Danke liebe RIta,
es ist elendig, beschissen und unerträglich in der meisten Zeit.
Ich hätte niemals gedacht, dass unser Traum auf diese Art und Weise sich in den schlimmsten Albtraum überhaupt wenden kann.
Mit der Zeit lässt auch all das Positive hier nach wie z.B. das Wetter, die Sprache & Kultur etc.
Mein Ehemann ist nicht weit von unserer Wohnung auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt kollabiert und gestorben.
Leider komme ich jeden Tag, jedes Mal wenn ich woanders hin möchte an genau diesem Ort vorbei, es gibt keine Alternative...
Eigentlich bin ich bisher in meinem Leben immer der Typ des Konfrontationskurses gewesen, was auch zu Beginn mehr oder weniger funktioniert hat, mittlerweile ist jedoch genau das Gegenteil der Fall.
Alles was mich auch nur im entfernsten Sinne daran erinnert, dass ich hier in Spanien bin z.B. wenn ich einkaufe oder mich auf spanisch unterhalte, selbst die blöde TV Werbung eig. alles ist wie eine nicht endende Phase des Schmerzes...
Zusätzlich gebe ich mir zum Teil selbst die Schuld daran, dass mein Mann gestorben ist.
Mitterlweile bin ich mir dessen bewusst, dass ich ihn nicht zu 100% hätte retten können, aber unter anderen Umständen hätte ich die Wahrscheinlichkeit eventuell erhöhen können.
Ich weiß mein Mann und all die Menschen, die mir etwas bedeuten, würden mir nie die Schuld daran geben. Auch die Ärzte & Norfallsanitäter meinten, dass ich bei diesem schweren Herzinfarkt nichts mehr hätte machen können und Diabetes immer das Risiko erhöhen würde an einem Herzinfarkt zu sterben...
Aber dann gibt es da ein paar Sätze seitens anderen, wie z.B. Sie verstehen es, dass ich mir Selbstvorwürfe mache, die mich komplett aus der Bahn werfen.
In den letzten Momenten hat mein Mann nur noch röcheln können und ich bekomme dieses Geräusch einfach nicht aus dem Kopf.
Fast täglich verfolgen mich Albträume in denen ich vergeblich versuche meinen Mann am Leben zu halten, was auch ein paar mal gelingt, aber der Ausgang ändert sich nicht.
Vor kurzem musste ich dann zum Kardiologen wegen Herzproblemen, da hat sich dann nach 1,5h Checks und Untersuchungen herausgestellt, dass ich an einem reaktiven Herz-Stress Symptom leide und jetzt soll ich zusätzlich noch Betablocker nehmen um mein Herz ein wenig zu entlasten.
Der Kardiologe meinte, dass wenn etwas am Herzen sonst noch wäre, würde man es sehen.
Diese Aussage treibt mich seither auch in den Wahnsinn, da diese Untersuchungen meinem Mann evtl das Leben gerettet hätten.
Mein Mann hatte nach unserem umzug hin und wieder mal Rückenschmerzen und Brustbeinschmerzen, die aber relativ schnell wieder weggingen.
Wenn man in 3 Tagen über 3500km mit dem Auto fährt und den Umzug vorher organisiert hat, dachten wir beide, dass dies auch aufgrund seines Alters (49) "normal" wäre.
Er war 11 Tage vor seinem Tod erst hier vor ort beim Doc, hat aber dies nicht geäußert.
Ingo hatte allerdings auch erst kurz vor unserem Umzug ein EKG etc beim Hausarzt machen lassen - ohne Befund -
Weitere Folgetermine hätte er mitunter wegen seinem Typ 2 Diabetes im Ortskrankenhaus im März gehabt, wo nochmal alles gecheckt worden wäre...
Ich hab einfach all diese Warnzeichen nicht wahrgenommen und fühle mich deswegen so unfassbar beschissen, weil ich eben bei irgendeinem Punkt etwas anders hätte machen können und dies hätte eventuell die Überlebenschance erhöht.
Das Leben bzw eher mein Leben ist so dreckig und unfair, vor allem weil mein Mann eindeutig der "bessere" Mensch von uns beiden ist, ich würde ohne jedes zögern sofort mit ihm tauschen. Er hat nie geraucht, nie getrunken oder sonstiges.
Auch frage ich mich, ob wenn wir in DE geblieben wären, er noch leben würde.
Daraufhin haben mir alle bestätigt, dass es nicht der Fall gewesen wäre, wie hier, dass innerhalb von 5 Minuten Notfallsanitäter hier (auf Rügen) gewesen sind...
Ich kam in dem Moment einfach nicht auf die Idee, dass es ein Herzinfarkt sein könnte und mein Mann wirklich sterben wird. Ich hab mich in dem Moment, dersich für michwie Stunden angefühlt hat, nur daraum gekümmert ihn am Leben zu halten, anstatt auch zusätzlich noch für ihn da zu sein und die Angst zu nehmen.
Stattdessen hab ich mich nur darauf fokussiert, ihn zunächst in die stabile Seitenlage zu legen - die Atmenwege freu zu machen, da er sich übergeben hatte, Notarzt anzurufen, um Hilfe zu schreien und andere Personen angeschrien sie sollen sofort in das 1. OG des Supermarktes gehen, da dort eine private Notfallsanitäterstation ist und so schnell es geht die herzuholen... und während dessen ihn zu beatmen....
Aber ich habe versagt und all das wird mich mein restliches Leben verfolgen, ich werde mir es nie verzeihen können...
Mein Mann hat mir 2015 das Leben gerettet und ich war 2023 nicht in der Lage das seine zu retten...
Ich liebe Ingo über alles und würde alles dafür geben ihn zu retten....
Meine Schuldgefühle reichen auch so weit zurück, dass ich mir die Schuld gebe, den familiären Konflikt in seiner Familie, nicht beendet haben zu können.
Dies ging sogar soweit, dass es vor Gericht ging und es vollkommen eskalierte...
Ich als sein Ehemann hätte ihn mehr beschützen müssen, aber ich konnte es nicht....
Bei all dem weiß ich mein Mann würde mir ordentlich die Meinung sagen, dass ich keine Schuld habe, aber es ist in meinem Kopf und ich bekomme es da nicht mehr raus...
Manchmal spüre ich auch den Druck von außen, dass ich nach über 14 Wochen, mich doch nun besser fühlen sollte
WHAT THE FUCK denke ich mir dann einfach nur, mein Mann, mein Ein und Alles ist ERST vor 14 Wochen gestorben...
Ich weiß, dass ich nicht die beste Gesellschaft bin, aber dasss sich Freunde deswegen abwenden und keinen Kontakt mehr zu mir halten, verletzt mich ungemein...
ich habe auch keine Familie, die mir beistehen kann, da meine Mutter als ich 8 Jahre alt war gestorben ist, mein Vater ist Alkoholiker und ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm seit dem ich denken kann (ich weiß noch nich mal ob er noch lebt, wenn ich ihn je wieder sehe würde ich ihm wsl den kiefer oder Rippen brechen für die Vergangenheit)
Es fühlt sich so an, als wäre meine Trauergruppe und vor allem mein Hauskater Pepino die einzigen Lebewesen, die mich verstehen und aushalten können...
Wobei gemerkt, ich zugeben muss, dass der bekannten und Freundeskreis meines Mannes mir mehr geholfen haben als ich mir jemals hätte wünschen können...
Falls ihr das lesen solltet, ich danke euch allen von ganzem Herzen!!!
Es ist mir nur derzeit so fgut wie unmöglich neue kontakte aufzubauen, da ich meine verbleibende 0,000001% Kraft nurfür das pure Überleben aufwenden kann...
Ich würde so unglaublich gerne mich in Arbeit stürzen können, aber da ich selbstständig am Finanzmarkt arbeite, ist dies nicht möglich...
Da die 1. Regel lautet, niemals zu arbeiten, wenn man seine Emotionen nicht im Griff hat, und davon bin ich weit, weit entfernt...
Ich habe meinen Mann, unser Leben, meine Sonne als Energiequelle (Metapher) und einfach so gut wie alles in meinem Leben verloren...
Ich weiß es wird nicht mehr so wie vorher werden, geschweige denn "gut", aber mit einem ausreichend, mangelhaft oder ok, würde ich mich schon zufrieden geben...
Ich hab meinem Mann versprochen, dass ich niemals aufgeben werde und mein bestes gebe, bis wir uns eines Tages wiedersehen....
Ich habe auch Ziele, aber ich hab keinerlei Lösungsansatz wie ich dorthin komme...
Unser Leben ist in tausende kleine Einzelteile zerfallen, die wichtigste Hälfte fehlt und die anderen Puzzleteile passen nicht mehr zusammen...
Verdammt, ich will meinen Mann stolz machen und ihm eine Stütze sein, weiterhin immer für ihn da sein, auch wenn er nicht mehr physisch auf dieser Welt ist...
Ich werde Ingo immer lieben und da kann auch der Tod nichts daran ändern...
Auch, dass die Kremation bereits 2 Tage nach dem Todestag gewesen ist, wo ich ihn noch ein letztes Mal sehen durfte, hat mich enorm fertig gemacht...
Ich habe unser Hochzeitslied abgespielt und ihm versucht noch all dies zu sagen was ich immer sagen wollte, aber die Zeit war viel zu kurz...
Ich bin wortwörtlich mehrmals noch zu ihm hingerannt, als ich mich eigentlich schon verabschiedet habe und gehen musste, aber ich konnte einfach nicht und musste ihn noch mehrfach halten, streicheln etc...
ich hätte wochenlang noch an seiner Seite sitzen können...
Auch wenn es Herzzerreißend war, allein dort gewesen zu sein, wenigstens konnte ich ihn noch ein letztes Mal sehen....