Liebe Heike!
Tote verändern sich natürlich nicht, wenn man sie anfasst - auch nicht im metaphysischen Sinn!
Und Christiane hat das sehr treffend gegoogelt - ich kann aus eigener Erfahrung nämlich bestätigen, dass es für viele Angehörige wichtig ist, den Verstorbenen noch einmal zu berühren.
Natürlich ist so eine Verabschiedung am offenen Sarg richtig vorzubereiten - eine Beschreibung der Örtlichkeit und auch des Zustandes des Verstorbenen und ein langsames, begleitetes Heranführen an den Verstorbenen kann das "Erschreckende" des Anblickes oft verhindern.
Aber im Nachhinein ist es natürlich leicht klüger zu sein -
wie Du bereits richtig erwähnt hast: "...denn es ist nicht rückgängig zu machen".
Vielleicht kannst Du meiner Kollegin ein kurzes Feedback darüber geben wie Du die Verabschiedungssituation empfunden hast. Ich glaube nämlich nicht, dass sie diese Aussage aus Böswilligkeit oder Desinteresse an Euren Gefühlen geäußert hat - das war sicher nur eine zurechtgebastelte Schutzbehauptung, weil sie, so wie die meisten meiner Bestatterkollegen, einfach noch nicht mit den immer öfter auftretendem Wunsch nach einem Abschied am offenen Sarg umgehen kann. Wenn Du ihr aber sagst, wie wichtig das für Dich gewesen wäre (sicher wichtiger als das Sargmodell oder die Größe der Todesanzeige) wird bei ihr sicher ein Umdenkprozess stattfinden und sie wird sich mit dem Thema in Zukunft sicher mehr auseinandersetzen - schließlich sind wir Bestatter auch Unternehmer und wir leben davon, dass unsere Auftraggeber mit den erbrachten Leistungen zufrieden sind.
Martin