Ich musste heute Morgen nach dem Aufstehen so sehr heulen
Wie ein kleines Kind habe ich nach ihr gerufen, hätte das jemand gehört, es wäre mir super peinlich. Ich habe ein Oberteil angezogen, durch das ich mich direkt an einen bestimmten Shopping-Nachmittag mit meiner Mama erinnert habe. Eigentlich erinnert mich fast jedes Kleidungsstück an sie, weil ich immer mit ihr shoppen war. Sie war es, die mich dazu motiviert hat, denn ich mag Shoppen nicht so sehr und war froh, dass sie sich um mich gekümmert hatte.
An diesem Nachmittag konnte sie noch ganz gut laufen, aber sie musste sich doch öfters hinsetzen, weil sie schnell erschöpft war. Einen Monat später waren wir das letzte Mal zusammen Shoppen (etwa 3 Wochen vor ihrem Tod), sie wollte es so unbedingt. Sie meinte, wir sollen den Rollstuhl von Oma holen und sie damit durch die Stadt schieben, damit wir ein paar mehr Geschäfte besuchen können, da sie körperlich nicht mehr in der Lage dazu war, eine längere Strecke zu laufen. Dieser Nachmittag war so schwer für mich, meine Mama mit dem Rollstuhl herumschieben ... ich dachte, ich muss das frühestens in 25 Jahren machen. Selbst meine Oma braucht noch keinen Rollstuhl, dieser steht aktuell nur im Keller.
Ich will nichts mehr, als jetzt mit meiner Mutter Shoppen gehen. Selbst wenn ich mich ärgere und mich unwohl fühle, würde es doch heißen, sie kümmert sich um mich. Und ist am Leben. Jetzt muss ich selber Shoppen gehen und das kann ich noch nicht. Ich habe mir letztens 3 Hosen im Internet bestellt, weil ich nicht durch die gleichen Geschäfte laufen kann, wie damals mit ihr. Ich müsste vermutlich mitten im Laden heulen.
Wie viele Sachen gehen mir durch den Kopf, die mich genervt haben im Zusammenhang mit ihr und jetzt will ich diese umso mehr. Wie vieles kommt mir jetzt so sinnlos vor. Dinge, auf die ich mich fixiert hatte, damit ich sie erfreuen oder stolz machen kann. Selbst beim Kinderthema, macht es jetzt überhaupt Sinn, ein Kind zu bekommen, wenn sie es gar nicht miterleben wird? Und ich sie dadurch nicht zur stolzen Oma machen kann? Will ich überhaupt selbst ein Kind, wenn sie nicht da ist? Das sind Sachen, die gehen mir die ganze Zeit durch den Kopf und es macht mich traurig und müde. Es schwirren so viele "Was wäre wenn"s durch meinen Kopf ...
Aber in erster Linie vermisse ich sie. Ich will doch einfach nur mit ihr reden. Ich will mich auf einen Restaurantbesuch mit meinen Eltern am Wochenende freuen. Oder an Ostern an die Ostsee fahren mit meiner ganzen Familie. Oder einfach ins Haus von meinen Eltern reinkommen und sie steht in der Küche und bereitet das Essen vor. Oder dass mein Handy piept und sie hat mir eine Nachricht geschrieben oder etwas in den Familienchat gepostet.
Mir geht so schlecht. Alle Probleme, die ich davor hatte, kommen mir so albern vor. Ich hatte eine Trennung, die gut für mich war, aber oh weh, was habe ich gejammert. Wie schwer das Leben sei. Einmal ging ich zu ihm zurück und alle haben die Augen verdreht. Jetzt weiß ich, was Schmerz ist und ein wirklicher Schicksalsschlag ... ich will so sehr die gewohnte Normalität zurück und niemals mehr jammern.