Servus an alle,
kann meine Gedanken nicht vom gestrigen Tag loseisen, und möchte euch deshalb noch ein bissel was erzählen.
Mein Mann und ich kamen 15 min. nach elf beim Zentralfriedhof an. Es begann grade wieder zu regnen, und ich dachte: warum weinst du da oben? Du hast ihn doch wieder!
Mutti stand alleine in der Halle, mit der Hand am Sarg. Ich spürte die Verbindung, die da war, und zögerte erst, sie zu unterbrechen, ging aber dann doch weiter. (Sie sagte mir heute: "Da war so viel positive Energie!") Sie begrüßte mich mit: "Gut daß du schon da bist! Man hat mir gesagt, daß der Sarg geöffnet werden kann. Sollen wir Thomas fragen?"
Bumm - das traf mich doch sehr unerwartet. Nach 14 Tagen? Mein erstes Gefühl war eigentlich : Panik!
Doch dann dachte ich an euch. Wie viele geschrieben hatten: Es war gut, es getan zu haben. Oder auch: Es tut mir leid, daß ich es nicht tat!
So entschied ich dann für mich, was ich mir eigentlich ja die ganze Zeit gewünscht hatte: Ich möchte Vati noch einmal sehen!
Versteckte mich aber hinter: Ich möchte sehen, ob ich Thomas das "zumuten" kann.
Mein Herz klopfte zum Zerspringen, als der Sarg geöffnet wurde, aber dann - ich hätte ihn am liebsten so richtig in die Arme genommen. Er lag da so - es ist so schwierig, das in Worten zu beschreiben. Einerseits der Körper so "klein und verlassen", aber andererseits so gelöst, ruhig "entspannt" - endlich von allen Schmerzen befreit. Kaum verändert zum Aussehen der letzten Zeit, nur eben viel gelöster.
Ich legte die Hand auf seine Wange, streichelte ihn und hatte dabei das Gefühl: das ist nur der Körper, in dem er bis jetzt war, und von dem ich nun endgültig Abschied nehmen muß. Aber Vati "selbst" - er steht hinter mir, seine Hand auf meiner Schulter.
Und auch wenn ich noch immer um seinen "Körper" weine, ich weiß, seine "Seele" ist geborgen und glücklich. Und er ist bei uns.
Ich weiß nicht, ob meine Worte für andere "verständlich" sind, ich kann es leider nicht besser ausdrücken.
Thomas entschied sich dagegen, seinen Opa noch einmal zu sehen. Aber ich bin so froh darüber, den "Mut" aufgebracht zu haben. Für mich ist es dadurch ein wenig leichter geworden. Ich weiß auch nicht, ob ich wirklich "die Realität gesehen habe", aber für mich ist es so. Und daher auch das, was für mich zählt.
Trotzdem - für heute ists genug. Obwohl es mir ein Bedürfnis war, zu schreiben, ist es nicht ganz so einfach, es zu tun.
Ich wünsche euch alles Liebe und eine gute Nacht voller schöner Träume
Jutta