Liebe Petra!
Als erstes auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Es ist gut, daß du hier her gefunden hast. Mir hat das Schreiben hier geholfen, die letzten Monate durchzuhalten, und ich hoffe, daß wir auch dir ein klein wenig beistehen können, diese schwierige Zeit zu überstehen.
Als ich deine Beiträge las, fühlte ich mich um ein Jahr zurückversetzt. Mein Vati war genauso. Er hatte sich nach seinem letzten Herzinfarkt nicht mehr richtig erholt und fast die ganze Zeit geschlafen. Aber wenn er sich in den Kopf setzte, etwas zu machen, dann tat er es - egal, was wir sagten.
Er setzte sich ins Auto und fuhr die 120 km bis zu unserem Wochenendhäuschen oder nahm sich die Leiter und stieg aufs Dach, weil er meinte, die Regenrinne müsse ausgeputzt werden .....
Es war eine sehr, sehr schwierige Zeit, ich weiß genau, wie du dich fühlen mußt. Als "Kind" hat man ja nicht nur Angst um den Vater, sondern auch um die Mutter, da man weiß, daß es ihr eigentlich zu viel ist.
Ich habe mich "zurückgehalten", meine Eltern nicht sooo oft besucht, weil ich es nicht schaffte, sie so zu sehen. Heute tut es mir leid, ich weiß, ich hätte dieses letzte Jahr "besser nützen" sollen. Jetzt kann ich nur mehr versuchen, für Mutti etwas mehr da zu sein.
Petra, ich weiß wie schwer es ist, aber bitte versuche, das Verhalten deines Vaters als "Nebenwirkung" seiner Krankheit zu sehen. Es ist ganz sicher nicht "gegen euch" gerichtet, er kann wohl nicht anders. Jetzt im Nachhinein denke ich oft, Vati hat mit solchen "Aktionen" einfach versucht, sich selbst (und natürlich auch uns) zu beweisen, daß er doch gar nicht so krank ist. Oder vielleicht auch gedacht: "Wenn es sein soll, dann geht es so wenigstens schnell".
Auch mein Vater wollte nicht mehr ins Spital, so hat Mutti ihn die letzten 3 1/2 Monate zu Hause gepflegt.
Die Angst, wieder einen geliebten Menschen zu verlieren ist natürlich sehr groß (mich hat sie manchmal fast "verrückt gemacht"). Aber sie ist, genau so wie die Trauer nachher, ein Zeichen unserer Liebe.
Ich kann dir nur raten, diese Liebe (soweit es irgendwie deine Kraft zuläßt) deinem Vater zu zeigen, solange er noch bei euch ist. Ich weiß aber auch, daß egal "wie viel" man tut, es einem im Nachhinein immer "zu wenig" erscheint. Also gib auch auf dich acht, überfordere dich nicht.
Liebe Petra, ich wünsche dir viel Kraft, diese schwierige Zeit zu überstehen und vor allen Dingen auch die Möglichkeit, von Zeit zu Zeit ein wenig "abzuschalten" und einfach "leben" zu können.
Alles Liebe
Jutta