Beiträge von Glasherz111

    Folgendes Lied ist weniger ein Trauerlied. Viel mehr ist es das kraftvolle musikalische Vermächtnis eines jungen Sängers aus Frankreich, der sich im Frühling vor 10 Jahren gegen seine angeborene schwere Stoffwechselkrankheit geschlagen geben musste. Dieser magische Live-Auftritt aus dem Jahr 2004 stammt aus der Musik-Show "Star Academy 4" (französische Version von "Deutschland sucht den Superstar"), welche Grégory Lemarchal als erster männlicher Teilnehmer gewann. Vertiefter Thread zu Grégory Lemarchal: Ich weiß nicht mehr weiter...


    Grégory Lemarchal - Star Academy 4 Je Sais Pas:

    ZUR EHRE


    Im Gedenken an einen einzigartigen Künstler und starken Menschen.


    Grégory Lemarchal - Star Academy 4 Je Sais Pas:


    "Du kannst Tränen vergießen, weil er gegangen ist
    oder Du kannst lächeln, weil er gelebt hat."

    Am 30. April 2017 - genau 10 Jahre nach dem frühen Tod des französischen Popsängers Grégory Lemarchal - habe ich mir folgende Zeilen von der Seele geschrieben - und mich nun an dieses Forum zurück besinnt:

    "Lieber unvergessener Grégory!


    Viele Wochen lang habe ich gar nicht mehr an Dich gedacht. Heute Nacht tue ich es - und achte auf das Datum: 30. April 2017.


    Heute vor 10 Jahren hast Du Deine letzte Nacht auf Erden verlebt. Ich vermag mir gar nicht auszudenken, welch ein Kampf Deine letzten Stunden gewesen sein müssen für Deine Familie...Es tut mir so unendlich leid im Herzen, dass Du es nicht geschafft hast, rechtzeitig eine passende neue Lunge zu bekommen, um vielleicht ein paar Jahre weiterleben zu können, zu singen.


    Heute vor 10 Jahren ist Deine so traumhaft schöne Stimme endgültig verstummt, lieber unvergessener Grégory. Es ist seltsam, sich vorzustellen, dass es Dich in diesen Minuten vor 10 Jahren noch gegeben hat - und eigentlich doch nicht mehr. Die Art wie Du gelebt hast, was Du aus Deiner Zeit gemacht und welch schöne Botschaften Du uns dagelassen hast - mit Deiner magischen Ausstrahlung - ist einzigartig. Niemand, der Spuren hinterlassen hat, ist jemals tot.


    Auf Deinen Aufnahmen erklingt Deine Engelsstimme noch lange, lange weiter. Und dann und wann sehe ich Dein Gesicht, das nur noch auf Bildern lebt, in das ich dennoch gerne träumend versinke...


    Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann...DANKE, dass Du gelebt und so viel von Dir gegeben hast, lieber unvergessener Grégory!"

    Am 30. April 2017 - genau 10 Jahre nach dem frühen Tod des französischen Popsängers Grégory Lemarchal - habe ich mir folgende Zeilen von der Seele geschrieben - und mich nun an dieses Forum zurück besinnt:


    "Lieber unvergessener Grégory!


    Viele Wochen lang habe ich gar nicht mehr an Dich gedacht. Heute Nacht tue ich es - und achte auf das Datum: 30. April 2017.


    Heute vor 10 Jahren hast Du Deine letzte Nacht auf Erden verlebt. Ich vermag mir gar nicht auszudenken, welch ein Kampf Deine letzten Stunden gewesen sein müssen für Deine Familie...Es tut mir so unendlich leid im Herzen, dass Du es nicht geschafft hast, rechtzeitig eine passende neue Lunge zu bekommen, um vielleicht ein paar Jahre weiterleben zu können, zu singen.


    Heute vor 10 Jahren ist Deine so traumhaft schöne Stimme endgültig verstummt, lieber unvergessener Grégory. Es ist seltsam, sich vorzustellen, dass es Dich in diesen Minuten vor 10 Jahren noch gegeben hat - und eigentlich doch nicht mehr. Die Art wie Du gelebt hast, was Du aus Deiner Zeit gemacht und welch schöne Botschaften Du uns dagelassen hast - mit Deiner magischen Ausstrahlung - ist einzigartig. Niemand, der Spuren hinterlassen hat, ist jemals tot.


    Auf Deinen Aufnahmen erklingt Deine Engelsstimme noch lange, lange weiter. Und dann und wann sehe ich Dein Gesicht, das nur noch auf Bildern lebt, in das ich dennoch gerne träumend versinke...


    Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann...DANKE, dass Du gelebt und so viel von Dir gegeben hast, lieber unvergessener Grégory!"

    Liebe Maki


    Es freut mich, dass dir das Lied gefällt. Dankeschön für deine lieben Worte und deine Offenheit. Was sämtliche Ungerechtigkeiten anbelangt, reagiere ich von Kindesbeinen an ganz so wie Abi. Du hast so liebevoll von ihr erzählt. Dieses Unverständnis für ungerechtes Verhalten. Sie hat wohl von innen heraus gespürt, was richtig ist und was nicht. Dazu muss man keine 80 Jahre alt sein. Wirklich bewegend... ;( <3 Steinböcke sind in der Regel sehr fair, wir haben einen ausgeprägten Gerechtigkeits- und Ehrlichkeitssinn. Mit uns lässt es sich gnadenlos direkt streiten und dafür wieder gut versöhnen. ^^ <3 Am 14. Januar wurde Abi geboren?!! Das wäre tatsächlich mein Stichtag, also mein voraussichtlicher Geburtstermin gewesen! Aber offensichtlich hatte ich es schon damals nicht so mit der Geduld - und schlüpfte deshalb verfrüht. Genau an Weihnachten...


    Dein Zuspruch hat mir sehr gut getan, liebe Maki. Es ist einfach schön, zu merken, dass die eigene einfühlsame Art von einigen Menschen geschätzt wird. Übrigens: Ich habe gesehen, du stammst aus dem wunderschönen Linz. Dazu fällt mir ein Erlebnis ein: Erst vergangenes Jahr hat mich meine Sensibilität nach Linz verschlagen. Ich besuchte dort in der Umgebung ein Musical, wofür eine fantastische Theaterschauspielerin, bereits eine lebenserfahrene Dame, engagiert war. Ihr Ex-Ehemann, ein wahnsinnig talentierter Synchronschauspieler, der leider schon in den 80-er Jahren viel zu jung von dieser Welt ging, hat durch seine Arbeit meine gesamte Kindheit stark geprägt. So trat ich eines Tages mit seiner Witwe in Kontakt, worüber sie sich sehr freute. Es ist so lange her, doch sie erzählt noch heute von ihm, von seiner Kunst. Durch ihn lernte ich sie als Schauspielerin "kennen" und hatte 2016 das grosse Glück, sie Live auf der Bühne bei Linz zu erleben! Im Übrigen bin ich eine halbe Österreicherin.


    Wie gern würde ich dir etwas Wohltuendes schreiben. Aber leider liegt das nicht in meiner winzigen Macht. Ich wünsche dir einfach von Herzen ganz viel Liebe! <3


    Herzliche Grüsse,
    Glasherz111
    Julia

    Guten Abend ihr Lieben! :24: <3


    Ich bedanke mich herzlich für eure interessanten Nachrichten und Berichte! Danke, liebe Malena und lieber Wolfang, für euer Lob! Das Kindheitserlebnis mit der grünen Raupe auf der Hand meiner Grosstante unter dem Kirschbaum berührt mich selbst immer noch. Noch dazu dieses märchenhafte schöne Wetter! Ich werde nie den zurückhaltend fröhlichen Blick meiner damals schon todkranken Grosstante vergessen... ;( ;( :rolleyes: :saint: :005: <3 <3


    Es freut mich, zu lesen, dass ich anscheinend keine Kälte ausstrahle! Vielleicht könnte ein Eisblock aber auch gar nicht soviel Mitgefühl haben wie ich. Manchmal haben distanzierte und "unterkühlte" Menschen selbst Schlimmes erlebt und zeigen deshalb kaum Wärme. Weil sie vielleicht keine Wärme mehr in sich tragen. Aus diesem Grund urteile ich nicht mehr voreilig über mir unsympathisch erscheinende Leute. Ich versuche es zumindest...
    Wie bereits erwähnt, lache ich gern und bin bewegungsfreudig, gerade wenn gute Musik erklingt...Möglicherweise legt sich meine starke Auseinandersetzung mit dem "Danach" tatsächlich mit vollendeter Gehirnentwicklung. Damit spiele ich auf deine interessanten Informationen an, liebe Malena. Als Teenager überschätzt man sich oft, Anfang 20 weiss man nicht wohin mit sich und all seinen himmlischen Träumen, weil man zeitgleich vom realistischen Teufelchen geplagt und eingefangen wird...


    Was mich in Zukunft erwarten wird, lasse ich auf mich zukommen. Es mag durchaus sein, dass ich aufgrund meiner Unsicherheit, wo ich hingehöre und hin möchte, mich lieber mit der Vergangenheit befasse. Mir geht es aber auch darum, Schicksale die mich berühren nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, solange ich imstande bin, daran zu erinnern. Eines Tages werden wir alle vergessen sein, dessen bin ich mir bewusst. Doch um die Vergangenheit auch wirklich hinter mir zu lassen, dazu haben schon viel zu viele verstorbene Menschen und deren Kunst mich durch meine Kindheit begleitet und mein Heranwachsen stark geprägt. Vieles würde ich heutzutage wohl mit anderen Augen sehen, wenn ich mit gewissen Lebensgeschichten nicht so früh in Berührung gekommen wäre. Wenn ich all diese Eindrücke mit in die Zukunft zu nehmen vermag, wird mir das gut tun. Was hoffentlich nachlassen wird mit der Zeit, ist mein nachhaltiger Kummer über fremde Schicksalsschläge. Wahrscheinlich werde ich vorher leider erst eigene Schicksalsschläge überwinden müssen - oder aber mich verlieben und eine eigene Familie gründen, so wie du, liebe Malena. Vermutlich lässt dann mein heftiges und ausschweifendes Mitleiden, meine Dünnhäutigkeit im Bezug auf Tragödien, ein wenig nach - und ich merke, was Leben bedeutet, was es für mich bedeutet. Lieber Wolfang, du hast ganz recht mit dem Spiegel, den du mir vorgehalten hast; ich nehme zu viel fremde Last und Verantwortung auf mich. Zumindest auf der Gefühlsebene. Trotzdem denke ich gern an die fernen Menschen, die mein Herz berührt haben.


    Liebe Astrid, ich danke dir für deine verständnisvolle Rückmeldung, deine einfühlsamen Zeilen.


    Liebe Maki, weder noch... ;) Ich wurde im Jahr 1994 geboren!


    Liebe Jutta, vielen Dank für den Link!


    Liebe Grüsse schicke ich euch allen!
    Glasherz111
    Julia <3

    IHR LIEBEN <3


    Ich bin überwältigt davon, wie engagiert ihr euch hier einbringt und wie herzlich ihr mir entgegenkommt... :2:


    Liebe Malena :24:
    Vielen Dank, dass du diesen Bericht über die unheilbare Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose hier mit uns geteilt hast. Möglicherweise wird künftig so manches Mitglied mehr besser verstehen können, weshalb ich den betroffenen und leider verstorbenen jungen Sänger Grégory Lemarchal und alle weiteren Erkrankten so bewundere! Zu behaupten, ich hätte gar kein Mitleid und würde kein bisschen Trübsal blasen aufgrund mancher Schicksale, wäre eine Lüge. Aber insbesondere Grégory Lemarchal ist nach wie vor ein glänzendes Beispiel dafür, dass nicht die Krankheit ihn ausgemacht hat, sondern das was er aus seinem allzu kurzen Leben gemacht hat...


    Liebe Monika :24:
    Deine Zeilen haben mir eine Gänsehaut beschert. Danke sehr für deine Offenheit bezüglich deiner schweren Verluste. Auch wenn du offensichtlich wenig von der virtuellen Welt hältst, so möchte ich dir dennoch sagen: Fühl dich umarmt! <3 Wo darf ich meine Lieblingsmusik einstellen?


    Liebe rabelein :24:
    Vielen herzlichen Dank für deine liebevollen und fast fürsorglichen Worte. Es freut mich, dass ich dich mit keinem Beitrag gekränkt habe und du gern von mir liest. Ich denke, dich richtig verstanden zu haben. Natürlich ist es wichtig, dass ich mich selbst nicht vergesse, mich nicht verliere. Das hast du gut formuliert. Ich passe auf mich auf und werde einen gesunden Mittelweg finden müssen.


    Liebe Christine :24:
    Danke für deine klarstellende Antwort. Im Übrigen habe ich nie geglaubt, das du mich verletzen wolltest. Mir ist es wichtig, immer mitzuteilen, wie ich gewisse Sätze aufgenommen habe, um Missverständnisse aus dem Weg zu schaffen.


    Liebe Amitola :24:
    Gern würde ich mehr zu deinen wunderbaren Zeilen schreiben. Doch mir fehlen (im Moment) die Worte...Ich bin froh, dass du hier bist. Ohne mich an Regeln festzuhalten, welche gar nicht existieren, möchte ich dir zustimmen: Mit oder ab 21 Jahren denkt und fühlt man, das ist meine Meinung und Erfahrung, sehr viel tiefer und intensiver, als beispielsweise mit 18 Jahren. Ich sehe das auch bei einer guten Freundin von mir.


    Liebe Jutta :24:
    Danke sehr für dein Feedback. Ein wunderbares Zitat hast du da...


    Lieber Wolfgang :24:
    Ehrlich gesagt habe ich mich über deine Reaktion, deine erstmalig erwähnte Anregung, ganz besonders gefreut. Wie ich mich fühle, wenn ich mich mit fremden Schicksalsschlägen befasse, ist unterschiedlich. Ich durchlaufe da verschiedene Phasen. Beispiel Germanwings-Flugzeugabsturz in den Bergen: Wenn ich mir jene Situation an Bord vorstelle, bin ich extrem nervös, sowohl physisch als auch psychisch ganz bei der Katastrophe, die sich gleich ereignen wird, stelle mir vor, was die Angehörigen zum damaligen Zeitpunkt gemacht haben könnten und wie ich wohl damit umgehen würde, wenn ich, vermutlich genauso unvorbereitet, solch eine Horror-Nachricht erhalten würde. Dabei geht es mir nicht gut. "Wenn es passiert ist", fange ich manchmal zu weinen an.


    Mich von diesen Fantasien loszusagen, fällt mir schwer, weil ich ab und zu diese innere Bestätigung brauche, um mir zu verdeutlichen, dass sich dieser Flugzeugabsturz wirklich ereignet hat, dass das Leben gnadenlos endlich ist und selbst die fröhlichsten, lautesten und optimistischsten Menschen von Jetzt auf Gleich "weg" sein können. So wie die besagte junge Frau aus meinem Hauptbeitrag, die bei dieser Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommen ist, deren Schicksal mich besonders getroffen hat. Über sie existiert ein tief beeindruckender kurzer Fernsehbericht.


    Besser geht es mir, wenn ich Gedenkvideos erstellen kann und darf - und diese gut ankommen. Erst heute Morgen hat ein Vater, mit dem ich in einem Sozialen Netzwerk befreundet bin, für mich völlig überraschend ein von mir erstelltest Erinnerungsvideo an seine geliebte 14-jährige Tochter mit allen geteilt. Erst kürzlich hat seine Frau, also die Mutter des verstorbenen Mädchens, ein anderes Video von mir geteilt und sich bestimmt zum dritten Mal für meine schöne Geste bedankt. In solchen Momenten geht es mir gut. Dann bin ich unsagbar froh und auch ein wenig stolz auf mich, stolz darauf, wie ich bin und was ich tue, welche Emotionen in mir stecken. Kurz zusammengefasst: Wenn ich helfen kann, erfüllt mich die Beschäftigung mit dem Tod. Doch wenn ich tatenlos grüble und fremde Todesfälle über Jahre hinweg zu nah an mich heranlasse, merke ich selbst, dass ich mich damit belaste und mir das nicht gut tut. Es gilt also, eine gesunde Balance zu halten und mich solange mit Schicksalen zu befassen, wie ich auch etwas Gutes tun kann. Ich denke, es ist nicht verkehrt, sich mit dem Leben anderer Menschen zu befassen, wenn man seine Schlüsse daraus zieht. Nachdem ich mich monatelang mit dem Tod des Sängers Grégory Lemarchal auseinandergesetzt hatte, der zeitlebens an der unheilbaren Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose, welche vor allem die Lungen angreift und zerstört, gelitten hatte und jung daran gestorben war, besorgte ich mir einen Organspenderausweis. Das nenne ich SINNVOLL...


    Deine Frage nach dem Ursprung finde ich äusserst interessant. Auf den beiden vorhergehenden Seiten habe ich meinen Start ins Leben und ein paar einschneidende Erlebnisse aus meiner Kindheit geschildert. Untergegangen ist dabei das wichtigste Kriterium: Meine schon immer dagewesenen Verlust- und Versagensängste! Bereits als Baby wollte ich auf Biegen und Brechen bei meinen Eltern schlafen, auf gar keinen Fall alleine. Im Kindergartenalter sah unser Abendritual so aus, dass ich meine Mutter regelrecht in den Schlaf diktierte: "Versprichst du mir, dass du immer vor dem Zebrastreifen/Fussgängerstreifen stehen bleibst, aufmerksam guckst und erst dann die Strasse überquerst, wenn die Autos ganz angehalten haben, Mama?! Meine Mutter antwortete selbstverständlich mit "Ja". Immer und immer wieder. "Ganz sicher? Wirklich sicher? Hundertprozentig?", wollte ich mich versichert wissen...So ging das etwa eine halbe Stunde lang. Jeden Abend. Für einige Monate. Bis wir beide erschöpft eingeschlafen sind. Ich hatte immer die starke Urangst in mir, meine Liebsten zu verlieren.


    Später auf den mehrtätigen Klassenfahrten hatte ich, damals zum Teenager heranwachsend, immer fürchterliches Heimweh, obwohl die Gegenden immer wunderschön waren! Malerische Alpen, Sonnenschein, schöne Wanderungen, Spieleabende, leckeres Essen...ich bekam fast keinen Bissen runter, weil ich einfach nur nach Hause wollte. Es war weniger die Sehnsucht, sondern viel mehr der Kontrollverlust. Ich hatte keinen Überblick mehr, was zu Hause passierte, wie es meiner Familie ging, ob sich meine Eltern vorsichtig im Strassenverkehr verhielten. Zeitgleich weinte ich um das erste fremde Schicksal. Um Die 14-jährige Hannah Wiedeck. Dieser Mordfall sorgte 2007 für tiefe Betroffenheit. Damals war ich 12 Jahre alt. Ich erinnere mich, wie ich meinen Schulkameradinnen davon berichtete und wir alle traurig und andächtig im Zimmer sassen. Natürlich macht mich dieser Fall heute noch nachdenklich, aber ich habe es gut überwunden.


    Einen fröhlichen Ausgleich habe ich zum Glück, denn grundsätzlich bin ich ein wahnsinnig lebendiger, humorvoller, zäher und kreativer Mensch. Bei Veranstaltungen lache ich ausgelassen - von Herzen. Aber es kostet mich eine Menge Energie, da ich viel Zeit zum Nachdenken benötige und mir diese Schminkerei auf die Nerven geht. Zugleich schaue ich gern in den Spiegel, wenn ich mich schick mache und mich dabei mit Disco-Musik in Stimmung bringe. Mein Sternzeichen ist Steinbock. So bin ich auch: Energiegeladen, grundehrlich, stur, willensstark, sensibel, impulsiv, emotional, herzlich, bei den richtigen Menschen nachsichtig. Kompromissbereit bin ich leider nur selten. Das ist meine grösste Schwäche. ;) Aber zurück zum Positiven: Ich liebe Musik über alles, fahre die wildesten Achterbahnen, vergöttere das Schlittenfahren und Schwimmen, schaue neben dem Bildungsfernsehen auch gern sogenannte Trash-Sendungen bei RTL und kann wunderbar über mich selbst lachen. Ich bezeichne mich als lebensfroh. Gepaart mit meiner melancholischen Ader, einer gewissen Todessehnsucht darin, ergibt sich daraus eine explosive Mischung aus den verschiedensten Gefühlen.


    Warum genau mich gewisse Todesfälle so stark beeinflussen und begleiten, weiss ich allerdings nicht. Mir ist nur bekannt, dass einige Vorfahren väterlicherseits sehr aufbrausende, launische und eher unzufriedene Menschen gewesen sein sollen, wobei mein Vater ein herzensguter Mensch ist, der ohne Erwartungen alles gibt was er hat, um es allen recht zu machen. Er gibt mehr als er hat, denkt kaum noch an sich selbst und lebt als ständig gestresster Kettenraucher Mitte 50 sehr ungesund. Die Angst und Sorge um meinen geliebten Vater, dessen Veränderungswille leider zu schwach ist, macht mich wütend, lässt mich innerlich verzweifeln und zeitweise noch mehr in diese "Trauerwelt" abgleiten. Im Jahr 2010 geriet ich in eine Essstörung, in die Magersucht hinein. 2011 wurde ich 6 Wochen lang im Krankenhaus per Magensonde aufgepäppelt, weil mein Puls viel zu niedrig war. Diese Zeit verbrachte ich in einer Art Trance-Zustand, darüber sprechen kann ich erst seit ca. einem Jahr. Heutzutage kann ich meiner Mutter detailliert beschreiben, was in mir vorgegangen ist. Und sie hat angefangen, mir von ihren Empfindungen aus jener Zeit voller Angst einer Mutter zu berichten. Ich denke, das hat uns beiden sehr geholfen und uns noch mehr zusammengeschweisst.


    Euch allen möchte ich sagen, dass die virtuelle Welt nur so gut oder schlecht ist, wie wir sie nutzen oder ausnutzen. Natürlich sollte das Leben draussen, am besten in der Natur, die wichtigste Rolle spielen. Doch für mich ist es auch wunderschön, im Internet Musik, Bilder und Texte mit Menschen zu teilen.


    Ich wünsche euch einen schönen Wintersonntag! <3 <3 <3


    Liebe Grüsse,
    Glasherz111
    Julia

    Liebe Anwesenden :24:


    Herzlichen Dank an AMITOLA, NEBELFRAU und JUTTA für eure liebevollen Worte bezüglich meiner persönlichen Erzählung! <3 Es war sehr wohltuend für mich, von euch zu lesen, dass ich mich für meine Worte "Alles wird gut" an meine sterbenskranke Grosstante nicht schämen brauche, sondern dass ihr meine letzten Worte, aus dem Mund eines unbekümmerten Kindes, in jenem Moment vielleicht sogar ein wenig geholfen haben könnten. Dieser Gedanke, diese schöne Vorstellung, macht mich sehr glücklich. Deine persönliche Geschichte mit deinem Grossvater, liebe NEBELFRAU, hat mich fast zu Tränen gerührt...



    An Astrid
    Womöglich tue ich dir und deinen Gleichgesinnten Unrecht, wenn ich jetzt offen zugebe, dass ich deine sicherlich berechtigten Analysen und Zurechtweisungen nur schwer ertragen kann. Wir sind doch alle Menschen, uns verbindet das Leben, genauso wie der Tod. Vor ein paar Tagen hat mich die liebe NEBELFRAU zurecht auf dieses heikle Thema, auf meine Anwesenheit, hingewiesen und dazu befragt, und ich war froh darum. In meiner Antwort habe ich betont, dass ich es nachvollziehen kann, wenn einige hautnah Betroffene und Trauernde überfragt oder entsetzt sind über meine Anwesenheit. Sowohl das Recht als auch das Gefühl, die Trauernden zu verstehen, habe ich mir niemals herausgenommen, weil ich deren Lebensgeschichte verständlicherweise nicht nachempfinden kann. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Ich bin keine Spinnerin. Bitte verzeih mir diese beleidigte Wortwahl, aber mich verletzt es, wenn meine Gefühle hier keinen Platz finden dürfen. Denn du hast richtigerweise selbst geschrieben, niemand von uns könne wirklich wissen, wie sich ein anderer Mensch in seiner Haut fühlt. Jeder hat seine Geschichte, seine Erlebnisse, seine eigene Trauer, in welcher Form auch immer. Es war und ist nicht meine Absicht, mich in die Trauer der hier Anwesenden einzumischen, die mit Sicherheit unermesslich ist für Aussenstehende wie mich. Mit der gesellschaftlichen Gleichgültigkeit und dem oft nur kurz andauernden Mitgefühl komme ich wiederum genauso wenig klar. Deshalb bin ich hier.


    Es ermüdet mich einfach, mich noch weiter rechtfertigen zu müssen, um halbwegs geduldet zu werden, obwohl mein Beitrag extra in der Rubrik "Sonstiges" zu finden ist. Womit ich vorsichtig sein soll, kann ich mir denken. Das respektiere ich voll und ganz. Ich beobachte im Übrigen niemanden. Das hast du zwar nicht direkt behauptet, aber ein gewisser Denkanstoss wird diese Bemerkung wohl gewesen sein. Inzwischen fühle ich mich allerdings beobachtet von dir und den weiteren Moderatoren. Bitte entschuldige, dass ich so aufgebracht bin, aber die vorherigen sehr tiefgründigen und vielschichtigen Nachrichten haben mir so gut getan und ich kann gar nicht genug DANKEN...Nun bin ich wieder traurig, weil mein Beitrag anscheinend doch einen seltsamen oder gar verstörenden Eindruck hinterlässt. Ich bin einfach enttäuscht, weil ich gedacht hatte, diese Hürde sei geschafft und ein konstant tiefsinniger, toleranter, respektvoller und herzlicher Austausch käme zu Stande. Trotzdem danke ich dir für deine Ehrlichkeit.


    Liebe Grüsse,
    Glasherz111


    Liebe Amitola
    Mein Name ist JULIA... <3

    Liebe Nebelfrau


    Ich verstehe deine Beweggründe dafür, mich all diese Dinge gefragt zu haben. Sicherlich kann es verletzend wirken auf Menschen, die einen oder sogar mehrere nahestehende und geliebte Menschen gehen lassen mussten. Wahrscheinlich ist es nur schwer nachvollziehbar, dass sich ein junger Mensch scheinbar freiwillig schmerzlichen Themen aussetzt. Ja, dieser Teil von mir bereitet mir manchmal Schwierigkeiten, weil ich es nicht zu meinem Vergnügen tue. Mir ist es enorm wichtig, auch diese Sache ins rechte Licht zu rücken. Der Begriff "Tourist" hat mich im ersten Moment schockiert, weil ich noch nie davon gehört, geschweige denn mich zum Spass mit dem Tod und mit fremden Schicksalen auseinandergesetzt habe. Mich fasziniert im Übrigen weniger der Tod allein, sondern viel mehr das gelebte Leben und Schaffen des Verstorbenen. Daher rührt auch meine intensive Beschäftigung mit Künstlern, deren Kunst mich durch mein bisheriges Leben begleitet hat, oft von klein auf...Was meine traurigen Fantasien rund um die Themen Sterben und Tod anbelangen: Du hast recht; dahinter stehen komplexe Gefühle...


    Mein Verhältnis zu meiner Familie, insbesondere zu meiner Mutter und Grossmutter mütterlicherseits, war schon immer sehr, sehr eng. Obwohl ich nur drei Wochen zu früh auf die Welt gekommen bin, war ich sehr klein und leicht. Von Anfang an gab es riesige Probleme beim selbstständigen Trinken und Schlafen. Meine Mutter war sehr besorgt, und so durfte ich von Anfang an bis ins Volksschulalter ununterbrochen bei meinen Eltern im Ehebett schlafen. Es ist wohl kein Geheimnis, dass ich aus diesem Grund bis heute eine wahnsinnig starke Verbindung zu meiner Mutter habe und mir ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen kann. Ihre Mutter, also meine Grossmutter, liebe ich ebenfalls heiss und innig, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise. Meine Grosseltern väterlicherseits leben verstreut in Österreich, weil dies mein Vaterland ist. Zu ihnen pflege ich fast ausschliesslich Telefon-, E-Mail- und Briefkontakt. Diese Beschreibung erklärt sicherlich noch nicht meine Beschäftigung mit vergangenen Leben, Tod, Trauer und Nachlass. Eine gute Rechtfertigung habe ich zwar auch nicht parat, aber ein paar Details aus meinem Familien- und Bekanntenkreis gibt es, die mich vielleicht im Unterbewusstsein stark beeinflussen:


    Meine Grossmutter mütterlicherseits und ihre vier Geschwister, damals alle zwischen Kleinkind- und Volksschulalter, hatten ihre Mutter früh an den Krebs verloren und mussten sich mit ihrem Vater irgendwie alleine durchschlagen. Meine Grossmutter hat verständlicherweise nur ganz selten darüber gesprochen. Aber immer voller Ehrfurcht vor ihrer Mutter. Auch wenn es eine andere Zeit war und man anders erzogen wurde, bewundere ich meine Grossmutter für ihre Aufopferung. Bereits als kleines Mädchen musste sie sich um die noch Kleineren kümmern, zeitlebens hat sie für ihre Familie alles getan, bis heute. Nie hat sie geklagt. Selbst der Tod ihres Mannes, mein Grossvater der mich leider nicht erlebt hat, und der Tod ihrer Schwestern wurde nie gross thematisiert in der Familie. Plötzlich waren sie weg und alle haben geschwiegen. Auch meine Eltern.


    Das Ereignis mit einer meiner Grosstanten wird mir immer in lebhafter Erinnerung bleiben: Wie jedes Jahr bei schönem Wetter, war die ganze Familie auf dem Hof meiner Grossmutter versammelt und erntete Kirschen. Wir Kinder durften auf einer Decke unter dem Baum sitzen und kosten. Eines Jahres hatte meine Grosstante Lähmungserscheinungen im Gesicht, die eine Gesichtshälfte konnte sie nicht mehr richtig kontrollieren, sie war schlaff. Mir machte diese Veränderung Angst, weil ich nichts damit anzufangen wusste mit meinem kindlichen Alter. Doch meine Grosstante war scheinbar bester Laune, pflückte frische saftige Kirschen und übergab sie mir, um sie zu probieren. Meine Furcht liess etwas nach. Dann reichte sie mir einen kleinen Ast und sagte zu mir voller Freude: "Schaue was ich hier habe!" - "Eine grüne Raupe!"...Den ganzen Nachmittag gab ich die Raupe nicht mehr aus den Händen, nahm sie überallhin mit. Sogar ins Auto und nach Hause (sicherlich nicht artgerecht). Doch das entstellte Gesicht meiner Grosstante liess mich nicht mehr los. Irgendwann vernahm ich den Gesprächen unter den Erwachsenen, dass sie einen Hirntumor hatte.


    Dann kam der Tag, der mich oberflächlich gesehen nicht mehr verfolgt oder belastet, der mich aber enttäuscht hat wie kein anderer Tag in meinem bisherigen Leben: Es war ein bewölkter Tag, meine Mutter und ich besuchten meine Grosstante im Krankenhaus. Ihr ging es viel schlechter, als damals unter dem Kirschbaum, fröhlich mit der grünen Raupe auf der Hand. Ich kann mich nur fetzenweise an jenen Besuch auf der Station und in ihrem Zimmer erinnern. Wir waren nicht lange da. Für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, ich hatte das Gefühl zwischen all den nervösen und angstvollen Erwachsenen gleich zu ersticken. Es war das erste und Gott sei Dank letzte Mal in meinem jungen Leben, dass ich mich in meiner eigenen Familie fremd und fehl am Platz gefühlt habe. Im Krankenzimmer meiner Grosstante waren auch ihre Töchter, daran erinnere ich mich. Eine hat bitterlich geweint. Damals wusste ich nicht, warum. Es herrschte eine einengende Unruhe. Noch während die Tochter weinte, wurde ich hinausgeschickt. Irgendwie war ich froh darum. Ob meine Mutter bei mir war, oder meine Grossmutter, weiss ich nicht mehr genau. Aber wir sind daraufhin bald nach Hause gegangen.


    Wiedergesehen habe ich meine schwerkranke Grosstante erst bei einem Besuch bei ihr und ihrem Mann, als sie wieder zu Hause war. Im sonnigen Nebenraum, der früher als eine Art Spielzimmer für die kleinen Gäste gedient hatte, stand nun ein grosses, bestens ausgestattetes Krankenbett. Es freute mich sehr, zu sehen, dass es meiner Grosstante scheinbar besser ging und sie wieder daheim sein durfte. Eines Tages stand das grosse Bett mitten im Wohnzimmer. Mir kam das alles sehr seltsam vor. Aber ich nie hätte ich es gewagt, als kleines Mädchen den Erwachsenen irgendwelche Fragen zu stellen. Ich traute mich einfach nicht, obwohl ich ansonsten bekannt war für mein gutes Mundwerk. ich wusste nur, dass meine Grosstante einen Hirntumor hatte und viel Unterstützung brauchte.


    Irgendwann bei wunderschönem Wetter, es muss warm gewesen sein, war ich erneut zu Besuch bei meiner krebskranken Grosstante und ihrem Mann. Sie sass oder lag draussen auf der sonnigen Terrasse und sprach kein Wort. Sie schaute nur. Gegen Abend fingen die Erwachsenen an sich untereinander zu verabschieden, wie das so ist, dauert dies eine ganze Weile. Ich nutzte die Gelegenheit und lief nochmal durch den Garten zurück zur sonnigen Terrasse, wo meine Grosstante still dasass oder dalag. Plötzlich überkam mich ein Verlegenheitsgefühl, weil ich nicht wusste, was ich zu einem Menschen sagen soll, der mich anschaut, aber kein Wort mehr spricht. Ich stand kurz bei ihr, lächelte sie an und sagte: "Alles wird gut...". Sie antwortete nicht. Voller Schamgefühle, vielleicht doch besser nichts gesagt zu haben, lief ich schnell zum Auto und stieg ein, wir fuhren nach Hause. Es war das letzte Mal, dass ich meine Grosstante gesehen habe. Sie verstarb wenig später. Auf der Beerdigung war ich jedoch nicht eingeladen, vermutlich weil ich noch ein Kind war. Ich habe es nie verstanden, und ehrlich gesagt auch nie verziehen...


    Das zweite Ereignis aus meinem Leben erscheint deutlich kürzer, beschäftigt mich dennoch hin und wieder: Ein guter Bekannter meiner Grossmutter, der lange Zeit in ihrem ehemaligen Elternhaus gelebt hat, bis er vor ein paar Jahren verstorben ist, habe ich sehr gern gemocht. Er war ein alter, freundlicher Mann, der sich immer über unseren Besuch gefreut hat und auch mit seinen Hunden lieb umgegangen ist. Ein herzensguter Mensch. Als kleines Mädchen war es für mich immer ein tolles Erlebnis, ihn zusammen mit meiner Grossmutter zu besuchen....Einige Monate nach seinem Tod hatte ich völlig überraschend, also ohne Vorboten, einen schönen Traum: Wir sind Hand in Hand durch den wunderschönen Wald oberhalb seines Hauses gegangen. Die Sonne hat unseren Weg angestrahlt. Dieser Weg ist mir sehr vertraut. Meine beste Freundin und ich hatten als kleine Schulmädchen oft dort gespielt, als wir mit meiner Grossmutter bei dem liebenswürdigen alten Mann zu Besuch gewesen waren. Auch er hatte den Weg bestens gekannt. Aus diesem Grund habe ich mich über diesen Traum, den gemeinsamen Spaziergang mit ihm durch den heimischen Wald, von ganzem Herzen gefreut. Eine grosse Überraschung. Ich meine nicht, dass er mich im Traum besucht hätte, darauf will ich gar nicht hinaus, aber alles hat sich so wunderbar echt angefühlt. Es war ein einmaliges Erlebnis, es hat sich nie mehr wiederholt...Doch seit diesem Traum habe ich das wohltuende Gefühl, dass alles in Ordnung ist und es ihm gut geht...


    Ob diese Ereignisse ausreichen, um sich mit dem Schicksal anderer Menschen zu befassen, sei dahingestellt. Aber ich denke, das lässt sich sowieso nicht beurteilen.


    Liebe Grüsse,
    Glasherz111

    Liebe Christine :)


    Vielen Dank für die Schilderung deiner erfahrenen Sichtweise!


    Ich bin dir dankbar für die ehrlichen Worte, dass ich es lassen soll, mich mit Dingen zu befassen, die mir in keiner Weise gut tun, die mich nur unnötig schwer belasten und mich meines eigenen Lebens berauben.


    Allerdings haben mich ein paar deiner Stichworte und Empfehlungen etwas aufgewühlt und getroffen, was ich aber ganz klar selbst zu verschulden habe. Du kannst verständlicherweise nur danach urteilen, was ich hier von mir gebe. Und deshalb ist es mir an dieser Stelle sehr wichtig, klarzustellen, dass ich in meinem Einstiegsbeitrag gewisse Situationen offensichtlich ein bisschen dramatisiert erklärt und wichtige Kriterien entweder vergessen oder verdrängt habe. Wenn du meine gestrige Antwort an die liebe Nebelfrau gelesen hast, wirst du schnell feststellen, dass ich auch positive Erlebnisse für mich schaffe, wenn ich mich mit dem Leben faszinierender berühmter Persönlichkeiten auseinandersetze. Ob ich Erinnerungsvideos für Privatpersonen, für "normale" Bürgerinnen sozusagen, gestalten soll, ist meiner Ansicht nach immer eine Frage der Sympathie und Chemie. Die Angehörigen haben immer sehr gerührt und dankbar darauf reagiert und sich gefreut, wenn man das als Freude bezeichnen kann. Auch möchte ich hinzufügen, dass mich längst nicht alle Sterbefälle aus Medien und Presse nachhaltig bewegen.


    Vor wenigen Tagen sind in meiner Nähe drei junge Menschen bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen. Auf einer Strasse, die mir von klein auf bekannt und vertraut gewesen ist. Natürlich ist das grauenvoll, fürchterlich für die Angehörigen. Aber diese Todesfälle belasten mich überhaupt nicht. Wahrscheinlich weil sie relativ anonym sind. Aber auch nach Katastrophen, bei denen hunderte von Menschen ums Leben gekommen sind, treffen mich immer nur ein paar wenige einzelne Schicksale mitten ins Herz, ausgelöst durch irgendwelche Impulse, Feinheiten; oft durch Fotos, Erzählungen, Gemeinsamkeiten, Musik und meistens durch eine Bewunderung meinerseits...Und ich kann das nicht beeinflussen. Entweder ein Schicksal geht (fast) spurlos an mir vorbei, obwohl es nicht weniger eindrücklich ist, oder es berührt mich wahnsinnig tief...Diese Verbindung "künstlich hergestellt mit Fantasien" zu nennen, tut mir sehr weh. Denn starke Gefühle können nie künstlich sein. Zumindest habe ich persönlich so etwas nie erlebt. Womöglich haben wir uns in dieser Hinsicht auch einfach missverstanden. Du hast ja angedeutet, dass meine "Trauer" um den Künstler Grégory Lemarchal natürlich sei, weil ich seine Musik gehört und ihn lebend gesehen habe, mit seiner Mimik & Gestik und mit seiner Stimme. All diese Audio-, Foto-, Kamera- und Interviewaufnahmen sind Zeugen eines sehr Energie geladenen Lebens.


    Erst gestern Abend lief auf dem französischen TV-Sender TF1 eine 2,5 stündige Show mit grossem Publikum über und für den Sänger Grégory Lemarchal und die von seinen Eltern gegründete erfolgreiche Stiftung im Kampf gegen die noch immer unheilbare Krankheit Mukoviszidose. Viele seiner Weggefährten, Freunde, Musiker, seine Eltern, Schwester und Lebensgefährtin waren Live in der Show, haben Ansprachen und Dankesreden gehalten und sich einfach darüber gefreut, dass Grégorys Vermächtnis weiter in das Land und die Welt getragen wird. In der Show spielte ein tolles Orchester, es wurde Live gesungen, viel gelacht, getanzt, und hie und da auch mal ein Tränchen vergossen. Insbesondere dann, als atemberaubende Auftritte von Grégory Lemarchal selbst eingespielt wurden. Sein Leben, Wirken und Bewirken wurde gefeiert, kann man so sagen.


    Diese Art von Beschäftigung mit dem Tod, oder besser formuliert, diese Art von beeinflussenden Todesfällen, von Inspirationen, fühlen sich sehr, sehr gut an. Dasselbe gilt auch für Romy Schneider. Wenn ich mir ihre Filme anschaue, kreisen meine Gedanken nicht um ihr Sterben, sondern um ihr Schaffen zu Lebzeiten. Wie bereits erwähnt: Möglicherweise hast du mit "künstlich hergestellter Verbindung" Todesfälle von Privatpersonen gemeint, deren Sterbeart mich aufwühlt und depressiv macht, wie beispielsweise der Flugzeugabsturz einer Germanwingsmaschine, 2015, oder der Suizid eines mir fremden Mädchens. Ich muss ehrlich gestehen: Diese Form von Auseinandersetzung mit dem Tod zieht mich runter. Trotzdem möchte ich betonen, dass es mir viel bedeutet, Erinnerungsvideos für diese Menschen zu erstellen, egal ob berühmt oder unbekannt. Ich stecke sehr viel Herzblut in die Videos, ohne dabei anhängliche oder gar verstörende Worte einzubauen. Beim wenigen Text achte ich stets darauf, eine gewisse Distanz zu halten. Ich weiss auch, dass ich die Angehörigen noch nie mit meiner Art belastet habe, da ich meine starken Überwältigungsgefühle niemandem offenlege. Die gehören nur mir, auch wenn es schmerzhaft ist. Daran will und muss ich sicherlich arbeiten. Mein Ziel ist es, bei Todesfällen von Künstlern und inspirierenden Persönlichkeiten mich darauf zu konzentrieren, was von dem Menschen geblieben ist, und nicht ständig dessen Ende zu bedauern oder gar zu betrauern.


    Mein Lieblingsbeispiel dafür ist mein Lieblingssynchronsprecher Peter Ehret (+26), der in der bekannten deutschen Zeichentrickserie "Die wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen" der stolzen Wildgans/Ganter "Gunnar" seine Stimme lieh. Von klein auf hat mich diese Figur, vor allem wegen des Synchronsprechers, fasziniert und zu Rollenspielen auf dem Schulhof hinreisen lassen. Mehr als ein Jahrzehnt später, als junge Frau, habe ich erfahren, dass Peter Ehret 1981, noch während der Synchronarbeiten an "Nils Holgersson", Suizid begangen hatte und aufgrund dessen ein anderer Sprecher für ihn einspringen wusste. Bis dato habe ich nie verstanden, was passiert war. Dann habe ich bei Facebook eine Fan-Seite für Peter Ehret entdeckt und bin auf diese Weise mit seiner Witwe, eine bekannte, engagierte und fantastische Theaterschauspielerin, in Kontakt gekommen. Sie findet es wunder, dass ich mich für seine Synchronarbeiten begeistere. Peter Ehret galt als Ausnahmeakteur seiner Zeit, synchronisierte unter anderem auch Robin Williams und war der Erzähler in "Tom & Jerry"...Letztes Jahr habe ich seine Witwe, eben diese Schauspielerin, Live in einem ausverkauften und umjubelten Musical Live auf der Bühne gesehen. Es war fabelhaft. Noch immer stehen wir in Kontakt und wollen uns bald einmal persönlich kennenlernen...Das sind meine Lieblingsgeschichten und die besten Beispiele dafür, dass man durch ein besonderes und auch tragisches Schicksal zueinander geführt werden kann.



    So, diese Ereignisse, Erlebnisse und Emotionen wollte ich unbedingt hier niederschreiben, um zu zeigen, dass es nicht immer umsonst ist, dass es sich sogar lohnen kann, sich mit dem Leben verstorbener Menschen auseinanderzusetzen, solange die Einflüsse positiver Natur sind. Insbesondere bei Künstlern, die bewusst oder unbewusst willentlich nach vorne getreten sind, um der Welt etwas Nachhaltiges zu sagen... :24: :005:


    Herzliche Grüsse <3
    Glasherz111

    Liebe Nebelfrau <3


    Ich kann gar nicht genug Danke sagen für diese starken Zeilen! Und mir fehlen die Worte...
    Auch die schönen Worte zu Grégory Lemarchal haben mich natürlich sehr gefreut. Niemand weiss, ob er ohne diese Krankheit so zielstrebig gewesen und so inspirierend geworden wäre...Es war so wie es war. Es ist so wie es ist...Jedenfalls hat er mehr als alles geben! Sein Leben muss für uns kein erstrebenswertes Vorbild sein, aber es kann! Im Leben solch kraftvoller Menschen verlaufen sicherlich viele verschiedene Faktoren ineinander...Starke Persönlichkeiten zeichnen sich aus durch überragende menschliche Leistungen, abgesehen von Talent und Glück! Und Grégory hat uns das vorgemacht....Schön, dass dies so vielen Menschen auffällt... <3


    Auch habe ich eine wahnsinnig grosse Ehrfurcht vor anderen, auch gesunden, Menschen, die in ihrem Leben viel durchgemacht haben, wo wir bei unseren kämpferischen Vorfahren angekommen wären....Oder bei meiner Lieblingsschauspielerin Romy Schneider....Manche Menschen faszinieren mich mit ihrer unerklärlichen Fähigkeit, mit den gegebenen Möglichkeiten das Maximale aus ihrem Leben herauszuholen und uns "Geschenke" von unschätzbarem Wert dazulassen. Eine kraftvolle Botschaft in irgendeiner Form, ohne Befehl und Zwang...Wahrscheinlich grübeln einige dieser Menschen gar nicht so sehr über ihre Reflektion, über ihr Bewirken nach. Zumindest nicht ständig. Sie tun es einfach... <3


    Herzlichen Dank nochmal für den Energie-geladenen Beitrag, liebe Nebelfrau.... <3

    Liebe Anna90


    Auch hier nochmal ein Herzliches Dankeschön, dass du mich so lieb Willkommen geheissen hast... <3


    Dein eigenes Trauerbeispiel finde ich sehr interessant, auch dass andere Kinder weniger oder gar nicht berührt gewesen seien...Damit bin ich auch schon oft konfrontiert worden. Beispielsweise bei Flugzeugkatastrophen: Was mich zu Tränen gerührt hat, haben andere nie zur Sprache gebracht, nicht einmal unmittelbar nach den Nachrichtenmeldungen...


    Es freut mich sehr, dass ich hier verstanden und ernstgenommen werde. :2:


    Liebe Grüsse,
    Glasherz111 :24:

    rabelein <3


    Deine Zeilen, dein Bericht aus der Sicht eines betroffenen Menschen, hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ich bin bestürzt und zugleich sehr froh darüber, solch schonungslos ehrliche Worte gelesen zu haben. Denn gerade im Fall Grégory Lemarchal, der ja Sänger war mit Mukoviszidose, kriegt man als Zuschauer/Zuhörer natürlich immer nur die geschönte Version mit. Man hat zwar von seinem Kampf gehört und gelesen, aber wenn jemand wie Lemarchal gut gekleidet und lächelnd auf sämtlichen Titelbildern der Presse erstrahlt und stark auf der Bühne performt, fällt es einem schwer, sich dessen Leid im Hintergrund vorzustellen und dessen Schicksal richtig einzuschätzen. Dabei steht dahinter eine überragende menschliche Leistung, auch Seitens der Familie und PartnerIn, welche Gesunde und Aussenstehende wie ich (Holz anfassen) nicht wirklich nachvollziehen können...Vielleicht habe ich gerade deshalb diesen Thread überhaupt gestartet. Ich setze mich mit den Details auseinander, möchte dabei aber niemanden zu nahe treten. Mich bewegt und beschäftigt im Alltag genau das, was du hier so offen erzählt hast, wofür ich dich wahnsinnig bewundere! Was ich dir Gutes wünsche, ist in Worte nicht zu fassen! :24:


    Eine Umarmung aus der Ferne,
    Glasherz111

    Liebe Monika (Indian summer)
    Bitte verzeih, dass ich mich im letzten Satz unpassend ausgedrückt habe. Mit "alle anderen um ihn herum" habe ich die Gesangsgruppe gemeint, welche versucht hat Grégory zu trösten.
    Und was du da erzählst, ist heftig...Mehr fällt mir dazu nicht ein...


    Andächtige Grüsse,
    Glasherz111

    Ihr Lieben


    Herzlichen Dank für eure Willkommensgrüsse, euer Engagement und eure Formulierungen der verschiedenen Sichtweisen! Jede davon hat meiner Ansicht nach etwas Wahres.


    Liebe Katarina (3Schwestern)
    Deine tiefgründige Antwort hat mich tief berührt, dein starkes Mitgefühl, beispielsweise für verarmte Menschen, sehr beeindruckt. Danke für deine vielen verständnisvollen und Angst nehmenden Worte!


    Liebe Claudia Amitola
    Vielen herzlichen Dank für dein starkes Engagement, die Nostalgie, Sentimentalität, Melancholie und alles Unerklärliche und Zwischenweltliche aufleben zu lassen, es nicht verloren gehen zu lassen! Deine Deutung meines selbst gegebenen Namens hat mich wahnsinnig berührt. Du hast das so schön beschrieben!


    Liebe Anna90
    Lieben Dank für deinen herzlichen Willkommensgruss und dein Lob für meine Art, an Menschen zu erinnern. Auch ich würde mich über einen weiteren Austausch freuen.

    Kelpie75
    Ich danke dir für deine absolut realistische Einschätzung und das Klarstellen von gewissen harten Tatsachen. Natürlich werden wir alle eines Tages nicht nur Vergangenheit sein, sondern auch in Vergessenheit geraten. Mir bedeutet es einfach viel, dass ich persönlich an Menschen erinnere, von deren Lebenszeit ich noch erfahren und lernen durfte. Trotz allem ist es manchmal wichtig, von Menschen wie dir abgehärtet zu werden, wenn ich das so ausdrücken darf. Nur die Sache mit der Beurteilen, ob Mukoviszidose-Patienten ihre Krankheit besser hinnehmen, als ich denke, geht mir persönlich zu weit. Und laut Oberärztin einer Berliner Einrichtung ersticken leider Gottes auch einige Betroffene.


    Der besagte junge Mann und Sänger Grégory Lemarchal mit Mukoviszidose, von dem ich erzählt habe, wird sicherlich ein Mensch voller Leidenschaften gewesen sein, aber selbst er war einmal vor laufender Kamera in Tränen ausgebrochen, als er seinen eigenen Auftritt im Nachhinein im TV angeschaut/angehört hatte und sich den Tiefen des Songtextes "Warum lebe ich? Warum sterbe ich? Warum lache ich? Warum weine ich?" so richtig bewusst geworden war...Das war zweieinhalb Jahre vor seinem Tod. Was ich damit sagen möchte: Bei aller Stärke und Belastbarkeit: Nicht alle kommen gleich gut damit zurecht. Und selbst die Optimisten und Realisten, so wie Grégory Lemarchal es war, die vor Energie strotzen und es scheinbar mit jeder Situation aufnehmen könn(t)en, haben offenbar Augenblicke, in denen sie womöglich doch nicht alles so leicht wegstecken, wie vielleicht gestern noch. Das ist nur mein Eindruck. Beurteilen können Aussenstehende das allerdings nicht.
    Aber Grégorys Tränen haben mich nicht mehr losgelassen. Die gleichaltrigen gesunden Gesangskollegen haben ihn umarmt, versucht ihn zu trösten, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob er sich wirklich verstanden gefühlt hat...Niemand weiss es. Nur er wusste/weiss, wie geborgen oder einsam er sich gefühlt hat in dieser Situation mit seinen 21 Jahren...Das macht mir Angst, obwohl man ihn weder vorher noch nachher je wieder so melancholisch erlebt hat in der Öffentlichkeit...Ansonsten hat Grégory IMMER gelacht, gute Laune verbreitet und nur bei seinem Gewinn geweint...Doch mit diesem einen Gefühlsausbruch hat er auch eine andere intime, verletzliche Seite von sich gezeigt nach einem bis dato lebenslangen Kampf für ein normales Leben, welches all die anderen um ihn herum umsonst hatten...Er lebt seit bald 10 Jahren nicht mehr, und eigentlich könnte ich dieses Thema abhaken. Doch ich will das gar nicht. Nur einen Weg finden, besser damit zurechtzukommen...Heute Abend im französischen TV, um 20:55 bei TF1, läuft eine Sendung über Grégory Lemarchal (10 Jahre danach) und die hervorgegangene Stiftung für Mukoviszidoe-Betroffene, die seine Familie ins Leben berufen hat. Das zeigt, dass auch andere Menschen an seinem Schicksal hängengeblieben sind.


    Liebe Monika (indian summer)
    Vielen Dank für deine offene, ehrliche, gerechte und schützende Art, für dein Verständnis.



    Bitte seid nicht enttäuscht, dass ich heute so wenig geschrieben habe. Es ist schwer, gleich in der ersten Nachricht auf alle Anregungen einzeln einzugehen. Ich werde das aber nachholen...
    Ich bin so froh, dass ihr so auf mich eingeht...


    Ganz liebe Grüsse,
    Glasherz111

    Guten Tag.


    Ehrlich gesagt, weiss ich nicht so genau, womit und wie ich am besten anfangen soll...Ich bin neu hier, habe mich aufgrund eines alten Beitrags von Coeur "Ich weiss nicht mehr weiter...", angemeldet. In besagtem Beitrag trauert(e) die Erstellerin des Themas um ihren (französischen) Lieblingssänger und Schwarm Grégory Lemarchal, der vor fast genau zehn Jahren mit nur 23 Jahren an einer unheilbaren schweren genetischen Erkrankung (Mukoviszidose) verstorben war. Lange bevor ich auf den Beitrag gestossen bin, war ich ebenfalls ein grosser Fan von Lemarchal, hörte oft seine Lieder und tauchte verträumt in sein Bild ein. Ich habe zwar nie von ihm geträumt, aber sein Tod hat mich wahnsinnig mitgenommen...


    ...So, nun sind wir bei meinem "Problem" angekommen: Denn an der Stelle würden wohl die meisten Fans / Menschen folgendermassen vorgehen, wenn ein beliebter Künstler, am Beispiel von Grégory Lemarchal, an einer Krankheit oder aber durch Suizid oder einen Unfall verstirbt: Schockiert sein, Trauern, Nachdenken, nach vorne schauen, zur Normalität übergehen, fröhlich sein...". Dasselbe gilt auch für Katastrophen wie Mordfälle, Brände und Flugzeugabstürze.
    Bei mir hingegen hat sich schon sehr früh herauskristallisiert, dass ich mir derartige Geschehnisse viel mehr zu Herzen nehme. Ich gehe ins Detail, stelle mir die schlimmsten Horrorszenarien vor dem Tod vor, obwohl es nichts bringt.


    Wenn ich "nur" um den jungen Sänger Grégory Lemarchal so trauern und an dessen Ende (bei Mukoviszidose ist es oftmals Ersticken) denken würde, wäre meine Sorge vielleicht nicht so gross. Aber seit ein paar Jahren beschäftigen mich auch Schicksalsschläge von Privatpersonen über Jahre hinweg. Mi manchen Hinterbliebenen bin ich schriftlich in regem Kontakt. Besonders die Eltern eines bildhübschen und mir sofort vertraut gewesenen 14-jährigen Mädchens, das sich auf grausame Art das Leben genommen hatte, und für deren Familie ich Erinnerungsvideos erstellt habe, freuen sich über meine Anteilnahme. Erst heute Morgen hat die Mama eines meiner Gedenkvideos mit ihren Freunden geteilt. Solche Erlebnisse zeigen mir wiederum, dass ich alles richtig mache.


    Seit dem 24. März 2015 denke ich jeden Tag an die Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen. Wie immer, sind auch da einzelne Todesfälle dabei, die mich besonders bewegen und nicht mehr loslassen. Vor allem eine junge Frau mit demselben Jahrgang wie der meinige geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Auch für sie habe ich Erinnerungsvideos erstellt mit Bildern, welche betont bereits vorher öffentlich zu sehen waren und auch nach der Flugzeugkatastrophe nicht gelöscht wurden. Ihre Familie wollte der jungen Frau ihren Platz lassen und nichts von dem, was sie einst mit der Welt geteilt hatte, einfach ausradieren. Das berührt mich so sehr. Eines Tages, vor ziemlich genau einem Jahr, hat eine ihrer Tanten eines meiner Erinnerungsvideos für ihre Nichte geteilt und mir eine Freundschaftsanfrage versendet. Natürlich habe ich diese sofort angenommen. Es gibt noch zwei weitere wieder komplett unterschiedliche fremde Todesfälle, die mich auf ähnliche Weise mit den Angehörigen / mit den Eltern in Kontakt gebracht haben.


    Vielleicht lösen meine Gedenkvideos gerade deshalb etwas bei den Hinterbliebenen aus, weil meine Empfindungen über die Schmerzgrenze hinausgehen. Einerseits brauche ich diese Abgründe, die Beschäftigung mit schweren fremden Schicksalen und mit der Erinnerung an den mir unbekannten Verstorbenen, um leben zu können. Andererseits macht es mich natürlich fertig, wenn ich mir die lachenden Bilder anschaue, jede Mimik und Gestik studiere - und mir immer wieder vorzustellen versuche, was in diesem Menschen vorgegangen sein muss in seinen letzten Minuten und Sekunden, wie er/sie den Tod erreicht hat und wo die Seele hingegangen sein möge. Insbesondere der Fall der jungen Frau, die beim Germanwings-Flugzeugabsturz mit 149 weiteren Menschen, darunter zwei Freunde von ihr, unaufhaltsam gegen eine Felswand geschmettert wurde, lässt mich noch immer heulend zusammensacken. Ihre Art zu schreiben, ihre Art zu tanzen, zu lachen, zu grinsen, wie wunderschön sie einfach war, diese Mundwinkel, dieser Blick...und wie liebevoll sie von ihrer ganzen Familie und ihren Freunden (bei Facebook) angesprochen und später noch beschrieben wurde, macht mich sprachlos...Sie wurde wirklich geliebt, ich habe es gesehen. ABER ich habe SIE NCHT gesehen...Manchmal komme ich kaum klar damit, obwohl es absolut absurd ist. So gerne würde ich einfach mit ihr reden und sie fragen, was sie zuletzt noch gesehen, gehört und gespürt hat, wohin sie dann gegangen ist...Es fällt mir unsagbar schwer, von diesen Horrorgedanken loszukommen...


    Ähnliche Gedanken mache ich mir auch bei Suizid-Fällen. Bei Unfällen merkwürdigerweise weniger. Warum, kann ich nicht erklären. Es sind vor allem schwere Krankheiten, Flugzeugabstürze und Suizide von faszinierenden Persönlichkeiten, die mich beschäftigen. Die Faszination für einen Menschen stelle ich auf Bildern für mich fest. Nicht jeder, der ein aussergewöhnliches Schicksal hat, berührt mich...Manche Gesichter bleiben in meinem Kopf, und dann werde ich sie nicht mehr los. Im Gegenteil: Sie gehören von da an zu meinem Leben dazu, obwohl ich diesen Gesichtern nie begegnet bin...


    Kennt hier jemand dieses "Phänomen"? Was hat es zu bedeuten? Warum fühle ich mich diesen Menschen und deren Schicksal so nahe? ist jemand selbst betroffen, oder gibt es hier jemanden, der mit solchen Erlebnissen arbeitet und mir vielleicht Tipps geben kann, wie ich meine Emotionen besser kontrollieren kann, damit ich mich nicht allzu sehr in fremden Lebensgeschichten und Schicksalen verliere?


    Über respektvolle und ernstgemeinte Antworten würde ich mich sehr freuen.


    LG Glasherz111

    Liebe Claudaia Amitola


    Vielen Dank für deine herzerwärmende Nachricht. Ich bin so unsagbar froh, so herzlich aufgenommen worden zu sein...
    Zuerst hatte ich Bammel davor, einen sieben Jahre alten und lahmgelegten Thread fortzufahren. Doch wenn ein Beitrag mir so sehr aus der Seele spricht, wie dieser hier von Coeur, dann ist das für mich ein Zeichen. Ich musste einfach schreiben...


    Danke für eure Offenherzigkeit...Alles Liebe!
    Glasherz