Mein 15-Jähriger jüngerer Bruder

  • Hallo,

    ich bin neu in der Community. Am 3.2.2025 hat mein kleiner Bruder sich durch eine Überdosis das Leben genommen.


    Mein Bruder und ich hatten eine sehr enge Kindheit. Ich bin zwei Jahre älter als er, und so habe ich

    immer auf ihn aufgepasst. Als er in die Pubertät kam, wurde es schwieriger. Er fing an, in komische Kreise zu

    kommen, und kurze Zeit später hatte er eine Freundin, seine allererste große Liebe. Als sie Schluss gemacht hat, hat ihn das kaputt gemacht.

    Er hat viele Drogen genommen, hatte Stimmungsschwankungen und oft Selbstverletzungen.

    Wir haben das natürlich mitgekriegt. Er hat Therapie bekommen, auch Medikamente (er hatte eine Borderline Diagnose) und meine Eltern haben viel getan um ihm zu helfen.

    In der Zeit haben mein Bruder und ich viel geredet, und manchmal hat er in meinen Armen geweint.

    Er hatte zwei Suizidversuche. Danach ging es bergauf. Wir dachten, es wird besser.


    Und dann ist er am 3.2. verschwunden. Durch Zufall habe ich mitgekriegt wo er ist; mein Vater und ich sind hingefahren.

    Als wir in das Haus einer seiner Freundinnen gingen, sahen wir im Badezimmer meinen Bruder neben seinem besten Freund liegen. Er hatte Erbrochenes

    auf der Brust und die Augen zu. Mein Vater hat keinen Puls gespürt und hat Wiederbelebungsversuche gestartet.

    Ich habe nur geschrien. Als die Rettung kam haben sie ihn noch ins Krankenhaus gebracht, aber es half nichts.

    Mein kleiner Bruder war tot. Eine Zeit später kam die Bestätigung: Er und sein bester Freund wollten sich das Leben nehmen.

    Nur mein Bruder hat es geschafft. Mit 15 Jahren.


    Ich bin 17 Jahre alt und habe meinen Bruder verloren. Die Bilder dieser Nacht verfolgen mich. Ich komme mit meinem Leben zurecht,

    ich mache meinen Abschluss und habe Spaß mit Freundinnen, aber der Tod meines Bruders ist immer überall da. Wenn ich nicht abgelenkt bin,

    kann ich nicht aufhören darüber nachzudenken....

    Sorry, dass ich jetzt so viel geschrieben habe

  • Liebe Fijle_26

    Mein ganz herzliches Beileid für deinen/euren furchtbaren Verlust.
    Du hast allein durch diesen Schock, aber in hohem Maß auch durch die Auffindesituation ein Trauma erlitten. Ich hoffe sehr, dass man dich damit nicht allein lässt.

    Hier darfst du schreiben so viel du möchtest! Es gibt kein "zu viel".

    Bist du vertraut mit der Agus Gruppe? Die haben extra Gruppen für Kinder und Teenager.
    https://www.agus-selbsthilfe.d…-kindern-und-jugendlichen

    Dein Verlust ist noch sehr frisch und manches wird sich im Laufe der Zeit von allein bessern. Aber ich rate dringend zu kompetenter Beratung und Einschätzung deiner tatsächlichen Situation, auch im Hinblick auf deine Eltern.
    Meine Söhne haben ihre Schwester verloren. Sie haben sie aber nicht gefunden. Das ist eine ganz besondere Erschwernis im Trauerprozeß. Der Kontakt zu Jugendlichen oder jungen Erwachsenen die ähnliches erlebt haben ist sehr wichtig.

    Wie schön, dass du von selbst Hilfe suchst hier bei uns! Und alle werden dir virtuell irgendwie beistehen. Das sind aber eben nur Worte. Es gibt echte, reale Unterstützung und die wünsche ich mir für dich. Bleib trotzdem herzlichst gerne auch bei uns! Wenn nichts anderes wirst du hier immer wohlwollend gehört und wahrgenommen. Es sich von der Seele schreiben ist auch an sich schon wertvoll. Ich habe es hundert Mal gemacht und mir hat es geholfen. Meine Tochter ging mit 24. Viel zu jung! 15 ist wirklich schockierend jung.

    Sei ganz lieb gegrüßt und trau dich ruhig an uns ran. Auch an Agus. Da sind ganz wunderbare Leute. Es gibt auch eine Facebook Gruppe. Leider noch keine für Jugendliche, aber in dem Link ist alles drin.

    Elster

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Fijle,


    es tut mir unendlich leid was Dir und Deiner Familie passiert ist.


    Ich schließe mich Elster an unbedingt mit jemandem zu reden oder auch anderen jugendlichen die ähnliches erlebt haben um das wenn irgendwie möglich gut zu verarbeiten.


    Der Verlust wird immer bleiben.

    Das die Bilder dich nicht loslassen ist erst einmal normal Kopfkino nennt man das, es sollte sich aber nicht fest fressen.

    Dein Bruder wird immer bei Dir sein immer.

    Es ist grausam wenn ein junger Mensch überhaupt ein Mensch keinen anderen Ausweg meint zu sehen als sich das Leben zu nehmen.


    Da sind viele Gefühle die da aufsteigen die man in irgendeiner Art und Weise sortieren und verarbeiten sollte.


    Vlg. Linchen