Beiträge von Sonerl

    Liebe indian summer,

    Lieben Dank für deine Worte, ich kann sie nur unterstreichen: meine Kinder versuchen definitiv mich zu schützen, sie schonen mich und versuchen mit ihrer Trauer anders (alleine) zurecht zu kommen.

    Trotz ihres noch relativ jungen Alters können Sie Ihre Gefühle schon recht gut ausdrücken. Sie wollen mich nicht noch zusätzlich traurig machen, indem sie mir ihre Trauer zeigen. Es stimmt, mir zerreißt es fast jedes mal das Herz, ihre Traurigkeit und Tränen zu sehen.

    Und ich wünschte, ich könnte sie davor schützen und bewahren. Aber das geht nun mal nicht, diese schreckliche Erfahrung gehört ab nun immer zu ihrem, unserem Leben. Und jetzt gilt es eben, das Beste daraus zu machen. Ich versuche immer mit Ihnen im Gespräch, im Kontakt zu bleiben. Habe unzählige Male erklärt, dass dieser Trauerprozess wichtig ist für unser Herz (Seele), es unseren Zusammenhalt in unserer kleinen Familie manifestiert und dass auch Jungs weinen und deswegen wütend sein dürfen, weil sich ihr und mein Leben nun zum 2. Mal so radikal verändert. Ich habe das große Glück, dass die Jungs noch sehr im Hier und Jetzt Leben und sich (in meinen Augen) relativ schnell anderen Themen zuwenden.

    Schule, Freunde und Familie haben ein Auge auf sie und ich hoffe inständig, nicht zu viel falsch zu machen.

    LG

    Hallo Firefly, sag bloß, du kommst aus München? Riem ist nur ein Katzensprung entfernt von uns... Danke für den Youngwings-Tip.

    Ich schreib dir morgen mehr, bin eben vom Schliersee heimgekommen und total müde. Hoffentlich kann ich diese Nacht endlich mal durchschlafen.

    Lieber Thomas,

    deine Gedanken, was wäre wenn, was hätte ich etc, kenne ich nur zu gut.

    Hätte ich anhand seiner letzten Nachricht an mich erkennen können, dass es ihm nicht gut geht?

    Hätte ich damals nicht die Einladung abgesagt, wäre ich früher da gewesen, wäre vermutlich sogar an der Stelle, an der er zusammengebrochen ist, vorbei gekommen.

    Aber hätte ich dann helfen können? Was hätten mein Kinder mitansehen müssen?

    Wie du schreibst, es ist eine Selbstzerfleischung, und die ist leider in der jetzigen Phase doppelt ungesund.

    Aber auch das gehört scheinbar zur Trauerarbeit dazu. Mir fällt gerade ein, was meine Therapeutin damals gesagt hat: ich soll jeden Gedanken annehmen, auch die 'was-wäre-wenn-Gedanken' und sie dann liebevoll bitten, zu gehen. Klingt komisch, hab ich ausprobiert, fühlte sich auch genauso komisch an. Nach dem dritten Mal musste ich tatsächlich über mich selbst schmunzeln, als ich so dastand und mir selbst innerlich sagte: "lieber Gedanke, schön dass du da warst, aber du hilfst mir gerade nicht weiter"

    Irgendwie skurril....

    Ich wünsche dir einen erträglichen Tag...

    Hallo Firefly,

    gestern hatten wohl viele von uns einen rabenschwarzen Tag..

    Mich schlauchen diese Phasen unendlich. Zu meiner Trauer, die schon jeglichen Rahmen dessen sprengt, was ich bislang kannte, kommt auch noch die Trauer der Kinder dazu.

    Und diese dann zusätzlich auffangen zu wollen, zehrt an uns.

    Mein Kleiner leidet zur Zeit auch ziemlich. Vorgestern hab ihn von der Schule abholen müssen, wir haben uns zu Hause dann erst einmal zusammengekuschelt und gemeinsam geweint.

    In diesen Momenten versuche ich immer, die Dankbarkeit einfließen zu lassen. Die Dankbarkeit, dass wir ihn kennenlernen dürften, dass er sein Leben so auf uns abgestellt hat, für uns da war, für die Jungs ein Papa (er sagte mal, sie wären wie eigene Kinder für ihn) und und und. Ich möchte, dass meine Kinder wissen, dass das in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein wirkliches Geschenk ist.


    Und aus deinen Worten lese ich auch diese große Dankbarkeit heraus.

    Vielleicht wird es nicht wieder so jemanden geben, vielleicht werden wir das, was wir hatten, in dieser Tiefe auch nie wieder erleben - aber eben nur vielleicht.

    Vielleicht ein seltsamer Vergleich: mein Exmann zog aus, als die Kinder noch sehr klein waren (1,5 und 3,5 Jahre). Damals war ich überzeugt davon, nie wieder jemanden voll und ganz vertrauen zu können, nie wieder das empfinden zu können, was ich an der Hochzeit empfunden habe. Heute, fast 9 Jahre später, kann ich rückblickend sagen: ja, es war nicht mehr das Gleiche, aber in den 6 Jahren hat es sich zu so viel mehr entwickelt, es war so viel wertvoller als ich damals je gedacht hätte.


    Jetzt steh ich wieder an einem Punkt, an dem sich schon auch mal die Frage in meine Gedanken schleicht: war's das jetzt mit 44 Jahren?

    Das wird sich zeigen, davon bin ich überzeugt. Und bis dahin muss ich durchhalten und MICH wiederfinden. Das Leben hat uns alle hier aus der Bahn geworfen, jetzt müssen wir erst mal mühsam den Weg dahin wieder zurück finden. Und das kostet schon genug Kraft... Halte durch und nimm ein Stück der Dankbarkeit in jede Trauerwelle mit. Wir stehen erst am Anfang unseres Weges, denk ich.

    LG

    Liebe Petrella,

    Ich hoffe, du bist halbwegs gut durch die Nacht gekommen.

    Die Frage des Zurückziehens habe ich mir auch gestellt. Aber nachdem ich jetzt zwei Nächte darüber geschlafen habe, kann ich mir mit etwas Abstand die Fragen stellen:


    * tut es MIR gut, den Kontakt zu reduzieren?

    * was wären bei meinem Rückzug die Konsequenzen für meine Kinder?

    * und zuletzt in meinem Herzen: was würde mein Lebensgefährte davon halten? (kann ich bei aller Selbstfürsorge auch nicht ausblenden)


    So bin ich für mich dann doch relativ schnell zu einer Antwort gekommen.


    In den letzten Wochen hab ich immer mehr festgestellt (gelernt), dass nicht jede (unbedachte oder vielleicht auch beabsichtigte) Aüßerung eine sofortige Reaktion /Antwort meinerseits bedarf. Ich bin (eigentlich eher war) bis zu dem Tag, der meine Welt so zum wanken (einstürzen klingt mir zu dramatisch, obwohl es sich oft so anfühlt) ein so von Grund auf optimistischer und fröhlicher Mensch, ich will MICH wieder zurück. Und dabei hilft mir persönlich nichts, was mir noch mehr Steine in den Weg legt.


    Ich glaube, durch den Verlust unserer Liebsten sind wir einfach noch verletzlicher, verwundbarer geworden.

    Füg dir nicht selbst noch mehr Schmerz zu, falls ein Rückzug für DICH nicht wirklich 100%ig befreiend ist.

    Versuche, die Exfrau auszublenden. Letztendlich ist sie auch 'nur' eine Mutter, die ihre Kinder unterstützen möchte und nun beeinflusst. Wie alt ist der Sohn deines Lebensgefährten?

    Alles Liebe für dich.

    Lieber Thomas,


    nein, es ist wirklich nicht fair. Meine Erfahrung ist, dass der Schmerz in den letzten Wochen noch viel tiefer geworden ist, grausamer, weil jetzt erst nach und nach immer deutlicher wird, was wir verloren haben. Die Welt dreht sich unaufhaltsam weiter, während sie für uns stehen geblieben ist. Und wie du schon schreibst: die Seele kommt nicht hinterher.

    Ich habe heute getobt, geschrien und so unglaublich viel geweint, aber nichts davon bringt mir meinen Mann wieder zurück. Was bleibt, ist wieder nur der Schmerz und die Trauer. Aber trotzdem noch die Hoffnung, dass es irgendwann, vielleicht nicht heute und morgen, leichter wird. Auch wenn ich mir das zum heutigen Zeitpunkt nicht vorstellen kann. Und bis dahin wünsche ich dir die Kraft, durchzuhalten, jeden einzelnen Tag anzunehmen mit all seinen Facetten der Trauer. Wir stehen erst am Anfang des langen Bewältigungsmarathons.

    Alles Liebe, Sonja

    Liebe Petrella,

    DU hast alles richtig gemacht! Es ist euer gemeinsames Leben, euer Chat, eure Privatsphäre, und dass du versuchst, sie zu wahren, ist dein gutes Recht. Der Satz mit der Rangfolge ist anmaßend und leider auch sehr kränkend. Oft kommt zu dem Schmerz und der Trauer noch so viel mehr auf uns zu, als wir in der jetzigen Situation momentan ertragen können. Manchmal ist es eine unbedachte Aussage, manchmal gleicht es aber auch einem gezielten Angriff.

    Ich wünsche dir aus der Ferne weiterhin diese Klarheit den Kindern deines Lebensgefährten gegenüber, mit der du euer Privatleben schützen kannst - ich war leider zu gutgläubig.

    Alles Liebe, Sonerl

    ihr lieben, Vielen Dank fürs zuhören (lesen) und eure Worte.

    Geschrien hab ich tatsächlich zum ersten Mal. Aber ich empfand es nicht als befreiend, sondern eher sogar meine Trauer und Verzweiflung noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Für den Moment dachte ich: "schau, was von dir noch übrig geblieben ist. Ein Schatten deiner selbst, der jetzt auch noch schreiend und tränenblind im Auto sitzt"

    Irgendwie hab ich mich eher geschämt.


    Zum Thema Handy und seiner Familie: ich hab einen guten Draht zu Ihnen. Er hat 3 Geschwister, die mich vorher schon und vor allem auch nach seinem Tod zu allen Gesprächen rund um die Beerdigung voll mit einbezogen haben. Dafür werde ich mein Leben lang dankbar sein. Das Herz als Symbol hatte für meinen Schatz und mich immer eine große Bedeutung. Unsere Liebe kam von ganzen Herzen, er hatte ein großes Herz, er schenkte mir mal ein kleines rotes Glasherz für den Geldbeutel (aber jetzt schweife ich ab), das ich sogar in die Urne geben durfte. Und so durfte ich ihm auch all meine 'Herzenswünsche' mit ins Grab geben.

    Das Handy sollte eigentlich mein Kleiner bekommen. Die Fotos sind alle bereits gesichert, es ging nur darum, dass seine Mama inkl. Geschwister auch die Bilder anschauen dürfen.

    Nun aber scheint es sich so zu entwickeln, dass um Teile des Erbes gestritten wird. Jedenfalls will eine der Schwesten das Handy behalten (was für mich in Ordnung ist, mein Seelenfrieden hängt nicht an dem Teil), aber mir wurde zugesagt, dass es eben - nachdem die Fotos gesichert wurden, zurückgesetzt wird.


    In dem Chat steht nichts, was irgendjemanden kränken könnte. Wir lebten immer einen sehr wertschätzenden Umgang miteinander und das auch im Außenverhältnis. Außer unzähligen Herzen (da sind sie wieder), Texten über das Vermissen und Alltags- oder organisatorische Dinge eigentlich nichts, was meinen Ausbruch rechtfertigen würde. Ich bin nur so enttäuscht, weil ich gerade die Erfahrung mache, dass nichts von Beständigkeit ist und Verlässlichkeit gerade das ist, was ich in diesen schweren Zeiten am meisten brauche.


    Das nächste, was mich quält, ist der Tag, an dem er 50 geworden wäre. Seine Familie (Mama und Geschwister) wollen diesen Tag so feiern, wie mein Herz (sorry, aber er war es einfach für mich) immer gefeiert hat. Alle aus der Familie und der engste Freundeskreis bei ihm zu Hause (da wir fast 40 km auseinander wohnten, haben wir die Woche geteilt. Er unter der Woche bei mir, wir alle am Wochenende bei ihm). Ich glaub, ich schaff das nicht, als würde ich nicht jetzt schon deutlich vor Augen geführt bekommen, was uns genommen wurde. Und für meine Kinder finde ich diese Art der 'Feier' auch schwer zumutbar. Habe seinem Bruder meine Bedenken mitgeteilt, der dafür vollstes Verständnis hat, der Rest möchte aber den Tag so verbringen, wie geschildert. Lerne gerade die Lektion des 'gut-für-mich-sorgen', aber was ist schon gut daran, wenn nichts gut ist?

    So, jetzt kam er endlich, der große Zusammenbruch. Habe Astrids Rat befolgt und laut im Auto geschrien. Besser geht's mir dadurch leider nicht. Jetzt tut mir der Hals und vor allem die Stimmbänder weh. Ich fühle mich wie ein angeschossenes Reh. Alleine, betrogen (mir wurde gesagt, dass sie das Handy auf Werkseinstellung zurück setzen) und von der ganzen Welt verlassen. Wieviel muss ich noch ertragen? Reicht nicht das, was ich schon durchmachen muss???

    Wann hört dieser Albtraum eigentlich je auf?

    Momentan ziehen sich die dunklen Phasen meiner Traurigkeit trotz des wunderschönen Herbstwetters wieder in die Länge. Ich vermisse meinen Liebsten so sehr, dass ich es körperlich spüren kann. Jeder tiefere Atemzug schmerzt, ich bin mittlerweile so verspannt vom Zähne zusammenbeißen, stark sein, wo ich am liebsten schreien möchte, und alle Bälle gleichzeitig in der Luft halten. Wie ungerecht ist es, dass er mir so früh genommen wurde.

    Heute bin ich bestimmt 3 mal zusammengezuckt, weil ich ein Motorrad in unserer Straße gehört habe und für einen Moment dachte (hoffte), er käme nach Hause. Stattdessen kam sein Bruder mit dem Motorrad vorbei, weil ich diese Woche mit so ziemlich jeder Reparatur zu kämpfen hatte - Heizung funktioniert nicht, WC Spülung läuft nicht. Und obwohl sie sich rein optisch überhaupt gar nicht ähneln, haben sie beide diese ruhige, besonnene Art, hilfsbereit und empathisch. Ich dachte, mein Herz bleibt stehen. Es hat wirklich ein zwei Takte ausgesetzt, bis es wieder normal geschlagen hat. Mein Kleiner fiel ihm in für Arme, wie er es sonst immer bei meinem Schönen getan hat. Mein Herz ist so schwer von den Ausmaßen des Verlusts. Ich bin eigentlich ein von Grund auf positiver Mensch, aber irgendwie ist mir mein Optimismus, meine Freude mehr als nur abhanden gekommen.


    Zudem kommt, dass ich heute auch wirklich wütend bin. Ich hatte nach seinem Tod die ganze Zeit sein Handy bei mir und hab es vor ca 3 Wochen seiner Familie gebracht, weil noch einige Fotos und Dateien darauf gespeichert waren, die sie haben wollten. Aber anscheinend geht es jetzt tatsächlich an die Aufteilung des Erbes, Jnd da gehört nun mal das Handy auch dazu.. Was soll ich sagen: unser chatverlauf wurde komplett gelesen. Wochenlang konnte ich die Zeit (zuletzt online am Sterbetag) sehen. Der letzte Kontakt fand mit mir statt, meine Antwort hat er nicht mehr lesen können. Und jetzt seh ich heute auf einmal, dass in unsere Privatsphäre so eingegriffen wurde. Ich bin so enttäuscht und ja, wütend! Die ganze Zeit hab ich mich gefragt, wann endlich die Wut bei mir kommt. Voilà, hier ist sie. Aber nicht auf ihn, sondern weil ich mir einfach gewünscht hätte, dass sie ihm und uns wenigstens diese Zweisamkeit und Verbundenheit lassen....

    liebe Blaumeise,

    danke für deine lieben und aufmunternden Worte <3


    Ich war Vormittags im Sport. Hab festgestellt, dass mir das immer mehr hilft, wenn meine Seele trauert. Dann spüre ich wenigstens meinen Körper und für einen Moment ist mir diese Anstrengung und der 'körperliche Schmerz' durch das sportliche Verausgaben lieber, als der Schmerz in meinem Herzen.

    Bin heute unglaublich nah am Wasser und wie wir alle hier hätte auch ich gerne meinen Lieblingsmenschen an meiner Seite...

    Traurige Grüße

    Liebe Tigerlily :24:

    lass dich von Herzen umarmen.

    Das Päckchen hätte auch mich um Welten zurück geworfen. Es ist, als würde man das Pflaster von einer noch nicht im Ansatz verteilten Wunde am Herzen ohne Vorankündigung wieder und wieder mit einem Ruck wegreißen.


    In deinem Chat habe ich gelesen, dass du dich mit der Spiritualität auseinander gesetzt hast. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch auf dieser Erde eine bestimmte Aufgabe hat. Meine kenne ich noch nicht wirklich, bin scheinbar immer noch auf der Suche.

    Wie stehst du dazu?

    Ich bin jedenfalls froh um deine Beiträge hier. Schön, dass es dich gibt.

    LG

    Hallo Firefly,


    Ich freue mich für dich, für die 2 Stunden auf dem Wasser, den Wind, die Freiheit und den kurzen Glücksmoment beim Segeln - ich wünsche dir noch viel mehr von diesen Erlebnissen und den Blick dafür, sie zu erkennen und wahrzunehmen.


    Die Realität holt uns früh genug wieder ein, aber das gehört wohl zum Trauerprozess dazu, hab ich mir sagen lassen.

    Vg und einen guten und erträglichen Tag

    Leider ist die Tatendrang-Phase nahtlos übergegangen in die nächste Verzweiflungsphase.

    Sein Todestag ist heute soviel präsenter, nun sind es auf den Tag genau 3 Monate ohne ihn.

    Er, der meine große Liebe war, der mich in jeder Situation bedingungslos unterstützt hat. Er fehlt mir so unendlich...

    Hallo Chrono,


    Ich glaube, hier kann jeder mitfühlen und nachvollziehen, wie es dir geht. In gewisser Weise sitzen wir hier alle (leider) im selben Boot, in dem wir doch gar nicht mitfahren wollten.

    Mein Partner ist genau heute vor 3 Monaten völlig unerwartet an Herz/Kreislaufversagen mit 49 Jahren gestorben.


    Seitdem kämpfe ich jeden einzelnen Tag ums Überleben, ich weiß, es hört sich melodramatisch an, aber so ist es nun mal. Nichts ist mehr, wie es vorher war, und hätte ich nicht meine beiden Kinder - ich wüsste gar nicht, was dann wäre. So hab ich wenigstens diese Aufgabe, die mir den Sinn fürs Durchhalten jeden Tag vor Augen führen.


    Den Schmerz kann uns leider niemand nehmen, den müssen wir alle für uns selbst aushalten. Mir persönlich tut es gut, hier zu schreiben. Ich fühle mich verstanden, weil jeder einen schlimmen Verlust erlitten hat.

    Sicher unterstützen mich Freunde und Familie, aber ich merke, dass dort keiner richtig nachspüren kann, wie es mir geht.

    Für alle dreht sich die Welt weiter, in gewisser Weise ist sie für uns aber stehen geblieben.


    Auch in unserer Wohnung hab ich bislang nichts von ihm weggeräumt. Alle Schuhe, Jacken und seine persönlichen Dinge stehen unverändert im Haus. Lediglich die Bettdecke und sein Kissen hab ich vor kurzem aus dem Bett verdammt. Es riecht nicht mehr nach ihm und klagt mich jeden Abend mit seiner Abwesenheit an.

    Ich glaube fest daran, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, wann es für mich richtig ist, alles weg zu räumen. Bis dahin bleibt alles so, wie es ist. Egal, was andere denken mögen.

    Ich wünsche dir die Kraft, bis dahin durchzuhalten...

    Liebe Patricia,

    Du hast mein tiefes Mitgefühl. Ich habe deine Worte gelesen und einer meiner ersten Gedanken war, dass es so verdammt ungerecht ist.. Morgens verabschiedet man sich noch fröhlich oder liebevoll, und wenige Stunden später ist nichts mehr wie es mal war. Die Nachricht ist ein Schock und der hielt bei mir relativ lange an. Mein Schatz ist auf dem Heimweg von der Arbeit zusammengebrochen und wenig später an Herzversagen gestorben. Auch ich hab abends die Nachricht von seinem Tod erhalten. Er war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer, umsichtig und nie risikofreudig. Angst hatte ich wie du auch nie. Manchmal passiert leider Unbegreifliches, so viele Zufälle treffen aufeinander. Auch ich wäre an dem Tag seines Todes mit ihm unterwegs gewesen. Ich hab mich genau wie du dagegen entschieden, mir war der zeitliche Aufwand zu groß. Oft frag ich mich, was wäre gewesen, wenn ich bei ihm gewesen wäre...


    Liebe Patricia, gib dir etwas Zeit und versuch geduldig mit dir zu sein. Der Unfall ist erst vor 4 Wochen geschehen. Bei mir werden es diese Woche 3 Monate. Wir haben einen wundervollen Menschen verloren, ohne die Chance eines Abschieds.

    Ich hab leider keinen Rat für dich. Bislang kann ich nur sagen, dass es nicht besser wurde, nur anders. Der Schmerz sitzt tief und jeder Tag bringt so viel an Erinnerung an das, was nie wiederkommen wird.


    Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht, dass irgendwann leichtere Zeiten kommen.

    LG

    Sonja

    hallo Firefly,


    Dasselbe sagt meine Therapeutin auch. Bislang stellt sich kein 'Mehr' an Energie und Kraft ein, oft hab ich immer noch den Eindruck, in einer Art Wattezustand zu sein. Vielleicht ist das eine Schutzreaktion?

    Sie hat mich gefragt, was ich vor dem Tag, der unser Leben so radikal verändert hat, gerne auch alleine gemacht habe, um da anzuknüpfen. Manches scheidet momentan aus, ich mag nicht gern in einem Café sitzen und von lauter Paaren umgeben sein. Mountainbiken fällt auch aus, und nach großen menschenansammlungen ist irgendwie auch nicht. Kochen und backen - nur, weil ich es machen muss und wichtig für meine Kinder ist.

    Sport mache ich möglichst viel, aber nichts, was wir früher gemeinsam gemacht haben. Ich meide alle Orte, an denen wir zusammen waren, weil mich die Erinnerung daran schmerzt.

    Oft gehe ich jetzt spazieren, lese viel, aber das sind fast alles nur Ablenkungsmanöver, nichts nimmt diesen Schmerz. Es ist vielmehr ein kurzer Zeitvertreib, meine Gedanken schweifen trotzdem ständig zu ihm...

    vielen Dank für eure Worte, Christine und Astrid.


    Die letzten Tage steckte ich voller Tatendrang. So manches ist in den vergangenen Wochen liegen geblieben, und der ein oder anderen Herausforderung hatte ich mich auch zu stellen:

    Ein Schaden am Haus, von der Baustelle nebenan verursacht - alleine mit 3 Männern die Regulierung besprechen und dabei noch ernst genommen werden...

    Hecke ganz alleine geschnitten, das hat jedes Jahr mein Schöner übernommen. Hab mich 4 Stunden gequält und als Lohn einen saftigen Muskelkater bekommen - aber ich war stolz auf mich, ein tolles Gefühl!


    Und zuletzt hab ich es tatsächlich geschafft, das Fotobuch vom letzten Jahr fertig zu stellen. Das war unglaublich emotional, mein Glück so verbildlicht vor Augen zu sehen - die Tage, als noch alles so leicht und selbstverständlich anmutete...


    Der Schmerz begleitet mich weiter jeden Tag, aber die Wellen waren sanfter...