Entschuldigt, dass ich solange nichts geschrieben habe.
Ich habe versucht, so zu tun, als wäre nichts geschehen.
Bin viel unterwegs gewesen, ich habe sogar schöne Tage verbracht.
Und trotzdem war ich immer nur halb.
Mein Mann (wir leben getrennt, sind aber sehr gute Freunde) hat mir am Sonntag die Pflanze gebracht, die ich mir in der Wohnung meiner Freundin ausgesucht habe. Ich konnte sie ja nicht mitnehmen, weil ich zurück in den Urlaub geflogen bin.
Sie brauchte einen grösseren Topf und ein bisschen Pflege.
Ich habe die teuerste Blumenerde in dem Laden gekauft. Die Budget-Blumenerde hätte es sicher auch getan, aber es ist ja die Blume meiner Freundin.
Auch das Bild aus ihrem Schlafzimmer hat er mir mitgebracht -ein Blumendruck.
Er hat einen schönen Platz im Wohnzimmer gefunden.
Die Pflanze steht nun auf einem Bronzetisch am Fenster. Den hat mein Lebensgefährte von seinen Grosseltern geerbt und darauf stand die Tischlampe der Grosseltern.
Obwohl mein Lebensgefährte an beiden Sachen sehr hängt, hat er ohne zu Murren die Tischlampe entfernt, damit die Pflanze da ihren Platz findet.
Heute habe ich das Beerdigungsgedicht schön zum Ausdrucken gestaltet.
Mit einem türkisem Hintergrund, der Lieblingsfarbe meiner Freundin.
Ach Nora, Du fehlst mir so sehr.
Mein Hund hat einen bösen Abzess am Hals und sie hätte mir etwas homöopathischen zur Unterstützung geschickt.
Es ist im Moment unerträglich, ohne sie zu sein.
Die Vorstellung, nie wieder zu ihr zu fahren, sie am Bahnhof zu sehen und sie zu umarmen.
Sie hat mich immer verwöhnt, wenn ich kam.
Sie selbst konnte wegen ihrer Allergie nur wenig essen, aber für mich hat sie jede Menge Leckereien eingekauft:
Käse, frische Brötchen, Lakritz, Obst, Schokolade und Bier (obwohl sie selbst keinen Alkohol trank).
Am Anfang hatte ich ein schlechtes Gewissen. Sie konnte vieles nicht essen und ich wusste auch, dass sie nicht viel Geld hat.
Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass sie es aus Liebe tut und sich freut, wenn ich zulange.
Und dann konnte ich mich in ihre Fürsorge fallen lassen, es war wie ein Eintauchen in wohlige Wärme.
Ich schrieb schon, dass wir sehr unterschiedlich waren.
Das betraf auch unser Wärmebedürfnis.
Sie heizte ungern, denn ihre Allergien blühten bei Heizungsluft und Wärme. Darum lebte sie gerne in einer kühlen Wohnung.
Ich hingegen liebe Wärme und friere sehr schnell.
Beim ersten Besuch war es Winter und es war schweinekalt in Lüneburg. Eiskalt, minus 18 Grad.
Und ich fror und fror und fror.
Meinetwegen hatte sie die Heizung schon hochgestellt, aber es war für mich immer noch kalt.
Ich klebte an der Heizung, sie wickelte mich in jede Menge Pullover und dicke Decken.
Sie lief im T-Shirt herum und wir lachten über unsere Verschiedenheit.
Wenn ich bei ihr war, hat sie alles dafür getan, dass ich mich wohlfühle.
Sie brachte mir den Kaffee ans Bett, gab mir eine selbst gedrehte Zigarette, setzte sich zu mir und wir planten den Tag.
Liebe pur.
Zu mir konnte sie nicht kommen. Sie war auch gegen Katzen allergisch.
Gerne hätte ich sie so verwöhnt wie sie mich. Sie fand, dass ich mit der langen Anfahrt sowieso den schlechteren Part hätte.
Da lag sie falsch, denn ich wäre das Dreifache gefahren, um bei ihr anzukommen.
Ich möchte meine Freundin wieder haben.
Ich möchte mit ihr telefonieren können.
ImMoment habe ich das Gefühl, ich kann es nicht ertragen. Dabei bleibt mir nichts anderes übrig.
Es fühl sich an, als schlagen Schmerz und Trauer über mir zusammen.
Ich liebe Dich so sehr und Du fehlst mir so.
Nora.....