Beiträge von mefa

    Liebes Rabelein,
    ich kämpfe auch mit dem Problem Parkinson. 5 Neurologen sagen ich hätte Parkinson und 5 sagen ich hätte keinen.
    Andere wollen mir einreden, dass es nur Schwäche ist, die mich so zittern lässt. Manchmal ist es ganz arg, besonders unter Stress. Das unangenehmste ist das Zähneklappern, als ob ich Schüttelfrost hätte.


    Ich kann gut mitfühlen, wie es Dir geht. Auch mir macht es Angst. Aber ich hätte gerne eine endgültige Entscheidung.
    Wenn ich ein klares ja bekomme, dann muss ich eben Medikamente nehmen. Das, welches man mir jetzt verschrieben hat, wage ich nicht zu nehmen, da es allen Organen schadet, die ohnehin schon geschädigt sind.


    Halt die Ohren steif, mit der richtigen Diagnose und Medikamenten, die zu Dir passen, lässt sich diese Krankheit, so glaube ich, einbremsen.
    Alle diese Neurologen, die ihre Diagnosen gestellt haben, haben mich nur sehr oberflächlich untersucht.


    Ich glaube sagen zu können, dass ich nicht im klassischen Sinn gläubig bin. Aber vielleicht ist da doch etwas, ich weiß es nicht.


    Ich gehe jetzt schlafen, wünsche Dir eine halbwegs gute Nacht. Ich verstehe Deinen Schock und Deine Angst vollkommen und es tut mit leid.


    Mefa



    Sobald ich besser gehen kann, werde ich einen zehnten Neurologen aufsuchen. Aber diesmal sehr gezielt.



    Liebes Rabilein,
    danke für Dein aufmunterndes Schreiben. Bist Du im Krankenhaus?
    Eigentlich möchte ich gar nichts anderes als ein kleines Stück "leben". Es gibt kein Ziel auf das ich zu steuern könnte. Jeden Tag um ca. 6 Uhr abends bin ich froh wieder einen Tag überstanden zu haben.
    Die liebenden Menschen um mich vermisse ich, da ist meine Tochter, die sagt, sie hat keine Gefühle. Mein Schwiegersohn schenkt mir etwas Zeit und viel Liebe. Meine Schwägerin sorgt für mich, so sie selber kann, mit Essensnachschub.
    Alle anderen "wollen von Krankheit" nichts wissen.


    Was mir bis vor Kurzem mehr Kraft gegeben hat, war der Plan, verschiedenes Angefangenes zu vollenden. Aber langsam verliere ich das Interesse daran.


    Ein Antrieb war für mich war , dass ich weiß, dass mein Sohn, sobald ich abgetreten bin, Container kommen lassen wird und alles, gleichgültig vom tatsächlichen oder familiären Wert, Dinge, die ich gehütet habe usw. wegwerfen lassen wird, um das Haus möglichst schnell verkaufen zu können. Meine Tochter wird ihn nicht daran hindern können.


    Mein Vorhaben war Gegenstände zu verschenken, zu verkaufen, selbst wegzuwerfen usw. Ich habe fix fertige Ausstellungsbilder(Fotos, S/W von Wien aus der Zeit 1970 - 1990, alles selbst in der Dunkelkammer ausgearbeitet).


    Von meinem Mann gibt es an die hundert große, schöne Aquarelle, was tun?
    Ich weiß, was zu tun wäre, aber ich kann es nicht ausführen.


    Dann gibt es da noch Einiges an angefangen Arbeiten wie: Selbst Geschriebenes, Briefe meines Vaters (gefallen 1942 zu transkribieren), sowie seine Entwürfe der Bernsteinarbeiten, die er gemacht hat. Eine angefangene CD zum Thema Bildaufbau in der Fotografie, ein Familienbuch vor allem Fotos bereits über 10 Generationen.


    Und viele andere Ideen in meinem Kopf. Ohne Gedankenaustausch mit anderen Interessierten oder zumindest Ansprache wird alles unsinnig. Und außerdem ohnehin zu anstrengend.


    Bevor das mit dem operieren anging, habe ich den Garten umgestalten lassen und ein Zimmer renovieren. Aber der Anfall da weiter zu machen, ist wieder vorüber. Das renovierte Zimmer war gerade richtig für die24-Stunen-Pflegerin.


    Mein Haus ist nicht mehr das, was es einmal war, sondern ein "Sauhaufen". Überall Angefangenes, nichts fertig gemacht, oder meinen derzeitigen Notwendigkeiten angepasst.


    Was mich quält, ist der Gedanke nicht zu wissen, wie mein Mann und ich uns umarmt haben. Wir haben es bestimmt tausend Mal getan. Habe ich ihn oder er mich umarmt? Oder beide zugleich? Wie kann man so etwas vergessen?
    Wir sind auch im Alter Händchenhaltend gegangen, das weiß und ich erinnere mich daran deutlich.
    Alles Liebe
    Mefa



    Liebe Christine,
    danke für Deine aufmunternden Worte, ich habe so gewartet auf so eine Nachricht. Ich habe es ganz dringend gebraucht.


    Die letzte Woche war sehr mühsam, eine Stunde um eine Tasse Nescafe zu machen. Aber seit zwei Tagen bewege ich mich sehr langsam und unsicher ohne Rollstuhl und Rollator.


    Liebe Grüße
    Mefa

    Hallo Nachbarin, Angie !
    In den letzten Tagen habe ich mehrfach versucht, einen Beitrag zu schreiben. Ich bin viel gelegen, wegen Schlafbedürfnis und Schwindel. Im Geist habe ich zwanzig Beiträge geschrieben. Es ist so viel, was in mein Kopf herumschwirrt.
    Immer wieder habe ich das Bild vor mir, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Er konnte weder reden, noch essen und trinken und rang um Luft. Wir wollten es nicht wahrnehmen, dass es zu Ende geht. Es war knapp nach den Pfingstfeiertagen, an denen die Chefitäten nicht da waren. Ich weiß, dass er keine Chance zu überleben hatte. Ich glaube man hat es unterlassen, ihm seine Herzmedikamente als Infusion zu geben. Er ist einfach erstickt. Mein Schwager trieb mich, nach Hause zu fahren. Ich hätte ihn wegschicken sollen und, um bei Alfred ganz einfach noch eine Zeit sitzen zu bleiben. Am nächsten Morgen rief man mich an, dass er gestorben ist.
    Währen ich das schreibe, kann ich endlich wieder einmal weinen.
    An das Jahr danach kann ich mich nur wenig erinnern, außer an den Streit mit meinen Kindern.
    In der Zeit dachte ich oft an Selbstmord, wozu noch weiterleben. In bin 75, krank, allein, ohne Perspektive, keine "Freunde" und Bekannten, immer nur zu Hause. Nichts was mir Freude macht und niemand, der es zumindest versucht. In den letzten 12 Jahren musste ich Stück für Stück, eines nach dem andern der Dinge, die das Leben für mich lebenswert gemacht haben, aufgeben.


    Ich frage mich auch, ob man das in irgend einer Art und Weise werten kann: 2 Jahre mit der Erwartung, was noch alles kommt - plötzlich vorbei. Entsetzlich.
    Oder 55 Jahre, praktisch das ganze Erwachsenenleben, zusammengewachsen, eins geworden. Plötzlich ist alles anders. Entsetzlich.


    Es gibt Dinge, die mir immer wieder, die Kraft geben, noch ein Stück zu gehen. Das sind die Projekte, von den ich schon geschrieben habe.


    Für heute ist es genug.
    Mefa





    Liebe Angie,
    ein Tapetenwechsel wäre schön, aber allein, wohin ?
    Mehr als 5 Meter kann ich im Moment nicht gehen, dann überfällt mich die Schwäche und ich muss mich hinlegen oder setzen.
    Mit dem Rollstuhl bleibe ich überall in der Wohnung stecken, mit dem Rollator ist gehen auch anstrengend. Ich versuche stückchenweise frei zu gehen, ohne Hilfsmittel mit Angst vor Schwindel usw.


    Mit 80 habe ich dann meine diversen Probleme gelöst, vielleicht.


    Wo in Wien wohnst Du?, wenn ich neugierig sein darf.


    Alles Liebe
    Mefa



    Liebe Amitola, liebe Katarina,


    ihr findet mich stark. Ich fühle mich überhaupt nicht so. Ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl vollkommen am Ende zu sein. Esse, trinken, schlafen, entleeren. Da ist kein Stücken Leben dabei.
    Ich danke Euch für die vielen guten Wünsche, vielleicht helfen sie.


    Vorgestern hatte ich einen hässlichen Streit mit meiner Tochter. Das zieht mich ganz runter.


    Wenn ich aus unserem Lebe erzähle, finden das alle großartig, ich habe das nicht so empfunden. Es war anstrengend, kräfteraubend, viel zu wenig Abenteuer und zu wenig unterwegs.


    Im wesentlichen bin ich 11 x übersiedelt. das heißt die Arbeit hing an mir allein. Alfred musste das Geld verdienen.
    Wir haben geheiratet ohne Einkommen, jeder mit einem Koffer und ich war schwanger. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt eine Dienstwohnung (30m²) ergattert. Ich wollte dort allein wohnen, weg von meinem ekligen "Stiefvater". Alfred baute mir Möbel, als ich dann schwanger wurde, kauften wir eine zweite Couch und heirateten, bei Schneesturm (andere Geschichte). Das war 1962.


    1963 war auf der Techn. Uni ein Anschlag: Programmierer zur Ausbildung gesucht. Niemand wusste, was das ist. In der Bank hatten wir zwei und ich wusste ungefähr, um was es geht. So wurde Alfred einer der ersten Programmierer in Österreich. Aus der Ausbildung wurden 25 Jahre mit mehrfachem Aufstieg. Das war unser Anfang. Wie wir uns kennen gelernt haben, ist eine Geschichte für sich.
    Habe ich Eure Neugierde etwas befriedigt.?


    Ich kann noch lange erzählen, das wird ein Buch.


    Herzlichen Dank für die liebevollen Wünsche.


    Mefa

    An Indian summer und papabaer!


    Schönen Dank für Eure Ratschläge. Im Spital wurde die Vactherapie gemacht und mit Honig wurde ich auch behandelt. Es wird einige Zeit dauern, bis sich die Wunde und die transplantierte Haut verbinden.


    Danke für alle guten Wünsche. Ich habe mich wiederholt, habe ich jetzt gesehen, tut mir leid.


    Es geht ja hier nicht um meine Gesundheit, sondern um meine verlorene zweite Hälfte.
    Die Frage mit dem Allein-Reisen beschäftigt mich auch, obwohl es im Moment ohnehin nicht möglich ist.
    Im ersten Jahr wäre mir so ein Gedanke gar nicht in den Sinn gekommen. Ich glaube, ich war in einem Schockzustand.
    Wenn mich eine Freundin aus Deutschland nicht jeden Tag mehrere Male angerufen hätte, hätte ich mich wahrscheinlich umgebracht.
    Ich erinnere mich, dass ich das Begräbnis allein ohne jede Hilfe organisiert habe. Den Text der Todesanzeigen, diese verschicken, die Musik auswählen (sehr unkonventionell), den Sarg aussuchen, den Termin bestimmen, ein "Totenmahl" in unserem Haus und Garten organisieren. Die Trauerrede habe ich selbst gehalten, weil ich keinen Pfarrer, der meinen nicht kannte und auch nicht Deutsch konnte, reden hören wollte.
    Das Totenmahl zu Hause sollte eine letzte Party für meinen Mann werden. Wir haben alle unsere Feste zu Hause gefeiert. Ich denke, es waren zwischen 80 und 100 Menschen da. Außer der engsten Familie, kam keiner wieder.


    Ja, dann kamen die Verlassensschaftsstreitigkeiten mit meinen Kindern. In der Zeit bekam ich das erste Mal graue Haare, innerhalb von einigen Tagen. Aber das ist ein Thema für sich.


    An den Rest des Jahres kann ich mich nicht derinnern. Ich weiß nur, dass ich glaubte nie wieder Freude empfinden zu können oder sich auf etwas freuen zu können.


    Ich bin ein begeisterte "Reiserin", alles selbst organsiert und immer mit etwas "Abenteurlichen" verbunden. Nur die letzten zwei oder der Jahre machten wir nur kurze Urlaube in Österreich, mehr konnten wir nicht mehr. Bei diesen Urlauben in Österreich sind wir auf so vielen Bänken gesessen und haben in die Gegen geschaut und gerastet. Ich erinnere mich an jede Bank und oft habe ich versucht, mir vorzustellen dort allein zu sitzen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
    Eine Reise zu machen, dorthin wohin wir waren, oder eine, die wir gern gemacht hätten. Es ist für mich unvorstellbar, unter den derzeitigen Umständen so wie so.


    Aber nach 12 Jahren, bis auf wenige Ausnahmen, immer nur zu Hause, werde ich einmal weg müssen, oder ich werde verrückt.


    Ich haben in den letzten Wochen vorwiegend geschlafen, aber nicht tief und fest, so mehr an der Oberfläche, oft in zwei Schichten, die eine war dem Schlaf ähnlich, darüber trugen sich viele meiner Gedanken und Gefühle zu.
    Diese zweite Schicht hat mich verändert. Ich konnte z.B. viele meiner Zweifel, Schuldgefühle und was da noch so gibt, vielleicht ist "loslassen" ein zutreffendes Wort, abgeben.
    Da das noch eine sehr neue Sache ist, kann ich nicht mehr darüber schreiben.


    Ich habe sehr viel geweint in den zwei Jahren, jetzt habe ich keine Tränen mehr.


    Jetzt muss ich wieder rasten
    Viele Liebe Grüße und danke für die vielen guten Wünsche.



    .

    Liebe Christine und an alle, die mir geschrieben haben. Danke!


    Ich bin jetzt wieder seit zwei Wochen zu Hause. Drei Operationen und 2 in einer Woche, war eine sehr schwächende Sache. Die Nervenkompressionen, die 3 1/2 Jahre, starke Schmerzen verursachten, ich konnte nicht wirklich gehen, sind
    anscheinend nach Durchtrennung der Nerven weg. Aber ich hatte Wundheilungsstörungen. (Infektion durch Keim).
    Man entfernte zwei faustgroßes Stücke abgestorbenes Gewebe. Es wurde eine Transplantation von Haut notwendig. Kurz wurde von einer Beinamputation gesprochen. Nach jeder OP 3 Tage strenge Bettruhe.
    Was zu Hause dann alles passiert ist,will ich jetzt gar nicht schreiben. Ich musste mich massiv durchsetzen, um alles zu kriegen, was ich brauche. Ich vermisste meine Mann, mehr als ich jetzt beschreiben kann.


    Für zwei Wochen hatte ich ein 24-Stunden-Hilfe, Gott sei Dank eine sehr liebe, verständnisvolle Frau.
    Sie ließ mich eine Woche durchschlafen, keine Körperpflege, kein umziehen, kein Gehen müssen, nur Essen (Hühnersuppe) und Schlafen. Ich konnte das erste Mal seit 4 Jahren wieder lachen und auch etwas Spaß haben. Mila hat mir ein Stück Leben zurückgegeben. Zwischendurch versuchte ich immer wieder meinen Mann zu finden, in dem ganzen Wirbel war er mir verloren gegangen. Ich habe jetzt, momentan, eine zweifelsfreiere Einstellung.


    Jetzt muss ich sehen, wie ich allein zurecht komme. Meine Verbände werde alle 2 Tage gewechselt. Ich kann nicht lange auf sein, werde schnell schwindlig. Ich habe meine zwei Autos, einen Rollator und einen Rollstuhl (ein Monstrum, viel zu dick für eine Wohnung). Alle sagen, es sei unmöglich für mich allein zu bleiben. Wir werden sehen.


    Ich muss aufhören, Bett ruft.
    mefa

    An Euch Ihre alle lieben Menschen,
    Ich musste vor zweieinhalb Wochen ins Spital und wurde noch am selben Tag operiert. Man holte aus zwei Wunden je ein faustgroßes Stück abgestorbenes Gewebe heraus. Ich musste drei Tage liegen. Mit Mühe konnte ich dann nach ein paar Tagen gehen. Die Wunden heilten nicht. Nach einer Woche wurde ich noch einmal operiert und eine Hauttransplantation
    gemacht. Wieder liegen. Ich konnte nicht mehr gehen. Jetzt bin ich zu Hause und habe eine 24-Stundepflege.
    Ich glaube ich habe zwei Tage durchgeschlafen. Es war wie eine Flucht, weil mein Mann nicht da war, als ich nach Hause kam. Und heute ist meine Trauer ganz besonders groß. Das "nie-wieder" hat mich voll im Griff. Die Pflege ist nett, aber macht keinen Handgriff zu viel. Selbst wenn ich wieder hochkomme, weiß ich nicht, was mit meinem Leben anfangen. Es gibt kein Ziel, keinen Plan, keine Perspektive, keine Freunde, die Familie ist kein Halt.
    Mehr schaffe ich heut nicht.
    Muss wieder ins Bett.
    Mefa

    Ich versuche gerade ein neues Thema aufzumachen. " nie - wieder" es hat lange gedauert und dauert noch, diesen Gedanken anzunehmen.


    Mehr schreibe ich demnächst, im Moment kann ich nicht, da mich ein neuerliches Gesundheitsproblem befasst. Ich wurde Ende April operiert - Nervenkompressionen. Die Wunden heilen nicht, da unter anderem eine Klammer in der Wunde vergessen wurde. Man redet mir ein, noch einmal ins Spital für zwei Wochen, sofort. Muss das Alles erst verarbeiten. Und ich will meine Vorhaben (Projekte) nicht wieder verschieben, es geschieht ohnehin alles nur sehr langsam.
    Mein Wundmanager meint, er kommt jeden 2. Tag, ich soll noch 2 Wochen zuwarten. Er versteht, dass ich nicht zum 30.Mal ins Krankenhaus will. Wer weiß, was ich dort wieder einfange.


    Das sind Situationen, in denen ich mich noch mehr nach meinen Mann sehne. Er würde mir zwar zu etwas weder zu- noch etwas ausreden, was ich tun soll, aber zuhören und da sein. Ich wäre nicht allein mit meinen Gedanken, die sich im Kopf im Kreis drehen. Mir fehlt das Gefühl, dass wer bedingungslos hinter mir steht. Im meinem Kopf ist das Bild, dass er immer hinter mir gestanden hat, wie eine Schutzmantel-Madonna. Er hat mich nie kritisiert, hat mich frei entscheiden lassen und mir nie wehgetan. Es gab schon Probleme in diesen 55 Jahren und Höhen und Tiefen, aber wir sind immer zusammen gestanden. Unsere persönlichen Entwicklungen sind nicht immer zur selben Zeit geschehen. Aber wir haben immer geredet, nicht unbedingt tiefschürfend, über unsere Erlebnisse, über das Weltgeschehen, über Kunst, Pläne, unsere Arbeit, unsere künstlerischen Ambitionen, über, unsere Computer, über Religion, usw. In den letzten Jahren, als wir beide krank waren, wurden unsere Gespräche offener und auch Schwieriges wurde angesprochen. Wir sind ja aus einer anderen Generation, wo vieles nicht so selbstverständlich war, wie es heute ist.


    Am Sonntag waren es zwei Jahre, dass er gestorben ist, es war ein grausamer Tod.
    Bisher konnte ich das Foto, das hinter meinem Schreibtisch, am Fenster steht, nicht ansehen. Ich zog den Vorhang vor. Sein freundlicher, direkter Blick und das Lächeln, machte mich traurig und brachte mich zum heulen. Nie wieder wird er bei der Türe herein kommen und sagen "da bin i". Monate lang habe ich alles so gemacht, wie ich glaubte, dass er es haben wollte, als ober er nur auf Dienstreise gewesen wäre. Wenn ich von irgend einem Arzt nach Hause kam, nahm er mir alles ab und fragte mich, Wasser oder Klo. Und dann kam die Frage "wie wars". Wenn ich im Spital war, haben wir jeden Tag sicher 8 Mal telefoniert. Jetzt kommt mich vielleicht meine Tochter besuchen, wenn sie Zeit hat.
    Ich habe den Garten umgestalten lassen und fühlte mich schuldig, weil ich zwei Bäume, die Alfred 33 Jahre gehegt und gepflegt hat, umschneiden ließ.
    Es geschah aus reiner Vernunft.


    Jetzt ist es doch mehr geworden, als ich vor gehabt habe. Ich danke für die Antworten und wünsche Euch Allen das beste für die Bewältigung Eurer Trauer, so weit das eben geht.
    Mefa

    Liebe Angie,
    ich habe Dir gestern einen langen Beitrag geschrieben, aber leider versehentlich gelöscht. Ich habe viele Deiner Beiträge gelesen und dabei immer wieder geweint. Einerseits, weil der Schickschalsschlag, der dich getroffen hat, wahnsinnig hart ist, schwer zu ertragen. Andererseits sind Deine Gefühle und Gedanken für mich sehr gut nachvollziehbar. Du drückst das so klar und deutlich aus. Ich fühle und denke genau so, habe die selben Erfahrungen gemacht und mache sie noch.
    Ein großer Unterschied liegt in der Tatsache, dass ich mit meinem Mann Alfred 55 Jahre zusammen war. Wir verbrachten unser ganzes Leben miteinander. Tagtäglich überfällt mich eine Flut von Erinnerungen. Gestern vor zwei Jahren ist er gestorben. Wir wollten es bis zuletzt nicht wahrnehmen. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich mein Haus 12 Jahre kaum verlassen können. 9 Jahre lang hat mein Mann eingekauft, gekocht und alles ,was notwendig war, gemacht. Auch als er selber krank geworden war. Auf einmal stand ich alleine da. Freunde gibt es keine mehr. Meine Kinder, das ist ein anderes Kapitel. Momentan bezahle ich jeden Handgriff, den mir jemand macht.
    So weit es meine Kraft zulässt, versuche ich mich andauernd zu beschäftigen, um nicht verrückt zu werden oder ganz einfach Schluss zu machen. Es gibt ein Anzahl von Projekten, die mich aufrecht erhalten. Aber es fällt mir sehr schwer dran zu bleiben, weil es so langsam geht. Mir fehlen menschliche Kontakte. Oft spreche ich eine Woche lang mit niemanden, dann versagt mir die Stimme.
    Das war es für heute. Habe ich das richtig mitgekriegt, dass Du in Wien lebst?


    Ich grüße Dich herzlich und wünsche Dir sehr viel Kraft.
    Mefa


    .

    Liebes Rabelein,
    danke für Deine Antwort, sie hat mir gut getan. Ich war schon nahe daran, das Schreiben hier aufzugeben.
    Ich habe das Gefühl, dass Du Verständnis für mich hast. Es ist mir wichtig, dass jemand liest, was ich so denke und fühle, wenn ich schon niemanden habe, dem ich etwas erzählen kann. Ratschläge hab ich den vergangenen Jahren genug bekommen. Einige brauchbare und viele unüberlegte.
    Sehr dankbar bin ich für Deine Aufklärung wegen eines eigenen "Threats", da ich festgestellt habe, dass ich auf einmal meine eigenen Beiträge und die Antworten darauf nicht finden kann.


    Ich habe so viele ambivalente Gefühle im Zusammenhang mit dem Tod meines Mannes. Bei dem letzten Satz musste ich sofort wieder heulen.


    Bei nächster Gelegenheit werde ich über meine Projekte schreiben, die mich einigermaßen am Leben erhalten, auch wenn es so schwer ist, sie aus fehlender Kraft zu verfolgen. Ich werde vorerst nicht mehr über meine Gesundheit/Krankheit schreiben. Ich weiß, dass es anderen auch schlecht oder noch schlechter geht. Und das tut mir auch sehr leid. Aber so ein Vergleich ist nicht trostspendend.
    Ich konnte gestern Abend nicht einschlafen, weil ich mir nicht im Klaren war, ob ich hier im Forum weiter schreiben will.
    Jetzt bin ich erleichtert.


    Ganz liebe Grüße
    Mefa

    Liebe Katarina, liebe Amitola!!


    Ich will gerne Eure Fragen über meine Geschichte beantworten, mich dabei möglichst kurz halten.
    Dass ich keine Freude empfinden kann, dass ist erst seit dem Tod meines Mannes. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und ich vermisse das Gefühl, wenn mir vor Freude "das Herz aufgeht" bezw. aufgegangen ist.


    Warum ich 12 Jahre nicht aus dem Haus gekommen bin:
    Ich hatte 1987 eine akute Hepatitis non-A-non-B. Sowohl ich als auch mein Mann waren damals arbeitslos.
    Man meinte, die Hepatitis sei psychosomatisch.Ich bin gerade noch mit dem Leben davongekommen. Nach 6 Wochen strenger Bettruhe (im Krankenhaus) ohne jede Behandlung, ging ich sehr geschwächt wieder heim
    Erst einige Jahre danach wusste man, das es eine Hepatitis C gibt, aber keine Therapie dagegen. Ich hatte sie sicherlich von einem Arzt. Ich lebte 17 Jahre damit, dann gab es Therapiemöglichkeiten. Mann machte mir Angst wegen Leberzirrhose und Leberkrebs. Ein Arzt meinte hoffentlich sterben sie, bevor sie Krebs bekommen.


    2004 entschloss ich mich zu einer "Interferon-Ribavarin"-Therapie. Es war 48 Wochen Hölle, da ich alle bekannten Nebenwirkungen bekam. Das größte Problem war, die Zerstörung der roten Blutkörperchen und in der Folge sehr starke Atemnot. Ich bekam EPO (unter anderem das Dopingmittel, der Radfahrer) das normal nur Dialyse - Patienten bekommen, da teuer. Ewiger Kampf mit der Krankenversicherung.


    Die Hepatitis habe ich besiegt, ein Jahr lang war ich bettlägrig gewesen. 20 - 30 % der Patienten halten die Therapie nicht durch.
    Wir freuten uns sehr, aber bald kam der nächste Schlag - eine Autoimmunerkrankung, Polymyalgie rheumatica, verbunden mit erhöhten Entzündungswerten und massiven Muskelschmerzen. Ich konnte mich unter anderem weder niedersetzen, noch aufstehen.
    In der Folge mehrere Klinikaufenthalte und alle bekannten Therapien - alle wirkungslos. Das einzig wirksame ist Kortison.
    Die Ärzte gaben mich auf. Daher seit ca. 9 Jahren immer Kortison mit allen Nebenwirkungen.


    2012 musste ich mir wegen schon lang anhaltender Schmerzen, eine Kniegelenksprothese machen lassen. Folge 3 1/2 Jahre immer Schmerzen im operierten Knie. Viele Ärzte, viele Therapien - ohne Erfolg. Das Gehen wurde noch schwerer, als es schon wegen meiner Schwäche und Schmerzen war. Immer wieder fing ich von vorne an. ein Haus weit gehen, zwei Häuser, ein Stück der Straße usw. Vor einigen Monaten fand ich selbst die richtigen Ärzte. Die Ursache meiner Schmerzen waren Nervenkompressionen. Die betroffenen Nervenstücke wurden herausgeschnitten. Massive Wundheilungsstörungen, dank Kortison und Diabetes (vom Kortison).
    Anscheinend habe ich auch Parkinson, die Neurologen sind sich nicht einig.
    Das sind die Eckpunkte, warum ich nicht aus dem Haus gekommen bin. Klingt nicht so arg, aber das war und ist es.


    Zur Hilfe: es gibt niemanden, der bereit ist mir zu helfen. "Du schaffst das schon, bist ja stark".
    Die Leute, die ich bezahle, sind Fremde. Da bin ich an sehr liebe Menschen gekommen, die mich besser verstehen, als meine Familie (meinen Schwiegersohn muss ich ausnehmen - er hat wirklich wenig Zeit, aber so er kann hilft er mir bei technischen Dingen).
    Oft spreche eine Woche mit niemanden, meine besten Gesprächspartner sind die Taxifahrer. Da es in Wien derzeit sehr schwer ist, einen Parkplatz zu finden, muss ich Taxi fahren (Arztbesuche). Eine Strafe für mich, bin ich doch in meinem Leben hunderttausende Kilometer gefahren.
    Hoffentlich ist das nicht zu viel, was ich geschrieben habe. Auch wenn ich mich sehr zurückhalte mit dem Erzählen meiner Probleme, halten es "Freunde und Bekannte" nicht aus.
    Bei nächster Gelegenheit werde ich über meine Projekte, die ich nur sehr langsam ausführen kann, schreiben.
    Diese Projekte sind das Einzige, was mich am Leben erhält. Ohne hätte ich schon längst aufgegeben.


    Danke, für Euer Interesse und liebe Grüße
    Mefa



    Liebe Marsue liebe Katarina!!


    Ich bin sehr gerührt, dass ich so schnell zwei Antworten bekommen habe.

    "Ich darf /muss um Hilfe bitten
    ....." Das mit der Hilfe ist so eine Sache, wenn man sie offensichtlich braucht und auch darum bittet und abgewiesen wird oder die Bitte ganz einfach vergessen wird, dann gibt man irgendwann auf, weil man die Enttäuschung nicht mehr ertragen kann.
    Ab meinem 15. Lebensjahr habe ich alles selbständig für mich geregelt und ich bin es nicht gewohnt abhängig zu sein.


    Ich habe unsere Kinder mehr oder weniger allein erzogen. Meine Familie war mein Lebensmittelpunkt, und ich habe 40 Jahre lang Alles für meinen Mann und unsere Kinder geplant, geregelt, organsiert, vom sozialen Leben bis hin zu 11 Übersiedlungen, die ich allein durchgezogen habe. Ich war der Chauffeur für die Familie und noch vieles anderes.
    Ich trug die ganze Verantwortung.


    Zurückgewiesen zu werden, ist so das Schlimmste, was mir passieren kann. Hängt mit meiner Geschichte zusammen.


    Ich kann keine Freude empfinden und es gibt nichts, worauf ich mich freuen kann. Ich komme mir vor, als ob ich innerlich schon tot wäre. Jeder Tag bringt neue körperliche und auch seelische Qualen.


    Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder um ein Stück mehr verzichten müssen, weil immer weniger möglich war. Bis vor zwei Jahren hatte ich den Rückhalt meines Mannes. In diesen letzten Jahren wurde unsere Verbindung noch enger.
    Ich vermisse ihn so sehr. Er hat mir nie etwas Böses getan. In meiner Kindheit und Jugend war es anders.
    Ich bekomme nur Hilfe, wenn ich sie bezahle, selbst bei meiner Tochter und den Enkelkindern.


    Es gibt noch so viel mehr, was mich belastet,,,,,,,,,,,,, für heute reicht es .


    Ich brauche so dringend jemanden, der mich umarmt.


    Liebe Grüße
    Mefa






    Nach vielen vergeblichen Versuchen, ist es mir gelungen hier einzusteigen. Da ich in Wien lebe, hätte ich gerne bei dem Treffen hier mitgemacht. Es wäre wahrscheinlich nicht gut gegangen, weil ich aus verschiedenen Gründen, nicht mobil bin.
    Ich habe in diesem Thread fast alles gelesen, da es mir sehr schwer fällt, das Leben danach.


    Ich bin 75 Jahre alt und war 55 Jahre mit meinem Mann Alfred zusammen, davon 52 Jahre verheiratet. Es sind ziemlich genau 2 Jahre her, dass er gestorben ist. Von 2004 an hat er mich betreut, einkaufen, kochen, das Notwendigste im Haushalt. Ich war seit 12 Jahren kaum aus dem Haus. Es war sehr schwer nach seinem Tod alleine zurecht zu kommen, ich hatte und habe aus gesundheitlichen Gründen keine Kraft. In diesen 12 Jahren habe ich immer wieder gekämpft, um neu zu beginnen. Es gab immer wieder Rückschläge. Meine Kinder haben mich kaum unterstützt. Mein Sohn hat den Kontakt mit mir einen Tag vor Weihnachten abgebrochen. Es ist zu schwierig über meine Tochter zu schreiben.


    Das Schlimmste ist die Einsamkeit, manchmal dachte ich es nicht mehr überleben zu können, nicht so.
    Ich habe noch so viele Projekte im Kopf, aber ich kann sie nicht durchziehen.
    Freunde haben sich im Lauf der Jahre davon geschlichen. Ich versuchte Telefonkontakt zu halten, bis ich merkte, dass ich eigentlich abgeschrieben bin, weil ich nichts zu bieten habe.
    Ich frage mich immer wieder, welchen Sinn mein Leben hat, so ohne Perspektiven. Von Erinnerungen allein, und es gibt viele, kann man nicht leben.


    Ich schreibe jetzt nicht über meine Trauer, davon habe ich hier sehr viel gelesen, und den meisten Gefühlen und Gedanken kann ich mich nur anschließen.
    Da ich Alfred sehr jung kennengelernt habe, sind wir gemeinsam erwachsen geworden. Trotz Höhen und Tiefen, waren wir Eins geworden im Laufe der Jahrzehnte. Meine zweite Hälfte fehlt, da fange ich gleich zu heulen an.


    So das reicht fürs Erste, ich hoffe, dass ich es richtig gemacht habe und mein Schreiben auf den Weg kommt.


    mit freundlichen Grüßen
    Mefa