Hilfe bei Verlust eines geliebten Menschen

  • Hallo ihr lieben.


    Ich möchte einen neuen Thread aufmachen um Menschen zu helfen, die eine geliebten Menschen plötzlich verloren haben.


    Ich möchte mich mit euch austauschen, über die Gedanken die ihr habt oder hattet und wie ihr in den Alltag zurück gekommen seid. Außerdem möchte ich euch helfen, wie ihr den Alltag bewältigen könnt, falls euch das einfach nicht gelingen will.


    Ich bin 28 und habe vor ca. 6 Monaten meine Mutter plötzlich verloren.

  • Liebe Sarii, magst du deinen Beitrag, den du über deine Mama geschrieben hast hier herein kopieren?


    Ich bin sehr berührt von deiner Geschichte.


    Und wünsche dir für heute einen erträglichen Tag.


    Ach ja, noch etwas, dein langer Beitrag ist so geschrieben, dass ich ihn gerne gelesen habe. Das Einzige, was es für mich schwer macht, so lange Beiträge zu lesen sind fehlende Absätze. Vielleicht magst du welche einfügen?


    Sei lieb gegrüßt und schön, dass du da bist.

    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    danke für deine Worte. Jeder Tag ist unterschiedlich, manchmal schwerer und manchmal leichter.


    gern kopier ich dir Geschichte hier noch einmal rein.

    Leider lassen sich die Absätze nicht einfügen, weil der Text so lang ist. Ich Versuch ihn aber gern so zu bearbeiten, dass sich Absätze einfügen lassen.


    Liebe Grüße

  • Meine Mama starb am 13.4. um 8 Uhr nach einer Notoperation, nachdem 2 Ärzte 3 Tage vorher eine Magenperforation nicht erkannt haben. Am 10.4. war sie 2 mal im Krankenhaus aufgrund unerträglicher Rückenschmerzen die bis in den Bauch zogen. Dort wurde sie 2x mit unterschiedlichen Diagnosen entlassen. Die erste hieß Verspannungen. Meine Mutter und mein Stiefvater waren dabei die Küche zu renovieren, weswegen das gepasst hätte. Als die Schmerzen abends jedoch schlimmer wurden fuhr sie wieder hin. Sie wurde mit einer Nierenbeckenentzündung entlassen. Ich sagte ihr, dass das sehr schmerzhaft ist, aber mit den richtigen Medikamenten wird das in ein paar Tagen besser sein.

    Freitag Nachmittag rief mein Stiefvater an. Er sagte das er nicht weiter weiß, dass sie ein paar Minuten zuvor ohnmächtig geworden ist und sie auf dem Sofa liegt und nicht mehr aufstehen kann. Ich holte sie ans Telefon und sie sagte sie hat nichts, man hörte ihr aber an, dass etwas nicht stimmte. Ich zog mich an und fuhr sofort los. Da die beiden etwas außerhalb wohnen war ich 20 Minuten später da. Als ich ins Wohnzimmer kam, war meine Mutter kaum noch ansprechbar. Ich ruf sofort den Krankenwagen, versuchte meine Mutter anzuziehen. Als ich sie aufsetzte und ihr zumindest eine Hose halbwegs anziehen konnte sah ich wie schlimm es um sie stand. Ihre Augen standen hervor, sie war kreidebleich und ihr Gesicht war eingefallen. Sie kippte zur Seite aufs Sofa als der Rettungswagen eintraf. Sie sagte das sie auf Toilette muss und ein Rettungsassistent und ich haben versucht sie auf die Beine zu bekommen, sie schaffte 2 Schritte und wurde ohnmächtig. Wir legten sie hin und sie kam wieder zu sich. Als wir versucht haben sie wieder aufzusetzen wurde sie wieder ohnmächtig. Im Rettungswagen versuchten die Assistenten einen Zugang zu legen, was aufgrund ihres niedrigen Blutdruckes nicht gelang. Der Notarzt kam und legte ihr einen zentralen Venenkatheter.


    Im Krankenhaus angekommen wurde sie sofort ins behandlungszimmer gebracht. Sie sagte mir, dass sie Angst hat. Und ich sagte ihr das ich auch angst habe, aber das alles wieder gut wird. Das war das letzte mal das ich meine Mama lebend gesehen habe. Ich musste sie anmelden und durfte nicht zu ihr. Nach einer Stunde fragte ich was mit ihr passiert. Die Frau sagte mir, dass mir in so einem Fall erst was gesagt wird, wenn die Ärzte zu 100% wissen, was ihr fehlt. Ich verstand das und setzte mich ins Wartezimmer. 1,5 Stunden später rief meine Oma mich an. Sie sagte: Mama ist im Krankenhaus. Ich meinte, dass ich mit im Krankenhaus bin, aber ich mich nicht gemeldet hab, weil ich gerad nicht weiß was passiert und was sie hat. (dazu muss ich sagen, dass meine Oma etwas durcheinander ist, seitdem mein Opa vor 2 Jahren starb. Ich wollte sie nicht in Unruhe bringen, vielleicht war es nicht so schlimm, wie wir dachten).Meine Oma sagte, dass die Ärztin sie angerufen hat und Gesagt hat, dass meine Mama eine blutvergiftung hat. Ich sagte ihr, dass ich sie gleich zurückrufe. Ich stürmte in die Anmeldung und fragte diese unglaublich inkompetente Frau, die falsch in ihrem Beruf ist was ihr einfällt mir nichts zu sagen. Die blieb völlig ruhig und sagte mir das ich mich auf der Intensivstation melden muss. Ich rastete völlig aus und ging hoch. Der Arzt kam raus und erklärte mir, das meine Mutter sofort operiert werden musste, weil im CT ein riesiger Hohlraum gefunden wurde und niemand sagen kann wo das herkommt. Er erklärte mir, dass meine Mutter vor Montag nicht selbstständig atmen wird und musste mit ihm die ganzen Dinge durchgehen wie wer, wenn der Fall Eintritt entscheidet, wann die Maschinen ausgestellt werden ? Wer, wenn der Fall Eintritt, ist für sie als Betreuerin zuständig? Ich beantwortete alle Fragen mit „ich“ und wurde dann gebeten nach Hause zu fahren. Da war es ca. 21 Uhr.

    Um 00 Uhr rief mich die Ärztin an, die sie operiert hat. Sie erzählte mir, dass meine Mutter ein Magengeschwür hatte, was geplatzt ist. Durch das auslaufen des Mageninhaltes wurde 2/3 ihres Dünndarms zerstört wurde. Dass es meiner Mutter Schon wesentlich besser ging, als dieser Teil raus war. Allerdings konnte man zu dem Zeitpunkt nicht sagen, welche Auswirkung die blutvergiftung bereits hatte. Sie sagte mir, dass sie jetzt viel Ruhe braucht, sie immer noch in Lebensgefahr schwebt und ein paar Tage im künstlichen Koma bleiben wird um ihr hochdosiert Medikamente zu geben. Dann sagte sie mir etwas, was mir nie wieder aus dem Kopf gehen wird. Sie erzählte mir, dass sie zuvor mit meiner Oma telefoniert hat. Und ich sagte, dass ich im Wartezimmer saß und ich nur wusste was los ist weil sie mich angerufen hat. Die ärztin sagte dann: dass tut mir unendlich leid, hätte ich das gewusst, hätten sie ihre Mutter in denn OP begleiten können. Heute wiegen diese Worte unglaublich schwer. Als sie das aussprach war ich mir allerdings sicher, dass meine Mutter es schaffen wird. Sie war 52, hatte keine Vorerkrankungen und war fit.

    Eine Stunde später rief der Arzt der Intensivstation an. Er sagte,dass die Leber zu Versagen droht und dass sie die Nacht wahrscheinlich nicht überstehen wird. Er muss mich bitten ins Krankenhaus zu kommen, damit ich mich von ihr verabschieden kann. Ich fuhr mit meinem Stiefvater hin und der Arzt erklärte mir was passiert. Eine Niere versagte bereits, die Leberwerte wurden alle paar Minuten schlechter. Er erklärte mir, dass sie einen Nierentumor hatte und fragte uns ob wir etwas davon gewusst haben. Ich schaute meinen Stiefvater schockiert an, weil ich dachte, dass er etwas davon gewusst hat. Aber auch ihm war das neu. Der Arzt erklärte, dass sich die Polizei einschalten wird, wenn Patienten innerhalb von 24 Stunden nach einer OP versterben. Dieses Gesetz hab ich in der Form nicht gefunden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Arzt wusste was 3 Tage zuvor falsch gelaufen ist.


    Nach all den Gesprächen mit dem Arzt musste ich dann also den schwersten Schritt meines Lebens gehen. Meine Mama lag da, an 100 Schläuchen, schlafend. Trotzdessen sah sie im Gesicht wieder normal aus. Und das beruhigte mich irgendwie.


    Der Arzt sagte das wir auf ein Wunder hoffen. Auch er hatte die Hoffnung das sich alles dreht und wendet, weil sie vorher kerngesund war. Und ließ uns dann alleine. Nach einer halben Stunde bin ich mit meinem Stiefvater an die frische Luft gegangen. Er konnte nicht wieder hochgehen. Heute bereut er das zutiefst. Seine Hoffnung war zu groß, dass sie das alles übersteht. Ich ging alleine zu ihr hoch. Ich entschuldigte mich im stillen, für alles was ich jemals gesagt oder getan habe, wobei ich sie verletzt habe. Wie sehr ich sie liebe und das sie mich nicht alleine lassen darf. Mit 27 bin ich zu jung für sowas. Das Oma das nicht übersteht, wenn sie geht. Der Satz „ich liebe dich“ überschlug sich in meinem Kopf. Und irgendwo dazwischen machte sich bei mir die Hoffnung auf ein Wunder breiter, als die Tatsachen die gerade vor meinen Augen passierten. Ich rannte auf Toilette und übergab mich. Der Arzt sagte, dass ich bleiben kann, aber er es für das beste hält, wenn ich für 2-3 Stunden nach Hause fahre und ich meine letzten Kräfte sammel. Wenn ich das Verlangen danach habe darf ich ihn jederzeit anrufen. Meine beste Freundin kam sofort und unterstützte mich. Sie zwang mich zumindest was zu trinken, was nur ansatzweise klappte.


    Morgens um 7 rief ich den Arzt an. Er sagte mir, dass wir an dem Punkt angekommen sind an dem das Wunder ausgeschlossen ist. Die Leber versagt. Er weiß nicht wann und wie es passiert, aber er rechnet nicht all zu schnell damit. Ich sollte mir Zeit lassen bis ich sicher bin, dass ich mich Halten kann. Er es aber versteht wenn ich sofort komme. Ich hörte auf ihn. Ich sagte das ich in ca 2 Stunden da sein werde. Ich hatte nicht geschlafen, nicht gegessen und kaum getrunken und das Was ich getrunken habe kam sofort raus. Ich wollte erst hin wenn ich das unter Kontrolle bringen konnte. 45 Minuten später rief das Krankenhaus an. Der Arzt sagte, dass vor 2 Minuten das Herz meiner Mutter stehen blieb. Er wusste nicht recht was er sagen sollte. Er hätte so schnell nicht damit gerechnet. Er sagte mir, dass wenn ich sie sehen will, er sie an den Maschinen lässt, solange bis ich ins Krankenhaus zu komme. Das ich mir dabei auch Zeit lassen darf. Aber ich konnte das nicht. Ich hatte zu viel Angst davor, dass sie „Tod“ aussieht. Als ich sie verlassen habe, schlief sie. Und das Bild wollte ich mir so beibehalten. Das sie dann friedlich ging. Sie muss tagelang gelitten haben. Sie jetzt weiter an Maschinen zu lassen und sie nicht gehen zu lassen wollte ich nicht. Heute bereu ich das auf einer Seite. Aber ich hatte zu viel Angst vor diesem Bild.


    Die Tage danach waren nervenaufreibend. Da ich Einzelkind bin musste ich für die Beerdigung alles entscheiden. Ich musste mit der Polizei reden. Diese entschied das meine Mutter obduktiert wird. Seitdem kümmert sich die Staatsanwaltschaft um den Fall. Innerhalb von 2 Wochen musste ich sämtliche Sachen meiner Mutter entweder behalten oder wegwerfen. Meine Oma ist nicht mehr dieselbe. Meine Kolleginnen haben mir alle Zeit der Welt versprochen. 2 Tage nach der Beerdigung ging ich wieder arbeiten. Einen Tag später machte mein Körper aber völlig schlapp.


    Es ist nun knapp 6 Monate her und an manchen Tagen kommt es mir vor, als hätte ich sie letzte Woche erst gesehen und manchmal als wäre das alles vor Jahren passiert. manchmal kann ich über meine Mama reden, als wäre diese Geschichte nicht mir passiert. Und manchmal so wie jetzt, muss es einfach raus. Ich musste in der Zwischenzeit das erste mal Muttertag ohne sie verbringen und sowohl an ihrem als auch an meinem Geburtstag war sie nicht mehr da.


    Ich hoffe, dass ich durch Gesprächen mit anderen helfen kann und mir in schweren Zeiten geholfen wird. Ich denk an euch ❤️

  • Liebe Sarrii


    Ich möchte dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Deine Ausführungen haben mich tief berührt.


    Mich beeindruckt nach allem, was du im Zusammenhang mit dem schweren Verlust deiner Mutter erleben musstest, inbesondere die von dir beschriebene Absicht, anderen Menschen helfen zu wollen.

    Meine geliebte Ehefrau habe ich nicht unvorbereitet verloren. Dennoch habe ich grosse Mühe bei der Bewältigung des Alltags.


    Ich versuche, mit Achtsamkeit Schritt für Schritt im in dieser Art nie gewünschten Dasein zu überleben.


    Der Austausch in diesem Trauerforum hat mir dabei schon oft geholfen.


    Liebe Grüsse

    Nelson_180916

  • Hallo Nelson.


    zu erst einmal möchte ich auch dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen.

    Die Absicht anderen evtl. helfen zu können rührt daher, dass ich in den vergangen Monaten viel über mich gelernt habe. Ich denke es ist wichtig, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, und dabei ist es meiner Ansicht egal ob man darauf mehr oder minder vorbereitet war oder ob es plötzlich passiert ist, dieser Mensch ist nicht mehr da und dabei überwiegt das vermissen und trauern darüber.


    Mir hat das Schreiben darüber viel geholfen. Die ersten Wochen nur für mich. Das waren meine Gedanken oder auch Briefe an meine Mama. Innere Dialoge mit meiner Mutter haben mir geholfen.


    Im übrigen war ich auch in psychologischer Behandlung damit. Da es mir bevor das alles passiert ist schon nicht gut ging, hatte ich das „Glück“ das 2 Tage nach ihrem Tod der erste Termin anstatt. Ich war zu nichts fähig und wollte den Termin absagen. Meine Freunde haben mir geraten den Termin wahrzunehmen und haben mich dann dort hingebracht. Somit hab ich viele Dinge aus den Sitzungen mitnehmen können und kann vielleicht anderen helfen, die sich z.b. Nicht trauen zu einem Psychologen zu gehen ( ich weiß wie schwer einem das fällt), keinen Termin bekommen oder sich das nicht leisten können.


    Ich denke es ist wichtig, sich mit jemanden austauschen zu können, der ähnliches erlebt hat.


    Danke für deine Worte, schön das du da bist.

  • Heute ist wieder ein Tag, wo ich sie so gern gesprochen hätte. Auch wenn nichts passiert ist, aber ich hätte sie heute gern bei mir gehabt.
    Ich dachte, wenn ich mich schlafen lege, kommt das Herz zur Ruhe. Aber so ist es meistens nicht.
    Also stand ich wieder auf. Und schrieb in mein Tagebuch. All die Dinge, die in den letzten Wochen passiert sind und wie ich mich fühle. Es hilft mir, wenn ich die Gedanken nicht mehr sortiert kriege, sie aufzuschreiben.


    danach schrieb ich ihr einen Brief und mir fiel auf, das ich das viel zu lange nicht mehr gemacht habe. Ich hab immer nur alles in mein Tagebuch niedergeschrieben. Ich erzählte ihr wie es auf der Arbeit läuft, wie es Oma geht und was privat so los war. Ich entschuldigte mich bei ihr, dafür, dass ich mich seit einigen Wochen nicht direkt an sie gewendet hab. Ich merkte beim Schreiben das Briefes, dass es fast sinnlos ist. Weil ich mir sicher bin, dass sie von oben herab schaut und alles mitbekommt und mich schützt. Aber es hilft. Und ich bin es ihr schuldig meine Worte direkt an sie zu wenden. Als sie noch da war hab ich es zu selten gemacht.

    Also hab ich für mich beschlossen, eine bessere Tochter zu sein, als ich es war, als sie noch lebte. Ich möchte ein besserer Mensch zu mir selbst sein. Jeder trauernde hat eine Auszeit vom trauern verdient. Trauern kostet unglaublich viel Kraft. Und unsere lieben würden uns so nicht sehen wollen. Also Versuch ich aus guten Momenten So viel Kraft wie möglich zu ziehen. Bis man die Kraft wieder braucht, weil man nachts nicht schlafen kann und weint.

  • Liebe Sari,


    auch ich möchte dir mein großes Beileid und Mitgefühl aussprechen. Es tut sehr weh in so jungen Jahren (bin vor kurzem erst 27 geworden) ein geliebtes Elternteil zu verlieren :(


    Welche Tipps um wieder einen normalen Alltag zu leben hast du denn? Ich bin zurzeit ziemlich verzweifelt und mache fast nichts, bin einfach nur froh, wenn wieder ein Tag vorbei is. Mein lieber Papa ist am 12.10. gestorben (wenn du möchtest kannst du meinen Thread lesen, er ist aber sehr lang), also ist alles noch so frisch und ich weiß nicht wie ich das verarbeiten und wieder „normal“ werden soll und bin über jede Hilfestellung dankbar.


    Fühl dich umarmt :30:

  • Liebe brokengirl,


    zu erst einmal möchte ich dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Ich hab gerad deine Geschichte gelesen und es ist furchtbar schlimm, dass dein Papa durch die Krankheit gehen musste und ihr nun einen unaussprechlich schrecklichen Verlust durchleben müsst.

    Ich hatte das „Glück“, dass ich 2 Tage nach dem Tod meiner Mama einen Termin beim Psychologen hatte. Es war ein ziemlich warmer tag, stand aber in schlabberklamotten mit einer richtig dicken Strickjacke, völlig verheult und am Ende zum ersten Mal dort vor der Tür. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte. Er sagte mir dann nachdem wir über alles gesprochen haben, dass meine Mutter jetzt garantiert neben mir sitzt und mich in den Arm nimmt. Und sie mich so niemals sehen möchte. Er sagte das es ein wunderschöner Tag ist und ich es verdient habe mich in die Stadt zu setzen und ein Eis zu essen. Und ich dachte mir: ja klar, ich denke seit 2 Tagen nicht an essen und trinken, nicht mal über duschen hab ich nachgedacht. Im Endeffekt hat er aber recht... dein Papa und meine Mama würden nie wollen, dass wir unser so junges Leben wegwerfen und es nicht leben. Auch deine Mutter und deine Schwester nicht. Ihr erlebt einen schrecklichen Verlust und jeder von euch hat es verdient sich eine kleine Pause vom trauern zu nehmen. Ich weiß noch genau, dass 2 Tage nach dem Termin eine Doku bei Netflix rauskam auf die ich mich seit Wochen gefreut habe. Ich hab stundenlang darüber nachgedacht, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte und mein Kopf alles andere als frei war. Irgendwann zwang ich mich das zu schauen. Nach 10 Minuten habe ich wieder ausgeschaltet. Bin heulend zusammengebrochen, weil ich mir selbst nicht glauben konnte, dass ich mich jetzt gerade ernsthaft vor den fernseher Hocke. Noch ne Stunde später hab ich es dann einfach durchgezogen. Und es hat gut getan. Den Kopf für eine Stunde auszuschalten und sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Natürlich ging es mir danach wieder schlecht. Aber ich hatte diese eine Stunde an dem Tag in der es mir gut ging.


    Es sind immer kleine Schritte, diese Schritte werden irgendwann, wenn du bereit bist, größer werden, bis du akzeptieren kannst, dass dieser Schmerz nun ein Teil deines Lebens ist. Nehm dir deine beste Freundin, deine Schwester, deine Mama, jemand mit dem du am besten reden kannst. Und auch wenn es schwer fällt: redet über andere Geschichten. Frag deine Freunde wie es ihnen geht. Und wenn du über deinen Papa reden möchtest, nimm dir jemanden, der dir in dem Thema am besten zuhören kann, jemand der dich in den Arm und dich versteht, wenn du wieder allein sein willst. Oder du schreibst all deine Gedanken hier rein. Meine Freunde haben mir glaub 3-4 Wochen nicht erzählt was in ihren Leben los war. Weil sie Angst hatten, mich damit zu nerven. Irgendwann hab ich sie gefragt, was eigentlich bei denen so los ist. Erzählt mir ja niemand freiwillig was 😁 also hat mir jeder wieder von seinen Problemchen erzählt. Und auch wenn das für mich heutzutage keine Probleme mehr sind, ließ ich mich darauf ein. Regte mich mit auf, lästerte über die Arbeitskollegen von jemanden usw. So hab ich gelernt, dass die Trauer und der Schmerz immer da sein wird, aber mein Leben nicht mehr einnimmt. Die Zeit heilt nichts von selbst. Man arbeitet sich zurück. In kleinen Schritten.

    Wir sind jung. Wir haben noch so viel vor uns. Unsere Vorgeschichte wird uns wachsen lassen. Aber verkriech dich nicht. Kämpf dich ins Leben zurück, mit kleinen Schritten. Hab immer im Kopf und im Herzen, dass dein Papa und meine Mama nun über uns wachen. Sie sind nie ganz weg, sondern immer bei uns.


    fühl dich ganz fest gedrückt, ich denk heute an dich und deine Familie ❤️