Beiträge von Sonerl

    Hallo Kompaktifizierung,


    Mein tiefes Mitgefühl....Die Idee mit dem Tattoo finde ich super, ich hab mir wenige Wochen nach dem Tod meines Lieben auch ein Kleines stechen lassen.

    Alles Gute für dich!

    Hi Firefly,

    Ich würde dir gerne etwas Aufbauendes schreiben, aber ich kämpfe genau wie du und wir alle hier.

    An die Stellen, an denen ich mit meinem Liebsten war, kann ich nicht annähernd fahren. Es zerreißt mir fast das Herz, alles ist so mit ihm verbunden. Ich bewundere dich dafür wirklich!

    Stattdessen versuche ich neue Touren zu machen, in Gedanken hab ich ihn sowieso dabei, aber mich verbinden damit keine gemeinsamen Erinnerungen.

    Allein schon wenn ich den Weg zur Arbeit fahre, erinnere ich mich daran, wie er mich auf dieser Strecke mit dem Rad grinsend überholt hat. Es tut so weh...


    Die Sommerferien hab ich mit den Kindern alleine angetreten, gemeinsam gebucht, aber dann kam alles anders.

    Für die Herbstferien haben wir gar keine Pläne gemacht. Ich glaube, wir brauchen eine Verschnaufpause. Ich bin extrem dünnhäutig und kann vermeintlich glückliche Familien kaum ertragen...

    Ja, ich kenne diese Gedanken. Vielleicht habe auch ich viel zu wenig geschätzt, was ich habe, wie reich mein Leben durch meine Kinder und meinen Lebensgefährten war.

    Diese Woche hat mich die Trauerwelle voll erfasst. Mir kommt es gerade so vor, als würde sich die Schockstarre langsam lösen und die Erinnerungen voll durchdringen. Ich höre ein Lied, das wir m Auto gehört haben, schon muss ich weinen. Gestern fuhr ein Motorrad an mir vorbei und mein erster Gedanke war: jetzt kommt er von der Arbeit. Wieder weinen.

    Heute früh fahr ich wie fast jeden Tag mit seinem Roller in die Arbeit, wieder Tränen.

    Ich wusste gar nicht, wieviel ich weinen kann.


    Den Trauergottesdienst am Montag in der Klinik empfand ich als sehr tröstlich - würdevoll, einfühlsam. Traurig und doch geborgen unter so vielen anderen Trauernden.

    Es ist, als ziehe die Welt an mir vorüber und ich bin irgendwo auf dem Abstellgleis stehen geblieben. Jeder Tag kommt und geht irgendwie vorbei, manchmal kann ich außer einem großen Taubheitsgefühl und einer bis dahin nie gekannten Traurigkeit kaum etwas anderes empfinden.

    Das einzige, was ich hoffe, ist, dass die Ausschläge irgendwann milder werden. Und bis dahin heißt es wohl jeden Tag die Trauer annehmen und versuchen zu überleben...

    Lieber Firefly,

    es tut mir so leid, von deinem Schicksalsschlag zu lesen. Ich fühle mit dir mit.

    Und gleichzeitig rührt es mich, wie liebevoll du von deiner Frau erzählst. Für dich war sie deine Welt, und das wird sie auch immer bleiben.

    Das kann dir sicherlich niemand nehmen...


    Ich denke so viel nach, mir schwirrt der Kopf, das Gedankenkarusell lässt sich kaum anhalten. Dabei erinnere ich mich an ein zwei Momente, als ich zu meinem Schatz sagte, dass ich auch im Alter noch gerne Händchen haltend mit ihm auf einer Parkbank sitzen möchte, im Zelt an einem See mit ihm übernachte, auch wir waren gerne Mountainbiker, aber er reagierte damals ziemlich verhalten. Erst dachte ich, er empfindet nicht so tief wie ich, oder kann seine Gefühle nicht gut zeigen und in Worte fassen, was mich so wahnsinnig traurig gemacht hat. Aber später sagte er mal, er kann den Moment nicht sehen. Wie recht er doch hatte...

    Und jetzt steh ich mit 44 Jahren da und frag mich, warum ich immer wieder vor so schwere Aufgaben gestellt werde, was soll ich denn bitte noch alles aushalten, was soll ich lernen???

    ich/wir sind derzeit bei keiner Trauerbegleitung.

    Ich wüsste gar nicht, wie ich das zeitlich auch noch neben Arbeit,Kinder, Haus, Trainingseinheiten der Kinder etc hinbringe.

    Von Zeit zu Zeit war ich bei einer Therapeutin, aber sie und meine engsten Freunde erzählen mir, dass ich stark bin und alles bislang richtig mache.

    Man lernt so viel, aber wie man mit Trauer umgeht, lernt man nicht....

    Und so gehe ich jeden neuen Tag an, in der Hoffnung, dass der Schmerz irgendwann weniger wird und meine verzweifelten Bemühungen irgendwann Früchte tragen

    liebe Astrid, liebe Angie,

    Erstmal vielen lieben Dank für eure Worte und die Beiträge.

    Ich hab etwas gebraucht, bis ich antworten konnte. Die letzten Tage waren so voll und meine Kinder haben mich ziemlich gebraucht. Im Alltag stellen wir immer wieder bei den kleinsten Kleinigkeiten fest, wo mein Schatz überall fehlt. Andererseits ist genau das auch wertvoll, weil es uns vor Augen führt, wie wichtig er in unserem Leben einfach war.

    Ich habe festgestellt, dass meine Trauer egoistisch und voller Selbstmitleid ist. Ich trauere gar nicht um das, was mein Geliebter alles nicht mehr erleben darf, sondern darum, was ich /wir alles nicht mehr mit IHM erleben dürfen. Welche Lücke hier durch seinen Tod entstanden ist, dass ich nie wieder in seine schönen Auge sehen kann, ihn nie wieder spüren, riechen kann, meine Kinder einen weiteren großen Verlust in ihrem Leben erfahren mussten, und und und.

    Diese Trauer verändert mich, das spüre ich deutlich. Einerseits macht sie mich tatsächlich so viel stärker, auch reifer. Die Beziehung zu meinen Kindern hat an Tiefe zugenommen.

    Aber sie macht mich auch einsamer. Wenn mir meine Freundinnen erzählen, über was sie sich in ihrer Beziehung ärgern, denke ich mir, ich wünschte, ich könnte mich über irgendwas von ihm ärgern. Alles wäre besser, als ihn nie wieder zu sehen.


    Mich beschäftigt auch noch etwas ganz anderes. Spüren manche Menschen, dass sie demnächst sterben, haben sie so etwas wie eine Vorahnung? Eine Heilpraktikerin erzählte mir mal, dass jeder Mensch ein Thema oder eine Aufgabe so oft im Leben bekommt, bis sie einmal richtig gelöst wird. Bei meinem Schatz kommt mir das auch so vor. Es hat lange gedauert, bis er sich mit seinen Themen auseinandergesetzt hat.

    Nach so langer Zeit ist er endlich bereit, sich selbst und so manch ein Muster zu hinterfragen, und als er sein Leben in eine leicht andere Richtung lenkt, sich öffnet, stirbt er plötzlich.

    Gott, ich hab ihn so bewundert für diesen großen Schritt, den er gegangen ist, und dann das...

    Es ist so ungerecht....

    wo fange ich nur an? War bis eben im Bett meines Kleinen gelegen, der das Sterbebildchen in der Hand hatte und so traurig ist. Es zerreißt mir das Herz, ich habe das Gefühl, es hört gar nicht mehr auf, weh zu tun.


    Er fehlt uns allen so sehr... Da haben wir dieses große Glück, einen Menschen wie ihn zu treffen, und dann müssen wir ihn wieder gehen lassen.


    Liebe Astrid, von seinem Tod hab ich per SMS erfahren. Die Polizei kam mit einem Seelsorger, um seiner Mutter die traurige Nachricht zu überbringen - wir waren nicht verheiratet. Bis ich dann endlich jemanden erreicht habe und Klarheit hatte, verging bestimmt eine weitere halbe Stunde.

    Dank des Seelsorgers durften wir ihn in der Klinik noch ein letztes Mal sehen. So schrecklich dieser Abschied auch war, trotzdem bin ich unglaublich dankbar darum. Ich konnte stumm alles noch sagen, was ich ihm unbedingt noch mitgeben wollte, ich konnte ihn ein letztes Mal berühren und küssen.

    Nächsten Montag findet in der Klinik für alle Hinterbliebenen der dort in den letzten 3 Monaten Verstorbenen ein Gedenkgottesdienst statt. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, noch einmal einen Fuß an den Ort zu setzen, an dem ich mich von meinem Liebsten verabschieden musste...

    vielen lieben Dank für eure Worte - euch auch mein herzliches Mitgefühl.

    Ich bin froh über die Möglichkeit des Austauschs und den geschützten Rahmen hier.

    Mein Schatz und ich waren 6 Jahre zusammen. Er starb ebenfalls an Herzversagen. Wie kann ein Herz auf einmal aufhören zu schlagen, erst recht, wenn man immer so sportlich wie er war?

    Er war immer für meine Jungs (10 & 12 Jahre) und mich da und von jetzvauf gleich stehen wir wieder alleine da.

    Die letzten Wochen haben mich so unglaublich viel Kraft gekostet. Trauer ist anstrengend, und dann noch die Kinder entsprechend zu begleiten und Ihren Schmerz zu sehen, mit dem Verlust und mir klar zu kommen - das ist wohl das Schwerste, was ich je zu bewältigen hatte.

    Aber wem erzähl ich das...

    Hallo zusammen,

    Ich lese seit einigen Wochen immer wieder eure Beiträge - heute möchte ich euch gerne meine Geschichte schreiben.

    Mein Lebensgefährte ist vor 10 Wochen völlig unerwartet mit 49 Jahren auf dem Nachhauseweg von der Arbeit gestorben.

    Nie werde ich den Moment vergessen, als ich die Nachricht über seinen Tod erhalten habe. Seitdem ist nichts mehr so wie es war und ich versuche jeden Tag aufs Neue irgendwie weiterzumachen. Von allen Seiten höre ich, wie stark ich bin. In meinem Umfeld sind alle wieder zu ihrem Alltag zurückgekehrt, was ich wirklich verstehe.

    Aber ich fühle mich nicht stark, ich habe keinen Alltag, ich vermisse ihn so unendlich und es quält mich, dass es keinen Abschied gab. Zwar durfte ich ihn in der Klinik noch ein letztes Mal sehen, so dass mein Verstand das Unbegreifliche realisieren konnte, aber irgendwie kommt mein Herz nicht hinterher.

    Natürlich funktioniere ich irgendwie, ich bin so dankbar um meine beiden Kinder, die es mir leichter machen, jeden Tag aufzustehen und weiterzumachen.

    Aber ich bin innerlich so leer. Gestern war ich auf einen 50. Geburtstag, überall wurde gelacht und ich hab mich den halben Abend gefragt, was ich hier eigentlich tue. Mir war nur nach weinen, und letztendlich bin ich mit einem schlechten Gewissen nach hause gefahren, weil ich das Gefühl hatte, einfach nicht dazu zu gehören und dass die Anderen mit meiner Traurigkeit nicht umgehen können.

    Wahrscheinlich muss man das, was wir Hinterbliebenen durchmachen, selbst erlebt haben, um es nachvollziehen zu können.


    Kennt jemand von euch das Gefühl, ständig auf ein Zeichen zu warten? Ich ertappe mich so oft dabei, in den Himmel zu starren, würde ihn so gerne spüren, aber es bleibt bloß eine große Leere.

    Heute ist kein guter Tag...

    Liebe Grüße

    Sonja