Beiträge von Moni62

    Manchmal frage ich was einfacher ist. Wenn einem ein Kind von jetzt auf gleich ohne Voranmeldung aus dem Leben gerissen wird oder wenn man sich jahrelang innerlich von ihm verabschiedet ….. Ich weiß, es ist beides sehr hart.

    Hallo und vielen Dank für eure Worte.

    Elster hat gefragt, wie er denn war mein Sohn. Es fällt mir noch immer so unendlich schwer in der Vergangenheit über ihn zu sprechen. Er war mein Erstgeborenes Kind und ich habe noch einen zweiten Sohn der 2 Jahre jünger ist. Mein zweiter Sohn ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und meinem Enkelkind welches im Januar zu Welt kam in seinem neu gebauten Haus. (Alles Dinge, die ich meinem verstorbenen Sohn auch so sehr gewünscht hätte.)

    Mein verstorbener Sohn hieß Mario.

    Er war als Kind sehr lebhaft und strohblond. Im Laufe der Jahre sind seine Haare immer dunkler geworden……bis er durch die vielen Chemotherapien keine mehr hatte. Auf Kinderfotos sehe ich ihn immer mit einem breiten Lachen. Als er erwachsen wurde hatte er oft Probleme mit sich selbst. Oft hatte er Phasen in denen er antriebslos war und meiner Meinung nach leicht depressiv. Was ihn glücklich machte war sein späterer Beruf als Feinwerkmechaniker. Vor seiner Erkrankung war es von der Firma aus oft im Ausland und es wurde ihm viel Verantwortung übertragen. Darin ging er total auf. Selbst an Anfang der Krankheit ist er direkt an Tag nach der Chemobehandlung wieder arbeiten gegangen obwohl er die Pumpe mit einer Infusion noch 2 Tage bei sich trug. Für ihn war es total schlimm, dann irgendwann der Antrag auf Rente stellen zu müssen und einzusehen, dass er nie wieder arbeiten kann. Zu seinem Glück hat er dann auch seine Ehefrau gezählt. Er hat sie so sehr geliebt und hat versucht jeden zusätzlichen Kummer von ihr fern zu halten. Ich liebe meine beiden Söhne über alles, durch die Erkrankung meines Sohnes Mario hat sich jedoch unser Verhältnis geändert. Früher hat man ab und an telefoniert oder sich mal besucht und doch mehr oder weniger, wie es eben oft ist wenn die Kinder größer sind, hat jeder sein eigenes Leben gelebt. Das hat sich dann geändert…..2017 hatte man versucht seinen ursprünglichen Tumor in Regensburg zu entfernen, da man sich hier in der Uniklink Münster nicht daran traute. Meine Schwiegertochter und ich sind mitgefahren und haben drei Wochen mit ihm dort verbracht. Ich sehe uns noch beide dort im Krankenhaus sitzen von morgens 7 Uhr bis 20 Uhr abends und darum bangen, dass die OP gut verläuft. Die Op hat ihm Zeit geschenkt, konnte aber leider spätere Metastasen nicht verhindern. Durch die Diagnose wurde unser Mutter/Sohn Kontakt immer enger. Er rief mich an. Wenn es ihn sehr schlecht ging und er nicht wusste was er machen sollte. Wir wohnten ca. 70 km entfernt. Oft habe ich alles stehen und liegen gelassen und bin zu ihm gefahren um bei ihm zu sein. Ich war sein Puffer, das ein oder andere Mal habe ich auch die geballte Ladung seines Frustes und seiner Hilflosigkeit abbekommen. Aber das habe ich gerne ertragen. Trotz seiner Erkrankung hat Mario sich immer noch um andere Menschen gesorgt. Er wusste, wann ich einen Arzttermin hatte und hat immer sofort angerufen, wie es gelaufen ist. Er konnte manchmal schon an meiner Stimme erkennen wenn es mir mal nicht gut ging. Hier wurde schon des öfteren von verdrängten gesprochen…. ja auch ich musste die Krankheit meines Sohnes manchmal verdrängen um selber weiterleben zu können. Verdrängen ist das falsche Wort. Ich habe die Tatsache in einen Schublade meines Kopfes gelegt, wo sie zeitweise bliebt, bis wieder neue schlechte Nachrichten kamen und alles wieder präsent war.

    Ich denke Mario hat bis zum Schluss gute Miene zum bösen Spiel gemacht und nur wenigen gezeigt, wie es wirklich in ihm aussah.

    Trotzdem blieb er eine Frohnatur, immer bereit für Streiche und andere zu necken oder hochzunehmen. Er hatte diese unbegreifliche Kraft alles zu ertragen und sagte mal zu mir, ich möchte noch etwas für euch da sein, obwohl ich weiß, dass er selber schon mit seinen Kräften am Ende war. Ende April bekam Mario einen Darmdurchbruch und einen Sepsis und der Krebs war im Bauchraum sehr fortgeschritten. Nach dem Gespräch mit den Ärzten wurde von einer Op abgesehen, da er wahrscheinlich nichtmal mehr die Narkose überlegt hätte. Wir haben ihn gehen lassen….. alle waren die ganze Nacht bei ihm. Sein Vater, sein Bruder. Schwiegermutter, seine Frau, ich und alle die ihn kannten. Er ist eingeschlafen und hat am Morgen um 08:10 Uhr seinen letzten Atemzug getan.

    Hallo zusammen,

    vor 4 Monaten ist mein Sohn nach langer 7jähriger Krebserkrankung im Alter von 36 Jahren verstorben.

    Noch immer ist es unbegreiflich für mich, dass es ihn nicht mehr gibt. Wir hatten eine besondere und enge Verbindung und ich habe ihn in der Krankheit bis zu seinem letzten Atemzug begleitet. Nach seinem Tod gab es sofort so viel zu regeln und ich und mein Mann haben uns auch natürlich um meine Schwiegertochter gekümmert um ihr so viel wie möglich abzunehmen und sie aufzufangen.

    Durch all den Trubel kam man kaum zur Besinnung, auch weil ich noch einen demenzkranken Vater habe.

    Erst jetzt bemerke ich wie es mich alles körperlich und auch psychisch belastet. Vorher habe ich einfach nur funktioniert. Ich kann ganz schlecht zur Ruhe kommen und schlafe auch schlecht. Immer wieder habe ich die letzten Stunden meines Sohnes vor Augen. Ich bin gereizt und fühle mich oft von allem überfordert. Ich bin sehr dünnhäutig und weine beim kleinsten Anlass. Mein Sohn fehlt mir, wir hatten fast täglich Kontakt und ich hatte mich über jeder Tag gefreut, wo es ihm halbwegs gut ging. Es ist ein großer Teil meines Lebensinhaltes weggebrochen. Aber dann denke ich an meine Schwiegertochter, der es jetzt doch noch viel schlimmer geht. Sie hat meinen Sohn über alles geliebt und ihn trotz der bereits vorhandenen Diagnose geheiratet, alles für ihn getan und war immer für ihn da. Wir unterstützen uns gegenseitig in unserer Trauer und doch ist es so unendlich schwer


    Moni