Hallo ihr Lieben!
Linda
: ja ich fand es auch gut, dass etwas in der Arbeit auf mich gewartet hat, worüber ich mich zumindest ein bisschen freuen konnte. Ich habe den Polster und das Notizbuch für Mama gleich am Freitag mit nach Hause genommen - und zumindest der Polster hat jetzt schon einen Ehrenplatz im Bett. Ja auch ich hab mir gedacht, dass ich mich um meine Eltern kümmern werde, wenn sie mich später mal brauchen (man will den Eltern doch alles zurück geben, was sie für einen getan haben). Ich habe mir auch immer gedacht, wenn ich irgendwann mal genug verdiene, dann werd ich meine Eltern irgendwo auf Urlaub ans Meer schicken, damit sie auch mal Zeit für sich haben und Mama endlich mal Delphine live sehen kann (sie liebt diese Tiere und das Meer). Und ich hab mich darauf gefreut, dass ich dann irgendwann in ferner Zukunft mit Mann und Kindern zu den Großeltern heimfahren kann - Papa wär sicher der perfekte Opa gewesen... und ich hatte mir schon fest vorgenommen, dass ich Papa diesen Sommer frage, ob er mich mal auf dem Motorrad mitnimmt (ich hab Angst vor Dingen mit "nur" 2 Rädern, und Papa hat sich ja erst vor 3 Jahren endlich ein Motorrad gekauft, mit dem er leider auch viel zu selten gefahren ist).... aber das ist jetzt alles vorbei... :13:
Und heute geht's mir so schlecht.... ich hoffe im Moment einfach nur, dass dieses Wochenende endlich vorbei ist, und dass morgen mit der Arbeit auch wieder ein bisschen Ablenkung kommt, sonst dreh ich bald noch durch.... ich weiß nicht, irgendwie ist dieses Wochenende glaub ich das schlimmste, dass ich seit Papas Tod erlebt habe... liegt sicher auch daran, dass die Woche über so ein Alltag eingekehrt war (in der Firma musste ich niemandem mehr erklären was passiert war, ich hatte auch einiges zu tun, usw...), nur das Wochenende lief halt ganz und gar nicht alltäglich ab...
Angefangen hat es damit, dass ich am Freitag wieder heimgefahren bin... Der Bus braucht von Wien bis nach Hause etwas über zwei Stunden, und schon im Bus habe ich immer nur daran denken müssen, dass mich jetzt vielleicht Papa von der Haltestelle abholen würde... auf dem Weg nach Hause ist der Bus dann auch am Spital vorbei gekommen, in dem Papa anfangs war, als wir noch keine Diagnose hatten. Und das ist immer besonders schlimm, wenn ich da vorbei fahre... und dann ist mir eingefallen, wie meine Tante erzählt hat: als Papa schon im Spital war, war sie wieder zu Besuch bei uns und ist dann auch wieder mit dem Bus nach Hause nach Wien gefahren. Und Papa hat immer gewusst, zu welcher Zeit der Bus am Spital vorbei fährt. Also hat er sich ans Fenster gestellt und auf den Bus mit meiner Tante drin gewartet. Und meine Tante hat erzählt, dass sie ihn am Fenster stehen sah, und er hat mit beiden Armen gewunken, als der Bus vorbei gefahren ist, damit sie ihn auch ja sieht!
Und dann, kurz bevor der Bus an meine Haltestelle gefahren ist, hat mein mp3-Player auch noch ein wunderschönes Lied gespielt, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass ich es überhaupt habe. Es heißt glaub ich "Dort und hier" und ist von Herbert Grönemeyer. Ich glaube, er hat es für seine Frau geschrieben, die ja auch gestorben ist. Und in dem Lied gehts darum, dass er an sie denkt, und sich Gedanken darüber macht, ob sich dort oben auch jemand um sie kümmert und zB ihren Flügel verarztet, wenn er gebrochen ist... das hat mir dann irgendwie für diesen Tag den Rest gegeben....
Der Samstag war dann auch nicht besser... Wir haben nämlich die Kränze von Papas Grab entfernt und alles schön hergerichtet... Die Kränze hat Gott sei Dank schon Papas Cousin weg getan, bevor wir gekommen sind, weil er gemeint hat, das hätte uns nicht gut getan, wenn wir das gesehen hätten... Es ist auch wirklich sehr schön geworden, mit Blumentöpfen, und einer Vase mit Rosen und einem betenden Engel auf einem Sockel wo "Wir vermissen dich" drauf steht, den wir geschenkt bekommen haben. Und mit einer Laterne und einem Bild von Papa und mit Herzen aus Ton und und und... Aber gleich als wir fertig waren, habe ich auch meine Mama schon gedrängt, dass wir wieder heim gehen, weil ich habe es dort nicht ausgehalten, das war wieder so ein "es ist so endgültig" Moment.
Und als ob das nicht gereicht hat, habe ich dann auch noch eine Geschichte über meinen Exfreund erfahren, die wirklich letztklassig ist.... Mein Exfreund hatte eine schwere Kindheit und hat wahrscheinlich deswegen immer sehr viel gelogen. Wir haben das gewusst, aber solche "gutmütigen Deppen" wie wir immer waren, haben wir ihm immer geholfen und versucht, ihm zu zeigen, dass das nicht nötig ist. Nach 4 Jahren habe ich schließlich aufgegeben und mich von ihm getrennt. Danach war er wohl so verletzt, dass er mich und meine Eltern über Monate hinweg beschimpft hat und schließlich haben Mama und Papa auch den Kontakt zu ihm abgebrochen. Da ich aber wusste, dass er meinen Papa eigentlich sehr sehr gern hatte, habe ich ihn natürlich zum Begräbnis eingeladen. Dort hat er Mama und mir dann erzählt, dass dieses Jahr schon sein Opa, seine Mama und seine angebliche Frau gestorben sind. Ich wusste gleich, dass das sicher nicht stimmt, wollte ihn aber nicht zur Rede stellen, solange ich nicht sicher sein konnte. Diesen Samstag habe ich dann aber erfahren, dass es definitiv nicht stimmt, dass niemand gestorben ist, und dass er nicht mal eine Frau hatte (jemanden kennen zulernen und zu heiraten, wäre ja in den 2 1/2 Jahren, die wir nicht mehr zusammen sind, durchaus möglich gewesen). Und dann ist es mit mir durchgegangen! Ich habe ihm eine sms geschrieben (telefonieren ist unmöglich, da er immer gleich auflegt), was er sich eigentlich einbildet, seine Mutter sterben zu lassen, wo doch bei mir wirklich der Papa gestorben ist. Prinzipiell finde ich das wirklich das Letzte, wenn man einen Menschen quasi für Tod erklärt! Ich meine, Lügen zu verbreiten ist schon nicht ok, aber ich konnte es in gewisser Weise immer verstehen, da er wirklich keine schöne Kindheit hatte, aber so etwas... mir fehlen jetzt noch die Worte! Und ich musste ihm sagen, was ich darüber denke! Schon alleine deswegen, um Papa irgendwie verteidigen zu können! Am Abend war ich dann so fertig, dass ich stundenlang auf dem Balkon in Papas Sessel gesessen bin und geweint habe, und Papa angefleht habe, zurück zu kommen.... ich konnte nicht anders.... :13:
Ja und heute geht es mir auch schon den ganzen Tag wahnsinnig schlecht... Wir waren zwar bei einer Tante zum Essen eingeladen, und ich habe versucht, mich so gut wie möglich mit ihrem Hund abzulenken, aber ich hatte immer nur Papa im Kopf... Und zwar immer nur ganz schreckliche Momente. Vor allem, den meiner Meinung nach schlimmsten Tag. Und das war gar nicht der Tag an dem ich erfahren habe, oder der Tag an dem Papa gestorben ist, sondern der Tag an dem Papa nach Graz gekommen ist. Und ich muss mir das jetzt mal von der Seele schreiben, weil vor meiner Mama möchte ich das nicht noch mal aufrollen, weil ich weiß, dass es ihr dann nur noch schlechter gehen würde... Und der Tag, der eben meiner Meinung nach der schlimmste war, war so:
Papa ist 2 Wochen vor seinem Tod nach Graz gekommen, weil die Ärzte bei uns am Land nicht mehr weiter wussten, und noch eine Untersuchung in Graz machen lassen wollten, die Gewissheit bringen sollte. Zur Behandlung sollte er dann auch gleich in Graz bleiben. Papa ist also so gegen 10 Uhr in Graz angekommen und wurde zu der Untersuchung gebracht. Ich hatte mir diesen Tag frei genommen und bin nach Hause gekommen, weil wir Papa nicht an seinem ersten Tag in Graz alleine lassen wollten und ihm die Sachen bringen wollten. Meine Mama war aber an diesem Tag mit den Nerven so am Ende, dass sie nicht mitfahren konnte. Also bin ich alleine mit meinem Onkel gefahren. Gegen 16 Uhr sind wir dann in Graz angekommen und wollten Papa auf der Neurologie besuchen (man hat uns gesagt, dass er dort ein Bett bekommt). Wir gingen also dort hin, aber er ist zu dem Zeitpunkt noch nicht in den Akten aufgeschienen und zwar im ganzen Krankenhaus nirgends! Man hat uns gesagt, wir sollen zur Notaufnahme gehen, denn wenn er irgendwo ist, dann dort! Ich war total fertig und habe mir schon die verschiedenen Szenarien im Kopf ausgemalt, sogar dass er vielleicht gestorben sein konnte... In der Notaufnahme mussten wir dann ewig lange warten, weil dort laufend neue Patienten gekommen sind. Ich bin dort gestanden, und der Eingangsbereich war durch eine Glaswand von dem Bereich für die Patientenaufnahme abgetrennt. Und dann hab ich Papa dort liegen gesehen. Er ist auf dem Bauch auf einem Bett gelegen und eine Ärztin hat für ihn ein Formular ausgefüllt. Ich war unheimlich erleichtert ihn zu sehen. Er hat mich auch gesehen und hat mir durch die Glasscheibe zugewunken. Dann haben sie ihn aber gleich davon geschoben.... Es hat ewig gedauert, bis ich endlich eine Schwester auftreiben konnte, die mir sagen konnte, was jetzt mit ihm passiert - und ich wollte ja nur so schnell wie möglich zu ihm! Sie haben noch Untersuchungen mit ihm gemacht, und eine Stunde später konnte ich ihn endlich sehen....