Hallo zusammen!
Mein
über alles geliebter Papa ist am 12. Oktober von uns gegangen und es fühlt sich
für mich immer noch wie ein schlechter Alptraum an. Es begann alles im
Dezember 2017 als bei ihm zum ersten Mal bei einer gewöhnlichen
Routineuntersuchung etwas nicht gepasst hat, ich kann mich nicht mehr genau
erinnern was damals los war, jedenfalls hat es dann nach einigen Monaten
geheißen, dass etwas mit der Bauchspeicheldrüse nicht in Ordnung ist (ich kann
mich nur daran erinnern, dass es immer hieß es wurde frühzeitig erkannt). Im
Mai 2018 wurde ihm dann, um einen möglichen Krebs vorzubeugen, ein Teil der Bauchspeicheldrüse
und auch die Milz entfernt und dann hieß es jetzt sei alles gut. Wir waren so
glücklich und dachten das war's jetzt wieder und alles geht normal und wie
bisher weiter. Im Juli bei einer Kontrolluntersuchung wurden dann aber
Metastasen (1-2) auf der Leber entdeckt. Am 13. Juli hätte er diesbzgl. einen
Termin für eine "Verbrennung" gehabt, die Metastasen sollten entfernt
werden (auch da hatten wir uns alle sehr gefreut), doch leider war dies dann nicht
mehr möglich, weil sich von quasi heute auf morgen die Metastasen vermehrt
haben - es waren zu viele (3-4) um diese Technik anzuwenden. Ich kann mich noch
heute ganz genau an diesen Tag erinnern, wie enttäuscht er und wir waren, es
war einfach nur schrecklich, kann man gar nicht beschreiben... Seitdem bekam
mein Papa dann alle 10 Tage Chemotherapie und hat es zum Glück relativ gut
vertragen (bis auf Haarausfall). Die Ärzte meinten immer, dass läuft alles ganz
gut und das wird so weiter gehen, mehr oder irgendwas negatives bzw.
realistisches wurde uns 4 eigentlich nie so richtig gesagt. Uns (Mama,
Schwester, ich) war aber jedenfalls durch Recherche bewusst, dass Pankreaskrebs
einer von den schlimmsten Arten ist und dass die Lebenschancen bei 1-5 Jahren
liegen. Aber Papa hatte eben keinen primären Pankreaskrebs, er hatte
"nur" leider davon gestreute Lebermetastasen. Mein Vater wusste das
auch, aber wir haben darüber nie so richtig gesprochen, wir haben alle immer
bis zum Ende gehofft und meine Mutter hat nach vielen Möglichkeiten von
Krankenhäusern (sogar im Ausland usw.) gesucht. Wir haben echt alles versucht.
Auch ich habe jeden Abend gebetet und auf ein Wunder gehofft. Aber leider
brachte das alles nichts... Meine Schwester und ich (leben beide jeder getrennt
in Wien) haben seit der Diagnose die Wochenenden und auch paar Tage in der
Woche im Elternhaus verbracht, um Zeit mit ihm zu verbringen (er wollte nicht
mehr so viel unternehmen wie früher, da oft müde und schwach - eh
verständlich). Und diese 22 Monate waren echt nicht leicht, mir hat es das Herz
zerrissen meinen starken Papa so krank zu sehen. Ich wurde depressiv, habe viel
geweint, mir viele Sorgen gemacht, immer weniger soziale Kontakte oder Freizeit
gepflegt. Aber für ihn war ich immer noch stark und habe mich optimistisch
gezeigt, war immer für ihn da und habe ihm geholfen wo es nur ging. Zum Glück
hatten meine Schwester und ich auch noch einen Sommerurlaub im Juli dieses
Jahres mit ihm in der Steiermark verbracht - es war für mich der schönste
Urlaub meines Lebens und auch ihm ging es gut dabei und er war eine Woche mit
meiner Mum in Ägypten. Also eigentlich ging es ihm wirklich den Umständen
entsprechend gut, er lebte seinen Alltag mit der Chemo, nur arbeiten konnte er
nicht mehr gehen, was auch sehr schlimm für ihn war, da er es immer sehr gern
tat. Nun ja wir dachten alle so wird es jetzt halt noch ein paar Jahre
weitergehen, hatten Pläne für kommende Weihnachten geschmiedet, usw. Doch dann
kam die Woche ab dem Montag, 7. Oktober. Mein Papa war von Montag bis Mittwoch
erkältet, eher (nur) sehr verschnupft. Am Donnerstag fühlte er sich jedoch
wieder fit genug und fuhr zu meiner Schwester in die Wohnung, die grad
renoviert wurde, um ein paar Kleinigkeiten zu arbeiten. Und ich kenne meinen
Dad - wenn er sich nicht gut genug dafür gefühlt hätte, hätte er es nicht getan
(kam schon öfter vor). Ich kam an diesem Tag um etwa 17 Uhr ins Elternhaus, da
war er mit meiner Schwester auch wieder zurück und meinte es geht ihm gut
(bzgl. Erkältung), er sei zufrieden über das was er alles erledigen konnte und
nur etwas müde von der körperlichen Arbeit. Wir haben dann den Abend gemeinsam
Fern gesehen und gingen irgendwann schlafen. Am nächsten Tag, der schwarze
Freitag, ging es ihm aber auf einmal sehr schlecht, er hatte starken Husten und
sah echt nicht gut aus, ganz anders und viel schlechter als noch am Tag zuvor.
Er hat dann auch den ganzen Tag mehr oder weniger geschlafen und ist, als meine
Mutter um 16 Uhr von der Arbeit kam, schließlich aufgestanden. Sie und wir
sorgten uns um seinen Zustand und fragten ihn, ob wir den Krankenwagen rufen
sollen, aber er meinte nein es geht schon, es sei doch nur ein Husten. Von
Stunde zu Stunde wurde es jedoch schlimmer, er bekam auf einmal schwerer Luft
und um 19:30 wurde dann der Notarzt verständigt, der innerhalb von 10 Minuten
mit dem Krankenwagen hier war. Meine Schwester, Mutter und er waren dann mit
dem Team im Wohnzimmer und ich musste - ich bereue es jetzt im Nachhinein so
sehr, aber die anderen wollten es so - im Vorzimmer auf den Hund aufpassen, der
bellte und unruhig war. Das heißt ich habe ihn nicht mehr gesehen, als er dann
ins Krankenhaus gebracht wurde. Mir wurde dann als Schwester und Mutter wieder
im Haus waren erzählt er habe eine Atemmaske bekommen mit Sauerstoff und es
wurde ein EKG gemacht. Die Werte waren normal und gut, deshalb wurde uns auch
gesagt wir bräuchten nicht nach kommen, da alles in Ordnung sei. Wir haben uns
Sorgen gemacht, aber wir wussten er ist in guten Händen und ihm wird geholfen.
Um 21:58 habe ich ihm auf WhatsApp geschrieben ob alles okay ist und dass ich
ihn lieb habe. Er schrieb um 22:04 (merkt euch die Minutenzahl für später) alles
gut, ich versuche jetzt zu schlafen, habe euch auch lieb. (Am nächsten habe ich
auf seinem Handy gesehen, dass auch Mama und Schwester ihm noch schrieben, er
aber nur mir geantwortet hat - ich glaube weil ich wegen der Hundesache nicht
im selben Zimmer war und ihn nicht mehr sehen konnte). So weit so gut... Ich
hatte einerseits ein bisschen komisches Gefühl bei der ganzen Sache, aber
andererseits dachte ich mir er is im KH, ihm wird geholfen, er schläft jetzt,
alles gut, wir sehen ihn dann morgen. Tja... um 02:00 herum wurde ich von dem
Geschrei meiner Schwester geweckt (bzw. habe ich gar nicht wirklich geschlafen
weil ich nicht konnte), ich öffnete die Tür und sie und meine Mutter saßen am
Boden, schreiten, weinten und sagten mir "Der Papa ist tot"... Ich
war wie in Trance, ich dachte ich träume gerade, war wie versteinert, habe nur
gesagt "Nein, oder?"... Ich war zu dem Zeitpunkt noch diejenige, die
am "gefasstesten" war und rief ein Taxi um ins KH zu fahren. Dort
wurden wir vom behandelten Arzt empfangen, der uns dann sagte, dass mein Papa
um kurz vor 02:00 - nachdem er 4 Std. schlief - aufgewacht ist und schwer Luft
bekam, über Atemprobleme klagte. Sie hatten noch dies und das getan (den
genauen Bericht müssen wir erst noch abholen), doch leider half alles nichts
und er starb um 02:04 ohne Schmerzen, er war innerhalb von 10 Minuten tot
meinte der Arzt. Wir haben so geweint, sind dann zu Papa ins Zimmer, haben
seinen toten Körper (er war schon kühl nach nur ca. 45 Minuten) umarmt,
gestreichelt, uns verabschiedet - es war immer noch wie in Trance, wie in einem
schlechten Film. Wir haben dann eine Obduktion veranlasst, da es zu dem
Zeitpunkt keine genaue Ursache gab. Diese ergab dann am nächsten Tag einen
Herzinfarkt. Das größte Herz der Welt, das meines Papas war zu 3/4 angefallen
und hatte innerhalb paar Minuten aufgehört zu schlagen... Wir verstehen es bis
heute nicht, wie es dazu kommen konnte. Das EKG und alles was an diesem Abend
noch gemacht wurde war ja in Ordnung gewesen!!! Und dann das?!?!?! Die Tage
danach hatten wir dann mit allen möglichen Sachen zu tun, aber trotzdem war
alles so absurd und wir waren wir Roboter - ihr kennt das vermutlich. Am 25.
war dann die Beerdigung, die für eine Beerdigung sehr schön und ehrenhaft
ablief, aber auch da kam ich mir vor wie ein Roboter und eine Hülle... und
seitdem ist die Trauer und das Ganze nur noch schlimmer für mich geworden.
Obwohl viele Leute zu mir meinten es wird nach der Beerdigung besser/leichter,
aber bei mir ist es gegenteilig. Bei mir wird es mit jeden Tag nur schlechter
und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, ich denke 24/7 an meinen
geliebten Papa. Es ist so besonders schlimm für mich, da wir eine super enge
Beziehung hatten, er war nicht nur mein Papa. Er war/ist mein bester Freund, mein
Seelenverwandter, mein Lieblingsmensch und überhaupt der beste Mensch, den ich
auf dieser Erde kenne. Er hat mich und meine Schwester vergöttert und alles für
uns getan, war immer für uns da, hatte immer ein offenes Ohr und Ratschläge und
ich kann es einfach nicht begreifen, dass das jetzt alles weg is. Vor allem wäre er im
Jänner erst 58 (ich bin 27) geworden und in 3 Jahren in Pension gegangen. Das
ist alles so schrecklich... Ich kann und will mir ein Leben ohne ihn nicht
vorstellen, frage mich ständig was daran noch lebenswert sein soll ohne meinem
Lieblingsmenschen und weiß nicht wie ich diesen Schmerz verarbeiten soll. Ich
schaffe meinen Alltag nicht, treffe niemanden, will nur allein sein und sehe
ihn ständig vor meinem inneren Auge. Ich sehe mir auch jeden Tag Fotos an und
lese seine letzte Nachricht an mich. Oder ich stelle mir vor, wie er jetzt in
seinem Sarg liegt und der Körper immer mehr verrottet, oder wie er tot im Krankenhauszimmer
lag obwohl er paar Std. vorher noch bei uns im Haus war, lauter solche
schrecklichen Dinge... Dass ich seit diesen 6 Wochen überhaupt nicht mehr gut
schlafen kann brauch ich wohl nicht erwähnen... Manchmal denke ich mir sogar,
ich würde am liebsten das Grab aufgraben und mich zu ihm legen... Ich weiß grad
echt nicht mehr weiter...
Sorry für den langen Text