Beiträge von Romy

    Hallo Helga, Maike, Pauli, Flora, Andrea, Karo, Birgit, Fine, Josh, Astrid und Karin, eigentlich wollte ich jedem Einzelnen von euch ein liebes Dankeschön für eure Anteilnahme schicken, über die ich mich SO freue!! Ich habe aber noch nicht herausgefunden, wie man hier Nachrichten einzeln beantwortet, sofern es diese Funktion überhaupt gibt; daher schicke ich nun eine Antwort an alle. Astrid hatte gefragt, wie ich die Zeit bisher überstanden habe; das frage ich mich auch. Der Badeunfall meines geliebten Lebensgefährten ist Ende Juni passiert. An dem Tag, an dem er nicht mehr zurückkam aus dem Meer, habe ich mich abends gefühlt, als würde mir jemand bei lebendigem Leibe einen Arm abreißen. Als die Polizei mir abends riet vom Strand wegzugehen, in die Ferienwohnung zurückzugehen, die wir gebucht hatten für die zwei Wochen, die eigentlich vor uns liegen sollten, da sind mir so verrückte Gedanken gekommen, wie: „Aber ich kann doch jetzt nicht einfach so weggehen hier vom Strand! Es wird doch kälter jetzt am Abend und er hat doch nur eine Badehose an! Ich kann ihn doch nicht alleine lassen nur mit Badehose bekleidet ganz alleine im Wasser, bald wird es doch Nacht und es wird doch kalt! Ich muss ihm wenigstens irgendwie warme Klamotten organisieren, wenn er schon im Wasser bleibt!“ So völlig wirres Zeug habe ich gedacht. Habe nur geweint, während mich der Notarzt, die Sanitäter in der Ferienwohnung befragten. „Sollen wir Sie ins Krankenhaus bringen, dort würden sie ein Beruhigungsmittel bekommen“, sagten sie, aber ich schüttelte den Kopf. Nein, ich wollte kein Beruhigungsmittel. Ich wollte mich nicht beruhigen. Kurz darauf kam ein Seelsorger von der Gemeinde, die Sanitäter dampften ab. Der Seelsorger ging mit mir nochmal zum Strand, dann verabschiedete auch er sich. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich habe gedacht, „ich kann doch nicht schlafen, da lasse ich ja meinen Schatz in Stich. Ich kann doch nicht schlafen, während er ganz alleine ist im Wasser“. Es war ganz komisch: Einerseits war ich wie unter Schock, andererseits wusste ich schon in jener ersten Nacht ohne ihn, dass er tot war. Andererseits wiederum kann ich es bis heute noch nicht glauben. Elf Tage, nachdem er verschwand, wurde er gefunden, tot, ertrunken. Wenige Tage später wurde er überführt von dem Ferienort in unsere Heimat und begraben. Seitdem fahre ich regelmäßig an sein Grab, stelle immer neue Kerzen und frische Blumen drauf. Spreche mit ihm, erzähle ihm von der Woche. Weine. Kann es nicht fassen. Wieder Danke fürs Lesen. Romy

    Im Sommer dieses Jahres war ich mit meinem Lebensgefährten im Urlaub am Meer, an einer deutschen Küste. An unserem ersten Urlaubstag vor Ort haben wir direkt beschlossen gleich zu Beginn unseres Aufenthalts einen Strandtag einzulegen; das Wetter war schön, es bot sich an. Wir bekamen einen Strandkorb in der ersten Reihe, „haben Sie ein Glück“, meinte die Frau von der Strandkorbvermietung noch lachend zu uns, „die Schlüssel für die Körbe in der ersten Reihe hängen hier normalerweise keine fünf Minuten.“ Der Strand war gut besucht, das Meer war voll, Familien, Eltern, Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, ältere Menschen, alle plantschten unbeschwert in den Wellen. Mein Lebensgefährte und ich, wir saßen entspannt im Strandkorb, sahen dem fröhlichen Treiben zu. Es war windig an dem Tag, aber keine rote Fahne wehte, keine Gefahr in Sicht. Gegen frühen Nachmittag meinte mein Schatz zu mir: „Ich gehe jetzt mal ins Wasser.“ Gab mir einen Kuss und seine Sonnenbrille. Stand auf, stapfte durch den heißen Sand hinunter zum Wasser. Ich saß im Strandkorb sah ihm nach, wie er ins Wasser ging. Verlor ihn aus den Augen, dachte mir „lass ihn mal, der genießt das Meer, wie immer. Bis mir irgendwann auffiel, dass er nicht wiederkam. Bis man ihn anfing zu suchen und nicht fand. Bis sein Leichnam elf Tage später an einem anderen Strandabschnitt angetrieben wurde und man nur noch seinen Tod feststellen konnte. Mein geliebter Schatz, ein guter Schwimmer mit drei Tauchscheinen, kerngesund - ertrunken, einfach so. Ich weiß seitdem nicht, wohin mit mir, meiner Traurigkeit, meiner Fassungslosigkeit, meiner Ungläubigkeit, meiner Ohnmacht. Danke fürs lesen. Romy