Beiträge von theresachristina

    Bald ist nun 3 Monate her, seitdem meine Mama nicht mehr bei uns ist....ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich die 3 Monate rum gebracht habe. Mir kommt es so vor, als sei es erst gestern gewesen. Und doch verlieren die Bilder, wie sie hilflos in Ihrem Bett lag, so langsam den Schrecken - aber nur seeeehr langsam.


    Ich möchte diesen Gesichtsausdruck von Ihr, der ja eigentlich nicht mehr meine Mama gezeigt hat, vergessen. Ich möchte sie so nicht in Erinnerung haben. An manchen Tagen erinnere ich mir nur an dieses Gesicht kurz vor Ihrem Tod bzw ich habe nur das Bild von Ihrem Körper im Kopf, als sie gegangen ist...regungslos und ganz blass...so dünn. Diese Bilder verdrängen die eigentliche Erinnerung an sie...Sie war immer bunt angezogen, eine wahnsinnig hübsche Frau. Sie ist immer jung geblieben. Sie konnte manchmal wahnsinnig stur sein, aber sie war immer fröhlich und gut drauf. DIESE Bilder mag ich haben, von Zeiten in denen alles gut war. Ich mag so gern die Bilder hervorholen aber es gelingt mir nicht bzw nur manchmal. Die letzten Ereignisse überschatten diese Erinnerungen.


    Ich sehe mir daher auch oft Bilder von alten Zeiten an, damit ich sie nicht vergesse. So wie sie eben wirklich war. Das tut mir zwar auch sehr weh, aber ich erinnere mich dann eben auch wieder. Ich lese auch oft den Whatsapp Verlauf von ihr und mir durch. Wenn ich fertig bin würde ich am liebsten rein tippen "Du fehlst mir so sehr, bitte sag mir wo Du bist und wie es Dir geht!"...gleich am Anfang habe ich noch eine sehr starke Verbindung zu Ihr gefühlt. Die verschwindet jetzt leider auch langsam. Obwohl mir schon ein paar Zeichen aufgefallen sind, ich rede es mir zumindest ein, dass die Zeichen von Ihr kommen. Habt Ihr damit vielleicht auch schon Erfahrungen gemacht?


    Ich weiß es noch alles so genau....meine Mama ist früh am Morgen gestorben. Ich war irgendwie auch erleichtert, dass es dann doch so schnell ging. Unsere Angst war, dass sie wochenlang so dahinvegetiert. Das wäre für uns und für sie noch fürchterlicher gewesen. Als mir bewusst war, dass wir nichts mehr tun konnten, habe ich gebetet, dass sie schnell gehen kann und dass es ihr leicht fällt....wenigstens dieses Gebet wurde erhört. Ich saß neben Ihrem leblosen Körper...zu Hause bei Ihr wo wir immer Kaffee getrunken haben. Sie bewegte sich einfach nicht mehr, sie atmete nicht mehr ein. Ich starrte sie einfach nur an, ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mal weinen. Ich konnte das in dem Moment nicht greifen. Erst als wir die ersten Telefonate geführt haben, als wir Ihren guten und liebsten Freunden davon erzählt haben, kamen die Tränen und die knallharte Realität.


    Ihre beste Freundin kam als erstes vorbei, sie hat so viel geweint und hat uns alle umarmt. Sie wollte sich natürlich auch von Ihr verabschieden. Es war so schlimm auch Ihren Schmerz zu sehen. Sie hat dann Ihren Mann angerufen und da habe ich den Satz das erste Mal laut gehört: "M. ist tot!". Das zog mir den Boden unter den Füßen weg, auch jetzt noch. Meine Mama hat viele liebe Freunde, die alle auch schon fast wie Tanten und Onkel für mich sind. Natürlich kamen sie alle zu uns in die Wohnung um sich zu verabschieden. Auch meine Schwiegermama, um mir Kraft zu schenken. Das war auch ein Trost für mich. Ich erinnere mich, dass alle schon einen Gedanken weiter waren: Jemand musste meine Mama abholen. Daran hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gedacht.


    Sie sagten mir alle, dass dieser Moment noch sehr schlimm werden würde. Ich konnte mir das nicht vorstellen, ich dachte mir, dass die letzten Tage schon so furchtbar waren, was soll da noch kommen? Aber es war eine sehr heftige Erfahrung für mich. Ich weiß nicht wie es Euch ging, aber ich kannte das nur von meinem Opa, er war aber im Krankenhaus und ich empfand die Situation dort als anders und ich habe das da nicht mitbekommen. Aber meine Mama musste von zu Hause, von Ihrem Schlafzimmer abgeholt und überführt werden, Das war sehr heftig. Unsere Freunde haben mich darauf ein wenig vorbereitet, aber als es soweit war half das ganze Reden vorher nichts. Tut mir Leid, wenn ich das jetzt gleich vielleicht ein wenig zu ehrlich schreibe. Wenn Ihr das nicht lesen könnt, dann hört bitte hier auf. Aber ich muss mir das mal von der Seele schreiben.


    Wir haben Sie abends gegen 19:00 Uhr abholen lassen. 2 sehr nette Herren im Anzug kamen herein und haben uns alles erklärt. Wir sollten ihr vorher schöne Kleidung herauslegen. Auf Wunsch hätten wir sie auch umziehen dürfen, aber mein Papa und ich haben gesagt dass wir das nicht können. Das hätten wir nicht geschafft. Die Herren übernahmen das für uns. Wir haben aber nicht hin gesehen. Auf einmal konnte ich einen seeeehr starken Geruch von Zitrone und Desinfektionsmittel riechen. Da bekomme ich immer noch Gänsehaut, der Geruch blieb mir so lange in der Nase und es schaudert mich wirklich immer noch. Ich empfand das als so schlimm...ich kann das gar nicht beschreiben. Vor allem weil der Geruch noch ein paar Stunden in der Wohnung blieb und auch an meinen Klamotten....


    Die Herren kamen wieder aus dem Schlafzimmer heraus und sagten uns, dass sie nun bereit sind. Wir können sie gern noch einmal sehen. Das taten wir natürlich. Sie sah wirklich schön aus in ihrem schwarzen Kleid. Aber auch so befremdlich. Ich hatte auch ein wenig Angst vor diesem Anblick. Da schäme ich mich auch darüber, weil es ja meine Mama war. Aber ich habe mich leider ein wenig gefürchtet. Ich habe nochmal Ihre Hände berührt und mich zum 100 mal verabschiedet. Ihre Augen waren immer noch ein wenig geöffen. Das Gesicht hatte sich schon wieder verändert...und dann haben sie uns ganz in Ruhe erklärt, dass der Sarg, in dem sie ins Krematorium überfürt wird, leider nicht in den Aufzug passt. Meine Eltern wohnen ganz oben in einer Wohnung mit mehreren Parteien. Sie sagten, dass sie den Sarg unten bereit stellen, meine Mama in ein weißes Tuch einwickeln und mit Ihr behutsam nach unten gehen werden.


    Von der Aussage war ich wieder geschockt. Ich weiß auch nicht, es liegt vielleicht daran, dass ich erst 30 bin und mich noch nie mit so etwas beschäftigen musste...aber ich fand die Vorstellung so schlimm, dass die beiden Herren mit einem leblosen Körper durch die Wohnanlage gehen bzw mit dem Aufzug fahren. Mit MEINER Mama!! Das war dann zu viel für mich. Ich hab total verkrampft und habe meinem Papa und den beiden Herren gesagt, dass ich das nicht sehen kann. Schon allein die Vorstellung konnte ich nicht ertragen (jetzt übrigens auch nicht). Ich hab mich entschuldigt und gesagt, dass es mir unheimlich leid tut, aber ich kann dabei nicht zusehen, wie sie sie nach unten tragen und in den Sarg einbetten. Mein Papa sagte dass es ok ist und er ging mit meinem Mann und den 2 Herren ohne mich nach unten. Ich blieb allein in der Wohnung zurück..mit diesem schlimmen Zitronenduft. Ich war so am Ende zu diesem Zeitpunkt. Wollte schreien oder weinen, aber es ging wieder nichts mehr. Die nächten Tage wurde das Kopfkino dann auch noch sehr schlimm, aber das schreibe ich vielleicht ein anderes mal hier rein. Falls Du bis hierher gelesen hast DANKE für deine Zeit <3

    Liebe Lisa,

    und wieder mal bin ich eigentlich sprachlos wie ähnlich wir uns sind. Deine Zeilen gerade hätte auch ich schreiben können.


    Bei mir war oder ist es einfach genau so. Nach dem Tod meiner Mama im Januar war mein Mann erst mal im Home Office, damit ich nicht alleine war (ich konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht arbeiten gehen). Ich hatte auch immer jemanden um mich rum, ich konnte einfach nicht alleine sein. Ich erinnere mich auch, als mein Mann dann kurz ins Büro gefahren ist, um etwas zu holen. Es war tagsüber und es war das erste mal, als ich ein paar Stunden alleine war und mir war so unwohl, hatte sofort einen Weinkrampf, aber habe mich dann schnell wieder gefangen.


    Vor 3 Wochen war es aber extrem schlimm, da habe ich mich selbst nicht mehr wieder erkannt. Mein Mann musste für 4 Tage geschäftlich verreisen. Das war schon immer so, dass er ab und zu mal weg war. Klar war mir nie total wohl dabei, aber ich hatte nie eine Panik oder ähnliches. Diesesmal war das anders. Ich musste schon 1 Woche vorher panisch daran denken, dass er dann weg ist, dass ich allein bin. Er fuhr auch noch mehrere Stunden, ich hatte sofort Bilder von einem Autounfall im Kopf. Am Tag vorher dann, am Sonntag, habe ich abends total verkrampft. Ich bekam keine Luft mehr und weinte ungelogen 3 Stunden durch. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich wollte meinen Mann ja auch keine Sorgen bereiten, aber es ging einfach nicht. Er reiste dann am Montag ab, ich musste den ganzen Tag mit den Tränen kämpfen und ich war so unruhig. Ich ging dann auch nach der Arbeit noch spazieren, weil so schönes Wetter war und musste während dem Spaziergang furchtbar weinen. Alleine in der Öffentlichkeit ist mir das auch noch nie passiert...aber ich konnte mich nicht bremsen und nicht beruhigen. Erst als er geschrieben hat, dass er gut angekommen ist, ging es wieder ein wenig besser. Seitdem war aber Gott sei Dank nichts mehr in diese Richtung.


    Wie gehst Du denn mit solchen Situationen im Moment um? Ich glaube auch, dass wir beide große Verlustängste haben. Man muss da auch ein wenig aufpassen, dass einem solche Ängste nicht komplett einnehmen. Wir können ja dem gar nicht gerecht werden, was sich in unseren Köpfen abspielt. Ich habe mich da auch sehr erschrocken, was für eine Macht Gedanken haben können. Aber ich denke, dass es nach so einem schlimmen Verlust schon normal ist, aber man darf sich dann auch nicht komplett überrennen lassen von der Angst. Ich suche aber auch gerade einen Weg, da raus zu kommen.


    Du bist auf jeden Fall nicht alleine mit den Gedanken, ich hab sie auch.

    Liebe Lisa95 ,

    ich war auch ein paar Tage nicht mehr online und habe heute auch alles mal in Ruhe nachgelesen. Ich hoffe Dir gehts gut und Du hast den 1. Todestag Deiner Mama einigermaßen ok überstanden. Ich habe Deinen Beitrag dazu schon gelesen, Du bist sehr tapfer wie ich finde <3


    Krass, dass Du auch diese "Totenbett-Flashs" hast...ich dachte auch schon, dass ich jetzt komplett am durchdrehen bin, aber das ist anscheinend normal und legt sich bei mir auch gerade wieder. Aber trotzdem bin ich auch sehr erstaunt darüber, wie vielen es so geht. Man ist einfach nicht alleine mit seinen Gedanken und Sorgen.


    Ich hab mit meinen Kollegen schon darüber gesprochen. Ich würde sie natürlich nie anpflaumen, aber innerlich denk ich mir eben "ernsthaft...über sowas regst Du dich auf?" und dann ärgere ich mich so. Aber ich arbeite auch daran, das macht ja auch keinen Sinn und anderen haben natürlich trotzdem ihre eigenen Probleme. Das mit Sprt ist eine gute Idee von Dir, ich hab letzte Woche wieder regelmäßig angefangen und das tut sehr gut und ist auch eine Art Ventil wie Du schreibst.


    Fühl Du Dich auch umarmt, Du machst das ganz toll, ich hab ja Deine Beiträge bisher auch alle gelesen und kann Dich so gut verstehen.

    Hallo Birke ,

    der Text von Lea ist wirklich sehr schön und passend, danke fürs Teilen.


    Es tut mir sehr Leid, dass auch Du Deine liebe Mama an diese sch** und furchtbare Krankheit verloren hast. Du bist jetzt schon 1 Jahr ohne sie....das steht mir noch bevor. Wie ist es Dir denn so ergangen?


    Mir hilft auch, wie ich oben schon öfters geschrieben habe, die Dankbarkeit, dass ich überhaupt 30 Jahre lang so eine tolle Beziehung zu meiner Mama haben durfte. Viele kennen Ihre Eltern gar nicht oder haben keinen Kontakt mehr. Das war bei mir anders. Dadurch schmerzt es natürlich um so mehr, aber ich weiß dass sie immer bei mir ist. Es tut einfach so weh....manchmal kann ich es immer noch nicht glauben.


    Wie Du vielleicht schon gelesen hast, habe ich auch sehr mit Ängsten zu kämpfen. Das lässt momentan etwas nach, aber die Gedanken kommen trotzdem immer wieder. Ich sorge mich dann um meinen Papa und um meinen Mann usw. Ich versuche die Gedanken wegzuschieben aber es klappt nicht immer. Ich lass es dann einfach raus, sei es duch weinen oder ich rede dann darüber. Dann wird es besser. Ich mache jetzt auch seit gut 2 Wochen wieder mehr Dinge, die mir Freude bereiten. Ich treffe mich viel mit meinen Mädels, bei denen kann ich so sein wie ich bin und sie trauern mit mir. Mein soziales Umfeld tut mir ohnehin einfach wahnsinnig gut. Trotzdem denke ich auch bei jedem kleinen Zwicken immer "hoffentlich ist es kein Tumor" oder soetwas. Das ist sehr belastend, lässt wie gesagt aber schon etwas nach. Ich möchte nicht solche panikmachende Gedanken haben. Es ist ja vor allem nichts,,,aber es kommt eben trotzdem.


    Vielleicht magst Du ja auch öfters schreiben. Es tut sehr gut, dass man sich die Dinge, die einen so sehr beschäftigen von der Seele schreibt. Wir alle haben mit den gleichen Sorgen zu kämpfen. Ich wünsche Dir alles liebe <3

    Hallo Alexx ,

    danke für Deine Antwort. Du hast mein tiefes Mitgefühl zum Verlust Deiner lieben Eltern. Du bist noch so jung und hast beide verloren...das tut mir so unendlich Leid...Auf Deine Frage hin weiß ich leider auch keine Antwort...ich denke es ist auch besser, sich diese Frage nicht zu stellen. Aber ich habe mich das auch das ganze letzte Jahr über gefragt...


    Ich kann Dich sehr gut nachvollziehen. Mich beschäftigt im Moment auch einiges und meine Prioritäten haben sich sehr stark geändert. Auch meine Einstellung zu vielen Dingen. Ich bin eine sehr zurückhaltende Person, ich habe nie wirklich gelernt Grenzen zu setzen. Ich habe zu Dingen zugesagt, zu denen ich eigentlich nein sagen wollte usw. Das ist jetzt auf den Schlag anders. Ich möchte meine wertvolle Zeit nicht mit Dingen vergeuden, auf die ich keine Lust habe. Ich traue mich immer öfters meine Meinung zu sagen, meine Grenzen klar aufzuzeigen. Das hätte ich früher nicht gekonnt. Es freut mich, dass Du angefangen hast zu studieren und Deinen Fokus woanders gefunden hast. Denn darum geht es doch oder? Mit den Liebsten Menschen eine tolle Zeit verbringen, schöne Erinnerungen zu sammeln und mit denen zusammen sein, die einem gut tun.


    Natürlich macht das alles den Verlust nicht besser oder erträglicher...aber ich denke, dass man aus jeder Situation das "Positive" ziehen kann. Dann kann man damit vielleicht auch besser umgehen. Ich weiß auch nicht genau wie ich es beschreiben soll. Es ist und bleibt furchtbar was passiert ist...aber man kann auch daraus lernen. Ich habe alles immer als Selbtverständlich betrachtet. Es ist auch eine Chance, eine neue Sicht auf das Leben zu bekommen.


    Unsere Eltern möchten doch auch, dass es uns gut geht. Wir werden mit dieser Trauer immer leben, sie wird nie weg gehen. Aber das muss sie ja auch nicht. Wir lernen, mit ihr umzugehen. Ich weine auch noch so oft, es ist einfach so traurig was passiert ist. Es zerreißt einem das Herz....man ist plötzlich so alleine...plötzlich muss man erwachsen werden.


    Was Du unter C schreibst hole ich mir auch immer wieder hervor. Wie viele Beziehungen gibt es, die zerrüttet sind, die nicht mehr miteinander sprechen? Es gibt so viele, die keine schöne Kindheit hatten. Ich durfte eine wunderschöne erleben, Meine Mama hat mich bedingungslos geliebt. Wir hatten so ein gutes Verhältnis. In jedem Bild von uns beiden sehe ich einfach nur die Liebe, die wir empfunden haben. Deshalb finde ich das von Dir nicht abgedroschen, da ist so viel Wahres dran. Ich habe auch eine Trauerkarte bekommen, auf der stand "Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren". Und es stimmt. Ich werde sie immer in meinem Herzen tragen, das kann mir niemand weg nehmen.


    Ich wünsche Dir alles, alles Gute noch auf Deinem Weg. Wenn Dir danach ist kannst Du hier immer rein schreiben, Mir hat das bis jetzt immer sehr gut getan. Alles Liebe

    Liebe Noor ,

    danke Dir nochmals für Deinen Text und Deine Erfahrungen <3 mir geht es tatsächlich, seit ich hier angemeldet bin und schon einiges geschrieben habe, etwas besser. Trotzdem fühlt sich alles so an, als wäre eine Schleier darüber...als würde man noch nicht klar sehen können. Ich bin einfach noch im Schock. Ich war auch wie Du immer eine fröhliche Person. Und ich möchte auch wieder fröhlich sein, das Leben hat auch schöne Seiten, nur muss man sich, denke ich, zu diesem unbeschwerten Zustand erst mal wieder zurück kämpfen und einiges aufarbeiten.


    Du schreibst, dass Du wütend bist. Ich kenn das. Vor allem in der Arbeit bin ich aktuell wahnsinnig gereizt. Ich bin in meiner Firma für alle Personalthemen zuständig. Die Mitarbeiter kommen zu mir, egal was ist, und ich finde das auch schön, dass sie mir vertrauen. Doch seit diesem Jahr werde ich einfach nur wütend, weil ich mir denke, dass das, über was sie sich aufregen, keine Probleme sind. Ihre Probleme lassen sich alle lösen, doch einen geliebten Menschen wieder zurück zu bekommen bzw das Erlebte was wir leider alle durchmachen mussten, aufzuarbeiten DAS sind Probleme. Ich reagiere sehr oft gereizt...leider auch in meinem näheren Umfeld. Ich habe für so kleine Wehwehchen aktuell kein Verständnis. Und das müssen wir auch nicht haben. Es ist eine harte Zeit. Wir lernen erst wieder, mit der neuen Situation umzugehen.


    Manchmal überkommt mich die Wut auch einfach ohne Auslöser. Dann denke ich mir, WIESO hat es außgerechnet uns getroffen. Fast alle meine Freunde dürfen Ihre Eltern bzw generell alle Ihre Lieben noch um sich haben. Haben keine Sorgen, mussten soetwas nicht durchmachen. Dann werde ich so wütend. Aber ich muss mich einbremsen, solche Gedanken bringen einen nichts. Sie rauben einen nur die Energie.


    Das mit den Flashbacks wie im Film kenne ich auch nur zu gut. Meine Mama war immer eine top gestylte Person, ihr hat es Spaß gemacht sich mit Mode zu beschäftigen und ging daher auch gene zum einkaufen. Sie und ich haben die selbe Schuhgröße und sie hat mir auch manchmal ein paar Schuhe geborgt oder geschenkt. Und nicht nur Schuhe, ich habe viele Dinge vin meiner Mama bekommen, Immer wenn ich die sehe, bekomme ich diese Flashbacks. Diese Flashbacks zeigen aber auch, dass sie einfach da war und Teil meines Lebens war. Worüber ich auch dankbar bin.

    Hallo liebe Elliminelli ,

    Danke Dir für Deine Erfahrung, das tut sehr gut zu lesen und da steckt auch sehr viel Wahres dahinter. Wenn wir Töchter uns zermürben, hilft es wirklich niemanden...und mehr als fragen und für sie da sein können wir nicht. Mein Papi möchte auch mal bewusst alleine sein, das sagt er mir dann auch und ich lass ihn dann natürlich. Ich bin auch froh, dass er alleine sein kann...er schläft ja immer noch in der gemeinsamen Wohnung, meine Mama ist im Schlafzimmer gestorben....das Bett musste er wegschmeißen, das konnte er nicht ertragen, aber ansonsten macht er das so gut, Ich dagegen habe voll meine Probleme mit der Wohnung wenn ich ihn besuchen komme...aber das ist eine Einstellungssache. Ich werd ihn gleich mal fragen, ob er sich denn etwas wünscht, danke für den Rat :)


    Du schreibst, dass Dein Vater am Freitag beerdigt wird...Ich hoffe, der Tag wird für Dich nicht all zu schlimm und Du kannst Dich gut verabschieden...ich hatte eine wahnsinnige Angst vor der Beerdigung. Meine Mama wurde in einer Urne beigesetzt, ich hatte soetwas noch nie gesehen.Man macht sich ja immer so eine Bilder. Ich kann DIr sagen, man übersteht die Trauerzeremonie irgendwie...bei uns waren alle Leute da, die meine Mama geliebt haben und sie sehr gut gekannt haben. Jedem ging es genau so, jeder war zutiefst traurig. Und das gab meinem Papa und mir Halt. Unser Pfarrer war auch eine riesengroße Stütze, es war ein "schöner" Abschied, meine Mama hat uns bestes Wetter geschickt, mit Sonnenschein sieht der Friedhof auch nicht ganz so grausam aus. Wir haben alle so viel geweint. Ich war an dem Tag irgendwie in einem Schock ich konnte nicht glauben dass wir wirklich meine Mama da beerdigen. Und trotzdem, als sie die Urne beigesetzt haben, empfand ich auch eine Erleichterung und ich habe im Stillen zu meiner Mama gebetet.


    Ich wünsche Dir, für diesen schweren Tag viel Kraft <3 Deine Lieben werden Dich unterstützen. Setzt Ihr Euch danach noch zusammen? Das haben wir auch gemacht und jeder hat seine Geschichte mit meiner Mama nochmal erzählt. Das hat irgendwie auch gut getan, so als wäre sie noch ein letztes mal mit uns allen zusammen gewesen.

    Liebe Noor ,

    vielen lieben Dank für Deinen langen Text. Es tut mir sehr gut, wenn ein paar Leute hier etwas über sich und Ihre Geschichte erzählen. Leider sind wir alle aus dem selben Grund hier...es tut mir für uns beide auch sehr, sehr Leid...


    Das Begleiten war für mich auch wahnsinnig schmerzhaft und diese Bilder werden mir auch noch einige Monate im Kopf bleiben...oder eher für immer. Ich hoffe nur, dass der Schrecken mit der Zeit verblasst. Es ist echt erstaunlich, mir geht es gerade wie Dir...ich sehe auch manchmal fremde Menschen an, die ich nicht mal kenne und ein Bild kommt mir in den Kopf, wie sie am Sterbebett aussehen werden...wahrscheinlich ist es einfach ein Trauma und eine heftige Erfahrung, Menschen so zu sehen.


    Dass Du Deine Mama durch einen Unfall so schnell und plötzlich verloren hast ist so schlimm und tut mir aus ganzem Herzen Leid. Ich habe mich mit der Frage schon oft beschäftigt: was ist "besser"? Jemandem beim sterben zusehen und zu wissen, was bald passiert oder einen geliebten Menschen so plötzlich und ohne Vorahnung, ohne dass man sich verabschieden konnte, zu verlieren. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Auf der einen Seite konnte ich mich noch zu Mama kuscheln und mich verabschieden, auf der anderen war es einfach nur herzzerreißend wie ich schon beschrieben habe. Man kann einfach nur da sein und zusehen...das war schlimm. Von daher kann ich Dir da auch leider keine Antwort geben. Am liebsten wäre es mir gewesen, dass wir beide uns nie mit dieser Frage und diesen Erfahrungen beschäftigen hätten müssen....


    Du schreibst, dass Du ein wenig den Sinn und die Orientierung des Lebens verloren hast. Mir geht es exakt genau so. Man war immer so zuversichtlich, man dachte eben guten und lieben Menschen passiert nichts schlimmes. Und dann soetwas...ich habe auch das Urvertrauen zum Leben verloren. Bzw sortiere es gerade wieder neu, aber es wird wohl nie wieder so sein wie es mal war. Ich kann Dich daher gut verstehen. Leider kann ich auch hier keinen Tipp geben...ich versuche gerade wieder aufzustehen und das gehen neu zu lernen. Mein soziales Umfeld hilft mir aber gerade enorm viel. Ohne diese lieben Menschen würde ich es definitiv nicht schaffen. Mach das, was Dir gut tut und ohne Zwang, Umgib Dich mit Menschen die dich verstehen. Oder sei einfach nur für Dich, wenn sich das für Dich gut anfühlt. Ich wünsche Dir alles Liebe <3

    Liebe Lisa,

    ja das kommt mir alles so bekannt vor wie du das schreibst...die Ärzte haben da einfach einen anderen Blick drauf. Das ist ihr Job (den sie natürlich wahnsinnig gut machen). Aber für Angehörige ist und bleibt das natürlich sehr schwer und unerträglich. So wie Du es beschrieben hast, dass Deine Mama Probleme mit den Nieren hatte, war es bei meiner Mama auch. Die Ärztin hat einen Ultraschall von der Blase gemacht und sie sah aber, dass die Blase voll war und sie sie nicht mehr entleeren konnte. Da mussten sie ihr helfen. Die Ärztin erklärte mir, dass Sterben ein langer Prozess ist und im Körper ein System nach dem anderen abgeschaltet wird. Die Atmung ist eigentlich nur ein Reflex vom Gehrin und diese schaltet sich als letztes aus, Ich fand das so brutal, wie sie es gesagt hat, aber sie hatte recht.


    Heute ist es 1 Jahr her bei Dir...Du kannst sehr stolz sein, dass Du so toll für Deine Mama da warst. Glaub mir, das wirst Du immer in Erinnerung halten, Du warst für sie da, Du hast sie nicht alleine gelassen. Das hat hoffentlich irgendwann etwas tröstliches für Dich. Bist Du denn heute in der Arbeit oder hast Du frei? Wie geht es Dir denn heute? Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer ist und alles nochmals hoch kommt. Viele sagen ja, dass das erste Jahr das Schwerste ist, da man immer reflektiert, was war vor einem Jahr usw. Ich hoffe Du bist heute nicht allein, außer natürlich Du möchtest Deine Ruhe haben, dann gönn sie Dir. Mach sowieso immer das, wonach Dir gerade ist. Achte auf Dich. Vielleicht magst Du ja später ein wenig erzählen, wie es Dir heute ging. Alles Gute und Liebe!

    Es sind mittlerweile ein paar Wochen vergangen, seit meine Mama am 10.01.22 um 09:45 Uhr eingeschlafen ist. Es kommt mir so unwirklich vor, diese Zeilen zu schreiben, und doch wird es jetzt, nach ein paar Wochen Abstand viel realer. Ich muss abends, wenn ich zur Ruhe komme und für mich bin so oft weinen. Ich kann sie nicht anrufen, keine whatsapp schreiben. Sie ist einfach nicht mehr da.


    Mein Mann und ich haben mein Elternhaus das ganze letzte Jahr lang renoviert und konnten im November dann einziehen. Meine Mama war so happy, dass ich wieder in das Haus einziehen mag bzw dass wir es neu und schön renoviert haben. Wir haben immer davon geredet, dass sie mir hilft, die Küche einzurichten usw. Meine Mama war ein sehr kreativer Mensch, sie hat sich immer sehr modisch und schick angezogen und das spiegelte sich auch an Ihrer Einrichtung wieder. Ich ging so gerne mit Ihr zum einkaufen, sei es Deko oder Klamotten. Es bricht mir das Herz, dass sie das Haus nicht mehr sehen kann, wie es nun weiter wächst.


    Wenigstens konnten wir einmal noch im Oktober ein Glas Champagner zusammen im Haus trinken. Ich war zu diesem Zeitpunkt so wahnsinnig naiv. Ich habe gesehen, dass meine Mama trauriger war als sonst, dass sie öfter weinte, dass sie Angst hatte. Ich habe ihr immer gut zugeredet und wir haben so viel telefoniert oder Zeit zusammen verbracht. Aber den Gedanken daran, dass sie bald stirbt (den sie zu dieser Zeit schon längst hatte) konnte ich nich greifen, Ich war der festen Überzeugung, dass wir alle zusammen Weihnachten im Haus verbringen, dass ich etwas schönes koche. Aber sie war an Weihnachten einfach schon viel zu schwach, um aus dem Haus zu gehen....ich habe es nicht kapiert, dass dies schon das Ende "eingeläutet" hat, ich weiß auch nicht wie ich es beschreiben soll.


    Wir haben dann Weihnachten bei meinen Eltern in der Wohnung gefeiert...meine Mama hat ein wenig gegessen und nicht viel geredet, Es strengte sie schon sehr an. Wir haben dann zusammen auf der Couch Kevin allein zu Haus angesehen. Das ist auch noch eine schöne Erinnerung an sie. Diese Tage kommen mir so komisch vor, dass ich es einfach nicht realisiert hab...ich hätte sie dann vielleicht noch fester umarmt und gesagt, wie sehr ich sie liebe. Ich habe den Gedanken immer weg geschoben, mein Papa hat es mir nicht direkt gesagt, aber er hat natürlich angdeutet, dass Mama sehr schwach ist und wir schauen sollen, dass sie keine Schmerzen hat usw. Das alles habe ich gehört, aber nicht verstanden...


    An Silvester haben mein Mann und ich eine Party im Haus mit Freunden gefeiert. Ich habe an dem Tag lange mit Ihr telefoniert, da war sie auch noch "fit" und das reden strengte sie an diesem Tag nicht mehr so an. Sie hat mir noch Tipps zum Essen gegeben, wie wir was anrichtichten und anbraten sollen an dem Abend. Ich dachte mir "wow es geht ihr ein wenig besser" sie wirkte so unbeschwert und wir haben über 1 Stunde telefoniert, ohne dass sie müde wurde. 10 Tage später ist sie einfach gestorben....10 Tage! Das war das schlimmste für mich, ich dachte mir immer, ich habe doch gerade noch mit Ihr telefoniert....sie kann doch nicht innerhalb von 10 Tagen so schnell sterben.


    Ich weiß noch genau, als mein Papa mich am Mittwoch, den 05.01.22 angerufen hat, dass ich alleine kommen soll, weil es Mama nicht sehr gut geht und immer wieder Atmenot hatte. Ich sperrte die Wohnungstür zu meinen Eltern auf und im Flur stand ein riesiges Sauerstoffgerät, dass immerzu brummte, Ich kann mich so genau erinnern....ich habe mich erschrocken, dass dieses Gerät da stand, dass sie es brauchte um besser zu atmen. Obwohl mir mein Papa erst noch erzählt hat, dass er so eines für zu Hause besorgt. Ich war richtig perplex, habe mir gedacht "WARUM braucht sie das denn jetzt auf einmal?". Ich war einfach richtig im Verdrängungsmodus.


    Der Anblick von meiner Mama war dann natürlich richtig schlimm. Ich habe sie erst am Sonntag, also am 02.01.22 noch gesehen, wir haben zusammen Abend gegessen und haben uns unterhalten. Am Mittwoch dann war sie schon ganz apathisch, hatte Aussetzer, hat auf einmal nicht mehr alles mitbekommen was wir ihr erzählt haben.....es ging wirklich sehr schnell, dass Ihr Körper so abbaute. Meine Mama hatte so einen starken Willen, sie hat Ihr Leben nur durch Ihren Willen verlängert, die Ärzte gaben ihr (was ich erst nach Ihrem Tod erfahren hab) nur 3 Monate zu leben. Meine Mama hat aber über 1 Jahr lang noch weiter gelebt.


    Ich hab mich zu Ihr auf die Couch gesetzt, sie war schon so schwach und hat geschlafen. Sie wurde wach und hat mich angesehen...mit einem Blick...der hat mir gesagt, dass es ihr sehr schlecht ging aber sie konnte es mir nicht sagen. Sie döste immer wieder weg und schreckte dann hoch. Dann hat sie sich umgesehen, ob jemand da war. Ich hab ihre Hand gehalten, mich ganz nah an sie ran gedrückt und musste bitterböse weinen. Meine Mama wollte nie, dass ich vor Ihr weine, das hat sie nie ertragen, dass ich so traurig wegen ihr bin. Aber diesesmal konnte ich nicht anders. In diesem Moment habe ich realisiert, WIE schlimm es ist und dass ich sie bald nicht mehr sehen werde. Es war so furchtbar.


    Ich war ab Mittwoch immer für Sie da, am Montag ist sie gestorben. Diese paar Tage zu Hause bei meinen Eltern waren so intensiv. Die werden mir immer in Erinnerung bleiben. Wir haben sie gewaschen, haben ihr beim essen und trinken geholfen. Ich habe Ihr Eiswürfel gemacht, die taten Ihr gut, da sie einfach nichts mehr essen konnte. Die ganze Wohnung war voll mit Medikamenten, einem Rollstuhl, dem Sauerstoffgerät...sie glich einem Krankenhaus. Ich hab mit meiner Mama wieder fern geschaut, hab dabei ihre Hand nicht los gelassen. Ich erinnere mich, wir haben Shopping Queen angeschaut. Ein schöner Film beruhigte sie etwas. Und mich auch.


    Abends am Freitag bekam mein Papa Besuch von einem Freund, Ich lies die beiden alleine und legte mich zu Mama ins Bett. Wir hatten sie vorher mit Mühen von der Couch in den Rollstuhl und dann ins Bett gebracht, Es war so schlimm das mit ansehen zu müssen. Aber ich tat es gerne, sie hat sich um mich auch bedingungslos gekümmert, als ich ein Baby war und es nicht konnte. So habe ich es verglichen....Ich machte uns im Bett noch einen schönen Film an, sie starrte zu dieser Zeit ja nur noch an die Decke wie ich oben schon mal beschrieben hab. Dieses Gesicht war einfach nicht mehr sie...aber ich wollte keine Angst haben, ich wollte bei ihr sein und sie beruhigen. Ich bin dann eingeschlafen neben ihr, ihre Hand in meiner Hand ganz nah dran.


    An Ihre Atmung erinnere ich mich auch....immer wieder setzte sie aus, begann dann wieder mit einem tiefen Atemzug. Es wurde immer unregelmäßiger. Immer wenn sie länger nicht mehr eingeatmet hat, habe ich auch aufgehört zu atmen. Ich dachte immer, jetzt ist es soweit, sie atmet nicht mehr ein. Aber das sollte noch ein wenig dauern. Ich habe, wie ich schon beschrieben habe, sehr viel mit den Palliativ Ärzten gesprochen. Ich habe sie auch gefragt, wie sie so einen Job nur aushält...das ist wahnsinn. Nur sterbende Menschen und die Angehörigen begleiten. Sie meinte zu mir, sie hat zum Sterben eine andere Beziehung. Sie sieht den Tod als eine Erlösung. Sie nimmt zwar auch sehr viel mit heim, aber sie weiß, dass die Menschen gut aufgehoben sind wenn sie gehen.


    Ach Mama ich vermiss Dich so sehr! Nie hätte ich gedacht, dass uns so ein Schicksalsschlag trifft. Das wird mich jetzt mein ganzes Leben lang begleiten. Ich muss lernen, die neue Realität anzunehmen, mit ihr umzugehen. Aber das ist so schwer. Ich weiß auch gar nicht, wie ich meinem Papa helfen soll. Er kämpft sich durch, er ist so tapfer. Ich weiß das macht er für sie und für mich. Wie seid Ihr denn mit Euren verbliebenen Elternteil umgegangen? Wie habt Ihr das erlebt? Mein Papa und meine Mama waren unsterblich ineinander verliebt, ein richtiges Dream Team. Sie kannten sich schon, da warem beide erst 18. Ich würde es nicht ertragen, wenn mein Mann plötzlich nicht mehr da wäre. Mein Papa ist so stark, er unternimmt viel mit Freunden und lenkt sich ab. Aber ich denke mir, abends muss er doch so alleine sein in der Wohnung...


    Jetzt habe ich viel geschrieben und es gibt noch so viel mehr, aber das mache ich dann im nächsten Beitrag. Ich bedanke mich schon mal an Alle fürs lesen.

    Hallo Lisa,

    das ist sehr gut, dass Du Dir alles von der Seele schreibst, vielleicht kannst Du dann besser damit umgehen. Das mit dem nichts essen und trinken zum Schluss kenne ich auch gut, es ist einfach so furchtbar und herzzerreißend das mit anzusehen. Meine Mama hat im Januar glaube ich 3 Tage weder getrunken noch gegessen, nur einmal einen Schluck Kaffee, den sie so gern getrunken hat. Ich fragte die Ärztin, ob man sie nicht auf eine andere Weise ernähren kann, da ich dachte, dass sie bestimmt furchtbar Durst haben muss. Aber sie meinte zu mir, dass der Körper in so einer Phase wohl immer mehr abbaut und sich an die wenige Nahrungszufuhr gewöhnt. Es ist sehr erstaunlich, dass Du das alles mehr oder weniger alleine durch gestanden hast. Ich hatte ja rund um die Uhr meinen Papa und meinen Mann bei mir. Ich kann mir nur vorstellen, wie stark Du in den Tagen warst/bist. Man funktioniert dann einfach oder? Man hat ja gar keine andere Wahl, man möchte ja für sie da sein. Aber trotzdem hast Du meinen höchsten Respekt. Hast Du die Bilder eigentlich noch alle gestochen scharf im Kopf oder verblassen sie ein wenig? Ich wünnsche Dir weiterhin viel Kraft für diese Woche.

    Liebe Sonnenschein57,

    vielen Dank, dass auch Du Deine schmerzlichen Erfahrungen mit mir teilst <3 es tut mir furchtbar Leid, dass Du Deinen geliebten Mann auf so eine furchtbare Weise verloren hast. Ich kann Deinen Schmerz nur erahnen...es ist einfach so unendlich traurig. Ich hoffe Du findest Trost bei Deiner Familie und Freunden. Es ist sehr schwer, hier die passenden Worte zu finden :( wie Du schon geschrieben hast, der Schmerz ist sehr schwer auszuhalten und doch müssen wir....In Deinen Zeilen kann ich die Liebe zu Deinem Mann finden. Es ist und bleibt wohl ein Trauma, dass man geliebte Menschen so sehen muss...so verändert und hilflos. Aber die Liebe kann uns trotzdem keiner weg nehmen, auch wenn es dadurch noch viel schmerzhafter ist. Tut mir nochmal so Leid! Für alle hier. Aber wir sind mit dem Schmerz nicht alleine. Ich hoffe, Du findest wieder Deinen Weg und erlebst bessere Tage. Alle Liebe, Theresa

    Liebe Pia1962,

    vielen Dank für Deinen langen Text <3 ja es stimmt, es ist so hart seine Eltern so zu sehen....danke dass Du Deine Erfahrung mit mir geteilt hast. Ich kann Dir sagen, quäle Dich nicht so, dass Du nicht bei Deinem Papa warst als er gegangen ist. Ich habe darüber sehr lange mit einer Palliativ Ärztin gesprochen. Sie war wirklich einfühlsam und hat schon viele Menschen und Angehörige auf diesen schwierigen Weg begleitet. Sie meinte zu uns, dass es in den meisten Fällen sehr oft vorkommt, dass die Menschen, sobald sie alleine sind (und sei es nur 5 Minuten) gehen. Sie meinte auch, falls dies bei uns der Fall sein sollte, dass man sich bloß keine Vorwürfe machen soll. Viele können einfach besser loslassen, wenn sie alleine sind. Vor allem Eltern können wohl nur schwer gehen, wenn die Kinder noch im Raum sind. Die Ärztin meinte, dass viele Sterbende den Angehörigen das ersparen möchten und sie sie noch ein letztes Mal schützen möchten. Das ist vollkommen in Ordnung wenn es so ist. Es ist so gut, dass Ihr Euch alle verabschieden konntet. Dein Papa hat das gespürt, sie merken die Anwesenheit. Er konnte noch einmal bei allen sein und dann konnte er wohl einfach besser loslassen - das ist nur meine Erfahrung vielleicht hilft es Dir etwas dass Du nicht so sehr quälst. Danke für Deine lieben Worte am Schluss, das hat mich sehr berührt. Alles Liebe, Theresa

    Ihr Lieben,

    ich danke jeden einzelnen von Euch für Eure Nachricht und Euer Mitgefühl. Es ist schön, verstanden zu werden. Aber es macht mich auch so unendlich traurig, wie viele Menschen mit so einem schlimmen Schmerz umgehen müssen. Ich wünsche Euch allen nur das Beste! Achtet auf Euch, macht das, was Euch gut tut. Es gibt kein richtig und kein falsch.


    Bei mir kommen seit einigen Nächten die Bilder von meiner Mama wieder, wie sie die letzten 2 Tage kurz vor Ihrem Tod im Bett lag. Ging es Euch auch so?: mich hat dieser Anblick sehr verschreckt oder verstört. Ihre Augen und Mund waren immerzu geöffnet und sie atmete nur sehr flach und starrte an die Decke. Sie sah einfach nicht mehr aus wie meine Mama...ich konnte nicht verstehen, wie man sich so heftig im Gesicht verändern kann. Ich weiß nicht, ob sie das alles noch mitbekommen hat...meine Mama war immer so eine starke und selbstbewusste Frau. Sie hat sich von niemanden etwas sagen lassen und stand mit beiden Beinen im Leben. Sie so hilflos und regungslos zu sehen war ziemlich heftig und es hat mir wirklich, wie ich oben schon geschrieben habe, mein Herz gebrochen. So dünn, so schwach,...ich könnte einfach nur weinen. Meine größten Bedenken waren auch - wahrscheinlich da ich selber so eine große Angst vor dem Tod habe bzw weil man nicht weiß was danach kommt - dass meine Mama große Panik hat und ihr bewusst war, dass sie stirbt. Ich konnte sie das nicht fragen, sie war ja nicht mehr ansprechbar. Aber ich habe Ihre Hand gehalten, das weiß ich noch sehr gut, und habe Ihr gesagt, dass es für mich OK ist, wenn es nur für sie in Ordnung ist zu gehen. Dann hat sie meine Hand 2x ganz fest gedrückt. Ich wollte einfach, dass es für sie nicht so schlimm ist. Ich wusste nicht, ob sie wirklich abgeschlossen hatte, da sie ja immer eine Kämpfernatur war. Als sie sich ein letztes mal noch aufsitzen konnte haben wir uns umarmt und sie hat mich gestreichelt, so als würde ihr alles so Leid tun, dass sie mir das antun muss. Aber umgekehrt habe ich nie an mich gedacht sondern immer nur an sie. Ich wollte ihr nur die Angst nehmen, Ich hoffe so sehr, dass sie ohne Angst gehen konnte. Ich war ja dabei, als sie eingeschlafen ist und je mehr Stunden vergingen, veränderte sich Ihr Gesicht wieder. Ihr Ausdruck war auch irgendwie erleichtert...dass sie den ganzen Schnerz und Kummer nun überstanden hat. Wie war es denn bei Euch? Wie seid Ihr mit all dem umegangen?

    Liebe Lisa,

    das tut mir sehr Leid, dass Dich mein Beitrag nochmal aufgewühlt hat und alles nochmal hoch gekommen ist :( aber wenn der 22.03. immer näher rückt kreisen natürlich auch Deine Gedanken...Du hast jetzt 1 Jahr ohne Deine Mama verbracht...Wie ging es Dir denn in der Zeit? Wie bist Du so zurecht gekommen? Bei mir fängt jetzt so langsam das Vermissen und Realisieren an, dass ich sie nie wieder sehen werde. Die ersten Wochen hat es sich so angefühlt, als wäre sie nur im Urlaub und ich kann sie bald wieder besuchen, aber leider geht das nicht, War das bei Dir auch so? Ja die Schmerzen im Oberbauch sind bei mir auf jeden Fall psychisch, ich kann mich leider sehr in Sachen rein steigern und da reagiert mein Körper natürlich drauf. Letztes Jahr im Mai hatte ich mich auch durch checken lassen und die Blutwerte waren alle super, ich möchte mich aber trotzdem auch nochmal zeitig checken lassen. Leider bilde ich mir, seit der Diagnose von meiner Mama, bei jedem Zwicken immer das Schlimmste ein, aber so geht es vielen wie ich mitbekommen hab. Man muss nur aufpassen, dass man von der Angst nicht gesteuert wird, das versuch ich momentan auch. Ich wünsch Dir viel Kraft für den 22.03....da werden jetzt die ganzen Bilder bei Dir wahrscheinlich wieder hoch kommen :( Du darfst traurig sein, lass die Gefühle zu und halte die Erinnerung an Deine liebe Mama in Deinem Herzen, auch wenn es so sehr weh tut. Vielleicht hilft es Dir auch, wenn Du in der Heimat bist, Ihr Grab zu besuchen. Mach das, was für Dich am Besten ist. Alles Liebe Theresa

    Mein tief empfundenes Mitgefühl und Beileid zum Verlust Deines Vaters. Ich kann nur nachvollziehen, wie es Dir gerade gehen muss. Lass die Trauer zu, bei so einem schlimmes Verlust - gerade auch wenn es so plötzlich kam - muss man alle Gefühle zulassen. Mir tut das Reden auch wahnsinnig gut und erzähle auch immer jeden davon. Das finde ich auch sehr gut, das ist auch eine Art der Verarbeitung. Ja die Gedanken, dass unsere Lieben bei einschneidenden Momenten oder auch bei kleinen Glücksmomenten nicht mehr dabei sind, die fressen mich auch manchmal auf. Aber dann denke ich mir, dass sie bestimmt trotzdem bei uns sind und alles sehen, nur nicht so wie wir es eben gewohnt waren. Ich rede auch noch viel mit meiner Mama, ich denke mir einfach, dass sie es hört. Alles Gute auf Deinen Weg, pass auf Dich auf, es werden bestimmt wieder bessere Tage kommen, aber im Moment ist es einfach nur traurig und man darf es dann auch einfach sein.

    mein herzliches Beileid..

    auch ich musste meinen Mann und Mama innerhalb 10 Monate gehen lassen, Krebs.... zwei wichtige Menschen in meinen Leben...

    Zu meiner Restfamilie musste ich den Kontakt abbrechen und mein Mann hatte keine Familie..

    Meine Tochter, 22, ist mein einziger familiärer Halt und umgekehrt... und deshalb muss ich stark bleiben und darf nicht aufgeben!

    Das ist so furchtbar....mein herzliches Beileid und tiefes Mitgefühl...schrecklich. Ich hoffe Du findest den Mut und die Kraft weiterzumachen. Ich wünsche es Dir.

    Liebe Lisa,

    es freut mich dass Du durch meinen Beitrag den Mut fassen konntest, hier auch Deine Geschichte zu erzählen. Das Schreibeb wir Dir bestimmt gut tun. Ich habe während der Behandlung von meiner Mama im letzten Jahr auch sehr oft hier mitgelesen. Es ist doch auch sehr erschreckend, wie vielen Menschen es genau so geht. Wir beide sind ja fast im selben Alter und haben unsere lieben Mamas an so einer schlimmen Krankheit verloren...ich weiß wie es Dir geht...diesen Schmerz, diese Angst...ich hab sie auch, Auch die Schmerzen oder das Zwicken in der Bauchspeicheldrüsengegend kann ich nachvollziehen. Es tut mir so Leid für Dich, dass Du Deine Mama so früh gehen lassen musstest. Soetwas ist einfach nicht auszuhalten....aber lass die Trauer zu sonst holt sie Dich irgendwann wieder ein. Die Panikattacken habe ich nachts auch manchmal, vor allem wenn mein Mann nicht da ist. Aber das gehört dazu und ist wohl auch eine Art der Verarbeitung. So ein Verlust tut weh und man darf und soll auch trauern, egal wie lange es dauert. Es ist gut, dass Du ein gutes soziales Umfeld hast. Das gibt einen wieder die Kraft, wenn man selbst keine mehr hat. Schön, dass Du bis zum Schluss bei Deiner Mama bleiben konntest, das hat sie auf jeden Fall gespürt und ich glaube für Dich ist das auch sehr wichtig. Du hast sie nicht alleine gelassen und warst für sie da, so wie sie immer für dich da gewesen ist. Mir gibt der Gedanke Trost, dass die Liebe zu einem Menschen nie aufhört. Die Erinnerungen bleiben im Herzen. Dennoch ist es einfach unvorstellbar und hart. Bei mir ist es ja auch noch nicht so lange her, meine Mama ist am 10.01.22 gegangen. Ich wünsch Dir viel Kraft und Zuversicht für Deinen weiteren Weg, vielleicht können wir uns hier ja ab und zu mal austauschen. Liebe Grüße Theresa

    Hallo liebe Community,

    ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich gerne meine Geschichte und alles, was mich belastet niederschreiben will...in der Hoffnung, dass es ein wenig hilft oder vielleicht auch anderen hilft.


    Meine liebe Mama ist dieses Jahr Anfang Januar gestorben. Schon beim Schreiben dieser Zeilen schnürt es mir die Kehle zu. Meine Mama war viel zu jung....Sie war erst 54 Jahre alt, ich bin 30. Meine Mama und ich hatten ein sehr inniges, freundschaftliches Verhältnis. Ich konnte mit Ihr über alles sprechen. Sie war meine Mama und gleichzeitig meine Freundin. Meine Eltern sind seit 30 Jahren glücklich verheiratet und haben sich bis zum Schluss unendlich geliebt. Das macht es für mich fast noch unerträglicher, da ich nur erahnen kann, wie es meinem Papa im Moment geht.


    Mama hatte diese - entschuldigung - scheißdrecks Krankheit Krebs. Und leider auch noch eine Art, die nur wenige Ausnahmen auf Heilung zulässt: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Diagnose kam 2 Tage vor Weihnachten im Jahr 2020. Es war ein Schock für uns, wir funktionierten nicht mehr richtig. Dennoch haben uns die Ärzte ein wenig Hoffnung gegeben, dass es ja Möglichkeiten mit Chemotherapien usw gibt und meine Mama hat sofort angefangen zu kämpfen. Sie hat so tapfer gekämpft...ich weiß nicht wie viele Chemos sie über sich ergehen lassen musste. Sie hat alle ohne Murren angetreten und es ging Ihr dadurch das letzte Jahr 2021 auch einigermaßen gut. Sie hat noch viele schöne Sachen mit meinem Papa erleben können und wir haben die Zeit auch sehr intensiv genutzt.


    Meine Eltern haben vor mir nie über den Tod und das Abschied nehmen gesprochen. Ich wusste nicht, wie schlimm es eigentlich um sie stand. Das wussten nur sie beide und sie wollten mich dadurch schützen. Ich wusste zwar, dass diese Diagnose furchtbar ist, aber ich als ihr Kind hab natürlich auch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass die Therapie nicht hilft und dass meine Mama so bald sterben wird. Ich habe den Gedanken weit weg geschoben und habe gedacht, dass alles gut wird, da es ihr ja bis Okotber im letzten Jahr auch gut ging.


    Leider wurde es dann im November schlechter....der Tumor ist gewachsen und drückte auf die Galle. Dadurch hat sie Gelbsucht bekommen. Bei diesem Termin im Krankenhaus sagten die Ärzte zu meinen Eltern, dass die Krankheit nun außer Kontrolle ist und sie nichts mehr machen können....sie können zwar noch einmal die Chemo umstellen und einen Stent setzen, damit die Gallenflüssigkeit abfließen kann, aber sie hatten ab diesem Zeitpunkt wenig Hoffnung.


    Meine Mama hat natürlich nochmal alles versucht, sie wollte leben und hat nochmal alles gegeben. Aber es half nicht....Ab Dezember 2021 wurde es für uns als Familie einfach nur furchtbar. Sie hatte im Bauch und in der Lunge Wasser, was man ihr 2x die Woche im Krankenhaus abpumpen musste. Sie konnte nichts mehr essen, nicht mehr trinken, nicht mehr aufstehen, sie war nicht mehr sie selbst. Meine Mama war bis zum Schluss, natürlich unter Absprache mit den Ärzten, bei meinem Papa zu Hause in der gemeinsamen Wohnung. Sie musste mit einem Sauerstoffgerät beatmet werden. Sie hatte Luftnot in der Nacht. Mein Papa ist ihr nie von der Seite gewichen. Es war alles so furchtbar schlimm.


    Einen so geliebten Menschen so mit ansehen zu müssen war für mich unerträglich. Ich hatte noch nie jemanden sterben sehen bzw wusste einfach nicht was auf uns zukommt. Ich bekomme diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf. Sie wog am Schluss nur noch 40 kg bei 160cm. Der Körper baute ab, der Gesichtsausdruck veränderte sich. Es zerbrach mir mein Herz in tausend Stücke. Ich war die letzten 5 Tage vor Ihrem Tod ununterbrochen bei Ihnen zu Hause. Habe mit meinem Mann auf der Couch übernachtet. Ich wollte immer bei Ihr sein. Ich wollte Ihr den Schmerz und die Angst nehmen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie im Bett liegt und Angst hat. Gott sei Dank hat uns eine Palliative Pflege, die zu uns jeden Tag, wenn gewünscht auch mehrmals, nach Hause kam, sehr unterstützt. Sie gaben meiner Mama Medikamente, damit sie keine Schmerzen haben musste. Sie haben sich so liebevoll um sie gekümmert wie es nur geht. Mit den Ärztinnen konnten wir über alles sprechen und sie haben uns alles in Ruhe erklärt. Wie der Verlauf sein wird, was als nächstes passieren wird usw. Ich war diesen beiden Damen sehr dankbar, denn sie versicherten mir, dass meine Mama zum Schluss keine Angst mehr hat und dass sie keinen Kampf hat, sondern einfach einen letzten Atemzug nehmen wird und dann für immer einschläft. Sie meinte auch, dass sehr viele gehen, sobald niemand mehr im Raum ist, da sie dann besser loslassen können.


    Und so war es dann tatsächlich. An dem Montag Morgen war sie nochmals ganz verändert und ihre Atmung sehr flach. Ich habe nochmal mit Ihr geredet, habe Ihr alles gesagt. Mein Papa und mein Mann ebenfalls. Die beiden gingen dann auf die Terasse um Luft zu schnappen. Ich dachte mir, ich hole ich ihr noch schnell den selbst gebastelten Schutzengel, den sie von dem Sohn Ihrer Schwägerin bekommen hat. Ich hab ihn ihr aufs Bett gestellt, da musste ich sehen, dass sich ihr Ausdruck nochmals stark verändert hat...ich wollte meinen Papa holen und wir standen dann zusammen im Türrahmen, als wir Ihren letzten Atemzug gesehen haben....


    Seitdem sind über 8 Wochen vergangen und ich bin nicht mehr die selbe. Ich lasse die Trauer zu, nehme aber auch wieder am Leben teil. Jedoch bin ich leider vielem gegenüber sehr ängstlich geworden. Ich habe das Vertrauen zum Leben irgendwie verloren. Ich habe mich immer sicher und unbeschwert gefühlt. Doch jetzt plagen mich Gedanken wie "was ist wenn ich auch krank werde?" "was ist, wenn meinem Papa oder gar meinem Mann etwas passiert?" usw. Solche Gedanken fesseln mich manchmal und ich kann schwer aus dieser Spirale ausbrechen. Tagsüber geht es mir ganz gut, aber sobald es dunkel wird, kommt wieder die Trauer, der Schmerz und die Angst. Zwar mittlerweile nicht mehr jede Nacht, aber doch noch häufig. Es ist ja auch alles noch nicht so lange her.


    Ich bin sehr froh, dass ich ein sehr starkes soziales Umfeld habe. Mein Papa und ich sind uns seitdem näher denn je, mein Mann gibt mir unheimlich viel Kraft ohne ihn würde ich es nicht schaffen und meine Freunde sind wahre Engel. Ich bin zuversichtlich , dass auch wieder glückliche Tage kommen. Aber momentan frisst mich die Trauer manchmal auf, ich vermisse meine Mama so sehr. Sie wird so vieles nicht mehr mit mir erleben. Auf der anderen Seite bin ich so dankbar, dass wir so ein tolles Verhältnis zueinander hatten, dass sie mir so viel Liebe geschenkt hat und wir trotzdem 30 tolle Jahre miteinander verbringen durften.


    Die Trauer verändert einen Menschen. Ich wünsche allen da draußen, die gerade einen geliebten Menschen gehen lassen müssen viel Kraft. Ich bin bei allen in Gedanken, ich verstehe und kann nachvollziehen was Ihr durchmacht. Aber lasst uns zusammen zuversichtlich sein, auch in den dunkelsten Tagen. Das hätten unsere Lieben bestimmt auch so gewollt. Dass wir weitermachen, dass wir weiterleben...mit Ihnen ganz tief in unseren Herzen und sie jeden Tag mitnehmen. Der Tod kann so vieles wegnehmen, jedoch nie die Liebe zu einem Menschen. Dieser Satz gibt mir Trost, ich hoffe Euch auch.