Liebe Christine, lieber Walter,
in den letzten Tagen habe ich wirklich sehr viel zugehört. Ich habe ihnen klar gemacht, dass ich da bin, wenn sie mich brauchen und ich wurde gebraucht. Einfach nur "dazusein". Das tat auch mir ziemlich gut, denn ich merkte erst später, dass auch mir die Situation ziemlich zu schaffen macht.
Heute waren wir gemeinsam bei den Angehörigen des Verstorbenen. Er hat 2 Schwestern, die Eltern und eine Freundin.
Ich habe es sehr, sehr tapfer gefunden, dass mein Bruder und auch der betroffene Kolleg den Mut hatten, sich mit den Angehörigen zu treffen. Wir hatten alle große Angst, weil in einem solchen Moment jede Reaktion normal sein kann...
Wir wurden aber nur positiv überrascht. Die Schwestern sprachen ihm Mut zu und dass sie ihm keine Vorwürfe machen. Es war ein Arbeitsunfall und da kann er nichts dafür. Sie waren einfach unglaublich stark... Auch die Mutter machte ihm keine Vorwürfe und sagte, wir sollen nicht weinen, das ist nun mal passiert...
Einzig der Vater tat sich schwer, auf uns zuzugehen. Wir haben dann alle miteinander gesprochen und es kam soweit, dass jeder jeden umarmen konnte. Das war heute wirklich ganz ein wichtiger, großer Schritt für uns alle. Besonders aber für meinen Bruder und dem Kolleg, der den Stapler lenkte...
Morgen haben alle Arbeiter, die beim Unfall dabei waren, ein Gespräch, mit einem Notfallpsychologen...
Ich bin so froh, dass sie alle Hilfe annehmen...
Danke euch für eure Antworten!
Bettina