Liebe Betty,
schreib nur, schreib. Hier ist kein Beitrag zu lang (meine sind auch meist nicht die kürzesten ), und auch die Idee mit den Tagebüchern ist sehr gut. Auch mir hilft es sehr, alles was mir so in den Sinn kommt, aufzuschreiben.
Dein Papa hat ganz sicher gewußt, wie sehr du ihn liebst, und er ist auch sicher stolz auf dich. Du hast ihm damals in einer für ihn sehr schwierigen Zeit (die ja auch für dich nicht leicht war) so sehr geholfen. Und du hast ihm ja auch noch gesagt, daß du ihn liebst - ich bin ganz sicher, daß er es gehört hat.
Wenn du es nicht schaffst, zum Grab zu gehen ist das doch okay, du hast deinen Papa doch immer in deinem Herzen bei dir. Und irgendwann kommt schon die Zeit, wo es dir nicht mehr ganz so schwer fällt. Auch ich bin keine große Friedhofsbesucherin. Mir sind meine Lieben im täglichen Leben meist näher als am Grab. Ich finde, das sollte jeder für sich so halten, wie es ihm am besten tut.
Deine Mama - Menschen, die ihre Gefühle nie zeigen weil sie glauben, dann nicht so leicht verletzt werden zu können, können das dann auch in solchen Situationen nicht. Deine Mama kann wahrscheinlich nicht anders - für sie ist es Selbstschutz.
Und es ist sicher noch viel zu früh, um zu wissen, wie es weitergehen soll. Du hast recht: mit dem Tod unserer Väter haben wir einen Teil unserer Vergangenheit - unserer Wurzeln - verloren. Auch ein Baum, der einen Teil seiner Wurzeln verliert "krankt", also warum nicht wir. Man muß sich erst neu orientieren, und das dauert einfach seine Zeit. Nimm sie dir, Geduld (mit sich selbst genau so wie mit der Umwelt) ist jetzt sehr wichtig.
Alles Liebe
Jutta