Liebe Nadja,
danke für´s drücken.
Aber zu meinem Profilbild möchte ich etwas sagen: es hat nichts mit spitzbübisch, geschweige denn unbeschwert zu tun. Das Selfie haben wir in unserem letzten Urlaub gemacht 04/23 im Strandkorb der Samoa Bar auf Sylt. Zwei Monate später starb René. Der Urlaub war -trotz Trauer- sehr wertvoll für uns. 10/22 hatten wir ja die Diagnose "unheilbar" bekommen. Seitdem habe ich bei unseren Ausflügen ganz heimlich geweint wenn wir irgendwo waren. Z. B. in Stahlbrode (René´s Lieblingsort), oder auch anderswo.... immer habe ich gedacht "jetzt ist letztes Mal wo wir hier zusammen stehen und auf´s Meer schauen". Habe mich so gequält, wollte aber auch nicht, dass René es (meine Tränen, meine Qual) bemerkt. Dann reflektiert: So kann der Rest unseres wertvollen Lebens nicht weitergehen. Nicht weinen!!! Genießen, leben und feiern....
Das haben wir in unserem letzten Urlaub versucht, ist (nicht ganz) gelungen. Nicht wegen unserem Willen sondern die Metastasen haben seinen Darm umschlungen. Übelkeit, Erbrechen... trotzdem war er voller Hoffnung: " Wenn ich die Uwe-Düne noch 10 mal rauf und runter laufe, bin ich wieder fit". Ach, mein lieber René. Wir haben so gehofft und geglaubt. Wir haben auf Sylt ein Paar kennengelernt und mit ihnen den ein oder anderen schönen Abend verbracht. Lustig, mit viel Wein, aber auch kurz die Situation erklärt. Als René verstorben war haben sie uns erzählt wie stark sie uns empfunden haben. Vielleicht kommt das auf dem Bild auch so rüber. Davon bin ich überzeugt.
Einfach mal kurz zu meiner Mutter: direkt nach René´s Tod hat sie gemeint "ihr hattet doch lange genug Zeit euch darauf vorzubereiten (9 Monate) und noch schlimmere empathielose Äusserungen. Ich habe ihr erklärt, dass ich mich erst einmal zu meinem eigenen Schutz kurzzeitig von ihr distanzieren möchte. Mal wieder hat sie überall rum erzählt was ich für eine schlimme Tochter bin.
Meine Mutter und meine Schwester waren immer eine Einheit, sogar in Urlaub sind sie zusammen gefahren. Auch die Besuche Mutter (Schwarzwald) Schwester (inzwischen Sauerland) waren so häufig, dass ich nachgefragt habe. Es kam der Satz "Wenn du Kinder hättest würde ich dich auch öfter besuchen". Ja danke auch an meinen Krebs. Bei den Urlauben habe ich gefragt, ob wir nicht mal alle zusammen wegfahren möchten: "du bist ja nicht für diese Länder (Türkei). Das stimmt aus eigener Erfahrung. Aber man könne doch mal ein WE zu dritt zusammen verbringen...keine Reaktion. Auch René hatte mich mal gefragt, ob ich nicht traurig wäre, wenn ich noch nicht mal gefragt werde ob ich mit in Urlaub kommen möchte. Ich habe ihm wahrheitsgemäss geantwortet, daß ich schon lange nicht mehr traurig bin. Irgendwann ist man erwachsen und steht über diesen Dingen... bis der vertraute Lebensmensch (mit dem man immer über solche Dinge reden konnte) gestorben ist. Nun nerve ich halt meine Mutter. Warum sie mir in ihrem ganzen Leben nie gesagt hat, dass sie mich lieb hat oder dass sie stolz auf mich ist. Im Gegenteil: sie hat mir den Dreck unter dem Fingernagel nicht gegönnt. Mein Selbstwertgefühl habe ich erst spät aufgebaut. Nun blockiert sie mich lieber und sagt, ich solle doch die Vergangenheit ruhen lassen. Gott sei Dank habe ich sehr guten Kontakt zur Schwester meiner Mutter. Sie bestätigt mir, dass meine Mutter immer nur eine Tochter hatte. Nur wenn sie was möchten, kommen sie auf mich zu. Das in Kurzfassung, ich könnte ein Buch schreiben....