte mein verstorbener bruder(einen habe ich noch) wahrscheinlich nur aufmerksamkeit.nur leider war ein polizist eiskalt und hat sogar noch weitergeschossen,als die bremslichter aufgeleuchtet haben.der letzte-extrem unnötige schuss,war vermutlich der kopfschuss.meine familie und ich haben ihn dann eine woche im krankenhaus sterben sehen.ich war zu der zeit in der grundausbildung beim bundesheer(dort hat man für private themen sowieso kein verständnis).
    ich frage mich nur ,ob man je noch glücklich werden kann.
    dieses gefühl,wenn man sich mit jeden gut versteht,alle aufgaben erledigt hat,keine sorgen,...diese vollkommene zufriedenheit-dieses gefühl gibt es bei mir nicht mehr.
    irgendwie habe ich ein gefühl der gleichgültigkeit vor allem bekommen.ich versuche nur für meine familie glücklich zu wirken,damit diese es etwas leichter haben.
    meine eltern machen sich teilweise vorwürfe-sie wundern sich,dass sowas gerade ihnen passiert,obwohl sie sich im sozialbereich sehr gut auskennen und schon lange in diesem gebiet beruflich tätig sind.
    danke fürs zuhören!(es ist angenehm darüber mit anderen zu schreiben.mit meiner familie will ich irgendwie nicht über das thema sprechen)
    liebe grüße!

  • hallo m85,


    erstmal, schön dass du hier bist!!!


    das mit dem verdrängen kenne ich sehr gut, da bin sehr gut! den tod meines papa vor nicht mal 4 monaten verdränge ich, als ob es nie passiert wäre. ich denke nicht dran, bin nicht traurig und schäme mich dann wieder dafür, dass ich ihn nicht mal vermisse, weil ich es ja nicht zulasse.


    außenstehende können einen oft nicht verstehen, wenn man so tut, als ob es einem gut ginge - tut es ja nicht, aber ständig zu jammern oder traurig zu sein ist bestimmt auch nicht der richtige weg.


    ich finde es toll, dass du hier bist und uns schreibst, wie es dir geht. mir hat das sehr viel geholfen und ich bin sehr gerne hier - egal ob es mir gut oder schlecht geht. ich weiß einfach, hier ist irgendjemand, der genau weiß, wie ich mich fühle.


    und wir sind auch für dich da!

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • ich freue mich auch,dass du bzw.andere in diesem forum sind,die einen verstehen.
    es ist eben eine form von schmerz,die ich mir früher nicht vorstellen konnte.sicher war ich auch traurig,als meine großeltern gestorben sind,aber wenn man wen besonders gut kennt und dieser vielleicht auch noch überraschend viel zu früh gehen muss,dann bricht für wen schon eine welt zusammen.nach außen will man oft den harten,starken spielen,denn es sollen gar nicht alle unseren wunden punkt sehen.
    auch wenn es brutal klingt,ich bin der meinung,dass man durch solche erfahrungen,reifer wird.man sieht das leben aus einer anderen perspektive und regt sich über sachen,die wen früher geärgert haben,überhaupt nicht mehr auf.
    liebe grüße!

  • Hallo m85,


    ich glaube, du sprichst hier einen wichtigen Punkt an. Es ist sicherlich brutal, aber gerade Krisen bringen uns weiter, "machen uns reifer". Wir erweitern nicht nur unsere Erfahrungen, wir müssen dadurch auch neue Bewältigungsstratgien lernen. Ich finde es gut, wenn du in all dem Schrecklichen, das euch wiederfahren ist, doch auch etwas Positives findest.


    2 Dinge noch:


    Verdrängung ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Sie ist ein Schutz und sorgt dafür, dass wir uns distanzieren und erholen können. Problematisch kann sie dann werden, wenn du nur mehr verdrängst, da wird Bewältigung erschwert bzw. unmöglich gemacht. Dass du hier im Forum über deinen Schmerz und deine Gefühle spricht, ist - glaub ich - ein wichtiger Schritt.


    Was würde deiner Meinung nach geschehen, wenn du mit deiner Familie über deine Trauer offen reden würdest?


    Liebe Grüße
    Christine

  • sie würden mir sicher zuhören und wären auch verständnisvoll,aber ich will nicht über dieses thema mit ihnen reden.
    längere verdrängung ist sicher schlecht.man fühlt sich immer mehr,wie ein pulverfass.
    am meisten macht es mich wütend,dass dieser polizist in erster instanz frei gesprochen wurde.wie kann der staat in dem ich lebe,die reaktion dieses polizisten rechtfertigen.er hat eindeutig gegen das waffengebrauchsgesetz verstoßen.dieser hat nicht einmal die wirkung seines schuss abgewartet sondern 24 mal oder öfters drauf los geballert(nicht einmal auf die reifen geschossen).
    ich versteh das nicht,das regt mich so auf und macht mich innerlich immer unruhiger.
    mein bruder hat gegen das gesetz verstoßen und ist bei der verfolgungsjagd durch die stadt gerast(hat niemand verletzt,jedoch personen gefährdet).er hat aber niemals den tod verdient.
    andere betrunkene sogar kriminelle,wirkliche verbrecher werden anders gestoppt-denen passiert nichts,aber mein bruder der eigentlich nur aufmerksamkeit wollte,muss an den falschen polizisten geraten.
    das regt mich so auf.
    liebe grüße!

  • Hi!
    Was oder wer könnte dich als Pulverfass denn ein wenig entschärfen? Was oder wer könnte dir helfen die Spannung und Wut ein wenig abzubauen? Ich stell mir diesen Zustand sehr kräftezehrend und nervenaufreibend vor.


    Bist du dem Polizisten eigentlich begegnet? Kennst du seine Geschichte, seine Verteidigung?


    Liebe Grüße
    Christine

  • hi!
    ich weiß nicht was mir helfen könnte.das ist vielleicht auch ein grund warum ich mich hier angemeldet habe.
    wenn wir den prozess durch den verwaltungsgerichtshof doch noch gewinnen,dann würde ich mich sicher besser fühlen.
    wenn nicht,weiß ich nicht was noch passieren wird.
    leider gewinnt man einen prozess gegen die republik österreich nur sehr schwer.polizisten haben sogar schon schlimmeres gemacht und wurden nur versetzt.
    in dem fall hane sie ihn zuerst mit einem bamkräuber verwechselt,der schon 2 stunden vorher gefasst war.dann hatten sie mehrmals die gelegenheit meinen bruder zum aussteigen zu bewegen.weiters hatten sie ladehemmungen,usw.-dieser eine polizist hatte mehrere fehler begangen.
    der richter stimmte uns immer zu und wir waren uns sicher,dass die sache gewonnen war.letztendlich war es doch eine eindeutige politische entscheidung gegen uns,da die polzei damals sowieso schon in der krise steckte.
    ich möchte gerne einen inneren frieden haben,nur weiß ich wirklich nicht,wie ich das schaffen soll.
    liebe grüße!

  • Guten Morgen m85,


    Du sprichst eine wichtige Facette an, die bei manchen Todesfällen eine große Rolle spielt - nämlich die öffentliche Anerkennung von erlittenem Unrecht, die öffentliche Anerkennung von Trauer und natürlich die Wertschätzung dem verstorbenen Menschen gegenüber - oder eben das Fehlen derselben.


    Diese Dinge sind wichtig und werden zu Helfern in der Trauer. Zusätzlich zum Schmerz noch einen "Rechtsstaat" zu haben, der Dir de facto sagt, "das war schon alles gut, so wie es gelaufen ist", kannst Du nur als Verhöhnung empfinden und diese Gefühle machen Dich innerlich unruhig, unrund, aggressiv und behindern Deine Trauerarbeit.


    Ich stelle mir Deine Situation sehr schwierig vor und kann Dir ehrlich keinen guten Tipp geben, der Dir sofort hilft - ich denke, das wäre auch wirklich anmassend.


    Trotzdem sind die Dinge so passiert und sehr viele Menschen setzen sich in einer ähnlichen Situation mit ähnlichen Gefühlen auseinander - ich denke an Angehörige von Katastrophen und Unfällen, wo ja auch stets die Frage im Vordergrund steht, wer denn Schuld hat, ob der Tod zu verhindern gewesen wäre und nicht zuletzt ob jemand für dieses Unglück auch öffentlich schuldig gesprochen wird.


    Sehr groß wurde dieses Thema natürlich auch nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, wo viele Menschen nun mit ihren Peinigern zu tun hatten und sich fragten, bzw. zum Teil wussten, wer sie verraten hat, wer welche Aufgabe im System hatte und erleben mussten, dass diese Menschen für Ihre Taten vom Staat nicht zur Rechenschaft gezogen worden sind.


    Liest Du gerne Bücher? Ich denke, es gibt einige Erlebnisberichte von Menschen, die Ähnliches wie Du erlebt haben und die ihre Geschichte niedergeschrieben haben. Du wirst Deine Geschichte anders verarbeiten wie diese Menschen, aber es ist doch interessant zu sehen, mit welchen Gefühlen andere Menschen gekämpft haben und wie sie mit der Trauer und der Wut umgegangen sind.


    Ein für mich sehr beeindruckendes Beispiel war immer die Missionarin Corrie ten Boom, die unglaublich hart dafür gearbeitet hat, dass sie ihr Leben wieder in den Griff bekommt - v.a. als sie dem Menschen gegenüber steht, der ihr und ihrer Familie grosses Leid zugefügt hat.


    Vielleicht möchtest Du hier mal reinlesen?


    Ich wünsche Dir alles Gute,


    Markus

  • hallo markus!
    danke für deine antwort.
    deine ersten 2 absätze beschreiben meine situation sehr gut.
    leider lese ich zur zeit sehr viele bücher durch mein studium,aber ich werde versuchen berichte oder bücher,die du vorgeschlagen hast zu lesen.
    es ist sehr schwer zu vergeben.einerseits will man es und anderseits hat man ein gefühl,welches wem sagt,dass man nicht kann.ich weiß nicht einmal,ob diese person es wirklich bereut.
    naja,leben musss ich so oder so damit.
    viele grüße und danke nochmal!

  • Hi m85,


    ich kann das sehr gut nachvollziehen - "Vergib!" als Anweisung kann weder Hilfe noch die Lösung sein, dass das superschwer ist, kommt auch im Bericht von CtB zum Ausdruck...


    Ich denke, es ist ein Weg - Schritt für Schritt!


    Alles Gute,
    Markus