Der Tod von Luca

  • Ich selbst bin Mutter eines 4-jährigen Sohnes; der Tod von Luca der aufgrund von Mißhandlungen gestorben ist läßt mich nicht los und es ist als ob ich persönlich betroffen bin. Mein Herz ist ganz schwer wenn ich an die Bilder denke, die den kleinen Mann zeigen und es zerreißt mir jedes Mal das Herz, wenn ich daran denke was diese Kreaturen mit dem armen Kerl gemacht haben. Nun sitze ich hier und kann an gar nichts anderes denken - als wäre er mein eigenes Kind gewesen um das ich nun schon wieder weine. Wie geht man in so einem Fall mit der Trauer um. Ich habe das Gefühl als ob ich meines Lebens nicht mehr froh werden könne - dabei muß ich doch an meinen Sohn auch denken; der fühlt natürlich daß es mir nicht so gut geht. Weiß jemand Rat...?

  • Liebe Dove,


    erstmal darf ich Dir als Forums-Mitbegründer einen virtuellen Blumenstrauß überreichen, denn Du bist unser registriertes Mitglied Nummer 100! Innert Jahresfrist sind wir wahrscheinlich das aktivste TrauerForum im Netz, was Christine und mich unheimlich freut - vorallem haben wir viele tolle MitstreiterInnen und ein gutes Klima.


    Deine Gefühle in Bezug auf die Geschichte von Luca finde ich sehr natürlich und ich denke, dass ganz viele Menschen in Österreich in einer ähnlichen Art und Weise betroffen sind.


    Es ist fast so etwas wie eine "allgemein-menschliche Trauer", die uns befällt, wenn wir mit solchen Ereignissen konfrontiert sind, obwohl wir die direkt betroffenen Personen überhaupt nicht kennen. Dass Du auf diese Ereignisse vielleicht besonders stark reagierst, kann viele Gründe haben. Grundsätzlich finde ich die Reaktion normal - denn wie könnte man eigentlich anders auf so eine Situation reagieren? Es könnte aber auch sein, dass Du früher eine Trauersituation erlebt hast, die Gefühle nicht entsprechend ausdrücken konntest und jetzt mit dieser Situation diese ausdrücken kannst. Wichtig ist, dass Du trotzdem wieder in DEINE Normalität und zu Deinem Sohn "zurückkehren" kannst und für Ihn da bist. Wie Du auch wäre ich etwas besorgt, wenn die Geschichte von Luca Dir so den Atem nimmt, dass Dein Sohn darunter merkbar >leiden< müsste.


    Doch erlaube mir noch ein paar Worte zur Geschichte von Luca - aus einer anderen Perspektive:


    Natürlich hat mich die Geschichte vom kleinen Luca auch beschäftigt, wenn auch ein wenig aus einem anderen Blickwinkel. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich schon mehrmals Kinder, die Opfer von Gewalt seitens der Eltern geworden sind, versorgt und in den Sarg gebettet. Diese Geschehnisse haben mich auch mehr mitgenommen als Luca, den ich ja - wie Du auch - nur über die Medien kenne. Was mich bei der Geschichte des armen Luca beschäftigt, sind mehrere Dinge:


    a. Erstens wird so getan, als ob das ein Einzelfall wäre - was so nicht stimmt, denn Gewalt von Erziehungs- und Aufsichtspersonen hat es immer gegeben - auch Gewalt, die letztendlich zum Tod geführt hat.


    b. Die Berichterstattung über Luca und vorallem die Veröffentlichung der Bilder finde ich gegenüber Luca total übergriffig und macht mich wütend.


    c. Die Tendenz der Medien, die Schuld auf die Behörden (Ärzte, Klinik, Jugendwohlfahrt, BH) zu schieben und damit "Anlass-Gesetzgebung" zu provozieren, greift nicht. Wenn wir jedes Kind lückenlos überwachen wollen, müssen wir den Vorschlag von Westenthaler aufgreifen und jeden zweiten Monat eine ärztliche Untersuchung vorschreiben. Kommt jemand der Aufforderung nicht nach, wird den Eltern das Kind entzogen. Wer will so eine Bevormundung? Die Verantwortung für das Kind liegt nun letztlich bei den Eltern und nicht bei den Behörden. Ich habe selber lange in der Familienberatung gearbeitet und weiss, wie schwierig es ist, sich ein Urteil i.S. einer Empfehlung für das weitere Vorgehen zu bilden.


    Liebe Grüße schickt Euch,


    Markus

  • Liebe Dove!


    Ich kann Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.


    Ich selbst habe meinen Sonnenschein mit 4 ½ Jahren unerwartet verloren, und
    kann mir deshalb über solche schrecklichen Dinge auch nicht wirklich
    ein objektives Bild machen.


    Ich denke nur, es werden immer Dinge passieren, die wir nicht wirklich verstehen können.
    Man sollte aber nicht nur stur der Medienhetze folgen, sondern sich auch über eventuelle
    Hintergründe Gedanken machen.


    Schau auf Deinen Kleinen und geniesse jeden Tag mit ihm!


    Kathi

  • Nun ist einige Zeit vergangen und mir geht es geht wesentlich besser. Das kam scheinbar mit der Zeit; trotzdem vergeht kein Tag, wo ich nicht an den kleinen Luca denke und mir das Herz schwer wird. Wer weiß, vielleicht habe ich in einem anderen Leben schon mal ein Kind auf diese Art und Weise verloren. Wie auch immer - ich konzentriere mich nun wieder voll auf meinen Sohn; denn der braucht mich und ich ihn. Ich finde es sehr, sehr gut zu wissen, daß es die Einrichtung "Trauerhilfe" gibt und es tat gut mich auszutauschen und mitzuteilen. Susanne (Dove)