Liebe Nora,
Jemand, der nicht selbst betroffen ist kann weder die Intensität noch die Dauer unserer Trauer verstehen oder gar nachempfinden. Selbst hilfsbereite, empathische Menschen können nur versuchen, es nachzuempfinden.
Es gibt gerade am Anfang immer wieder Situationen, in denen es einem abgrundtief schlecht geht, eine nie gekannte Verzweiflung empfindet, man nachsterben will. Man glaubt, dass man das weder aushalten noch überleben kann. Wozu auch? Ja, Nora, das sind Emotionen, die hier wohl jeder kennt. In anderen Worten, Du musst Dir keine Gedanken machen, dass vielleicht etwas mit Dir nicht stimmt. Alles das, was Du jetzt erlebst, hat hier denke ich jeder so oder ähnlich selbst erlebt. Das ist der Grund, warum es so gut tut, hier zu schreiben, gerade dann, wenn es Dir nicht gut geht. Mache Dir keine Gedanken darum, Du könntest hier jemanden „runterziehen“. Jeder hier von uns versteht Dich weil sie/er oft genug selbst ganz unten saß. Wir sind hier, um uns gegenseitig zu stützen. Du kannst es Dir jetzt vielleicht nicht vorstellen, aber die Trauerwelle wird auch wieder abebben. Wehre Dich am besten nicht, das kostet Kraft und verhindert sie dennoch nicht. Ich habe ein Bild: wenn die Welle kommt, lasse ich mich von ihr tragen, halte den Kopf über Wasser und wenn sie abebbt, sitze ich wieder am Strand und schaue aufs Meer. Vielleicht hilft Dir dieses friedliche Bild dabei, die Ängste und den Schmerz etwas leichter zu nehmen.
Wenn Du dringend Redebedarf hast, hat mir die Telefonseelsorge immer gut helfen können. Es kann öfter besetzt sein aber es ist eine Möglichkeit, die ich an Abenden, Wochenenden etc. Genutzt habe….
Fühle Dich lieb umarmt..,,
Lg Herzschmerz