Beerdigung - Fehler gemacht.

  • Hallo zusammen,

    mein Vater 83 j. ist letzte Woche eingeschlafen. Er hatte die letzten 3 Monate schon Probleme und war auch im Krankenhaus, das dass jetzt aber so schnell ging, war ein Schock. Er ist noch einmal ins Krankenhaus gekommen und ca. 24 h später gestorben. Ich war die ganze Zeit bei ihm. Als ich aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen bin, war das ca. 2:00 Uhr in der Nacht. Hätte ich mich doch bloß mal hingelegt, aber ich war so aufgewühlt. Ich hab dann früh morgens gleich die Verwandtschaft angerufen. Hab auch gehofft, dass da einer kommt. Aber keiner ist gekommen, später auch nicht, so dass ich die Beerdigung alleine planen musste.

    Ich hab dann einen Fehler gemacht, über den ich mich sehr ärgere.

    Da mein Vater nicht mehr so viele Kontakte hatte, wollte ich die Beerdigung im Familien und Freundeskreis machen. Einige Kontakte sind nach dem Tod meiner Mutter eingeschlafen, einige sind auch schon verstorben. Ich habe mir also eine Liste gemacht, und alle Leute aufgeschrieben, Verwandte, Nachbarn.

    Dann hab ich gedacht Freunde, ja wer ist denn da noch? Die, mit denen er noch Kontakt hatte, die zu ihm nach Hause kommen, die habe ich aufgeschrieben.

    Aber von den alten Bekannten von früher der viel mir keiner ein. Das kommt wahrscheinlich auch, weil ich schon seit fast 20 Jahren nicht mehr in den Ort lebe und diese Leute nicht oft sehe.

    Und jetzt rief mich gestern meine Tante an, so eine von den alten Bekannte hätte sie angesprochen, sie wäre gerne zur Beerdigung gekommen. Sie hätte mich ja erst vor einigen Wochen getroffen.

    Das quält mich jetzt. Mein Vater hat eine schöne Beerdigung, aber ich mag nicht darüber nachdenken, ob ich nicht noch jemanden vergessen habe. Ich hätte besser eine "öffentliche " Beerdigung gemacht. Flüchtig ist mir der Gedanke auch gekommen, ich habe habe das aber nicht zuendegedacht. Irgendwie steht man ja auch unter Schock, die ersten 1,2 Tage und dann musste die Zeitungsanzeige auch schnell raus.Das ist alles viel zu schnell gegangen.

    Ich denke jetzt bloß, was wird da jetzt geredet? Und was noch schlimmer ist, was würde mein Vater denken?

  • Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust!


    Sei nicht zu streng mit dir! Du warst in einem Ausnahmezustand und hast das alles alleine machen müssen! Woher hättest du wissen sollen, welche Kontakte dein Vater hatte, wenn du nicht regelmäßig vor Ort bist!?

    Du hast alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, so gut es ging in dieser sehr sehr schweren Situation. Nieman kann dir da Vorwürfe machen!


    Alles Liebe!

  • Hallo,

    doch ich war ja mehrmals die Woche bei meinem Vater. Aber wenn man nicht jedesmal in den Ort kommt, oder nur mal kurz in den Supermarkt reinhuscht, sieht man die Leute ja nicht immer. Und hat die dann nicht mehr im Kopf.

    Ich hatte wahrscheinlich bloß noch im Kopf, da ist ja keiner mehr, da er ja Zuhause sehr wenig Besuch bekommen hat. Die Familie hat sich, bis auf 1,2 Ausnahmen nicht blicken lassen. Da bekommt man schon Frust, wenn der Vater dann regelmäßig nach seinen Nichten und Neffen fragt, "hast du was von xy gehört, die melden sich auch nicht."

    Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr regt mich das auf. Nachbarn waren da, aber nur so wenig Freunde. Was denken die den jetzt? Ich glaube das hätte meinen Vater überhaupt nicht gefallen. Da reden die Leute doch drüber.

    Bin auch so traurig, das ich keine Unterstützung von der Familie bekommen habe.

  • Hallo liebe Jule,

    ich begrüße dich hier auch wenn es immer wieder ein trauriger Anlass ist...:33::33::33:


    ich denke du brauchst dir überhaupt keine Vorwürfe machen...nein gar nicht...denn DU allein hast alles geordnet... geregelt und organisiert...:30::30:...

    DU hast das für deinen Papa gemacht..auch wenn nur wenig Freunde da waren...und es ist wirklich sehr egal was andere sagen...:24::24::24:...denn reden tuen nur Leute die nichts anderes zu tun haben... :4:....

    Ich denke das dein Papa eine würdige und schöne Beerdigung hatte die du organisiert hattest.. und das ist das einzige was zählt...:30::30::30::30:....

    Sei stark und lass die anderen reden...nimm so Abschied wie du es für richtig halst... :33::30:....


    Ich umarme dich mal unbekannter Weise...und sende dir Engel die dich schützen und begleiten...:22::22::22::22:


    Viele Grüße

    Bulli2014

  • Liebe Jule,

    herzlich willkommen, hier bei uns im Forum.


    Zuerst mein herzliches Beileid zum Tod deiner Eltern. Beileid im Sinne von: Ich bin im Leid bei dir.


    Du musstest alles selber organisieren. Wenn deinem Vater bestimmte Leute ganz wichtig gewesen wären - meinst du nicht, er hätte was gesagt?

    Trotzdem quält es dich. Das Wissen, dass da Menschen sind, die gerne dabei gewesen wären und sie die Möglichkeit nicht hatten. Das tut mir leid

    für dich. Nicht das, dass diese Menschen nicht dabei waren, sondern dass es dich so quält.


    Du hattest eine Todesanzeige in der Zeitung, dann hätten sich die Menschen, denen es wichtig war, auch erkundigen können. Was andere reden, das ist in der Trauer nicht wichtig. Sie stecken nicht in deiner Haut. Und Menschen, die urteilen, die gibt es immer. Wie auch immer du es gemacht hättest, hätte es Menschen gegeben, die es falsch gefunden hätten.


    Ich kann dir die Qual nicht nehmen und ich möchte sie auch anerkennen, als das was es für dich gerade ist. Quälend. Und ich

    möchte dir eine warme Hand in den Rücken legen, neben dir sitzen. Zuhören, was du zu sagen und zu beschweigen hast. Deine Tränen mit dir aushalten und

    auch deine Qual mit dir aushalten.


    Ich sende dir hier liebe Grüße und wünsche dir, dass deine Qual über die anderen bald ein Ende hat.

    Lg. Astrid.

  • Hallo, vielen Dank für die lieben Worte.


    Astrid, ich quäle mich nicht wegen der anderen, sondern ich denke nur an meinen Vater. Ich habe nur daran gedacht, was er denken würde. Ob er vieleicht von mir entäuscht wäre.


    Aber ich habe jetzt nochmal nachgedacht. Ich wollte eine Beerdigung im kleinen Kreis und das war auch im Sinne meines Vaters. Das weiss ich. Und ich meine, das dann alte Bekannte, mit denen man keinen Kontakt mehr hat, ausser man trifft diese mal z.B. beim Einkaufen, das diese auch nicht mehr zu diesem Kreis dazugehören.

    Ich habe die Leute eingeladen, die noch zu ihm gekommen sind. Das dann viele, mit denen er nach dem Tod meiner Mutter noch guten Kontakt hatte, d.h. die auch zu ihm gekommen sind, alle so nach und nach gestorben sind, das ist dann so. Und dann ist der Kreis eben kleiner. Meinem Vater waren zum Schlusss neben seiner Familie auch nur noch wenige Leute wichtig, und die waren ja da. Mit dieser Bekannten werde ich bei Gelegenheit mal sprechen. Sie hätte ja gerne kommen können, da sie eine ganz liebe ist, und mich immer nach ihm

    gefragt hat. Aber ich habe leider nicht an sie gedacht. Ich hoffe sie versteht das.


    Was viel schlimmer ist, das er nicht mehr da ist. Das jetzt wirklich alles vorbei ist. Manchmal ist mir, als ob das noch gar nicht richtig in meinem Kopf angekommen ist. D.h. ich weiss, das er Tod ist und ich kann damit umgehen, weil ich weiss, er war krank und es hätte viel schlimmer kommen können. Er hatte Alzheimer und es ist ihm eine lange Leidenszeit erspart geblieben.

    Aber dann denke ich, jetzt siehst du ihn nie wieder, kannst nie wieder zu ihm gehen. Das tut so weh.

  • Hallo Jule,


    es ist noch nicht lange her, dass dein Vater gestorben ist. Es dauert lange bis man das realisiert, wahrscheinlich Monate.


    Meine Mutter ist vor 10 Monaten gestorben, manchmal halte ich kurz inne und frage mich, ob das wirklich alles so passiert ist. Mein Kopf weiß dass sie tot ist aber emotional dauert das bis es ankommt. Die ersten Wochen habe ich das kaum realisiert, jetzt schwankt es manchmal.

    Auch wenn man weiss, dass jemand krank ist und sterben wird, man kann sich auf die Zeit danach nicht wirklich vorbereiten. Für mich ist es schwierig, diese "Unendlichkeit" zu begreifen. Dass man jemanden "nie wieder" sieht. Ausser man ist gläubig (was ich nicht bin) - dann gibt es ja irgendwann ein Wiedersehen.


    Ich denke, du hast getan was du konntest. Gerade in einem kleineren Ort spricht es sich meist schnell rum, wenn jemand verstorben ist. Die Bekannte deines Vaters hätte ja auch nachfragen können, wann die Beerdigung ist!


    Alles Liebe!

  • Liebe Jule und liebe Vilja,

    sitze nur da und "höre zu"

    "redet nur weiter. Ich habe nichts hinzuzufügen.


    Einen der leichteren Tage wünsche ich euch heute.

    Lg. Astrid.

  • Hallo Vilja,

    ja, das dauert bis man richtig versteht, das es jetzt endgültig ist. Das kommt schubweise. Das ist wahrscheinlich auch besser so, weil man soviel Schmerz auf einmal nicht verkraften könnte.

    Man trauert zwar die ganze Zeit, aber dann fällt es einen richtig an. Das sind dann die Momente, wo man nicht so abgelenkt ist. Morgens nach dem aufstehen oder abends, wenn man zur Ruhe kommt. Das war damals auch schon bei meiner Mutter so.