Beiträge von Ruediger

    Heute war wieder eine "Erinnerung" in Facebook - ich wurde daran erinnert, dass heute vor 4 Jahren einer der schönsten und wichtigsten Tage für meine Frau war: Sie wurde Nonne.


    Ja, ihr habt richtig gelesen: Sie wurde eine Nonne (auf Zeit). In Thailand ist das durchaus üblich. Viele Thai's gehen einmal (oder auch mehrmals) für eine bestimmte Zeit ins Kloster und werden Mönch oder Nonne. Meine Frau hatte sich das auch schon länger gewünscht und dann 2019 den Schritt gewagt. Viele Freunde und Verwandte waren dabei, als ihr alle Kopfhaare entfernt und sie zur Nonne geweiht wurde.


    Sie war so glücklich und zufrieden. Es war ein so schöner Tag für sie und für uns alle. ich würde sagen, einer der glücklichsten in ihrem Leben.


    Heute die Bilder von damals zu sehen, treibt mir die Tränen in die Augen. Natürlich erinnere ich mich auf der einen Seite gerne an diesen Tag. Es war ein so glücklicher und schöner Tag für sie und ich war stolz auf meine Frau - doch auf der anderen Seite, läßt es mich den Verlust um so mehr spüren, den Schmerz tief in meiner Seele. Die Leere, sowohl hier im Haus, als auch in meinem Herzen.


    Ich vermisse sie so sehr ...


    Ich bete jeden Tag für sie, dafür das sie entweder ihren Frieden im Nirvana gefunden oder eine glückliche und gute Wiedergeburt erlangt hat. Verdient hätte sie es.

    Danke ihr Lieben, und ja Karin du hast völlig recht: Die Kleinigkeiten die früher so normal waren - die fehlen jetzt besonders und es schmerzt und ich fühle mich so müde.

    Ich vermisse ihr "schräges" Singen im Bad ... oder die Geräusche aus der Küche, wenn sie ihren Saft gemacht hat. Ich vermisse die Person die neben mir im Bett liegt, mit mir spazieren ging, mit mir von Reisen und Ausflügen träumte ... ich vermisse meine Frau!


    Gerade eben habe ich einige Bilder aus Thailand erhalten. Da war heute wohl wieder eine Gedenkfeier für sie. Bin mir nicht sicher wie häufig das dort stattfindet, da mir das leider niemand erklären kann, aber es ist schön (und traurig) für mich zu sehen, wie sehr sie doch von allen vermisst wird...

    Liebe Manuela,


    mir tut der Verlust deines Mannes unendlich leid. So etwas furchtbares sollte niemand erleben müssen und damit meine ich sowohl ihn, als auch dich.


    Was deine Frage angeht - der erste "Geburtstag" meiner Frau steht mir noch bevor (29.10.) und ich muss ehrlich sagen, dass ich mich vor dem Tag schon etwas fürchte. Sie hatte zwar nie groß Wert darauf gelegt (in Thailand wird der Geburtstag nicht so gefeiert wie bei uns - zumindest nicht bei den älteren Generationen), aber trotzdem habe ich natürlich immer versucht wenigstens etwas besonderes für sie an diesem Tag zu machen.


    Ich weiß noch nicht, was ich dieses Jahr an dem Tag machen werde - vielleicht habe ich ja "Glück" und vergesse ihn (so wie ich fast meinen eigenen Geburtstag vor ein paar Wochen vergessen hätte) oder aber ich versuche an dem Tag etwas zu machen, von dem ich denke das es ihr gefallen würde: zum Tempel gehen oder irgendetwas soziales... mal sehen.


    Was deine zwei Abschlusskommentare angeht .. ja, dass Frage ich mich selbst auch oft.


    LG und viel Kraft


    Rüdiger

    Liebe Melanie,


    vielen Dank für deine lieben Worte.


    Ich habe mir gerade erst mal deine Gesichte durchgelesen und auch wenn man "Leid" nicht quantifizieren oder vergleichen kann, so hat mich was dir passiert ist doch stark betroffen. Fühl dich erst mal fest in den Arm genommen und stumm gedrückt.


    Das du die Baby-Klamotten deines Sohnes noch immer im Schrank hast, kann ich gut verstehen. Wie gesagt ich habe auch noch einiges aufbewahrt u.a. auch ihre Hochzeitskleider (sie hatte zwei: ein weißes und ein traditionell Thailändisches) und ich weiß echt nicht ob ich mich je davon trennen kann. Auch einige andere "besondere" Kleidungsstücke habe ich und werde ich aufbewahren - auf der anderen Seite: was sollte ich bitte mit ca. 50 Hosen anfangen? Und Nein, ich übertreibe hier nicht ^^ meine Frau hatte tatsächlich so viele, aber um fair zu sein... die Hälfte davon war für ihren Job (Massage-Therapeutin).


    Zum "Grab" kann ich ja leider nicht gehen - hätte früher auch nie gedacht, dass ich das mal wollen würde - da es ja in Thailand ist. Hier in Deutschland bleiben mir nur die Orte, an denen ich mit ihr war und die Bedeutung für uns hatten: unser Tempel hier in Berlin, das Haus meiner Eltern, einige schöne Plätze in der Natur. Dort habe ich überall meine Steine abgelegt und einer meiner Pläne ist es, zu noch vielen weiteren buddhistischen Tempeln und besonderen Orten zu pilgern um dort weitere Steine für sie abzulegen. Ich denke das würde ihr gefallen.


    Ich wünsche dir und allen anderen hier im Forum einen guten Tag ... schön wird er wohl für die meisten von uns nicht werden, aber vielleicht etwas besser als der Tag zuvor.


    Liebe Grüße


    Rüdiger

    Liebe Karin,


    ja, ich denke jeder von uns geht damit anders um. Auch ich habe einige Dinge von denen ich mich nur schwer oder gar nicht trennen kann und andere bei denen es mir nichts ausmacht, bzw. wo ich nur zusehen möchte, dass sie in gute Hände kommen.


    Persönlich gab es mir in den ersten Wochen/Monaten etwas zu tun. Das Aussortieren und Wegbringen/Weggeben hielt mich beschäftigt und ich wusste sie würde es verstehen und sogar gutheißen.


    LG


    Rüdiger

    Liebe Manuela,


    das kann ich gut verstehen. Auch ich habe nicht alles fortgegeben. Einige Dinge habe ich behalten z.B. ihren Bademantel, den ich ab und zu einfach berühre um sie so zumindest im übertragenen Sinne zu spüren.


    Danke für deine Wort und ich wünsche auch dir einen guten Abend


    Rüdiger

    Hallo Billi,


    ja so ähnlich geht es mir auch. Ich habe ihr hier einen kleinen Altar eingerichtet mit Fotos, Buddha Statue und anderen Dingen. Ich weiß das es ihr gefallen würde. Genauso wie ich mich um ihre Pflanzen kümmere (obwohl ich mit Blumen etc. eigentlich gar nichts anfangen kann und eigentlich eher einen "schwarzen" Daumen habe, aber es sind ihre "Kinder" und ich bemühe mich so gut ich kann sie am Leben zu erhalten).


    Ich spreche täglich mit meiner Frau, teile meine Gedanken, Ängste und Sorgen mit ihr. Ich denke das ist normal. Die letzten 1.5 Jahre waren wir fast 24/7 zusammen, da sie nicht mehr arbeiten konnte und ich im Homeoffice war. Jetzt hier so allein - mir fehlt ihre Stimme, ihr schräges Singen und einfach ihre Gegenwart.


    Wünsche dir einen ... hmm guten Abend


    Rüdiger

    Hallo Billi,


    auch dir erst mal mein herzliches Beileid zu deinem Verlust und viel Kraft für alle kommenden Tage.


    Das mit dem Kissen ist eine schöne Idee. Ich kann nicht nähen und habe daher daran wohl auch nicht gedacht. Aber ich male Steine (wie der den ich als mein Profilbild verwende) für meine Frau. Ich weiß ihr würde das gefallen.


    Liebe Grüße


    Rüdiger

    Hatte gerade wieder besuch von jemandem, der ich einige der Sachen meiner Frau überlassen habe. Ich habe viele ihrer Sachen jetzt schon abgegeben und gespendet und ich weiß, dass sie damit nicht nur einverstanden wäre, sondern es sogar aus ganzem Herzen gutheißen würde. Sie war ein guter und großzügiger Mensch und wir beide haben gerne geben und geholfen...


    ... und trotzdem fühlt es sich immer wieder seltsam an etwas von ihren Dingen fort zu geben. Auf der einen Seite freue ich mich das es noch genutzt wird, auf der anderen fühlt es sich so an, als wenn ich ihr Leben Stück für Stück weggebe. Aber schlimmer als weggeben ist es, Dinge wegwerfen zu müssen - da sind mir doch immer wieder die Tränen gekommen und doch - was soll ich mit 30 Ringbüchern die ich a) nicht lesen kann, weil sie auf Thai geschrieben sind und b) so wie so nichts wichtiges enthalten (die meisten waren aus dem Deutsch Unterricht). Einige einzelne Seiten habe ich behalten, aber was soll man mit dutzenden Seiten voller "Frank geht in den Supermarkt" und "Thomas und Luise treffen sich im Restaurant" anfangen?

    Liebe Karin,


    auch dir mein herzliches Beileid.


    Ja, du hast recht - Menschen die so etwas noch nicht erlebt haben (und auch Menschen denen einfach die Sensibilität fehlt) können einfach nicht verstehen, wie sehr ein solches Erlebnis die Welt aus den Angeln hebt. Beim Tod meiner Mutter z.B. meinte mein Chef nach ca. 1 Monat das es jetzt doch mal langsam an der Zeit wäre, darüber hinweg zu kommen... *kopfschüttel*


    Und ja, die Erlebnisse in Thailand waren schwer - auch wenn einige Zeremonien durchaus schön waren und ich die generelle Einstellung der Thais zum Tod nur bewundern kann. Es ist aber halt etwas anderes das vom Kopf her zu bewundern oder vom Bauch her zu begreifen und umzusetzen.


    Also danke für deine Worte und dein Mitgefühl und ich wünsche uns beiden - uns allen hier - viel Kraft für die Tage die da kommen.


    Gruß


    Rüdiger

    Hallo Elisabeth,


    danke für deine lieben Worte.


    Ja, ich weiß wie sehr es helfen kann mit Menschen zu reden, die das gleiche oder ähnliches durchgemacht haben.

    Ich war damals - nach dem Tod meiner Mutter - ebenfalls in einem Forum aktiv und es hat geholfen und ich hoffe das es dieses mal auch wieder etwas hilft.

    Im Moment und gerade heute an ihrem Todestag ist es natürlich sehr schwer. Vielleicht habe ich gerade deshalb diesen Tag gewählt um hier aktiv zu werden.


    Danke also nochmals für deine Anteilnahme und auch dir wünsche ich viel Kraft, denn ich weiß, dass auch nach 6 Monaten deine Trauer nicht vorbei und die Leere noch immer da ist.


    Liebe Grüße


    Rüdiger

    Liebe Manuela,


    erst mal und aus ganzem Herzen "Krebs ist Schei***" - sorry für den Kraftausdruck, aber ich denke jeder der einen geliebten Menschen an diese Krankheit verloren hat, wird das verstehen.


    Meine Frau und ich haben 6 Jahren lang gekämpft und jetzt ist sie fort. Seit 4 Monaten kämpfe ich jetzt damit das zu verarbeiten und damit fertig zu werden. Die Einsamkeit - vor allem in unserem gemeinsamen Zuhause - ist schrecklich. Ich verstehe so gut wie du dich fühlst und es ist einfach so unendlich schwer zu begreifen, dass der geliebte Mensch nicht jeden Moment wieder nach Hause kommt.


    Jeder von uns trauert anders - jeder muss seinen weg finden, damit fertig zu werden - aber man muss den Weg nicht ganz alleine gehen. Ja, oft sitzen wir im dunklen Zimmer und starren allein die Wand an und ja, oft sind wir unter Menschen und fühlen uns doch ganz allein und verlassen. Das gehört wohl dazu... aber es ist gut, dass du hier bist und dich zumindest so nicht isolierst.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft


    LG

    Rüdiger

    Hallo Zusammen,


    ich sitze hier und starre den Monitor an und weiß eigentlich nicht was ich schreiben soll. Natürlich könne ich hier die Faken erzählen, so wie ich es schon dutzende male habe tun müssen und ich denke, dass zumindest die Hintergrund-Infos auch wichtig sind, um zu verstehen wer meine geliebte Frau war, wo ich jetzt stehe und was ich durchmache, aber ehrlich gesagt ... mir fehlen die Worte um das wirklich zu beschreiben (und das als Hobby-Schriftsteller).


    Aber gut, fangen wir da an wo alles begann ... am Anfang:

    Ich lernte meine Frau vor 13 Jahren in Irland kennen. Wir beide arbeiteten dort - sie in Killarney, ich in Dublin. Wir lernten uns über das Internet kennen und stellten bald fest, dass wir uns sympathisch waren. Nach ca. 1,5 Jahren schloss meine Firma in Irland und mein neuer Job war in Deutschland. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass meine Frau ursprünglich aus Thailand stammte und nun ebenfalls kurz vor dem Ende ihrer Arbeitsvertrages in Irland stand. Da ich sie nicht verlieren wollte und sie mich nicht - entschlossen wir uns zu heiraten.


    Es dauerte etwas über ein Jahr, alle Unterlagen und Genehmigungen zu bekommen, doch im August 2012 war es dann endlich soweit und wir heirateten. Wir waren glücklich...


    4 Jahre später waren wir immer noch glücklich - hatten uns zusammengerauft und blickenten positiv in eine gemeinsame Zukunft, als bei einer Routineuntersuchung festgestellt wurde, dass meine Frau Brustkrebs hatte. Es war natürlich ein Schock für uns, doch die Prognosen der Ärzte waren gut.


    Das war vor 6 Jahren. 6 Jahre lang kämpften wir gegen den Krebs mit allen Mitteln. Hormontherapie, Bestrahlung, diverse OPs - meine Frau stellte ihre Ernährung komplett um, nahm Mineralien und Vitamine, führte diverse alternative Therapien durch etc. etc.


    Ich unterstützte sie so gut ich konnte - OK, mit einigem war ich nicht einverstanden, wie z.B. das sie mehrfach die Hormontherapie abbrechen und nur ihre Thai-Kräuter-Kur weiterführen wollte. In diesen 6 Jahren hatten wir vielleicht 4, 5 oder 6x richtig Streit - meistens, weil sie wieder genug von der Therapie hatte und diese abbrechen wollte. Es war schwer für sie, dass weiß ich und es war oft eine Qual. Doch ich bestand darauf, dass sie die Therapie weiterführte und unterstütze sie dabei so gut ich konnte. Ging mit ihr zu jedem Arztbesuch, kaufte ihr alle alternativen Mittel die sie wollte, versuchte mit ihr alle Therapien die uns einfielen.


    Anfang diesen Jahres dann erhielten wir die Nachricht, dass die Hormontherapie nicht mehr wirken würde (wir waren mittlerweile beim dritten Hormonmittel) und das es keine Alternativen geben würde. Ok sie hätte noch eine starke Chemo machen können, aber das wollte sie nicht und ich verstand das auch. Selbst unsere Ärztin meinte, dass dies ihr höchstens einige Monate mehr an Leben verschaffen würde. Einige Monate mehr ... doch zu welchem Preis? Nein, dass wollte sie nicht. Die Prognose lautete: 6 bis 12 Monate.


    Ursprünglich hatten wir geplant im Juni nach Thailand zu reisen um dort Urlaub zu machen und die Familie zu besuchen. Das änderten wir sofort und entschlossen uns, dass sie schon im Februar zu ihrer Familie fliegen würde und ich (da meine Frau länger bleiben wollte), einige Wochen später nachkommen sollte.


    9 Tage vor meinem Abflugtermin erhielt ich die Nachricht, dass sie im Krankenhaus sei. Sie spielte es runter - meinte sie wäre nur da um sich zu erholen und ruhe zu finden. Was für mich durchaus verständlich war, da es im Heimatdorf meiner Frau weder Klimaanlage, noch ein "richtiges" Bett und schon gar keine Ruhe gab (dutzende Hähne die jeden Tag krähen, halb-wilde Hunde die ständig bellen und kämpfen und natürlich dutzende Verwandte die ständig da sind).


    Ich machte mir zwar Sorgen, aber verstand es noch nicht als kritisch. Das änderte sich, als sie in ein anderes Krankenhaus verlegt wurde (näher an ihrem Heimatort). Aus ihr konnte ich nicht herauskitzeln warum genau oder wie es ihr wirklich geht und da ich in ihrem Dorf niemanden kannte, der genug Englisch sprach, war es für mich schwierig. Es ließ mir aber keine Ruhe und so kontaktierte ich ihre Ex-Schwägerin in Bangkok (die fließend Englisch spricht) und bat sie da mal nachzuforschen.


    Das Ergebnis war niederschmetternd. Es ging ihr sehr schlecht.


    Ich buchte sofort den nächsten freien Flug (1,5 Tage später) und flog nach Bangkok. Von dort aus brauchte ich noch ca. 1 Tag bis in ihre Heimatprovinz und in das Krankenhaus. Sie sah furchtbar aus. So schwach und zerbrechlich und doch war es schön ihre Augen aufleuchten zu sehen, als sie mich sah.


    Wir verbrachten über eine Woche im Krankenhaus. Die ersten Tage schlief ich noch im Hotel, dann auf der Couch in ihrem Krankenzimmer. Sie baute schnell ab. Ich versuchte ihr noch so viele kleine Freuden zu bereiten wie möglich, aber vieles war einfach nicht möglich. Das Zimmer z.B. konnte sie nicht mehr verlassen, da es keinen mobilen Sauerstoffkonzentrator gab - außerdem gab es in der Provinz auch nichts wo wir hätten hingehen können. Staubige Straßen - Geschäfte und Hitze waren alles. Ich weiß, sie hätte so gerne noch mal einen Waldspaziergang gemacht oder am See gesessen und die Blumen, Vögel und Menschen beobachtet - aber das war einfach nicht möglich.


    Am Samstag den 18. März wurde sie dann zum Sterben nach Hause gebracht und am frühen Morgen des 19. verstarb sie. Ich will hier und heute nicht auf die Einzelheiten ihrer letzten Stunden eingehen - vielleicht ein anderes mal - aber soviel sei gesagt: es war für mich furchtbar.


    Die nächsten vier Tage lang fand die Buddhistische Trauerfeier statt. Ich hatte das Glück das ihr Cousin (der in der Nähe wohnte) früher Chef-Koch in einem Touristen-Restaurant und seine Frau eine Bedienung war. Daher sprach sie relativ gutes Englisch und die Beiden übernahmen die Organisation der Trauerfeier. Ich wäre damit völlig überfordert gewesen.


    Vier Tage lang essen, beten und Zeremonien, die mir keiner Erklärte und die ich nicht kannte. Trauer so wie wir das kennen, gab es nicht. In Thailand wird der Tod eher "gefeiert". Ich verstehe und bewundere das vom Verstand her ja - der/die Tote soll mit einem guten Gefühl gehen und ihr nächstes Leben ohne Sorgen beginnen - aber für mich war es eine kleine Hölle. Weinen konnte ich nur Nachts allein in meinem Hotelzimmer.


    Während der viertägigen Trauerfeier gab es natürlich auch diverse "Überraschungen". Ich war z.B. überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass am vierten Tag der Sarg noch mal geöffnet wurde (kurz vor der Verbrennung). Niemand hatte mir das gesagt (natürlich nicht, für die Thais war das ja selbstverständlich) und es war ein Schock - oder als die Mitarbeiter des Tempels kamen um ihren Sohn (aus erster Ehe) und mich zu holen, weil angeblich ihr Körper nicht richtig verbrannte und wir Haare opfern und sie auffordern sollten zu gehen. Natürlich gingen wir hin - nur um zu erfahren, dass alles Ok sei. Der "Brennmeister" meinte dann noch: Wollt ihr mal schauen und öffnete die Klappe zum Ofen...


    Nach dem Ende der Trauerfeier verabschiedete ich mich dann auch recht schnell und flog nach Hause.


    Hier bin ich jetzt seit vier Monaten damit beschäftigt ihre Sachen auszusortieren, die Behördengänge zu erledigen und zu versuchen zu verstehen was passiert ist. Ich arbeite, ich interagiere mit Menschen, ich gehe sogar in unseren Tempel und bete dort für sie (ja, ich bin ebenfalls Buddhist). Doch oft erwische ich mich dabei, dass ich darauf warte ihren Gesang in der Wohnung zu hören oder ihren Entsafter in der Küche. Ich warte darauf das sie in mein Büro kommt um mit mir zu sprechen oder mit mir durch den Park spazieren geht.


    Sie fehlt mir so sehr. Jeder Tag ist anders - an manchen geht es, an anderen bricht meine Welt wieder zusammen. Ich fühle mich oft so leer und hoffnungslos und frage mich, wie es weitergehen soll...


    Mittlerweile habe ich mich bei einer Trauergruppe angemeldet (fängt aber wohl erst Ende August an), versuche mich sozial zu engagieren und bemale "Erinnerungssteine" und bringe diese zu Orten die uns wichtig waren oder gebe sie Leuten, die sie kannten und schätzen. Es ist Beschäftigungstherapie - es hilft für eine kurze Zeit, aber oft wenn ich in den Spiegel blicke, zerbricht die Maske und ich sehe die Leere und Verzweiflung dahinter.


    Ich weiß, meine Frau würde jetzt mit mir schimpfen - sie würde wollten, dass ich glücklich bin, dass ich die Trauer überwinde und sie "loslasse" - doch das kann ich nicht. Bis auf meine Erinnerungen ist die Trauer alles was ich von ihr noch habe.


    Jetzt sitze ich hier und mir laufen die Tränen über das Gesicht und dieser Post ist nun um einiges länger geworden, als geplant.


    Danke fürs lesen.


    Gruß


    Rüdiger