Wenn ich mit dem Thema anfange wird er immer ganz still. Und nachdem ich ein bisschen was darüber gesagt habe, dass es mir zuviel auf einmal ist und, dass ihm das doch auch zuviel sein muss, da er auch ein fühlender Mensch ist, bricht er das Thema ab. Er sagt dann meistens: "Gut, dann lassen wir das Ganze." oder "Na entweder ganz oder garnicht."
Dann sitzen wir uns stumm gegenüber und irgendwann gehe ich in mein Zimmer oder ich sage, dass er den Gedanken nicht gleich verwerfen soll. Er hat sich tolle Sachen vorgenommen und die Veränderung könnte die Lebensqualität erheblich steigern. Er soll einfach nicht so schnell alles über den Haufen werfen und umkrempeln.
Oder wartet er darauf, dass ich ihm sage, er soll blos nicht weiter etwas verändern??
Zu etwas Anderem:
Ich habe mich bis jetzt nicht dazu durchringen können Mama noch eine Mail zu schreiben. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich es mit der letzten verdorben habe.
Also suche ich mir andere Dinge bei denen ich das Gefühl bekomme sie näher bei mir zu haben. Zum Beispiel bin ich vergangene Woche fast jeden Tag an die Stellen am Rhein gefahren wo sie mit mir und meinem Bruder auch immer war. Irgendwie war es irrsinnig, denn der Weg war wahnsinnig lang, es war schlechtes Wetter und ich hatte nur mein Fahrrad zur Verfügung. Seis drumm... ich bin trotzdem hingefahren. Etwas hat es auch gebracht. Ich konnte in aller Ruhe und Klarheit an unsere lustigen Erlebnisse denken. Zuhause ging das bei Weitem nicht. Und ich wollte nicht länger an die furchtbare Zeit im Jahr vor ihrem Tod denken.
So bin ich recht fröhlich wieder nach Hause gefahren.
Ich habe kurz nach ihrem Tod sehr oft geträumt, dass sie von dem Bett in dem dunklen Krankenzimmer einfach wieder aufsteht, ganz langsam... Und dann fragte sie immer meinen Vater wo denn das Auto steht und ob sie weit laufen müsste. Papa hat ihr dann immer versichert, dass das Auto fast direkt vor der Tür steht und wir gleich nach Hause können.
Dann hat sich die Situation verändert und Mama lag wieder im Bett. Diesmal war das Zimmer ganz hell aber sie hat sich nicht geregt. Die Situation war dieselbe, wie sie wirklich gewesen ist, nur dass eben das Licht an war. Mama hat sich nicht bewegt. Sie lag so still da. So unheimlich still. Ich hab mich umgedreht, weil ich sie nicht sehen wollte. Dann bin ich in Tränen ausgebrochen. Nach ein paar Minuten hab ich mich umgedreht und ihr den Kopf gestreichelt. Ihre Haare fühlten sich an wie immer.
Dann zog mich Papa auf einen Stuhl neben dem Bett. Ich guckte Mama an, und holte Luft um zu rufen: "Sie atmet noch! Sie lebt! Hilfe!"
Um dann ein paar Sekunden später festzustellen, dass ich mich geirrt hatte...
Jetzt träume ich das nurnoch selten. Ich träume insgesamt seltener von ihr und es sind öfter schöne Sachen.
Nur, wenn ich nochmal so einen Traum habe wache ich sofort weinend auf. Ich kann weder Fotos von ihr angucken ohne zu weinen oder Famillienvideos.
Anfangs habe damit keinerlei Probleme gehabt. Ich habe sogar das dringende Bedürfis gehabt sie zu sehen.
Ist das nicht etwas widersprüchlich?
LG
Leyla