Liebe Tigerlilly,
ich sitze mit euch auf der Bank.
Das habe ich heute von meiner Trauerbegleitung bekommen, ich poste es mal hier, wenn ich es wieder löschen soll, sag es mir einfach.
Wenn es nur so leicht wäre ...
"Das kommt schon mal vor.
Schwierigkeiten. Oder richtig harte Zeiten, Einsamkeit. Vom Schmerz gepeinigt, nichts als Leid weit und breit.
Das Herz ausgeräumt, die Wohnung leer, man kommt nachhause und es ist kein Zuhause mehr.
Was auch immer bei Dir gerade los ist:
Kann dieser Text Dein Problem lösen?
Kann er’s?
Nein, kein bisschen.
Vielleicht geht’s darum auch gar nicht. Nicht in diesem Text. Und auch insgesamt nicht.
Pema Chödrön schreibt in ihrem Buch „Wenn alles zusammenbricht“:
„Wenn die Dinge über uns zusammenbrechen, dann ist das eine Prüfung und gleichzeitig ein Heilungsprozess. Wir glauben, es ginge darum, die Prüfung zu bestehen und das Problem zu überwinden, aber in Wirklichkeit gibt es gar keine Lösung.
Die Dinge kommen zusammen und fallen wieder auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. So einfach ist es. Die Heilung stellt sich ein, wenn wir allem Geschehen Raum lassen: Raum für Trauer, Raum für Linderung, Raum für Elend, Raum für Freude.“
Ich weiß, das ist schwer. Ich weiß es und ich fühle es.
Ich will es lösen. Ich will es gelöst sehen, die Probleme aufgelöst sehen, und zwar möglichst nicht in Tränen, sondern ganz ohne, für immer strahlend blauer Himmel, singende Vögel, Gott (oder wer oder was auch immer), der in die Hände klatscht und mich mit Geschenken bewirft.
Nur bleibt mein und unser Leben ein Kampf, solange ich mich und wir uns gegen das Unvermeidbare zu stemmen versuchen: gegen die Veränderungen, die kommen und uns traurig werden machen, bis wir geheilt sind.
Manches lässt sich bestimmt lösen wie ein Puzzle. Stück für Stück, bis es ganz ist … doch leider nur, solange es ganz ist. Eine Momentaufnahme. Die Ruhe vor dem Sturm, die Ruhe vor dem Leben, das neben dem Schönen, neben der Freude auch immer wieder Unappetitliches serviert, manchmal auf unerfreulich großen Tellern, wie ein Schweinskopf im Ganzen auf dem Tisch eines Vegetariers, und wir müssen’s dann trotzdem aufessen.
Ich hab’s so lange mit ankämpfen probiert, mit ausblenden, unterdrücken, mit wegschieben und Pläneschmieden.
So blieb alles ein Kampf, morgens im Ring aufgeweckt vom Gong des Weckers bis abends oder bis tief in die Nacht, ein einziges Springen und Schwitzen, ein ziemlich chancenloser Schlagabtausch gegen Gefühle von Ohnmacht, Zorn, Verletzung, Verlust.
Die Alternative könnte die sein, die Buddha so beschreibt:
„Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen, sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.“
Oder wie’s der Zen-Meister sagt, der gefragt wird, wie er denn mit Ärger, Enttäuschung und Verzweiflung umgeht:
„Ich bin mit ihnen einverstanden.“
@MyMonk"