hallo markus,
um deine frage beantworte zu können, muss ich ein bißchen weiter ausholen, also glaub ich ist es besser, wenn ich dir und den anderen, die diese zeilen lesen meine ganze geschichte erzähle...also...
meine mutti hatte wie schon erwähnt eine gehirnblutung; sie ist mit nur 40 jahren ganz plötzlich und unerwartet gestorben. Es war und ist unbegreiflich, wie ein mensch, der am abend noch am tisch sitzt und mit dir quatscht, einfach einschläft und nicht mehr aufwacht (aber es ist ein trost, dass sie nicht hat leiden müssen). Ich war damals erst 22 Jahre alt (es geschah 2003), und ich habe noch einen Bruder (damals 20 Jahre) und eine kleine schwester, die erst 8 Jahre alt war. Mein Stiefvater (der Vater meiner kleinen Schwester) und Mutti haben sich leider erst recht spät kennengelernt, und deshalb der große Altersunterschied zwischen uns. Ich schreibe dir das, um zu erklären wie schwierig es nach dem Tod meiner Mutti war, wieder Ordnung in unsere Familie zu bringen. Ich stand auf einmal einer riesengroßen Verantwortung gegenüber, der ich oft nicht gewachsen war. Da war das kleine Mädchen, für die ich von einem auf den anderen Tag das sein musste, die jemanden (weiblichen) brauchte. Wir haben auch ein Haus, das versorgt werden musste....alles Sachen, die ich vorher eigentlich nie tun musste, blieben plötzlich an mir hängen. Ich möchte das jetzt nicht weitschweifend erzählen, aber wurde sprichwörtlich einfach ins kalte Wasser geworfen. Natürlich wollte ich das beste draus machen....ich wollte mutti einfach ersetzen, ich wollte allen in meiner Familie das Gefühl geben, dass es "normal" weiterläuft; leider habe ich mich selbst dabei total vergessen...ich habe mir nie die zeit genommen wirklich zu trauern; ich hatte immer das gefühl, wenn ich zu weinen anfange, dann höre ich nie mehr auf, also hab ich einfach lange nicht geweint...es kam wie es kommen musste....ich bekam eine richtige arbeitsdepression; ich ackerte von früh bis spät, wenn ich von meiner arbeit heimkam, gings da weiter, oft 16 bis 18 Stunden am Tag, bis ich 8 Monate nach dem Tod meiner Mutti ein "burn out sydrom" hatte. Ich wurde dann in die psychiatrie in kufstein eingeliefert und war dort ca. 5 Wochen in stationärer Behandlung. Dort wurde ich dann auf "Pram" und "Mirtabene" eingestellt und habe wieder gelernt, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Noch im kh habe ich eine Gruppentherapie gemacht, aber die hat mir selbst nicht so geholfen, weil ich in der gruppe nicht wirklich alles sagen konnte, was mich berührte. Mir wurde dann eine Einzeltherapie empfohlen, die ich dann auch privat gemacht habe. Meine therapeutin war auch in kufstein, und sie war auf trauerhilfe spezialisiert. Und das hat mir wirklich sehr geholfen, ich bin ca. ein halbes jahr zu ihr gegangen, und habe buchstäblich mein herz ausgeschüttet. Sie hat mir viele nützlich tipps gegeben, wie ich mit dem verlust meiner mutti besser klar kommen kann, und es war ein gutes gefühl, mit jemanden zu sprechen, der nicht selbst in diese ganze trauer verwickelt war. Man muss nicht aufpassen, was man sagt, man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen, einfach über alles reden. Bei uns zu Hause war immer eine gewisse Hemmschwelle da, das Thema "Mutti" anzuschneiden, weil es einfach nur jeden weh tat über sie zu reden. Heute ist das Gott sei dank nicht mehr so, aber am Anfang war es schlimm. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu lang...über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
lg Bianca