Liebe Chris!
Ist Dir denn ausser dem Schnuller gar nichts
geblieben? So was muss man doch vorher mit der betroffenen Person abklären –
das tut mir so leid . . .
Ich weiss noch, dass ich wie eine Irre alles nach Fotos, getragenen Kleidungsstücken,
und allen möglichen Dingen, die ich verräumt hatte, durchsucht habe.
Ich habe mich verflucht, weil ich seine Schnuller logischerweise schon längst entsorgt habe!
Ich hoffe, dass sie Dir schon ein paar Erinnerungsstücke gelassen haben!
Es gibt einen Ort, der so ähnlich aussieht – nur statt einem Fluss ist dort ein Bach.
Er liegt oberhalb von Innsbruck und ich war letzten Sommer oft mit meinem Pflegehund dort – total abgelegen und idyllisch!
Meine Oma konnte Jan leider nicht kennenlernen, da sie starb, als ich 12 Jahre alt war!
Die beiden haben fast am selben Tag Geburtstag!
Die Geschichte von Jan’s Geburt und die Zeit direkt danach ist auch ziemlich hart – aber ich versuche sie zu erzählen:
Ich war mit Jan in der 26 SSW und hatte meine übliche Vorsorgeuntersuchung, als mein
Frauenarzt den Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung feststellte.
Da es mir aber sehr gut ging und meine Werte normal waren, vereinbarten wir einen Termin für die nächste Woche, um den Verlauf zu kontrollieren.
Der Tag vor Jan’s Geburt war ein normaler Arbeitstag – ich war am Arlberg auf Saison –
und bekam am frühen Vormittag ganz schlimme Kopfschmerzen. Ich dachte Migräne und
als es schlimmer wurde, schickte mich meine Chefin aufs Zimmer und eine Kollegin kam öfter um nach mir zu sehen. Die Kopfschmerzen wollten nicht aufhören und ich rief meinen Freund an, der dann früher von der Arbeit kam. Er war ca. eine halbe Stunde bei mir als ich
einen Krampfanfall erlitt, ab dem ich mich nur noch an Bruchstücke erinnern kann.
Danach kam der Hubschrauber und ich wurde nach Vorarlberg ins Krankenhaus geflogen.
Ich weiss nur, dass ich aufwachte, meine Mutter war da und mein Freund, die mir sagten, dass sie Jan holen mussten – Schock! Alles was ich zu sehen bekam, war ein Polaroidfoto von ihm, wie er im Inkubator lag. Ich war noch zu schwach um aufzustehen und durfte erst am nächsten Tag zu ihm! Er lag auf der Kinderintensivstation und war 884 g „schwer“ und 35cm lang. Sie hatten ihn in künstlichen Tiefschlaf versetzt, da er eigentlich schon leblos (Herztöne O, Atmung O, Hautfarbe 1) auf die Welt kam und drei schwere Hirnblutungen davongetragen hat. Ihn Wiederzubeleben und zu Intubieren hatte sich als extrem schwierig gestaltet und die Ärzte wüssten nicht, ob er es schaffen wird!
Das war bis dahin die schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich musste hilflos Tag für Tag neben dem Inku wachen und hoffen, dass der kleine Kerl ein Kämpfer ist! Es folgten 4 Operationen um zuerst extern, dann intern einen Shunt zu legen (Diagnose Hydrozephalus – Wasserkopf durch die Hirneinblutungen). Dann eine Augenoperation, wegen Netzhautablösung durch die ständige Sauerstoffzufuhr und eine Leistenbruchoperation.
Nach 5 Wochen, 3 überstandenen Sepsen, und mehreren abgewehrten Infektionen war der grosse Tag gekommen – er sollte von der Beatmung genommen werden, um zu sehen ob er selbstständig atmen kann! Die Ärzte hatten nicht wirklich daran geglaubt, aber unser „Dicker“ hat es allen so richtig gezeigt! Er hatte so einen unbändigen Willen, denn er wollte nicht mal den CPAP (externe Atemhilfe) akzeptieren. So war er nach wenigen Tagen auch ohne zusätzlichem Sauerstoff fähig, selbst zu atmen. Dann kam auch das erste Mal, dass ich ihn endlich mal halten durfte! Wir waren insgesamt 4 Monate im Krankenhaus, und als er am 29.11.2002 die endlich nach hause durfte, wog er 2.500 g und hatte noch eine Magensonde, weil er zu schwach war die volle Menge selbsständig zu trinken.
Natürlich ist das für ihn nicht ohne Folgen geblieben. Diagnose: Hydrocephalus, Cerebrale Bewegungsstörung, Cerebrale Sehstörung, Tetraplegie (Spasmus - Beine), Entwicklungsverzögerung.
Wenn ich das mal wieder so vor mir sehe, war es wirklich ein grosses Wunder, dass wir ihn überhaupt so lange haben durften!
Alles Liebe!
Deine Kate
Lieber Stefan!
Ein herzliches Willkommen in unserem Forum!
Es tut mir unendlich leid, dass Dein Jakob auch zu den Sternen gehen musste!
Wir würden uns sehr freuen, wenn Du uns über Deine Erfahrungen berichten könntest!
Es wäre schön, die Dinge auch aus väterlicher Sicht zu hören.
Lg
Kate