Er kommt nicht mehr zurück

  • ... mit diesen Worten wurde mir der Tod meines Freundes mitgeteilt.


    Ich dachte ich versuche es mal mit schreiben, vielleicht hilft mir das bei der Trauerarbeit. Ich habe mir die letzten Tage auch schon verschiedene Beiträge in verschiedenen Foren angesehen und ich muss sagen, manche Beiträge haben mich berührt und mir auch irgendwie geholfen. Schrecklich zu lesen waren manche Kommentare von Leuten die zwar selber noch keinen schwerwiegenden Verlust erlitten haben, aber glauben zu wissen das der/die Trauernde das falsch macht. Ich habe das Gefühl hier ist es nicht so. Denn auch wenn wir unterschiedliche Menschen verloren haben, sitzen wir alle irgendwie im selben Boot.


    Ich hoffe hier meine Erfahrungen austauschen zu können und andere Menschen zu finden die mir mit ihrer Erfahrung helfen können, den ganzen Schlamassel zu verarbeiten.


    Ich erzähle euch mal die Kurzfassung der Geschehnisse, vielleicht werde ich später noch detaillierter auf manche Einzelheiten eingehen. Irgendwie ist einfach so viel passiert über das ich reden möchte und über das ich teilweise auch schon mit Freunden und Familie geredet habe, aber ich glaube nicht, dass ich alles auf einmal erzählen kann.


    Mein Freund verunglückte vor etwas mehr als drei Wochen bei einem Motorradrennen. Ich war bei diesem Rennen dabei, habe aber „zum Glück“ (ich weiß es nicht) den Unfall nicht gesehen.
    Das er tot ist wurde mir ca. zwei Stunden später von einem guten Bekannten mitgeteilt, bis dahin glaubte ich er habe sich maximal verletzt, einen gebrochenen Arm oder ein Bein.
    Kurz nachdem ich es wusste habe ich seinen Vater angerufen und ihm mitteilen müssen, das sein Sohn einen Unfall hatte und tot ist. Das war der schwerste Anruf meines Lebens.
    Die Eltern meines Freundes haben mich dann abgeholt und mich mit zu ihnen nach Hause genommen. Die Zeit zwischen Peters Tod und seinem Begräbnis habe ich dann bei seiner Familie verbracht. Sie haben mich aufgenommen und wir haben uns gegenseitig getröstet. Ich bin seinen Eltern wirklich dankbar, dass sie mich, obwohl wir nur anderthalb Jahre ein Paar waren, an den Vorbereitungen für das Begräbnis teilhaben ließen.


    Das Begräbnis war heute vor zwei Wochen und ehrlich gesagt, kann ich die Frage wie es mir geht nicht beantworten. Ich kann lachen und mich über Kleinigkeiten freuen, aber weinen kann ich nicht mehr wirklich. Manchmal möchte ich nur allein sein und gleichzeitig ertrage ich die Einsamkeit nicht. Wahrscheinlich wirke ich nach außen hin irrsinnig stark und als hätte ich die ganze Sache gut im Griff. Was mich selbst sehr überrascht, den ich hatte vor einen halben Jahr einen schweren depressiven Schub und war zum zweiten mal in therapeutischer Behandlung. Damals hat mir mein Freund durch die schwerste Zeit geholfen, und ich weiß noch immer nicht, wie ich das ganze jetzt ohne ihn überstehen kann.


    Ich fühle mich, als wäre mir die Zukunft geraubt worden. Wir hatten bloß diese 18 Monate und mehr wird es für uns nie geben. All die Pläne die wir hatten, haben sich in Luft aufgelöst und ich bleib ganz allein zurück ohne Perspektive. Der Gedanke kommt mir extrem selbstsüchtig vor und schreit nur so vor Selbstmitleid, aber das bringt mich doch nicht weiter.


    Vielleicht könnt ihr ein paar Gedanken äußern und mir damit irgendwie helfen.


    Danke fürs zuhören

  • Liebe "No"


    es tut mir sehr leid, daß du deinen Peter verloren hast.
    Und ein liebes Willkommen hier im Forum.


    Deine Gedanken sind weder selbstsüchtig noch voller Selbstmitleid - denn es ist so. Ich kann deine Gedanken nur zu gut nachvollziehen. In ein paar Tagen ist der Todestag meines (damals) Verlobten, der auch durch einen Motorradunfall starb. Und auch wenn in der Zwischenzeit 40 Jahre vergangen sind (mein Gott - wo ist die Zeit geblieben?) - ich denke immer noch voller Liebe an ihn. Er war/ist mein Seelenverwandter und wird es auch immer sein, egal was das Leben mir in der Zwischenzeit auch alles "beschert" hat.


    Der (Neu)Anfang ist schwer, ja nur das "weiterleben" ist schwer. aber mit der Zeit wird es leichter. Irgendwann gibt es plötzlich auch wieder eine Zukunft, irgendwann kann man wieder nach vorne schauen ohne nur endlose Tage voller Schmerz zu sehen.
    Hab Geduld - auch wenn es schwer fällt.
    Liebes, es sind erst drei Wochen - du stehst immer noch unter Schock. All deine Reaktionen sind ganz natürlich und "richtig". Nicht wirklich zu wissen was man will (alleine sein wollen und das doch auch nicht zu ertragen,...), nicht mehr wirklich weinen können,... auch "schon wieder" lachen zu können...
    Egal was - alles ist ok. Denn es ist DEIN Weg. Den nur du alleine gehen kannst, den nur du selbst für dich finden kannst und leider auch musst.
    Wirklich helfen kann niemand - aber wir können hier im Forum für dich da sein und "zuhören", dich ein Stück weit begleiten, wenn du es willst.


    Ich schicke dir ein großes Kraftpackerl für diese schwere Zeit - und wenn du magst auch eine liebe Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Danke Jutta für deine lieben Worte, habs mir immer wieder durchgelesen und ein bisschen neue Kraft daraus geschöpft. Ich finde es sehr schön, dass du nach 40 Jahren noch immer an deinen Verlobten denkst. Ich hoffe, ich schaffe es meinen Lebensweg irgendwie weiter zu gehen und die Erinnerung an meinen Freund und die schöne gemeinsame Zeit ohne Bedauern aufrecht zu erhalten.


    Die letzte Woche war sehr schwierig für mich und seine Familie. Wir haben seine Wohnung ausgeräumt und seine Matratze in meine Wohnung gebracht. Es ist für mich irgendwie tröstlich in unserem Bett zu schlafen, aber auf der anderen Seite sehr schwer jeden Abend alleine ohne ihn ins Bett zu gehen. In zwei Tagen sind es 5 Wochen und ich hab mich noch immer nicht daran gewöhnt alleine einzuschlafen.


    Gestern war ich mit Freunden und Bekannten grillen. Es hat im großen und ganzen auch Spaß gemacht, aber es fällt mir schwer mich auf dauer mit anderen Menschen zu unterhalten, weil mir eigentlich keine Themen einfallen und über das was mich am meisten Beschäftigt möchte ich nicht mit jedem reden. Ich bin froh, dass mich gestern keiner so direkt darauf angesprochen hat, obwohl die meisten sicher wussten was passiert ist. Es ist leichter, wenn ich das Gefühl habe normal behandelt zu werden und nicht mit Mitleid angesehen werde, aber im laufe des Abends wurden mir die ganzen Menschen einfach zu viel. Ich denke man hat mir auch angemerkt, dass ich gestern irgendwann keine Lust mehr hatte und es hat auch keine Diskussionen gegeben warum ich so früh gegangen bin.


    Ich versuche wieder Normalität in mein Leben einkehren zu lassen und vor allem Dinge zu tun, die ich gerne mache und die mir Freude bereiten. Ich kann mich freuen, ich kann lachen, aber trotzdem ist da etwas das fehlt.

  • Liebe No99,


    Herzlich willkommen hier bei uns im Forum.
    Ich möchte dir mein ehrliches Beileid zum Verlust deines Freundes aussprechen.
    schön, dass Du dich entschlossen hast im Forum zu schreiben. Hier können alle
    Deine Trauer nachvollziehen und haben immer Trost und liebe, hilfreiche Worte für
    einen.


    Ich schicke dir ein großes Kraftpaket und nehme dich vorsichtig in den Aem wen
    du willst.


    LG Manu

  • Liebe No99,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum! Wie Jutta schon geschrieben hat, du reagierst ganz normal!
    Rechne damit, dass der Weg durch die Trauer seine Zeit braucht und nimm dir diese Zeit. Wenn du merkst, dass sich Schmerz und Trauer immer wieder durch bessere Momente und Phasen ablösen, deine Trauer sozusagen in Wellen - einmal besser und einmal schlechter - verläuft, bist du auf einem guten Weg, weil du im Trauerprozess auch immer wieder mal Erholungsphasen hast. Tu das, von dem du merkst, dass es dir gut tut und nicht das, was dir andere einreden wollen. Die Trauer von Menschen hat schon einen gemeinsamen Nenner, verläuft aber trotzdem auch sehr individuell. Was dem einen gut tut, muss für den anderen nicht unbedingt zutreffen!
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe No99,


    ich möchte dich auch ganz herzlich hier willkommen heißen!
    Ich kann dir nur sagen, leb deine Trauer so wie es für dich richtig ist, egal was andere sagen, du musst das tun und lassen was du für richtig hältst! Kein anderer kann dir sagen was der richtige Weg für dich ist! Es ist ein furchtbar schwerer Weg den du für dich gehen musst, hoffentlich mit der Unterstützung deiner Familie und Freunde.
    Wenn dir danach ist, schreib hier, es ist immer jemand da der hier zuhört und dich versteht. Mir hat das Forum hier sehr viel geholfen!


    LG Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • Liebe No99
    du hast dich ja schon lange nicht mehr gemeldet. Ist mir so aufgefallen. Ich hoffe es geht dir gut. Ich habe auch meinen geliebten Mann durch einen Unfall verloren und glaube mir du bekommst hier so viel Hilfe und Liebe und super Ratschläge von all den Lieben hier. Mir hat dieses Forum sehr geholfen und auch heute noch. Es ist immer schön sich hier zu unterhalten, zu wissen das man nicht allein ist. Schreibe dir alles von der Seele glaub mir das hilft sehr. Und es ist immer jemand da.


    Alles LIEBE: Ich schicke dir einen :005: der dich beschützt.
    Andruscha

  • Schönen guten Abend liebe No99!
    Ich möchte dir auch mein tiefstes Mitgefühl aussprechen!
    Lass all deine Gefühlszustände raus.... ich glaube auch, dass du dich momentan noch sehr im Schockzustand befindest und das ist glaube ich auch ein Schutzmechanismus, der absolut seine Berechtigung hat! Nimm all deine Gefühle an und leb sie auch aus, egal, was andere dazu sagen, meinen, raten,... sei hellhörig mit dir selbst.... nimm außenstehende Hilfsangebote an, keiner muss Trauer alleine durchleben....
    ... du schreibst, dass du Erfahrungen mit Depressionen hast - achte auf dich - gib ihnen keinen Raum .... verdränge aber wie gesagt auch kein Gefühl...
    .... dein Weg ist dein Weg und keiner kann ihn für dich gehen
    .... das muss jeder Betroffene akzeptieren und lernen...
    Fühl dich innig umarmt von Marsue! :24:

  • OH!!! Da hab ich mal wieder schlampig gelesen!!!
    Liebe No99!
    Entschuldige, aber ich hab wirklich nicht aufs Datum geachtet!
    Ich hoffe natürlich, dass es dir gut geht und du nach deinem ersten Trauerjahr positiv in die Zukunft schaust!
    Schönen Abend wünscht dir Marsue!