Beiträge von No99

    Danke Jutta für deine lieben Worte, habs mir immer wieder durchgelesen und ein bisschen neue Kraft daraus geschöpft. Ich finde es sehr schön, dass du nach 40 Jahren noch immer an deinen Verlobten denkst. Ich hoffe, ich schaffe es meinen Lebensweg irgendwie weiter zu gehen und die Erinnerung an meinen Freund und die schöne gemeinsame Zeit ohne Bedauern aufrecht zu erhalten.


    Die letzte Woche war sehr schwierig für mich und seine Familie. Wir haben seine Wohnung ausgeräumt und seine Matratze in meine Wohnung gebracht. Es ist für mich irgendwie tröstlich in unserem Bett zu schlafen, aber auf der anderen Seite sehr schwer jeden Abend alleine ohne ihn ins Bett zu gehen. In zwei Tagen sind es 5 Wochen und ich hab mich noch immer nicht daran gewöhnt alleine einzuschlafen.


    Gestern war ich mit Freunden und Bekannten grillen. Es hat im großen und ganzen auch Spaß gemacht, aber es fällt mir schwer mich auf dauer mit anderen Menschen zu unterhalten, weil mir eigentlich keine Themen einfallen und über das was mich am meisten Beschäftigt möchte ich nicht mit jedem reden. Ich bin froh, dass mich gestern keiner so direkt darauf angesprochen hat, obwohl die meisten sicher wussten was passiert ist. Es ist leichter, wenn ich das Gefühl habe normal behandelt zu werden und nicht mit Mitleid angesehen werde, aber im laufe des Abends wurden mir die ganzen Menschen einfach zu viel. Ich denke man hat mir auch angemerkt, dass ich gestern irgendwann keine Lust mehr hatte und es hat auch keine Diskussionen gegeben warum ich so früh gegangen bin.


    Ich versuche wieder Normalität in mein Leben einkehren zu lassen und vor allem Dinge zu tun, die ich gerne mache und die mir Freude bereiten. Ich kann mich freuen, ich kann lachen, aber trotzdem ist da etwas das fehlt.

    Liebe Michi,


    zuerst einmal es tut mir schrecklich leid was mit deinem Bruder passiert ist. Jeder Verlust einer geliebten Person ist salopp gesagt scheiße und von scheiße gibt es keine Steigerungsform.


    Unsere Situationen lassen sich nicht wirklich vergleichen, aber vielleicht hilft dir mein Zugang zu dem Thema Wut bzw Hass.


    Mein Freund starb bei einem Motorradunfall und ein paar Stunden später wurden die Motorräder der Unfallbeteiligten zuerst unter Decken zur Begutachtung hingestellt. Als ich hin kam waren die Decken herunten und ein Motorradfahrer begutachtete gerade seine Maschine. Die hatte ein paar Kratzer war aber sonst nicht wirklich schwer beschädigt. Ich hatte 4 Quadratmeter Einzelteile, die nicht mehr als Motorrad zu erkennen waren. Meine erste Reaktion war Wut und Hass auf den Typen mit dem leicht beschädigten Motorrad. Am liebsten hätte ich den einfach nur grün und blau geschlagen, dafür dass mein Freund gestorben ist und nicht er.Ich gebe es ehrlich zu in diesem Moment habe ich ihm den Tod gewünscht so wütend war ich.


    Mir hat es dann geholfen meine Wut als eine normale Gefühlsregung zu verstehen und zu akzeptieren, JA ICH BIN WÜTEND UND DAS IST OK. Mir wurde etwas wichtiges weggenommen und dann darf man wütend sein und auch Hass empfinden, aber gleichzeitig ist mir bewusst, dass mich diese Gefühle nicht weiter bringen.


    Im Unterschied zu dir weiß ich nicht, wer an dem Unfall schuld war und eigentlich möchte ich es auch garnicht wissen, denn es würde nichts an der Situation ändern. Und auch meine Wut ändert nichts an der Situation. Für mich ist sie nur ein Schritt auf dem Trauerweg. Nicht mehr aber auch nicht weniger.


    Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie schwer es sein muss mit dem Menschen der einem so etwas angetan hat konfrontiert sein zu müssen. Aber selbst wenn die Frage der Schuld vor Gericht geklärt wird, ändert es nichts an deinem Verlust und ausgleichende Gerechtigkeit kann es in so einem Fall nie geben.


    Ich hoffe ich konnte dir irgendwie helfen und du hast nicht das Gefühl ich wollte nur meine eigene Geschichte erzählen. Mir Persönlich hilft es zu lesen, dass andere Personen genau die gleichen Empfindungen erlebt haben wie ich. Damit kann ich das als normale Reaktion einstufen.


    Ich wünsche dir alles gute für die schwere zeit

    ... mit diesen Worten wurde mir der Tod meines Freundes mitgeteilt.


    Ich dachte ich versuche es mal mit schreiben, vielleicht hilft mir das bei der Trauerarbeit. Ich habe mir die letzten Tage auch schon verschiedene Beiträge in verschiedenen Foren angesehen und ich muss sagen, manche Beiträge haben mich berührt und mir auch irgendwie geholfen. Schrecklich zu lesen waren manche Kommentare von Leuten die zwar selber noch keinen schwerwiegenden Verlust erlitten haben, aber glauben zu wissen das der/die Trauernde das falsch macht. Ich habe das Gefühl hier ist es nicht so. Denn auch wenn wir unterschiedliche Menschen verloren haben, sitzen wir alle irgendwie im selben Boot.


    Ich hoffe hier meine Erfahrungen austauschen zu können und andere Menschen zu finden die mir mit ihrer Erfahrung helfen können, den ganzen Schlamassel zu verarbeiten.


    Ich erzähle euch mal die Kurzfassung der Geschehnisse, vielleicht werde ich später noch detaillierter auf manche Einzelheiten eingehen. Irgendwie ist einfach so viel passiert über das ich reden möchte und über das ich teilweise auch schon mit Freunden und Familie geredet habe, aber ich glaube nicht, dass ich alles auf einmal erzählen kann.


    Mein Freund verunglückte vor etwas mehr als drei Wochen bei einem Motorradrennen. Ich war bei diesem Rennen dabei, habe aber „zum Glück“ (ich weiß es nicht) den Unfall nicht gesehen.
    Das er tot ist wurde mir ca. zwei Stunden später von einem guten Bekannten mitgeteilt, bis dahin glaubte ich er habe sich maximal verletzt, einen gebrochenen Arm oder ein Bein.
    Kurz nachdem ich es wusste habe ich seinen Vater angerufen und ihm mitteilen müssen, das sein Sohn einen Unfall hatte und tot ist. Das war der schwerste Anruf meines Lebens.
    Die Eltern meines Freundes haben mich dann abgeholt und mich mit zu ihnen nach Hause genommen. Die Zeit zwischen Peters Tod und seinem Begräbnis habe ich dann bei seiner Familie verbracht. Sie haben mich aufgenommen und wir haben uns gegenseitig getröstet. Ich bin seinen Eltern wirklich dankbar, dass sie mich, obwohl wir nur anderthalb Jahre ein Paar waren, an den Vorbereitungen für das Begräbnis teilhaben ließen.


    Das Begräbnis war heute vor zwei Wochen und ehrlich gesagt, kann ich die Frage wie es mir geht nicht beantworten. Ich kann lachen und mich über Kleinigkeiten freuen, aber weinen kann ich nicht mehr wirklich. Manchmal möchte ich nur allein sein und gleichzeitig ertrage ich die Einsamkeit nicht. Wahrscheinlich wirke ich nach außen hin irrsinnig stark und als hätte ich die ganze Sache gut im Griff. Was mich selbst sehr überrascht, den ich hatte vor einen halben Jahr einen schweren depressiven Schub und war zum zweiten mal in therapeutischer Behandlung. Damals hat mir mein Freund durch die schwerste Zeit geholfen, und ich weiß noch immer nicht, wie ich das ganze jetzt ohne ihn überstehen kann.


    Ich fühle mich, als wäre mir die Zukunft geraubt worden. Wir hatten bloß diese 18 Monate und mehr wird es für uns nie geben. All die Pläne die wir hatten, haben sich in Luft aufgelöst und ich bleib ganz allein zurück ohne Perspektive. Der Gedanke kommt mir extrem selbstsüchtig vor und schreit nur so vor Selbstmitleid, aber das bringt mich doch nicht weiter.


    Vielleicht könnt ihr ein paar Gedanken äußern und mir damit irgendwie helfen.


    Danke fürs zuhören