Beiträge von Lichtgeist

    Ihr lieben Mitfühlenden,

    Ich weiß, vier Monate sind vom Trauerweg her nichts, aber vier Monate ohne den anderen ist so schlimm. Ihr kennt das alle, ich weiß. Einen schritt nach dem anderem gehen, Tag für Tag, anders schaff ich es eh nicht. Seit wenigen Tagen habe ich einen Schlaf den ich so noch nie hatte. Ich schlafe so unglaublich tief und fest, als ob ich richtig weg wäre. Bekomme keinerlei Geräusche oä. mit. Ich bin anschließend aber auch wirklich erholt. Kennt ihr das?


    Liebe Bettina,

    20 Jahre mit GBM!! Ich kann es kaum fassen. Kann ich eure Geschichte irgendwo nachlesen?
    Kommt alle bestmöglich durch diesen Tag!


    Ich finde es wirklich hilfreich hier alles reinzuschreiben…

    Heute vor vier Monaten bist du endgültig von uns gegangen, hast den Kampf zwar nicht verloren, konntest ihn aber auch nicht mehr gewinnen. Heute vor vier Monaten blieb meine Welt stehen, wurde aus mir ein anderer Mensch. Heute vor vier Monaten wurde ich zur Hinterbliebenen und Alleinerziehenden, auch wenn unsere Kinder schon groß sind. Seit vier Monaten ist nichts mehr wie es war, in der alten Welt muss ich mich neu zurechtfinden, es ist weiterhin entsetzlich zu ertragen. Ich sehne mich unglaublich nach unserem früheren Leben zurück, möchte wieder mit dir gemeinsam Pläne machen, auch wenn wir uns selten einig waren…

    Heute feiern wir mit Max seinen Geburtstag, den ersten ohne dich. Er leidet entsetzlich, er redet zwar mit mir ab und zu, aber seine Freundin bekommt es heftig ab.
    Ob man jemals wieder so was wie eine gewisse Leichtigkeit spüren wird. Ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen.

    Liebe Ruth,

    Ich hatte auch in den ersten Wochen Angst- Angst meine Schutzburg ( mein Haus) zu verlassen, Angst vor Gesprächen mit anderen, vorm telefonieren, einkaufen, einfach vor fast allem. Habe mich extrem Schutzlos gefühlt, war ja sonst immer so beschützt von meinem Mann, zumindest vom Gefühl her, auch wenn ich eigentlich gut auf mich selbst aufpassen konnte und kann. Alles ist immer wieder eine große Hürde die wir überwinden müssen. Kinder und Familie können einem zumindest das Gefühl geben nicht komplett den Verstand zu verlieren. Aber durch die Hölle des Schmerz müssen wir grundsätzlich allein. Ich hoffe, das dieser Weg durch die Schmerzhölle zu Besserung und Heilung letztendlich führt. Es werden sich auch bei dir zaghaft kurze Momente einstellen, wo du das Gefühl hast, ja ein bisschen Stabilität stellt sich ein. Das passiert sehr langsam und in kleinen Schritten, aber es kommt.
    Ich wünsche es dir sehr.

    Das beruhigt mich doch alles etwas, dass ich offensichtlich nicht so unter Zeitdruck stehe. Ich wusste nicht, dass ich u.a. den Erbschein benötige, um mir den Urlaubsanspruch von zwei Jahren, solange war Markus krank geschrieben, auszahlen lassen zu können. Um das Auto auf mich umzuschreiben hatte die Sterbeurkunde gereicht, aber das handhabt anscheinend jeder etwas anders🥴

    Ich bin mit der Bürokratie auch noch lange nicht am Ende, dass ist so ätzend und mühsam. Und es kostet wieder Kraft…

    Aber es hilft nichts, es muss ja gemacht werden.

    ok, danke. So in etwa ist es bei mir auch gerade. Mein Mann und ich ich stehen beide im Grundbuch, dafür werde ich ihn anscheinend auch brauchen. Hatte es zuerst auch allein versucht mit der Beantragung, aber es war mir zu kompliziert. Nun macht das ein Notar.
    Es ist alles sehr langwierig, kompliziert und kräftezehrend mit Behörden, Ämtern usw. Als hätte man nichts anderes zu tun.

    Liebe Ruth,

    Ich habe eben diese Beiträge gelesen- es tut auch mir unendlich leid was du durchstehen musst. Alles bereits geschriebene verbindet uns- die seelischen Schmerzen, niemanden ertragen wollen und können.
    Ich fühle mich gerade zurückversetzt, vor wenigen Wochen musste auch ich diesen schweren Gang bewältigen, ich war wie in einem Vakuum, anscheinend hatte ich vor lauter heulen kaum noch geatmet, da während der Rede, als die Musik spielte, die Rednerin zu mir kam und mich ganz fest hielt und sagte“ du musst atmen Maja, atmen“. Es ist entsetzlich und trotzdem hat es mich ein klein wenig getröstet die vielen Menschen dort zu sehen. Alle waren zutiefst betroffen. In Gedanken gehen wir den heutigen Tag mit dir mit.

    Liebe Steffi66,

    Ich konnte während der Zeit der Erkrankung kaum weinen, war sehr stark und mein Mann war stets zuversichtlich und gut drauf trotz der besch… Diagnose. Jetzt kann ich weinen und bin sehr froh darüber, könnte es eh nicht unterdrücken. Und ja, es tut wirklich gut diesen Druck raus zu lassen.
    Hab einen annehmbaren schönen Tag, alle anderen natürlich auch!

    Gestern Abend war es wieder mal richtig schlimm- eine riesige Trauerwelle packte mich und schüttelte mich. Mein mittlerer war gerade nach Hause gekommen und hielt mich ganz doll fest. Wir haben zusammen geweint und uns gehalten. Das kostet alles unglaublich viel Kraft. Das merke ich schon die ganze Zeit. Ich teile mir meine Aufgaben ein und brauche vor allem Zeit für mich. Schlafen tut so gut, da muss ich nicht denken.

    Dazu verdammt sein, das alles zu ertragen trifft es gut, liebe verbuendete.

    Im Auto schreien werde ich machen, das ist gut umzusetzen.
    vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, ich bin so dünnhäutig, dass mich sogar eure Antworten so berühren, dass ich auch da schon wieder weinen muss.

    Vielen Dank ihr Lieben für eure Worte!
    Ja, irgendwann muss es besser werden. Es ist zum Glück auch zwischendurch schon besser. Manchmal frage ich mich, wie ich die letzten knapp vier Monate ausgehalten habe. Es ist alles sehr schwankend- bei der Arbeit fühlt es sich inzwischen wirklich ganz ok an. Zuhause und im Garten mache ich was ich kann und schaffe, dabei komme ich gar nicht so viel zum nachdenken. Mach ich dann aber Pause und denke über mein Leben nach, fühlt sich wieder alles leer und sinnlos an. Ich merke gerade, dass ich total durcheinander bin, kann mich schlecht ausdrücken- entschuldigt.

    Dieses Gefühls Chaos macht mich wahnsinnig. Ich möchte schreien, bin wütend, verzweifelt und einfach nur unendlich traurig. Den Rest meines Lebens ohne meinen geliebten Herzensmann verbringen zu müssen. Der Weg bis zu meinem Ende erscheint mir unfassbar weit…das schaffe ich nicht und ich will das nicht. Mit 44 zurück gelassen zu werden ist unerträglich.

    Ich verstehe das auch sehr gut. Alles erscheint plötzlich so „heilig“!
    In gewisser Weise sind wir doch alle ver-rückt worden. Wir stehen in unserem bisherigem Leben nicht mehr an der selben Stelle, alles ist ver- rückt worden. Das fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes verrückt an.
    Ich bin bisher immer ein recht zackiger Typ gewesen. Seit mein Mann nicht mehr ist, bin ich gefühlt in Zeitlupe unterwegs. Ich brauche Zeit, ganz viel Zeit für alles was ich jeden Tag zu tun habe. Das kostet so unfassbar viel Kraft. Meistens fühle ich mich emotional komplett ausgelaugt und schlafe auch ungewöhnlich viel.

    Letzte Nacht habe ich von meinem Mann geträumt. Wir wollten uns umarmen und festhalten, aber es kam immer wieder jemand, der uns störte und daran hinderte. Ich bin völlig verzweifelt und weinend aufgewacht.

    Vielleicht werde ich am Wochenende versuchen, aus einem seiner Pullover ein Kissen zu nähen. Dann kann ich das umarmen und festhalten.
    Aber wahrscheinlich kann ich das nicht….. noch nicht…..


    Ich habe aus vielen verschiedenen Anziehsachen meines Mannes viele Kissenbezüge (Patchwork) nähen lassen. Die Kinder und meine Schwiegermutter bekommen das jeweils zum Geburtstag. Eines ist auch für mich. Es ist eine so gute Idee Verena das zu machen, ich habe mein Kissen auch zum einschlafen manchmal im Arm. Wenn du das im Moment nicht selbst schaffst, vielleicht kannst du auch jemanden damit beauftragen?

    Liebe Verena,

    Auch mir tut es sehr leid, das du deinen geliebten Mann nun nicht mehr bei dir hast. Du hast schlimmes erlebt. Ich sende dir ganz viel Kraft zum verstehen und annehmen. Beides scheint schier unmöglich. Hoffentlich hilft dir dieses Forum ein bisschen.

    Alles liebe

    Liebe alle,

    Am Sonntag ging es mir ja so schlecht, weil ich für drei Tage das erste mal wegfahren wollte. Es war wieder einer dieser Momente, etwas zum ersten Mal seit…zu machen. Das sind jedes Mal eine Hürde. Ich bin zu Freunden auf den Darß gefahren. Ich hatte schöne Tage - wir waren Fahrrad fahren, haben Karten gespielt und zwischendurch viel gelacht. Aber auch geweint. Allein stand ich an der Ostsee. Wie oft waren wir dort zusammen. Und nun stand ich da, hab die Wellen beobachtet und einfach nur eine riesige Sehnsucht gehabt. Und trotzdem hab ich auch diese Hürde genommen und geschafft. Es war gut mich überwunden zu haben.
    Danke , das man hier einfach abladen kann und so viel liebe Rückmeldungen bekommt.
    herzliche Grüße an alle

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    Liebe sie sind gegangen,

    Danke für deine Antwort. Den Beitrag werde ich mir auf jeden Fall ansehen, sobald mein Internet bzw. WLAN wieder besser funktioniert.


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    Liebe Sverja,

    Anhand der Beiträge merkt man, wie unterschiedlich ein und dieselbe Erkrankung verlaufen kann- je nach Lage des Tumors,eigene Konstitution usw. Deine Dankbarkeit zeigt, wie sehr du dir die verschiedenen Verläufe vorstellen kannst, das ist wirklich bemerkenswert und emphatisch.

    Bei uns konnten sich in den letzten 3 Tagen, wo mein Mann sediert war, fast alle von ihm verabschieden. So schlimm wie das alles in dem Moment war, so habe ich es doch als sehr besonders und „schön“ empfunden.

    Du beschreibst ganz wunderbar, wie du dein erlebtes mit dir ins Reine gebracht hast und dein Herz und deine Seele Frieden gefunden haben. Das freut mich sehr für dich. Da möchte ich auch gerne hin. Das wird auch geschehen, das spüre ich, aber es braucht noch viel Zeit.

    Zu unserem Haus nach Schweden bzw. Öland werde ich in absehbarer Zeit nicht fahren. Mal sehen, ob ich das je wieder schaffe…

    Eine herzliche Umarmung auch an dich liebe Sverja.


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    Liebe Verbuendete,

    Danke für deine lieben Worte, das hast du so schön geschrieben. Es hat mich sehr berührt.

    „…sein Körper keine Kraft mehr hatte…“wie recht du damit hast. Diesen letzten 3 Tage, wo mein Mann sediert war, konnte man extrem miterleben, was der Körper durchmacht. Einzelheiten möchte euch nicht zumuten, es man nur zusätzlich traurig.


    Ich nehme tatsächlich ganz viel von Markus wahr und das tröstet mich oft. Aber wenn die nächste Trauerwelle mich packt, dann reicht es mir ganz und gar nicht und alles ist wieder total hoffnungslos. Aber immer öfter schleicht sich auch eine „stabile“ Phase ein und dann spüre ich etwas wie Hoffnung und Heilung. Das fühlt sich gut an. Es ist ein neues Gut. Wenn ich heute sage, es geht mir gut, dann ist das nicht dasselbe gut wie früher. Versteht ihr was ich meine?


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    Liebe Johanna B.,

    Nein, übrig bleiben ist nicht schön. Es ist fürchterlich und eigentlich möchte man im ersten Moment hinterher Sterben.

    Hast du deinen Mann zu Hause gepflegt? Bei uns war es in den letzten Wochen wie in einen Pflegeheim mit integrierter Apotheke. Krankenbett, Rollstuhl, Duschstuhl, Medikamenten Pumpen usw. Unglaublich, aber ich war froh, das es die Möglichkeit gibt und gab, das alles zu Hause hin zu bekommen.

    Liebe Grüße