Meine Freundin wurde vor 6 Wochen Opfer eines tragischen Unglücks.
Sie ging mit ihrer Hündin nach einem Gewitter spazieren und wurde von einem Baum erschlagen.
Es ist für mich immer noch unfassbar.
Sie war eine Freundin, die frau nur einmal im Leben findet, aber auch nur, wenn sie viel Glück hat.
Wir waren uns immer so nah, und nun ist sie nicht mehr hier.
Wir wollten irgendwann in vielen Jahren eine Alten-WG aufmachen (ich bin 51 Jahre alt, sie war 47).
Mit einem netten Zivi und alten Tieren aus dem Tierheim.
Ich wusste, egal, was ist, ich kann sie immer anrufen. Oder einfach vor ihrer Tür stehen.
Wir haben viele Kilometer auseinander gelebt, aber wir hatten täglich Kontakt.
Sie hat die Natur geliebt, sich darin wohlgefühlt, hat jeden Hasen, Igel, Spatz gerettet, der in Not war.
Und dann wurde sie von einem Baum getötet.
Nur 3 Sekunden früher oder später an diesem Ort und sie würde heute noch leben.
Ich konnte nicht bei ihr sein. Sie kam hirntot ins Krankenhaus und starb 2 Stunden später. Ich war 1800 km entfernt, weil ich in Urlaub war.
Die zwei Stunden habe ich auf ein Wunder gehofft.
Ich bin zur Beerdigung geflogen, danach zurück zum Urlaubsort.
Es fühlt sich so an, als hätte sie die Hälfte meiner Seele mitgenommen.
Ich möchte schreien vor Verzweiflung, aber ich kann noch nicht mal weinen.
Sie war die Schwester, die ich mir immer gewünscht habe.
Ihre witzige Art, ihr Lachen, ihre schönen Augen - ich werde es nie wieder erleben.
Sie ist weg.
Und das fühlt sich so falsch an.
Meine Freundin war nie auf Rosen gebettet.
Sie hat als Kind sehr leiden müssen und es ging ihr lange sehr schlecht.
Sie hat sich da rausgearbeitet, hat das Beste daraus gemacht.
Andere Menschen hat sie wie Könige behandelt, aber dass sie selbst eine Königin war, hat sie nicht geglaubt.
Sie sah im Park einen alten Mann mit seinem alten Hund, der Schwierigkeiten hatte, ohne Unterstützung Stufen zu gehen.
Abends setzte sie sich hin und nähte für den Hund stundenlang ein passgenaues Geschirr mit einer Halteschlaufe.
Sie fand das ganz normal und wunderte sich über ein Danke.
Ein verletzter Igel kreuzte ihren Weg am Ende des Herbstes.
Igel bezog Quartier in der Badewanne und war im Frühling der bestgenährteste Igel, der in die Freiheit entlassen wurde.
Sie musste ihn zum Duschen täglich kurz aus der Wanne setzen, was der Igel gelassen hinnahm.
Allerdings fauchte er jeden ausser ihr an.
Sie hatte sich im Hinterhof ihrer kleinen Wohnung ein Gartenparadies gestaltet. Mit einem kleinen Teich, der Frösche anzog und vielen Vögeln, die bei ihr immer Wasser und ein Häppchen fanden.
Um sie herum war immer eine Aura von Frieden. Wenn ich in ihre Wohnung kam, die sie so liebevoll gestaltet hatte, war es wie Urlaub.
Und dann reichte sie mir einen Kaffee und ich fühlte mich unendlich wohl.
Nie wieder werde ich sie besuchen können.
Nie wieder am Bahnhof ankommen und ihr wild zuwinken, noch im Zug.
Nie wieder ihre Stimme hören, am Telefon. Nur auf dem Anrufbeantworter ist noch ein Anruf.
Nie wieder...
Dieses "Nie wieder" tut so weh.
Seitdem sie gegangen ist, habe ich keine Angst vor dem Tod mehr.
Sie hat an ein Leben danach geglaubt und ich wünsche ihr da, wo sie jetzt ist, alles Liebe.
Trotzdem tut es so weh, weil ich sie vermisse. Sie fehlt so sehr.
Manchmal denke ich, dass meine Trauer sehr egoistisch ist. Ich möchte, dass sie wieder hier ist. Ich möchte wieder ihre Stimme hören. Ich möchte sie lachen sehen.
Ich habe noch nie in meinem Leben so sehr um jemanden getrauert.
Auch nicht bei Verwandten wie meine Grosseltern.
Manchmal denke ich, ich versinke im Schmerz und ich habe Angst, dass ich in eine Depression rutsche.
Ich habe auch schon überlegt, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, aber es gibt hier im Umkreis nichts in der Richtung.
Danke fürs Lesen...