Liebe KarenLe
Da muss ich etwas weiter ausholen.
Meine Mama habe ich im September 2021 verloren.
Die erste Zeit, u.a. die ersten Wochen z.B. danach waren für mich einerseits Schockzustand.
Ausserdem gab es noch meinen Sohn der auch um seine Oma trauerte und für den ich da sein musste bzw. wollte.
Dieser Spagat in der ersten Trauer (und wie gesagt Schockzustand) fand ich zuweilen nicht einfach.
Keine drei Wochen reisten wir zu meiner Freundin nach Wien.
Allgemein war ich froh dass mich Familie und Freundeskreis aufgefangen hat.
Auch der Freundeskreis meiner Mama. Das vergesse ich nicht.
Und ich war froh über Unternehmungen usw.
War ich sonst so liebend gerne zuhause - war ich gerade dann froh wenn ich unter die Leute kam.
Selbst wenn es für mich / uns unbekannte Mitmenschen waren. Gerne schloss ich mich an.
Und natürlich hier unser Aspetos"familie".
Über die ich auch dankbar war. Und noch immer.
Auf der Pathologie waren wir am gleichen Tag.
Mein Sohn wollte gerne mitkommen. Habe es ihm freigestellt ob er kommen wollte oder nicht.
War noch in der Coronazeit und er bekam eine Ausnahmebewilligung.
Auch ich kann sagen dass das nicht mehr "meine" Mama war die ich da aufbewahrt liegen sah.
Nur ein bzw. zwei Tage davor sah sie für mich anders aus.
Da habe ich ihr noch gesagt was für ein schönes Gesicht sie habe.
Ich bereue es nicht sie auf der Pathologie gesehen zu haben.
Allerdings haben mich diese Bilder lange verfolgt.
Ich tue mich sehr schwer mit den Gedanken.
Kann bis heute diese Bilder kaum ansehen bzw. ertragen.
Bei meinem Vater ist es nicht anders.
Danach habe ich allerdings verzichtet sie noch einmal vor der Kremation zu sehen.
Aus obigen Gründen.
Aber das sind so meine ganz eigenen Erfahrungen.
Eine Bestattung gab es übrigens nicht.
Das war im Sinne meiner Mama.
Ihre Urne habe ich nach Hause mitgenommen (ist hier möglich).
Und ich habe hier ihren Altar.
An dem ich manches Mal sitze und mit ihr "rede".
Dass der Schmerz und die Trauer Zeit braucht sehe ich auch so.
Und dass der jeweilige Weg verschieden ist.
Es gab bei mir diverse schwere Trauerphasen die wochenlang anhielten.
Zuweilen kamen sie auch wuchtig nach einer Phase von Ablenkung.
Aber Ablenkung brauchte ich auch. Zeitweise war es einfach zu viel.
Zu viel für Herz und Seele.
Mein Trauerschmerz veränderte sich nach über einem Jahr bzw. eineinhalb Jahren.
Es ist leichter geworden für mich. Anders.
Es ist bei mir nicht mehr dieser tiefe brennende Trauerschmerz.
Der auch sehr dumpf sein konnte.
So als würde ich die Welt in Watte eingepackt mitbekommen.
Zeitweise tiefe Traurigkeit. Die zeitweise wochenlang bzw. gar Monate anhielt.
Was nicht ausschloss dass ich auch Freude und Glück empfinden konnte.
Und ja, manche dachten dass es mir da schon ganz "gut" ginge.
Aber in meinem Innern sah es schon anders aus.
Und ja, wie gesagt war und ist da immer noch mein Sohn.
Auch meine Traurigkeit hat sich gewandelt.
Bin froh dass ich diese tiefe Liebe spüre. Die mir hilft.
Unsere Verbindung die noch immer (für mich) besteht.
Natürlich vermisse ich sie weiterhin.
Und ja, manchmal gibt es die Momente in denen ich es noch immer nicht fassen kann.
Dieses Endgültige. Das zusammengeklappte Lebensbuch.
Oder manche Sequenzen. Können auch manche Lieder oder Melodien sein.
LG
King