Mein Opa ist tot - wie kann ich meinen Vater trösten?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe mich zwar gerade erst registriert, aber euer Forum kenne ich schon lange. Letztes Jahr hat es mir beim Verlust meines Großonkels sehr geholfen - er war immer für mich da und stand mir mindestens so nahe wie meine Eltern. Ich bin immer noch dabei, das zu verarbeiten, aber darum geht es jetzt gar nicht.

    In der Nacht von Gestern auf Heute ist mein Opa gestorben. Er ist vor ca. 2 Wochen ins Krankenhaus gekommen, wo sie zuerst Nierenversagen diagnostiziert haben und dann doch drauf gekommen sind, dass er eine Blutvergiftung oder so etwas Ähnliches hat, so genau weiß ich es leider nicht. Jedenfalls schlug die Behandlung nicht an und die letzten Tage wurde er nur mehr von seinem Herzschrittmacher am Leben gehalten und war auch nicht mehr bei Bewusstsein. Gestern war sein Geburtstag, heute Früh kam dann der Anruf, dass er verstorben ist.

    Jetzt ist es so, dass ich mit meinem Großvater kein besonders inniges Verhältnis hatte, weil wir nicht sehr nahe bei meinen Großeltern leben. Ich hab ihn vielleicht zwei mal im Jahr gesehen. Klar, ich hab ihn lieb gehabt und bin auch traurig, aber mein Hauptaugenmerk liegt jetzt auf seinem Sohn, meinem Papa.


    Mein Papa und seine Geschwister hatten ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihren Eltern. Meine Opa hat seine Söhne oft geschlagen und meine Oma war auch keine besonders liebevolle Mutter. Deswegen wohnen wir auch so weit weg. Mein Papa hat zu meiner Mama mal gesagt, er hat zu seinen Eltern ein Verhältnis wie zu einem Nachbarn. Als wir am Sonntag dort waren, um uns zu verabschieden, hat er auch nicht geweint oder so und war später, als wir seine Schwestern besucht haben, auch gut drauf.

    Aber trotzdem mache ich mir Sorgen, weil er irgendwie doch anders ist. Stiller irgendwie, und zurückgezogen. Er und meine Mama haben zwar eine gute Beziehung, aber weil meine Großeltern mütterlicherseits auch beide schwer krank sind und mein Papa zu seinen Schwiegereltern ein besseres Verhältnis hat als zu seinen eigenen, glaube ich nicht, dass er meine Mama damit belasten wird.

    Und ich kann ihn auch nicht fragen, wie er sich fühlt, weil er einfach nicht die Art Mensch ist, die gerne über Gefühle redet. Umarmen und so ist auch nicht so seins, vielleicht wegen der Kindheit.

    Er ist trotz allem ein toller Vater und ich hab ihn über alles lieb. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er weiß, wie sehr wir ihn alle lieb haben, eben weil er nicht gerne über so Sachen redet. Und ich hab Angst, dass er sich jetzt doch wünscht, er hätte seinem Vater verziehen oder so, oder einfach, dass er die ganze Trauer in sich hineinfrisst. Meine Eltern fahren nächste Woche eine Woche auf Urlaub, das wird ihm sicher gut tun, aber was kann ich sonst noch tun?

    Wie kann ich für ihn da sein?


    Liebe Grüße,

    Rori

  • Hallo Rori,


    ich melde mich jetzt als Tochter die auch ein eher gespaltenes Verhältnis zu ihren Eltern hatte und hat.


    Ich finde es sehr berührend was du schreibst. Dein Papa kann stolz sein, eine solche Tochter zu haben!


    Vielleicht hat dein Vater bereits seinen Frieden geschlossen mit deinem Opa. Vielleicht kommt die Trauer später, vielleicht auch gar nicht. Vielleicht war die Distanz zwischen den beiden so groß, dass nicht soviel Trauer aufkommt, wie du es erwartest. Man kann für andere nicht wissen oder entscheiden, wie sie unserer Meinung nach trauern sollten. Jeder ist da anders, und dein Vater ist erwachsen. ?


    Ich denke, du machst bereits alles, was du tun kannst. Du bietest an, da zu sein, zuzuhören. Ob dein Vater das derzeit annehmen kann und möchte, entscheidet er ganz alleine!


    Dein Vater hat eine tolle Tochter!


    Alles Liebe, Vilja

  • Liebe Rori,

    ich kann mich den Worten von Vilja nur anschließen.


    Bleibe für ihn da, ob er es annimmt oder nicht, das entscheidet er.

    Er ist erwachsen.

    Wie seine Trauer aussieht, das ist nicht zu erkennen und es gibt auch kein richtig oder falsch.

    Er wird seinen Weg gehen. Du kannst nur da sein und Angebote machen.


    Vielleicht schreibst du ihm mal einen Brief, wie sehr du ihn lieb hast und was für ein toller Vater er ist.


    Ich wünsche dir für heute eine Tag, an dem du dir weniger Sorgen machen musst.

    Lg. Astrid.

  • Hallo ihr zwei,


    Vielen Dank! Dann werde ich das genauso machen und hoffen, er weiß, dass er jederzeit etwas sagen kann, wenn er doch mehr von uns braucht.


    Ich wünsche euch alles, alles Gute!!!
    Rori