Liebe Ninchen ❤️
Ich kann dich so gut verstehen...
Meine Mama ist 88 und ich lebe in täglicher Angst...
Ich weiß, es ist ein gesegnetes Alter, aber das macht es keinen Deut leichter für mich.
Und ich finde es auch schrecklich dass deine Mama so jung gehen musste, das ist kein Alter... da liegen die "geruhsamen" gemeinsamen Zeiten erst vor einem.
Ich weiß nicht, wie krank deine Mama war und dass es vielleicht eine "Erlösung" war, wie viele Leute dann "gerne" sagen... ist niemals ein Trost...
Drück Dich
Pia
Alles anzeigen
Hallo liebe Pia,
diese Angst kenne ich zu gut... 88 ist wirklich ein gesegnetes Alter aber das macht es natürlich nicht besser oder leichter. Man will halt die Mutter nicht verlieren.
Egal wie alt sie ist, die Zeit ist immer zu früh.
Diese Angst kenne ich seit rund 4 Jahren. Vor sieben Jahren rum fing es an, das meine Mutter von allerhand Erkrankungen belastet wurde.
Aber vor vier Jahren kam ein kleiner Herzinfarkt und ihr Blutdruck ist regelmäßig entgleist so das ich dauernd den Notarzt rufen musste. Leider haben Ärzte heute keine Zeit mehr um die Ursachen zu erforschen. So plötzlich wie der Bluthochdruck kam, verschwand er wieder nach 2 Jahren und hinterließ Rheuma und viel schlimmer, mehrere Aneurysmen.
Zu der Zeit waren die für die Ärzte nicht "riskant" genug, bedingt durch Corona mussten Betten frei bleiben und und und.
Seit dem lebte man mit der Angst, ein Aneurysma reißt oder das Herz nicht mehr mitmachen will. Sie bekam schlimme Herzrythmusstörungen, Herzrasen und die Atmung wurde schlimm. Das nahm aber kein Arzt ernst. Das schlimmste, was ein Arzt sagte: ach, mit dem stolpern will das Herz nur sagen, dass es noch da ist.
Die meisten Ärzte schoben es auf die Psyche.
Als die Aneurysmen, trotz Medikamente wuchsen, traute sich dann kein Arzt mehr dran, die Risiken wären zu gross (Schlaganfall, Lähmung, Herzinfarkt).
Im letzten Jahr hatten wir tolle Ärzte gefunden(bedingt durch den Umzug in eine andere Stadt) , die sich auch endlich der Aneurysmen angenommen haben. Die erste von drei OP sollte heute gemacht werden.
Aber sie hatte über die letzten Wochen abgebaut. Sie bekam eine Lungenentzündung und lag über Weihnachten im Krankenhaus. Sie wurde auch leider mal wieder zu früh entlassen. Sie konnte sich aber einigermaßen auskurieren.
Durch die vielen Erkrankungen konnte sie nicht mehr wirklich was machen. Sie war immer viel erschöpft, die ständige Angst, das Aneurysma reißt hat ebenfalls schlimm an den Nerven gezerrt.
Woran sie letztlich gestorben ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hatte das Herz keine Kraft mehr.
Für sie ist es bestimmt eine Erlösung gewesen. Sie hat sehr unter der Situation gelitten. Ihre Eigenständigkeit ging Stück für Stück verloren.
Selbst für mich war es neben dem Schock auch ein Stück weit erlösend, dass das Damoklesschwert gefallen ist. Sie ist befreit von der Angst, den Schmerzen, der Schlappheit und Kraftlosigkeit. Aber nach der ganzen schlimmen Zeit mit den Ärzten gab es einen Plan, eine Ziellinie die ihr Leiden ein Stück weit kuriert hätten... Aber kurz davor kam es jetzt anders. Ihr Verlust schmerzt mich so sehr, dass es sich anfühlt, als würde ich innerlich zerreißen. Aber genau so schmerzt es mich, dass sie nicht noch etwas unbeschwerte Zeit haben durfte. Sie war ein so lieber Mensch.
Manchmal blitzen Momente auf, die mir sagen, dass sich das Schicksal was dabei gedacht hat, es kurz vor der ersten OP passieren zu lassen. Vllt hätte diese ihr Leid noch mehr verschlimmert.
Aber das sind halt so diese Gedanken, die kommen und gehen...
Drück dich feste zurück Pia und schicke dir etwas Kraft. Ich weiß, wie diese Angst an den Nerven zerrt.