Beiträge von Manka

    Liebe Juli!

    Die Überwindung zum Autofahren kann ich gut nachvollziehen, da meine Mutter auch seit Ewigkeiten nicht mehr gefahren ist. Entweder ist mein Vater gefahren oder ich. Was ich Dir aber eigentlich sagen möchte: zwing Dich nicht. Es kommt zu seiner Zeit und dann wirst du einsteigen und den Motor anlassen. Mach Dir keinen zu großen Druck. Hab mich in gewissen Dingen unter Druck gesetzt, von wegen "Ich muss dies und das." Hab daraus ein "Jetzt geht's eben NOCH nicht" gemacht.
    Und du musst auch nicht auf einen Kaffee gehen. Vertrau auf Dein Gefühl, wo und wie Du dort sein magst. Der Verlust Deines Mannes liegt ja noch gar nicht lange zurück.
    Geburtstage und Jahrestage sind nicht schön - so geht's uns wohl alle. Und dennoch übersteht man sie. Irgendwie.
    Oh, ich wünsch Dir so, dass Du eine nette Rentnerin findest. Mein Vater hatte es nie so gerne, wenn meine Mutter unterwegs war - ihre Freundschaften waren quasi auf Eis gelegt. Nach dem Tod meines Vaters hat sie eine alte Freundschaft wieder aufleben lassen. Die beiden treffen sich mind. alle 2 Wochen und spielen Rummykub.
    Nach einem so schweren Verlust glaubt man nicht daran, dass es anders werden könnte. Und doch tut sich dann was auf.

    In diesem Sinne..

    Lieben Gruss

    Liebe Juli!

    Ich glaube fest daran, dass mein Papa und meine Oma von oben runterschauen. Wir haben zB vor zwei Wochen den Garten umgestochen - das hat immer mein Dad gemacht - bei jeder Arbeit denk ich mir, dass er zuschaut und ich frag mich, was er wohl dazu sagen würde. Manches höre ich ihn sogar sagen und dann muss ich schmunzeln. Manchmal muss ich aber auch weinen. Wir mussten unter anderem auch unser Rosengitter im Garten abmontieren, da uns zwei von drei Stehern weggemorscht sind - nun steht da ein schöner Rosenbogen und ich habe das Gefühl, dass mein Papa stolz auf mich ist, dass wir das so gut hinbekommen haben und ich glaub, meiner Oma gefällts so auch. Es sind ja ihre Rosen. Ich spür die beiden immer irgendwie um mich.
    Liebe Juli, ich ermutige Dich das mit dem Autofahren in Angriff zu nehmen, ABER wenn Du das Gefühl hast, dafür bereit zu sein. Vielleicht gelingt es ja nicht gleich, aber es wird. Du wirst sehen. Und dadurch gewinnst Du an Selbstsicherheit und Unabhängigkeit.
    Naja, alleine in ein Gasthaus zu gehen ist auch net meins. Da versteh ich Dich. Aber wie wärs mit einem Spaziergang - hast einen Park in der Nähe oder gar selber einen Garten? In der Sonne auf einem Bankerl sitzen ist auch was Schönes. Oder Du gönnst Dir nach dem Einkauf ein Kaffeetscherl.
    Ja, es ist schwierig nach so einem Verlust.

    Alles Liebe,
    Manka

    Liebe Michaela!

    Erstmal nachträglich alles Gute zum Geburtstag!

    Hab deinen Eintrag gelesen und musste einfach ein paar Zeilen da lassen. Toll, wie Du Deinen Ausflug genossen hast. Deine Beschreibung hat mich so gepackt und ich konnte mich richtig reinversetzen wie befreiend es ist, wenn es einem mal "richtig gut" geht, wie beeindruckend das bloße Wahrnehmen sein kann.

    Danke am Teilhaben-lassen :)

    lg
    Manka

    Liebe Trauerelfe!

    Auch dir danke fürs Willkommen heißen. :)


    Liebe Brigitte!

    Ich bewundere Dein Selbstbewusstein - da haperts ein bisserl bei mir, deshalb mach ich mir so viele unnütze Gedanken darüber, was andere von mir denken.


    Liebe Juli!

    Es ist so wichtig, wenn man schlafen kann. Damit hatte ich auch große Probleme.

    Mein Vater ist Ende November verstorben, die Verabschiedung fand Anfang Dezember statt - juhu - Vorweihnachtszeit - furchtbar! Überall Vorfreude und man will von alledem nichts wissen. Die Beisetzung hatten wir dann kurz nach Neujahr. Weihnachten hat seitdem kaum noch Bedeutung für mich. Es ist eben nicht mehr so wie es einmal war. Irgendwo hab ich gehört, dass das erste Jahr das Schlimmste sein soll, alle ersten Geburtstage, Jahrestage oÄ. Nun ja, ich weiß nicht. wir haben nun das zweite Weihnachten ohne meinen Dad und erstmals auch ohne meine Oma "verbracht" - war nicht so prickelnd.
    Was ich aber schon bemerke ist, dass es mehr Tage gibt, an denen es mir gut geht. Heute war ein guter Tag. Ich bin nach 3 Wochen Krankenstand wieder das erste Mal zur Arbeit gegangen und fühlte mich einfach nur gut. Dabei war ich erst im Jänner zwei Wochen Krankenstand - glaub schon, dass es psychosomatisch ist bei mir.
    Ich muss mit meinen 33 Jahren erst lernen richtig Verantwortung zu übernehmen, da mein Vater stets für alles zuständig war. Er war sehr hilfsbereit und hat alles gemacht und so müssen wir uns (meine Mum und ich) mit vielen Dingen auseinandersetzen. Da schimpf ma auch mit ihm "Warum hast du uns das und das nicht gezeigt, gesagt, erklärt?!"
    Ich hab das Haus meiner Oma bekommen und da es ein altes Haus ist und es an allen Ecken und Enden zieht und bröckelt, muss es renoviert werden. Nun befasse ich mich seit Monaten mit einem neuen Dach und hab überhaupt keinen Plan. Mein Vater hat sich mit allem ausgekannt und hat auch das meiste im und rund ums Haus selbst gemacht. Ich würd ihn schon gern in meine Überlegungen einbeziehen und fragen, was gescheiter wäre. Es geht dabei um so viel Geld und hab auch irgendwie die Befürchtung über den Tisch gezogen zu werden. Einem jungen Mädl kann man ja viel einreden, was alles nötig ist. Die Entscheidungen kann mir keiner abnehmen - das wird mir nun schmerzlich bewusst. Aber so lern ich es auch. Ich muss es wohl so sehen.
    Hin und wieder gehe ich doch ins Zwiegespräch mit meinem Dad und frage ihn auch was. Es tut schon irgendwie gut, aber manchmal zweifle ich und denke: Eigentlich hör ich ja nur das, was ich von ihm hören möchte. Wie geht es Euch damit?

    lg
    Manka

    Liebe Juli!

    Danke für Deine Zeilen. Ich möchte Dir mein Beileid aussprechen. Anfangs haben wir auch noch die Wochen gezählt. Jetzt ist es schon 1 1/2 Jahre her und es kommt uns dennoch nicht so vor.
    Mein Vater hatte sein "Reich" im Keller. Dort befand sich sein Büro und seine Werkstatt. Er war ein Bastler - Modellbau sein Ein und Alles. Wir haben nach wie vor nichts verändert. Wir können uns einfach von nichts trennen. Ein befreundeter Bastler würde uns beim Verkaufen der Modelle helfen, aber ich betrete ungern seine Werkstatt und nur der Gedanke etwas davon zu verkaufen tut sehr weh.
    Bei meiner Oma war das etwas anders. Da sie die letzte Zeit vermehrt im Bett verbracht hat, hatte ich bereits kurz nach ihrem Tod das Bedürfnis, das Schlafzimmer abzubauen. Ich habe den Anblick nicht ertragen, da ich sie nach wie vor dort liegen sah. Einerseits war das eine Erleichterung für mich, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, was die anderen Leute doch nun von mir denken würden, wenn sie das wüssten. Die anderen Räume sind nach wie vor so geblieben, wie sie waren. Zur Zeit geh ich auch nicht gerne nach oben, wobei es mich kurz nach ihrem Tod ständig dorthin gezogen hat. Da war ich ihr nah.
    Ich bin vor vielen Jahren zu meiner Oma ins Haus eingezogen, damit sie nach dem Tod ihrer Schwester nicht alleine ist. Sie war im ersten Stock, ich im Erdgeschoss. Da das Haus nur einen Eingang hat und auch sonst offen gestaltet ist, haben wir voneinander alles mitbekommen. Die Stille in der ersten Zeit war für mich kaum zu ertragen.
    Liebe Juli, 50 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Als ich gelesen habe, dass du manchmal mit Deinem Mann schimpfst, musste ich lächeln - das hab ich mit meinem Papa auch gemacht. Es ist eigenartig, aber beim Autofahren spür ich ihn am meisten bei mir und ich hab das Gefühl, er passt auf mich auf. Und wenn ich in den Sternenhimmel schau, dass ist er für mich der hellste Stern.

    Alles Liebe!

    Manka

    Liebe Manu!
    Lieber Josef!
    Liebe Brigitte!

    Danke für's liebe Willkommen-heißen. Eure Zeilen berühren mich und ich muss auch jetzt schon wieder weinen. Und genau das ist es, was mich "stört": wenn mich jemand darauf anspricht, wie's mir damit geht, dann bin ich sofort den Tränen nahe. Und das kann es ja nicht sein, oder?! Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich diesen Schritt hier ins Forum gewagt habe. Weil ich mich mit meiner Trauer bewusst auseinandersetzen möchte. Ich möchte nicht gleich immer weinen müssen.
    @ Brigitte: Hab für meinen Papa auch eine Trauerecke eingerichtet mit seinem Foto und ein paar Engerln. Ich hoffe, dass mir das Schreiben hilft.

    lg
    Manka

    Hallo!

    Es hat mittlerweile mehrere Anläufe gebraucht, bis ich mich nun endlich traue auch meine Geschichte zu erzählen. Seit dem Tod meines Vaters - er verstarb am 27. November 2012, kurz nach seinem 63. Geburtstag - bin ich stille Mitleserin. Es verlangt mir doch mehr Mut ab, hier zu schreiben, als ich gedacht hätte. Da ich dies aber manches Mal auch bei anderen gelesen habe, dachte ich mir: Jetzt nimm deinen Mut zusammen und schreib! Vielleicht geht es mehreren ja auch wie dir und vielleicht nimmt es anderen ihre Scheu sich hier mitzuteilen.
    Ich habe das Gefühl, dass Trauer ein stilles Thema ist. Andere wollen damit nichts zu tun haben. Es ist unangenehm. Man schiebt es lieber weg. Ich merke, dass auch ich es als "Betroffene" gern wegschiebe. Eigentlich kann man es "nicht direkt Betroffenen" gar nicht übel nehmen, wenn sie sich nicht mehr so oft melden.

    Mein Vater hatte Kehlkopfkrebs. 2008 die Diagnose. Er hat sich für die Entfernung des Kehlkopfes entschieden, da es hieße, die Überlebenschance wäre größer. Vier Jahre Chemotherapien, Bestrahlungen und was alles so dazugehört. Immer wieder niederschmetterndere Diagnosen. Letztendlich Metastasen in der Lunge und im Gehirn. Also Krampfanfälle, halbseitige Lähmung. Kampf verloren.
    Ich war wochenlang im Krankenstand. War wie gelähmt. Die Welt dreht sich paradoxerweise weiter während bei mir Stillstand herrschte.
    Meine Oma hat es mit ihren 94 Jahren nicht verkraftet ihrem einzigen Sohn hinterher zu schauen. Sie ist 10 Monate darauf verstorben. Ich habe mit ihr in einem Haus gelebt, meine Eltern nebenan. Da mein Bruder schon früh ausgezogen ist, gibt es nur noch meine Mama und mich.

    Letztes Jahr hat mein Bruder geheiratet - irgendwie hat es für mich zuerst nicht gepasst - für mich war es zu früh nach dem Tod meines Vaters. Meine Oma hat es noch miterlebt und es war eine sehr schöne und lustige Hochzeit. Das erste Mal nach Papa's Tod ein bisschen Unbeschwertheit erleben. Nur Tage später hat Oma stark halluziniert und abgebaut - wir waren schon auf der Suche nach einer 24h Pflege..
    Oma's Tod ist irgendwie in den Hintergrund gerückt, weshalb ich ein schlechtes Gewissen habe. Wenn ich trauere, dann in erster Linie wegen meinem Papa. Ich höre dann von anderen, dass meine Oma ihr Leben gelebt hat - sie wurde 94 - und meine Papa einfach zu früh gegangen ist und es deshalb schmerzhafter für mich ist. Ich weiß es nicht.

    Es tut ganz schön weh dies hier alles niederzuschreiben - wie gesagt: ich schiebs auch gerne weg. Aber es kommt immer wieder und überrollt mich. Und auch ich mache die Erfahrung, dass meine Umgebung der Meinung ist, dass es doch schön langsam mal gut sein könnte. "Was? Dir geht's immer noch schlecht?" Schockiert mich. Da stell ich mir schon die Frage: Wie lange trauern ist normal? Andererseits macht doch jeder in seinem Leben diese Verlusterfahrung durch den Tod - kann nur ich so schlecht damit umgehen?
    Anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich lachen konnte. Das war eine Zeit besser, jetzt ist dieses Gefühl manchmal wieder da.
    Ich träume kaum von Papa und meiner Oma. Anfangs haben wir in der Familie viel über sie und unsere Gefühle geredet. Anfangs hab ich auch mit Papa geredet. Das ist beides kaum noch. Den Weg zum Friedhof meide ich. Ich kann seinen Namen nicht am Stein stehen sehen. Es ist so unwirklich. Nach wie vor. Man lebt so dahin, treibt mit dem Strom so mit, weil es anders gar nicht geht, und kann es immer noch nicht glauben, dass er und Oma nicht mehr sind.

    So, jetzt bin ich leer und müde. Fühle mich etwas leichter, weil ich es loswerden konnte. Jetzt räum ich meinen Berg an Taschentüchern neben mir weg und gehe schlafen.

    Gute Nacht!

    lg
    Manka