Liebe Jolly,
sei herzlich willkommen - hier findest Du immer jemanden, der Dir zuliest und Dich verstehen kann. Für mich ist es oft sehr erleichternd zu merken, dass ich mit den unterschiedlichsten Gefühlen und Verhaltensweisen nicht allein bin.
Nachdem mein Partner im September 2013 in meinen Armen eingeschlafen war, funktionierte ich nicht nur, sondern agierte teilweise fast euphorisch. Ich konnte mit meinen Kunden lachen, hab teilweise bis in den späten Abend gearbeitet. Ich konnte kaum weinen, bekam sein Bild nicht vor Augen, konnte mich nicht an schöne Stunden erinnern, hatte immer nur die letzten Wochen und Stunden im Krankenhaus und Hospiz im Kopf. Beim Lesen in den Seiten hier habe ich festgestellt, dass das nicht selten ist. Es ist wohl ein Schutzmechanismus im Menschen zu fliehen, solange der Schmerz unerträglich wäre.
Weihnachten kam die Wende - nicht wegen des Festes, aber ich hatte Ruhe und keine Ablenkung durch Arbeit und Kunden, konnte nicht mehr flüchten. Und es tat soooooo weh und wurde im neuen Jahr immer schlimmer. Außerhalb des Ladens sind meine Gedanken fast nur bei ihm. Auch hier fehlt er mir natürlich ständig, aber die Kunden sorgen für kleine Auszeiten von der Trauer.
Die Trauer konnte ich inzwischen in mein Leben integrieren. Ich lass den Schmerz gerne zu, weil es ohne ihn unsere Liebe nicht gäbe.
Ich hoffe, ich habe Dich nun nicht mit meinen Empfindungen überrannt. Lass Dir Zeit für die verschiedenen Phasen der Trauer - diese Gefühle sind nicht in ein paar Monaten abgehakt. Auf keinen Fall bist Du kalt oder gefühlslos.
Magst Du ein wenig von Deinem Vater erzählen? Wie lang ist es denn her, dass er gegangen ist?
Ich wünsche Dir viel Geduld und Kraft - :24:
liebe Grüße
Uschi