Beiträge von Nordlys2107

    Liebe Ute,


    vielen Dank für deine Zeilen, die mir sehr gut getan haben. Manchmal ist es einfach schön in seiner Trauer angenommen zu werden und zu hören, dass man ein Recht hat zu trauern. Nicht immer nur zu hören, sei doch froh, sie ist noch da, genieße noch die Zeit mit ihr. Manchmal ist es nichts als traurig und die Sehnsucht frisst mich auf und oft gibt es nicht viel zum genießen. Weder von ihr aus gesehen, noch von mir, was nicht heißt, dass ich nicht dankbar bin für jede Minute mit ihr und die Zeit mit ihr unglaublich schätze. Aber genossen haben wir die Zeit vor der Krankheit. Genießen passt irgendwie so gar nicht zu unserer Situation, aber ich bekomme es immer wieder zu hören.


    Liebe Regentropfen, als Familienmitglied ist man oft Co-abhängig. Man macht, was man tun muss, um einigermaßen den Frieden zu wahren, manchmal um ein Bild zu wahren, von der Familie, die man gerne hätte. Ich toleriere auch Verhaltensweisen meines Vaters, von denen ich genau weiß, dass sie unmöglich sind. Ich tue das, weil ich bewusst entschieden habe, dass ich ihn trotzdem in meinem Leben möchte, obwohl er mich immer wieder angreift und persönlich sehr verletzt, aber ich lerne auch an bestimmten Stellen Grenzen zu ziehen und mich zu schützen. Das ist aber ein sehr langsamer Prozess. Du musst für dich schauen, was du möchtest und was für dich langfristig schwerer wiegt. Manchmal kann es das gesündeste sein abzuschließen und klar stopp zu sagen und auch in Kauf zu nehmen, dass das das Ende der Beziehung ist. Aber es hört sich nicht so an, als ob du an dem Punkt bist. Und er kam um Geschenke für die Enkel zu bringen... ganz egal seid ihr im offensichtlich nicht. Und manchmal muss man sich außerdem auch erlauben seine Mutter, die man so sehr liebt, in Zweifel zu stellen und sich selbst ein eigenes Bild zu machen, statt Dinge durch ihre Augen zu sehen. Vielleicht kommst du dann zu demselben Schluss wie sie, vielleicht aber auch nicht.

    Liebe Ros, ich habe keinen eigenen Thread. Ist es üblich, das man einen anlegt? Dann kann ich das noch machen. Ich möchte niemandem auf die Füße treten, denn ich bin ja, wie ich schon geschrieben habe offiziell gar nicht berechtigt zu trauern.

    Liebe Regentropfen,

    auf Englisch habe ich vor einer Weile einen Spruch gelesen, der lautete "I sat with my anger long enough until it told me its name was grief!" Den finde ich sehr treffend. Ich war und bin oft so unglaublich wütend. Manchmal aus dem Nichts heraus. Manchmal kann ich gar nicht sagen, woher das jetzt kommt. Und sehr oft merke ich dann hinterher, dass ich einfach nur tief traurig bin und es nicht anders ausdrücken kann.

    Meine Mutter ist bei vollem Bewusstsein, eingeschlossen in ihrem eigenen Körper. Sie kann noch rudimentär über Augenbewegungen ja/nein kommunizieren. Als es ihr noch besser ging, habe ich mal versucht mit ihr zu sprechen, darüber wie es mir geht. Das hat sie abgeblockt bzw. entweder dann selbst so schlimm angefangen zu weinen, dass sie keine Luft mehr bekommen hat (die Krankheit lähmt auch die Atemmuskulatur) oder das Thema schnell wieder darauf gelenkt, was IHR entgeht. Sie hat oft gesagt, wie dankbar sie ist, dass sie mich hat. Das ist ja auch schön und richtig, dass ich ihr Stütze und Trost bin. Sie ist mir immer die beste aller Mütter gewesen. Ich weiß, sie würde auch jetzt gern für mich da sein und kann es einfach nicht. Dennoch bin ich auf einmal allein. Ohne Stütze und Trost und besonders an harten Tagen, an denen man mit den kleinen Kindern den ganzen Tag allein ist, weil der Mann lange arbeitet, ist das sehr schwer. Man solle doch Hoffnung und Trost aus den Kindern ziehen, bekommt man dann oft gesagt und natürlich tue ich das. Und trotzdem ist es einfach auch sehr anstrengend kleine Kinder zu haben, viel Arbeit und wenn man so sehr trauert ist an manchan Tagen schon das Zubereiten des Abendbrots oder das Beantworten einfacher Kinderfragen ein großer Kraftakt. Dazu kommt, dass einem gerade MIT Kindern die Person fehlt, die einen selbst absolut bedingungslos liebt und bestärkt und die die Kinder mindestens so sehr liebt wie man selbst, die Oma. Die einen so ganz besonderen Blick auf die Kinder hat, sie so wohlwollend betrachtet wie niemand anderes, eine Art hat mit ihnen umzugehen und zu reden, wie eben nur die Oma es kann. Warum ich, warum sie, frage ich mich auch oft. Ich bin gerade in der Weihnachtszeit oft neidisch auf Freundinnen, die ihre Mutter gesund an ihrer Seite haben. Neulich war eine Tochter mit ihrer Mutter bei Tchibo hinter mir in der Schlange. Sie haben nett geplaudert und wollten sich einen Kaffee bestellen - waren gemeinsam auf Shoppintour und ich konnte es plötzlich nicht mehr aushalten vor Sehnsucht. Auf einmal liefen die Tränen und ich hätte den beiden Damen hinter mir eine reinhauen können, vor Einsamkeit, Trauer, Neid und der furchtbaren Frage nach dem Warum.

    Ich hasse es auch, wenn Leute so etwas sagen wie "Sie lebt in dir weiter" oder "du verlierst sie nie wirklich". In meinen Augen ist das Schwachsinn. Natürlich leben ihre WERTE in mir weiter, gebe ich die Liebe, die ich von ihr erfahren habe weiter... aber wenn sie dann irgendwann gar nicht mehr da ist, dann ist sie weg. Schlicht und ergreifend eben NICHT mehr da. Nur noch Erinnerung. Als Mensch verloren. Klar lebt jemand, der gestorben ist, in der Erinnerung weiter, das lindert aber die Sehnsucht nicht, im Gegenteil. EInfacher wäre es doch, wenn mit dem Tod alle Erinnerung an den Menschen ausgelöscht würde. Traurig finden wir einen solchen Gedanken nur, weil wir uns an die schönen Dinge, die wir mit dem Menschen erlebt haben, erinnern. Wir wollen diese Momente festhalten, wir wollen sie zurück, ich klammere mich daran fest und breche am Ende doch nur wütend und verzweifelt weinend zusammen, weil die Momente nie wieder kommen und immer weiter weg schwimmen.

    Ich habe keine schlauen Tipps für die Weihnachtstage, ich kann dir nur versprechen, trotz der schweren Zeiten, wirst du auch an diesen Tagen Momente zum Lächeln haben. Mach dir keinen Druck und nimm die guten Momente ,die leuchtenden Augen deiner Tochter, mit und wenn du ansonsten einfach nur " da durch" willst, dann ist das normal und in Ordnung finde ich.


    Zum Schluss möchte ich dir auch noch fürs Zuhören danken und auch dir liebe Vilja. Ja, ich versuche mein eigenes Leben bei alldem nicht zu verpassen, aber das ist schwer. Ich ertappe mich oft bei dem Gedanken, wie schön es wäre, wenn ich einfach nur mein Leben leben könnte. EInen Schlusstrich ziehen, endlich mein Herz ein bisschen heilen könnte, beginnen könnte, die Geschehnisse zu verarbeiten. AUf bessere Zeiten hoffen könnte, statt immer nur auf das Schlimmste, das ja noch bevorsteht, der endgültige und komplette Verlust. Manchmal wünschte ich, dass das Leid meiner Mutter vorbei wäre und ich mich ohne Schuldgefühle mal wieder auf mich und meine Familie konzentrieren könnte. Kein schlechtes Gewissen haben müsste, wenn ich schöne Momente erlebe und genieße. Mir nicht, wenn ich von schönen Dingen erzähle, als Antwort anhören müsste, wie schlecht es meiner Mutter, meinen Eltern geht. Und gleichzeitig fühle ich mich dann doppelt schuldig. Denn welche Tochter wünscht ihrer Mutter den Tod? Und ich wünsche ihn ihr ja auch nicht, bin ja dankbar, dass sie noch da ist und freue mich über alles, an dem sie teilhaben kann, auch wenn sie nur zuschaut. Trotzdem ist da manchmal dieser Wunsch sich endlich nicht mehr ständig sorgen zu müssen, jede freie Minute zu geben, immer für jemand anderen stark zu sein. Einfach mal frei zu sein. Ich bin gleichzeitig eine furchtbare Tochter für meine Mutter und eine furchtbare Mutter für meine Kinder, weil niemand von mir so viel Energie und Zeit bekommt, wie er verdient hätte, ich mit den Gedanken jeweils oft woanders bin. Dasselbe gilt für meinen Mann, dessen Verständnis grenzenlos scheint, der aber dennoch traurig ist, dass ich nicht mehr Energie, Freude und Elan für ihn habe. Mir fehlt ein Mensch, der mal nichts von mir möchte, sondern für mich da ist. Das wäre früher meine Mutter gewesen. Jetzt ist da ein Vakuum, dass ich bisher durch nichts füllen könnte und wie ein schwarzes Loch manchmal mein ganzes Leben aufzusaugen scheint.

    Ich erlebe auch immer wieder, dass die Trauer einen körperlich komplett außer Gefecht setzen kann. Es ist schwer zu erklären und zu beschreiben, aber an schlechten Tagen fühle ich mich auch körperlich wie durch den Fleischwolf gedreht und bin so müde, dass es kaum auszuhalten ist und ich kaum etwas machen kann. Meinen drei kleinen Kindern an diesen Tagen gerecht zu werden ist sehr schwer. Ich stelle auch immer wieder fest, dass ich dann sehr vergesslich werde, das hat manchmal auch unschöne Konsequenzen auf der Arbeit, weil man da ja einfach nichts vergessen darf und wenn es mir passiert, dann bin ich oft unglaublich wütend, weil ich normalerweise alles andere als ein vergesslicher Mensch bin, weil es so deutlich zeigt wie überfordert ich oft bin und weil es mich erinnert, wie allein ich da stehe und das ich kaum zur Entschuldigung sagen kann: "Ich trauere, seit vier Jahren, um meine Mutter, die noch lebt! Das ist unglaublich anstrengend und nimmt manchmal den ganzen Raum in meinem Kopf ein!" So was versteht keiner und will auch keiner hören.

    Zum Sommer werde ich meine Stunden reduzieren - zum Glück können wir uns das jetzt leisten - auch, um mehr Zeit für mich zu haben. Ich brauche die Zeit allein zu Hause, in der ich auf dem Küchefußboden sitzen und laut weinen kann und niemand etwas von mir will oder meint, mir Tipps geben zu müssen. Ich merke, dass ich den Rest besser schaffe, wenn ich dieser Trauer Raum und Zeit geben kann und mich nicht rechtfertigen muss.

    Achso, was ich dir noch sagen möchte, Regentropfen

    - wir hatten ursprünglich vor im Ausland zu leben. Mein Mann kommt nicht aus Deutschland und sprach damals die Sprache auch noch nicht gut. Als die Diagnose kam, war ich damals sehr froh, dass es dann doch nicht so gekommen war und wir quasi "vor Ort" (eine Stunde Fahrt) sind. Für meine Mutter ist das so sicher besser und gut. Aber manchmal, an schlimmen Tagen, denke ich auch, dass es für mich auf eine Art leichter gewesen wäre, weiter weg zu sein. Nicht immer vor Augen zu haben, wie immer weniger von ihr übrig ist. Nicht immer da zu sein, als diejenige auf der man all seine dunklen, trüben Gedanken ablädt. Ich denke manchmal, ich wäre dann vielleicht eine bessere Mutter. Mehr bei meinen Kindern, weniger mit dem Kopf woanders. Wahrscheinlich wäre es einfach auf andere Art sehr schwer, wenn es anders wäre. Aber ich denke das trotzdem manchmal und dann fühle ich mich deswegen schuldig. Ich glaube, wir fühlen uns immer schuldig, egal wo wir sind, weil wir immer das Beste für unsere Mutter wollen. Tief drinnen weiß ich, sie will auch das Beste für mich und das es mir gut geht, aber seit sie krank ist hat sie sich auch da sehr verändert. Manchmal ist es, also ob sie der Meinung ist, es leidet sowieso niemand so wie sie, deswegen ist es auch in Ordnung, wenn andere leiden müssen. Das hört sich gemein an und ich fühle mich auch sofort schuldig, wenn ich das so schreibe, dann natürlich ist es für sie am Schlimmsten. Aber es gibt Momente, da empfinde ich das so.

    Hallo Regentropfen,


    erst jetzt habe ich deine Antwort gelesen. Ich danke dir dafür. Für mich ist es tatsächlich also ob meine Mutter auch zweimal sterben wird. Einmal körperlich und an dem Tag als sie die Diagnose bekommen hat, ist sie auch gestorben. Danach war sie nie wieder wie vorher, sie hat sich und das Leben aufgegeben. Es ist Mitternacht und ich sitze hier wieder und kann nicht schlafen und muss weinen. Die schweren Phasen kommen und gehen. Im Moment ist es gerade wieder sehr schwer. Das liegt sicher auch mit an Weihnachten. Früher war das immer ein schönes Fest, heute bin ich total unter Druck, Stress und Spannung, wenn meine Eltern kommen. Ich kann nie wissen, ob meine Mama wieder einen Weinkrampf bekommt und meine Kinder dann wieder Angst bekommen, ob mein Vater seine Überforderug an mir auslässt und mich wüst beschimpft. Ich bin für alle zuständig. Meine Aufgabe ist es, allen irgendwie einen schönen Abend zu bereiten, was für mich selbst schön und gut wäre, das spielt keine Rolle mehr seitdem meine Mutter krank ist. Das ist zum Teil okay und ich weiß, es ist eben so und geht nicht anders, auf der anderen Seite mache ich das jetzt seit vier Jahren und frage mich, wann kann ich denn mal wieder Luft holen. Heute Abend habe ich meiner Mama ein paar Zeilen aufgeschrieben, die ich ihr nie schicken werde, denn es würde ihr Leid nur noch größer machen. Aber wohin mit diesen Zeilen? Mit diesen Worten? Wen interessieren sie? Niemand. Und dann scheint es so sinnlos sie zu schreiben. Trotzdem schreibe ich sie jetzt hier einmal auf, dann liest sie wenigstens jemand. Dann ist es nicht, als sei der ganze Schmerz, der mich in Stücke zerreist nicht da. Denn allen anderen darf ich ihn nicht zeigen. Immer nur funktionieren, für die anderen da sein.


    "Liebe Mama du fehlst mir jeden Tag, jede Minute und jede Nacht. Wie gern würde ich deine Stimme hören und mich in deine Arme werfen und mich trösten lassen. Einmal schwach sein dürfen, einmal Trost finden, mich sicher und zu Hause fühlen. Einmal nicht alles wissen müssen, trösten müssen, stark sein müssen, verantwortlich sein. Einmal nur geliebtes Kind sein, sonst nichts. Nichts müssen, nur sein. Ich weiß du kannst das alles nicht mehr und es bricht dir und mir das Herz. Du fehlst mir so sehr, das sich schreien und um mich schlagen möchte und gleichzeitig hilflos zu boden sinke und nichts davon tue, weil es ja doch nichts ändert."

    Das ist sehr jung - auf beiden Seiten! Meine Kinder waren 5 und 2 Jahre alt und mein drittes Kind noch nicht geboren, als meine Mutter schwer krank wurde, Ich habe noch eine Nachricht von meiner Mutter auf dem Anrufbeantworter, in der sie meinem Sohn zum 5. Geburtstag gratuliert. Mit das Schlimmste für mich war, als ich ihm diese vorspielte und er fragte: "Wer ist das?". Er hatte ihre Stimme vergessen.

    Ich erzähle ihnen viel davon, wie ihre Oma früher war, was sie mit ihnen gemacht hat, und von den Dingen, von denen ich weiß, dass sie sie so gern als Oma mit ihnen getan hätte. Manchmal sagen meine Kinder jetzt schon von allein, dass Oma dieses oder jenes sicher bestimmt auch mit ihnen gemacht hätte, wenn sie könnte. Ich denke, sie spüren die LIebe meiner Mutter zu ihnen durch mich und meine Erzählungen davon, aber für mich ist es trotzdem sehr schwer auszuhalten. Besonders, wenn andere nebenbei erzählen, dass die Oma am Wochende kommt, oder die Kinder in dern Ferien eine Oma-Woche machen und noch schlimmer, wenn andere sich darüber beschweren, dass die Großeltern die Kinder so verwöhnen oder Zeit mit ihnen verbringen möchten, oder die "falschen" Geschenke oder Klamotten aussuchen. Ich kann genau vor mir sehen, wie unser Leben gewesen wäre, wäre alles anders gekommen - meine Kinder können das nicht, weil sie zu klein waren. Meine Schwiegereltern sind weit weg und haben kaum Interesse an den Kindern, das macht es doppelt schwer. Aber meine Kinder sind trotzdem glücklich. Die Trauer liegt hauptsächlich bei mir. Sie nehmen die DInge so, wie sie sind und wissen ja nicht, was ihnen fehlt.

    Liebe Ute,

    ich kann dich gut verstehen. Ich habe mich hier angemeldet, obwohl meine Mutter noch lebt, aber sie leidet an einer tödlichen Nervenkrankheit und ich kann schon seit mittlerweile mehr als 3 Jahren nicht mehr mir ihr sprechen, sie kann mich nicht umarmen oder auch nur meine Hand halten, weil ihre gesamten Muskeln gelähmt sind. Ich nehme seit 4 Jahren Abschied und trauere um meine Mutter, die es so, wie sie war, nicht mehr gibt. Das ist ein Schwebezustand, der nicht vorgesehen ist. Entweder man hofft und kämpft noch, oder man trauert um jemanden, der gestorben ist. Jemanden 4 Jahre im langsamen, grausamen Sterbeprozess zu begleiten und zu trauern, sich aber nicht verabschieden zu können, das gibt es nicht.

    Meine Mutter war auch immer meine beste Freundin und es tut mir so weh, dies in der Vergangenheit zu schreiben, denn es gibt sie ja noch. Und natürlich bin ich für jeden Moment mit ihr dankbar. Ich trauere trotzdem, denn so viel von ihr ist schon nicht mehr da. Ich hänge mit meiner Trauer zwischen den Welten, Ich darf offiziell nicht trauern, sie ist ja noch nicht tot und doch ist genau das, was du beschreibst, was so wundervoll war an unserer Beziehung, nicht mehr da. Ich kann sie nicht mehr anrufen, ich kann ihr nicht mehr von meinen Sorgen erzählen, ich kann nicht mir ihr über meine Kinder reden, die Kinder können ihre Oma nicht mehr kennen lernen, so wie sie war. Mein Kinder sind noch so klein, dass sie sich an meine Mutter im gesunden Zustand nicht erinnern, ich kann nicht mit ihnen gemeinsam trauern, wir können uns nicht gemeinsam an sie erinnern.

    Meine Mutter wusste genau wie ich denke, wenn es mir schlecht ging, genau was ich brauche, um mich besser zu fühlen. SIe hatte immer den passenden Rat, war all die Zeit, die sie gesund war, ein positiver Mensch, der mir immer Mut gemacht hat. Ich habe sie immer sehr bewundert in ihrer ganzen Art. All das war auf einen Schlag weg, nachdem sie die Diagnose, ihr Todesurteil, erhalten hatte. Ich wünschte so sehr, sie hätte noch ein paar gesunde Jahre mit meinen Kindern gehabt, dass ich sie in meiner Rolle als Mutter noch mehr als Unterstützung als Mutter hätte haben können.

    Das hilft dir vielleicht alles nicht viel, ich möchte dir nur sagen, du bist nicht allein darin, ohne deine Mutter unglaublich einsam zu sein. Das wird auch vermutlich nie ganz weggehen, aber du wirst dich ganz langsam an das neue Leben ohne sie anpassen. Trauer, das ist meine Erfahrung, kommt in Wellen. Sie haut einen an manchen Tagen komplett um, und man kann gar nichts mehr, selbst das Ein- und Ausatmen, scheint nicht möglich vor Schmerz. Heute habe ich wieder so einen Tag. Aber die Abstände zwischen diesen Tagen werden nach und nach größer und man erholt sich schneller von ihnen. Erinnere dich gemeinsam mit deinen Töchtern an deine Mutter. Und wenn du das tust, denke ein bisschen an mich und wie sehr ich wünschte, meine Kinder hätten eigene Erinnerungen und nicht nur Geschichten darüber, wie Oma einmal war, als sie gesund war. Ich habe mit der Krankheit meiner Mutter auch meinen Vater emotional weitgehend verloren. Ich wünsche dir, dass du aus der Beziehung zu deinem Papa Kraft schöpfen kannst und ihr gemeinsam trauern könnt. Eines Tages werden deine Töchter um dich trauern. Tu jetzt das für dich, was du dir dann für deine Töchter wünschen würdest.