Bald ist es 9 Monate her, dass meine Mutter tot ist. Es fühlt sich schon viel viel länger an.
Es tut gut hier zu schreiben. Ich schaffe es meist nur hier zu schreiben, und das hilft sehr, auch zu wissen, hier sind Menschen die einen verstehen und nicht werten.
Ich lese auch oft in den anderen Posts, schaffe es aber irgendwie nicht, etwas hilfreiches oder sinnvolles zu schreiben.
Seit einigen Tagen beschäftigt mich meine Herkunftsfamilie wieder mehr, ja oft belastet es mich und drückt meine Stimmung. Ich war vor Jahren schon deshalb in Therapie, aber seit dem Tod meiner Mutter holt es mich wieder ein. Vieles wird jetzt so klar, fällt wie Schuppen von den Augen. In den Augen meiner Eltern war ich immer diejenige, die für alles zuständig und verantwortlich war. Bin ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt für meine Eltern geboren, so sollte ich doch wenigstens mich nützlich machen. Ich musste immer viel zu Hause arbeiten, das "Lieblingskind" war jemand anders.
Auch heute ist es noch so, vor allem als meine Mutter noch lebte, es war nicht wichtig wie es mir ging oder was in meinem Leben vor sich ging. Es gab deutliche Unterschiede zwischen mir und dem bevorzugten Kind ( aus Gründen der Anonymität nenne ich es so). Selbst der bevorstehende Tod konnte an der Einstellung meiner Mutter nichts verändern und es passierten viele Dinge, die mich sehr verletzten. Aus Respekt vor ihrer Krankheit sagte ich nichts, auch nicht nach ihrem Tod zu meinem Vater, er war ja der trauernde Witwer, wie er sich nannte, und er sagte, er habe den schmerzlichsten Verlust zu erleiden, und statt mich um mich und meine Trauer zu kümmern, versuchte ich ihn zu stützen und zu trösten. Er erwartete das auch. Und es "brave" Tochter, die immer noch um Anerkennung suchte, tat ich es.
Dann erfuhr ich über eine gute Freundin, wie schlecht er bei anderen über mich sprach, ich hätte mich zu wenig gekümmert usw. Dieses Verhalten kenne ich nur zu gut, seit Kindertagen, das sich darstellen als ein "Opfer", über andere schlechtes reden auch wenn es nicht stimmte.
Es ist ganz schwer für mich, das alles zu sehen und wissen, es wird sich niemals ändern. Meine Mutter ging mit dieser Einstellung auf den Tod zu. Warum nur hab ich mich immer von Ihnen einspannen lassen, ausnutzen, warum hab ich mich nie gewehrt. Irgendwie verstehe ich es und dann auch wieder nicht.
Vielleicht sind diese Worte hart hier in diesem Forum. Ich hoffe kein Trauernder nimmt es mir übel. Aber es tut gut es hier zu schreiben. Es ist soviel Ungerechtes passiert und Am liebsten würde ich das Fenster öffnen und es laut hinausschreien!!! Und ich bin wütend auf meine Mutter. Sie hat sich aus dem Staub gemacht ohne das alles zu klären, kein einziges Wort der Entschuldigung oder Versöhnung von ihrer Seite. Das macht mich sehr traurig. Und so wütend dass ich seit langem nicht an ihrem Grab war.
Ich hoffe, ich kann irgendwann meinen Frieden finden!
Danke fürs lesen,
Gruß
Vilja