Es ist geschafft - mein Papa ist beerdigt. Unglaublich und nach wie vor total surreal für mich. Der Gedanke, dass er ab jetzt bei allem, wirklich ALLEM, was wir erleben, was das Leben uns bringt, fehlen wird, ist einfach nur traurig und gemein.
Die Trauerfeier war sehr schön, der Pastor hat meinen Vater wirklich total treffend beschrieben und alles wurde ihm mehr als gerecht. Wie schlimm es für uns war, diesen Sarg dort stehen zu sehen, mit unseren Gestecken und den liebevoll ausgesuchten Abschiedsgrüßen auf den Schleifen, das war natürlich trotzdem furchtbar. Mein Freund musste irgendwann mit unserem Baby rausgehen, da der Kleine angefangen hat zu weinen. Das fand ich sehr schade, denn für Papa wäre es unvorstellbar gewesen, eine Feier ohne die Beiden zu begehen.
Mir fehlte dann natürlich auch mein Freund zum Hand halten. Das hat dann kurzerhand meine Schwägerin übernommen, die auf der anderen Seite neben mir saß. Wie schön es ist, sich gegenseitig zu stützen!
Naja, die Beisetzung war natürlich schlimm. Meine Mutter war/ist unfassbar tapfer, trotzdem tat es mir so Leid, sie so zu sehen.Wir, also meine eigene kleine Familie, hatte einen speziellen kleinen Abschiedsgruß, den wir Papa mitgeben konnten.
Die Kirche war voll und es war einfach nur schön zu sehen, wieviele Menschen für ihn gekommen waren!
Im Anschluss gab es die übliche Kaffeetafel im Café, was wirklich schön war. Viele altbekannte Gesichter, die ich seit Jahren nicht gesehen habe. Wir hatten uns unfassbar viel zu erzählen und es war total nett, aber auch trubelig - jeder will mit Dir reden, Du selbst willst auch niemandem vergessen, so viele Gespräche und Geschichten…
Am Abend saßen wir dann noch in kleinerer Runde mit sieben Leuten plus zwei Kids bei meiner Mutter und haben ein Glas Wein getrunken. Das Baby war quengelig, der große Cousin ist wie ein Wirbelwind herumgeturnt, ich war völlig fertig und kaputt vom Tag.
Da fünf Leute aus der Familie bei meiner Mutter übernachtet haben und ich einfach nur Ruhe wollte, sind wir abends noch nach Hause gefahren und als mein Sohn im Bett lag und ich mit meinem Freund im ersten ruhigen Moment des Tages (um 22 Uhr) auf dem Sofa saß, konnten wir endlich in Ruhe über Papa reden und den Tag verdauen. Da habe ich auch erst gemerkt, dass ich den ganzen Tag über nicht geweint habe. Nichtmal in der Kirche. Ich war permanent auf Spannung. Erst heute hat sich alles gesetzt, ich konnte die Beerdigung verarbeiten und die Tränen sind geflossen. Es schmerzt so sehr, dass mein kleiner Sohn seinen tollen Opa verloren hat, das ist wirklich das Schlimmste für mich!
Aber wir werden sein Andenken wahren und ganz viel von ihm weitergeben. Haben schon haufenweise Pläne, was wir mit dem Kleinen alles unternehmen wollen, was im Sinne vom Opa gewesen wäre. Und auch ich für mich habe meine Rituale, die Hobbies die uns verbunden haben, um mich ihm nahe zu fühlen. Er wird niemals vergessen werden, nie! Nächste Woche fahren wir zum Spaziergang in sein Heimatdorf, das ganz in der Nähe meines jetzigen Wohnortes ist und das für meine Kindheit ein prägender Ort war.
Ich bin froh, dass es geschafft ist und stolz auf mich, wie ich es gemeistert habe. Der Tag war gut und in Papas Sinne. Aber ich muss noch mal alleine und in Ruhe zum Grab um mich dort zu verabschieden, es war einfach alles so hektisch und so viele Menschen…da ging bei mir gar nix irgendwie.
Jetzt nehmen wir den Alltag wieder auf, aber er fühlt sich anders an, da ist einfach eine große Lücke