IHR LIEBEN
Ich bin überwältigt davon, wie engagiert ihr euch hier einbringt und wie herzlich ihr mir entgegenkommt... :2:
Liebe Malena :24:
Vielen Dank, dass du diesen Bericht über die unheilbare Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose hier mit uns geteilt hast. Möglicherweise wird künftig so manches Mitglied mehr besser verstehen können, weshalb ich den betroffenen und leider verstorbenen jungen Sänger Grégory Lemarchal und alle weiteren Erkrankten so bewundere! Zu behaupten, ich hätte gar kein Mitleid und würde kein bisschen Trübsal blasen aufgrund mancher Schicksale, wäre eine Lüge. Aber insbesondere Grégory Lemarchal ist nach wie vor ein glänzendes Beispiel dafür, dass nicht die Krankheit ihn ausgemacht hat, sondern das was er aus seinem allzu kurzen Leben gemacht hat...
Liebe Monika :24:
Deine Zeilen haben mir eine Gänsehaut beschert. Danke sehr für deine Offenheit bezüglich deiner schweren Verluste. Auch wenn du offensichtlich wenig von der virtuellen Welt hältst, so möchte ich dir dennoch sagen: Fühl dich umarmt! Wo darf ich meine Lieblingsmusik einstellen?
Liebe rabelein :24:
Vielen herzlichen Dank für deine liebevollen und fast fürsorglichen Worte. Es freut mich, dass ich dich mit keinem Beitrag gekränkt habe und du gern von mir liest. Ich denke, dich richtig verstanden zu haben. Natürlich ist es wichtig, dass ich mich selbst nicht vergesse, mich nicht verliere. Das hast du gut formuliert. Ich passe auf mich auf und werde einen gesunden Mittelweg finden müssen.
Liebe Christine :24:
Danke für deine klarstellende Antwort. Im Übrigen habe ich nie geglaubt, das du mich verletzen wolltest. Mir ist es wichtig, immer mitzuteilen, wie ich gewisse Sätze aufgenommen habe, um Missverständnisse aus dem Weg zu schaffen.
Liebe Amitola :24:
Gern würde ich mehr zu deinen wunderbaren Zeilen schreiben. Doch mir fehlen (im Moment) die Worte...Ich bin froh, dass du hier bist. Ohne mich an Regeln festzuhalten, welche gar nicht existieren, möchte ich dir zustimmen: Mit oder ab 21 Jahren denkt und fühlt man, das ist meine Meinung und Erfahrung, sehr viel tiefer und intensiver, als beispielsweise mit 18 Jahren. Ich sehe das auch bei einer guten Freundin von mir.
Liebe Jutta :24:
Danke sehr für dein Feedback. Ein wunderbares Zitat hast du da...
Lieber Wolfgang :24:
Ehrlich gesagt habe ich mich über deine Reaktion, deine erstmalig erwähnte Anregung, ganz besonders gefreut. Wie ich mich fühle, wenn ich mich mit fremden Schicksalsschlägen befasse, ist unterschiedlich. Ich durchlaufe da verschiedene Phasen. Beispiel Germanwings-Flugzeugabsturz in den Bergen: Wenn ich mir jene Situation an Bord vorstelle, bin ich extrem nervös, sowohl physisch als auch psychisch ganz bei der Katastrophe, die sich gleich ereignen wird, stelle mir vor, was die Angehörigen zum damaligen Zeitpunkt gemacht haben könnten und wie ich wohl damit umgehen würde, wenn ich, vermutlich genauso unvorbereitet, solch eine Horror-Nachricht erhalten würde. Dabei geht es mir nicht gut. "Wenn es passiert ist", fange ich manchmal zu weinen an.
Mich von diesen Fantasien loszusagen, fällt mir schwer, weil ich ab und zu diese innere Bestätigung brauche, um mir zu verdeutlichen, dass sich dieser Flugzeugabsturz wirklich ereignet hat, dass das Leben gnadenlos endlich ist und selbst die fröhlichsten, lautesten und optimistischsten Menschen von Jetzt auf Gleich "weg" sein können. So wie die besagte junge Frau aus meinem Hauptbeitrag, die bei dieser Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommen ist, deren Schicksal mich besonders getroffen hat. Über sie existiert ein tief beeindruckender kurzer Fernsehbericht.
Besser geht es mir, wenn ich Gedenkvideos erstellen kann und darf - und diese gut ankommen. Erst heute Morgen hat ein Vater, mit dem ich in einem Sozialen Netzwerk befreundet bin, für mich völlig überraschend ein von mir erstelltest Erinnerungsvideo an seine geliebte 14-jährige Tochter mit allen geteilt. Erst kürzlich hat seine Frau, also die Mutter des verstorbenen Mädchens, ein anderes Video von mir geteilt und sich bestimmt zum dritten Mal für meine schöne Geste bedankt. In solchen Momenten geht es mir gut. Dann bin ich unsagbar froh und auch ein wenig stolz auf mich, stolz darauf, wie ich bin und was ich tue, welche Emotionen in mir stecken. Kurz zusammengefasst: Wenn ich helfen kann, erfüllt mich die Beschäftigung mit dem Tod. Doch wenn ich tatenlos grüble und fremde Todesfälle über Jahre hinweg zu nah an mich heranlasse, merke ich selbst, dass ich mich damit belaste und mir das nicht gut tut. Es gilt also, eine gesunde Balance zu halten und mich solange mit Schicksalen zu befassen, wie ich auch etwas Gutes tun kann. Ich denke, es ist nicht verkehrt, sich mit dem Leben anderer Menschen zu befassen, wenn man seine Schlüsse daraus zieht. Nachdem ich mich monatelang mit dem Tod des Sängers Grégory Lemarchal auseinandergesetzt hatte, der zeitlebens an der unheilbaren Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose, welche vor allem die Lungen angreift und zerstört, gelitten hatte und jung daran gestorben war, besorgte ich mir einen Organspenderausweis. Das nenne ich SINNVOLL...
Deine Frage nach dem Ursprung finde ich äusserst interessant. Auf den beiden vorhergehenden Seiten habe ich meinen Start ins Leben und ein paar einschneidende Erlebnisse aus meiner Kindheit geschildert. Untergegangen ist dabei das wichtigste Kriterium: Meine schon immer dagewesenen Verlust- und Versagensängste! Bereits als Baby wollte ich auf Biegen und Brechen bei meinen Eltern schlafen, auf gar keinen Fall alleine. Im Kindergartenalter sah unser Abendritual so aus, dass ich meine Mutter regelrecht in den Schlaf diktierte: "Versprichst du mir, dass du immer vor dem Zebrastreifen/Fussgängerstreifen stehen bleibst, aufmerksam guckst und erst dann die Strasse überquerst, wenn die Autos ganz angehalten haben, Mama?! Meine Mutter antwortete selbstverständlich mit "Ja". Immer und immer wieder. "Ganz sicher? Wirklich sicher? Hundertprozentig?", wollte ich mich versichert wissen...So ging das etwa eine halbe Stunde lang. Jeden Abend. Für einige Monate. Bis wir beide erschöpft eingeschlafen sind. Ich hatte immer die starke Urangst in mir, meine Liebsten zu verlieren.
Später auf den mehrtätigen Klassenfahrten hatte ich, damals zum Teenager heranwachsend, immer fürchterliches Heimweh, obwohl die Gegenden immer wunderschön waren! Malerische Alpen, Sonnenschein, schöne Wanderungen, Spieleabende, leckeres Essen...ich bekam fast keinen Bissen runter, weil ich einfach nur nach Hause wollte. Es war weniger die Sehnsucht, sondern viel mehr der Kontrollverlust. Ich hatte keinen Überblick mehr, was zu Hause passierte, wie es meiner Familie ging, ob sich meine Eltern vorsichtig im Strassenverkehr verhielten. Zeitgleich weinte ich um das erste fremde Schicksal. Um Die 14-jährige Hannah Wiedeck. Dieser Mordfall sorgte 2007 für tiefe Betroffenheit. Damals war ich 12 Jahre alt. Ich erinnere mich, wie ich meinen Schulkameradinnen davon berichtete und wir alle traurig und andächtig im Zimmer sassen. Natürlich macht mich dieser Fall heute noch nachdenklich, aber ich habe es gut überwunden.
Einen fröhlichen Ausgleich habe ich zum Glück, denn grundsätzlich bin ich ein wahnsinnig lebendiger, humorvoller, zäher und kreativer Mensch. Bei Veranstaltungen lache ich ausgelassen - von Herzen. Aber es kostet mich eine Menge Energie, da ich viel Zeit zum Nachdenken benötige und mir diese Schminkerei auf die Nerven geht. Zugleich schaue ich gern in den Spiegel, wenn ich mich schick mache und mich dabei mit Disco-Musik in Stimmung bringe. Mein Sternzeichen ist Steinbock. So bin ich auch: Energiegeladen, grundehrlich, stur, willensstark, sensibel, impulsiv, emotional, herzlich, bei den richtigen Menschen nachsichtig. Kompromissbereit bin ich leider nur selten. Das ist meine grösste Schwäche. Aber zurück zum Positiven: Ich liebe Musik über alles, fahre die wildesten Achterbahnen, vergöttere das Schlittenfahren und Schwimmen, schaue neben dem Bildungsfernsehen auch gern sogenannte Trash-Sendungen bei RTL und kann wunderbar über mich selbst lachen. Ich bezeichne mich als lebensfroh. Gepaart mit meiner melancholischen Ader, einer gewissen Todessehnsucht darin, ergibt sich daraus eine explosive Mischung aus den verschiedensten Gefühlen.
Warum genau mich gewisse Todesfälle so stark beeinflussen und begleiten, weiss ich allerdings nicht. Mir ist nur bekannt, dass einige Vorfahren väterlicherseits sehr aufbrausende, launische und eher unzufriedene Menschen gewesen sein sollen, wobei mein Vater ein herzensguter Mensch ist, der ohne Erwartungen alles gibt was er hat, um es allen recht zu machen. Er gibt mehr als er hat, denkt kaum noch an sich selbst und lebt als ständig gestresster Kettenraucher Mitte 50 sehr ungesund. Die Angst und Sorge um meinen geliebten Vater, dessen Veränderungswille leider zu schwach ist, macht mich wütend, lässt mich innerlich verzweifeln und zeitweise noch mehr in diese "Trauerwelt" abgleiten. Im Jahr 2010 geriet ich in eine Essstörung, in die Magersucht hinein. 2011 wurde ich 6 Wochen lang im Krankenhaus per Magensonde aufgepäppelt, weil mein Puls viel zu niedrig war. Diese Zeit verbrachte ich in einer Art Trance-Zustand, darüber sprechen kann ich erst seit ca. einem Jahr. Heutzutage kann ich meiner Mutter detailliert beschreiben, was in mir vorgegangen ist. Und sie hat angefangen, mir von ihren Empfindungen aus jener Zeit voller Angst einer Mutter zu berichten. Ich denke, das hat uns beiden sehr geholfen und uns noch mehr zusammengeschweisst.
Euch allen möchte ich sagen, dass die virtuelle Welt nur so gut oder schlecht ist, wie wir sie nutzen oder ausnutzen. Natürlich sollte das Leben draussen, am besten in der Natur, die wichtigste Rolle spielen. Doch für mich ist es auch wunderschön, im Internet Musik, Bilder und Texte mit Menschen zu teilen.
Ich wünsche euch einen schönen Wintersonntag!
Liebe Grüsse,
Glasherz111
Julia