Ach, liebe Bettina 
Nun ist September.
Gerade heute habe ich an dich gedacht.
Haben wir auch dieses gleiche Datum.
Bei mir der Vater.
Damals war ich in der Küche, hatte mit meinem Sohn gefüllte Ü-Eier als Eis am Stil gemacht.
Und waren am Herausnehmen vom Gefrierschrank.
Dann der Telefonanruf.
Bei meiner Mama - auch September.
Das Telefon klingelte mitten in der Nacht.
Und noch immer kreisen die Gedanken wenn es anders gekommen wäre.
Andere Umstände. Ja, dann wäre alles anders.
Wir waren doch immer ein Dreierbund.
Gerade vielleicht noch mehr nachdem mein Freund nicht mehr da war.
Ja, bis zu diesem Tag im September.
Zu meinem Vater bestand nie so ein inniges Verhältnis.
Schade, hätte ich gerne gehabt.
Aber er war halt so wie er war.
Habe meinen Freundeskreis.
Was würde ich ohne sie machen.
Und doch ist es anders.
Dieses Vertraute gibt es nicht mehr.
Den wichtigste Mensch in meinem Leben.
Zu meinem Vater gab es nie so ein enge Verhältnis. Er war halt anders.
Nun. Damit ist auch bei mir auch ein Teil verloren gegangen.
Quasi verstummt. Versiegt.
Meinen Sohn möchte und kann ich nicht belasten.
Auch nicht immer einfach.
Aber ich weiss dass er auch getrauert hat.
Und ich weiss dass er Oma doch zehn Lebensjahre gewünscht hat.
Wie gerne würde ich ihr das erzählen.
Sie hat doch immer an ihn gedacht.
Habe ihm gesagt dass ich Oma keine Schmerzen gewünscht habe.
Und ja, dass auf dem Weg mit den Wünschen was passiert sein muss.
Dass aber mein Wunsch eingetroffen ist.
Es sind bei mir meistens nicht (mehr) die Tränen.
Natürlich gibt es die Situationen. Und ich war immer ein Mensch der nah an Wasser gebaut war.
Aber meistens ist es bei mir diese tiefe Traurigkeit. Vermissen. Dass das Leben nicht mehr so sein wird wie vorher.
Es ist anders.
Ah, es ist länger geworden als ich eigentlich wollte.
Verstehe dich sehr gut.
LG
Simon