Danke Dir herzlich für Deine Zeilen Katarina!
Ich habe nach dem Tod meiner Mutter alles mögliche gelesen über Tod, Sterben, danach etc
Meine ureigene Meinung ist, dass "drüben" die Verbindungen weiterbestehen, die hier in Liebe
geknüpft wurden.
Wir haben uns ja nichtmal kennengelernt, er wusste nichtmal von meiner Existenz.
Ich zwar von seiner vermuteten (ich weiß nicht, ob ich über die Jahre vergaß oder mir
tatsächlich nicht Anzahl und Geschlecht der dortigen Kinder über meine Mutter gesagt wurde).
Das einzige was ich nun weiß ist sein Name...
Ich hab ja auch keine Ahnung was stimmt, was man so liest,
was danach ist...
Dass manche erstmal ihre Dinge regeln müssen etc.
Ich kann mir das in meinem Fall sowieso so schwer vorstellen.
Hat mein Vater seiner (ja inzwischen auch) verstorbenen Frau
das gesagt mit meiner Mutter und mir
und jetzt seinem Sohn...
Auch wenn man ja da dann mehr Überblick hat, Dinge nicht
mit menschlichen Beschränkungen sieht,
ich kann mir nicht vorstellen, dass nun alle "gemeinsam an nem Tisch sitzen".
Ich verstehe es auch nicht, wieso zwei Erwachsene sich nicht Gedanken machen,
wie das mal werden soll...
wenn ich dort "hoch" komm hallo sagen?
Mit meinem leiblichen Vater kann ich auch keinen "Kontakt" aufnehmen,
weil ich da nicht weiß wie damit umgehen,
er hat ein Testament ca 1 Jahr oder so vor seinem Tod gemacht
(hat er meiner Mutter erzählt, daher weiß ich es)
und nichtmal da die Karten offengelegt...obwohl er da ja über
die letzten Dinge nachgedacht hat...
Selbst über seinen Tod hinaus, hat er mich "unter den Tisch fallen lassen",
als gäbe es mich einfach nicht...
daher habe ich auch nicht wirklich einen Platz für ihn.
Zu Lebzeiten hab ich mich zuerst gefreut,
dann war ich maßlos enttäuscht.
Dann musste ich die Trauer (wie schon das ganze vorher) geheimhalten
bzw. konnte nur mit meiner Mutter drüber reden.
Er war halt plötzlich ganz verschwunden, obwohl er nie da war.
Trauern kann man das nicht wirklich nennen.
Daher glaube ich immer mehr, dass bei diesem Vater der Grund
für meine Depressionen liegen und nicht beim frühen Verlust meines gefühlten Vaters.
Bei dem Halbbruder hab ich das Gefühl, dass da vielleicht nicht so diese
Barrieren sind,
so ähnlich vielleicht wie wenn sich die Kinder von Kriegsländern begegnen,
die auch nichts für das Verhalten der Eltern können.
Ob dieser Vergleich aber meinem Hirn entspringt oder Wunschdenken
oder ob da was dran ist,
oder er jetzt schockiert ist, was er dort erfuhr,
ich weiß es ja nicht.
Ich weiß ja nichtmal wie mein leiblicher Vater zu mir stand.
Ob er nur feige war,
ob unter anderen Bedingungen er mich geliebt hätte.
Das hab ich all die Jahre (und das seit 1988 als wir vom Tod aus
der Zeitung lasen) nicht in mir quasi erspüren können.
Am Grab konnte ich etwas ausblenden, dass dort auch "die andere Frau" ist,
die ich ja nicht besuchte.
Wie soll das "drüben" werden.
Wir sind doch keine normale Patchwork-Familie.
Ob mein Bruder ohne Anhaltspunkte irgendwas spürte im Sinne, irgendwas fehlt...
Als ich meine Mutter zur Rede stellte, fragte sie mich, ob es besser gewesen wäre,
mich anzulügen.
Das fand ich als Jugendliche auch nicht richtig.
Denn wie Du sagst, es geht ja um die Wurzeln.
Oftmals dachte ich, es wäre aber vielleicht doch besser gewesen,
wenn ich weiter geglaubt hätte, mein gefühlter Vater wär der einzige.
Ich habe nur ihn vermisst nach dem Tod, da war sonst keine Leere.
Und erst recht kein Wirrwarr.
Als ich meinen leiblichen Vater kennenlernte spürte ich hingegen,
dass er nicht wie genannt "Onkel xy" ist...
es war ein Vertrauen da unbekannter Art.
Das dann später ja zwar nicht zunichte aber enttäuscht wurde.
Es wäre interessant gewesen,wenn ich meinem Bruder begegnet wär,
ob da auch so ein Vertrauensgefühl dagewesen wäre, ohne dass man
sich kennt.
Ob quasi ein intuitives Erkennen gewesen wär.
Oder Fremdheitsgefühl.
Von meinen Eltern hab ich kaum Erinnerungsstücke.
Aber zumindest kann ich Eigenschaften etc zuordnen.
Außer bei meinem leiblichen Vater, da geht es ja schon los.
Und noch mehr bei meinem Halbbruder.
Ja selbst wenn ich "Zeichen" bekommen würde, könnt ich
sie nicht zuordnen, da ich nicht weiß, was ich mit ihnen verbinden
soll.
Hab keine Lieblingsblume, kein Lied, keine Vorlieben nichts.
Bis auf "hallo xy" könnte ich auch nichts sagen.
Fragen wie war Dein Leben?
wie soll ich darauf ne Antwort bekommen...
Es tut gut, dass Menschen hier sind, die verstehen, die für mch da sind
(all die Zeit war keiner für mich da) und auch, dass sich Gedanken gemacht
wird, die Nicht-Trauernde nicht denken, bzw. als Spleen abtun würden.
Ja durch Herkunft sind wir miteinander verbunden.
Aber wir haben sonst keine Anknüpfungspunkte, das macht es so schwierig,
weil ich absolut nichts von ihm weiß.
Haben wir was wir beide mögen?
Oder total unterschiedlich?
Würde er mich mögen?
Hätten wir Gesprächsstoff?
Ich werd das nie erfahren.
Es gab was komisches als ich beim Grab war.
Aber will man nicht viel irgendwo reininterpretieren,
wenn man sonst nichts hat?
Es war so spuky, also nicht die Alltagsbegebenheit
sondern jemand besucht das Grab seines Vaters,
und erfährt dann das.
Wie aus nem schlechten Film...
Keine Ahnung, ob das nur wegen nach dem Tod meiner
Mutter ist, dass ich da ja scon immer überlegte, irgendwann
sterben meine bekannten und unbekannten Geschwister,
ob das nur innere Panikmache war
oder ich die Gefahr wirklich spürte, weil er krank war
(aufgrund des Bildes vermute ich es einfach).
Auf der anderen Seite bei meiner Mutter spürte ich
nichtmal an dem Tag, dass sie stirbt.
Und wir standen uns ja wirklich sehr, sehr nahe!
Vielleicht wünsche ich mir nur auch, dass das mit "denen"
anders ist als mit den bekannten Halbbrüdern.
Wobei da die Hürden noch höher sind.
Wie kann man irgendwas erspüren, wenn man die Essenz eines Menschen
nicht kennt, ja nichtmal irgendeine Lappalie über den Menschen weiß...
Und trotzdem mache ich mir ja Gedanken, wie Ihr seht
Meine Halbbrüder mütterlichseits haben mich offensichtlich im Stich gelassen.
Halbgeschwister väterlichseits (vom gefühlten), haben sich offen von ihrem Vater abgewandt.
Bei denen jetzt wäre theoretisch noch alles offen, es ist noch keine Entscheidung gefallen
mangels überhaupt Wissen, dass es mich gibt.
Er wird nun "da oben" wohl von mir erfahren haben...
Hm.
Ich bin froh, mich mit Euch austauschen zu können.
"Meinem" Psychologen erzählte ich von gestern.
Er war sichtlich überfragt,
auch auf Nachfragen, er hat da keinerlei Tipp...
keine Verarbeitungsstrategie,
irgendwelche Infos etc....
ist ja gut zu wissen, dass ein Fachmann auch so belämmert
wie ich davorsteht,
und somit die Situation schwer ist,
und der Makel an mir liegt, eine Situation aufzudröseln
aber das "Ergebnis" ist natürlich enttäuschend,
weil mir ja dann nichts anderes bleibt, als für mich
allein nen Weg zu finden, abseits Konventionellen.
Und selbst aus Büchern kann man da nix adaptieren,
weil eben so viel nicht greift,
wie z.B. gemeinsame Lieblingwege gehen etc...
Ich hab keine Ahnung, wo er seine JUgend verbracht hat,
sein gesamtes Leben,
geschweige denn dass es GEMEINSAME Wege gab.
Daher war ich sehr froh, hier Antwort bekommen zu haben,
denn so hilfreich Psychologen und Bücher sonst sind,
aber bei dem Gekuddel greift von alledem kaum etwas.
Toll das so ein Sonderfall auftritt,
ich komm mit Normalfällen schon an ein Limit
und dann so nen Präsedenzfall..
Auch wenn ich sonst keine gute Intuition habe...
aber zumindest hat mich meine Verzweiflung (weniger Mut)
gestern hierherfinden lassen und ich denke, daswar genau richtig!
(komischerweise bei früheren Recherchen nie drauf gestoßen)
Und wenigstens muss ich hier nicht lügen, oder Teilbereiche aussparen,
und ich bin trotzdem nicht allein
und obwohl wir uns alle nicht kennen,
nimmt dennoch jemand Anteil an meinem Erleben und Fühlen!
Danke dafür!
Wer immer das "eingefädelt" hat, das ist zumindest gut.
Vielleicht waren es ja meine Eltern...
wenn sie mir schon so nen Bockmist hinterlassen haben,
um selber zu gucken, wie ich damit klarkomm,
dass ich damit, was für mich zuviel wäre, völlig allein dasteh.
Keine Ahnung, welche Rolle dieser Halbbruder einnimmt,
ich hätte gerne, dass er eine hat.
Auch wenn ich nicht aus Gewesenem ihn idealisieren möchte,
sozusagen die Sehnsucht, dass vielleicht etwas gut gemacht
worden wäre, was daneben lief.
Vielleicht hätte er mich noch mehr abgelehnt als meine bekannten Brüder,
woher soll ich das wissen.
Auch wenn ich das irgendwie nicht hunderprozent glaube(n will)
Wie hält man denn Wunschdenken und "wirkliches" auseinander
so ganz ohne Anhaltspunkte.
Ein Kennenlernen NACH dem Tod ist wirklich schwierig....
kann ich das mal dem Regisseur sagen?
Ich möchte eine andere Familiengeschichte!
Doch da kann ich lang rufen.
Und so bleibt mir nichts außer unbeschriftete Steine zu heben,
anzugucken, trotzdem nichts verstehend,
geschweige denn was bauen können.
Danke, dass Ihr trotzdem in diesem Steinhaufen beim Gucken dabeiseid!!