Servus!
Deine Ärztin ist eine kluge Frau
Sie hat recht - sich selbst genügend Zeit zu geben ist sehr wichtig. Denn die Zeit ist sehr wohl unser Helfer. Auch wenn sie natürlich nicht "alle Wunden heilt", (nicht diese Wunden - wir sind ja nicht wegen eines aufgeschlagenen Knies hier) hilft sie doch, daß es wieder etwas leichter wird, wir mit/trotz dem unfaßbaren Tod geliebter Menschen leben können und es (manchmal mehr, manchmal weniger) annehmen können.
Die zwei Gesichter - ja, sicher, die kennen und haben wir alle. Ich selbst sehe es so, daß ich anfangs in zwei Welten lebe.
Einerseits dreht sich die Welt weiter, nimmt der Alltag seinen Lauf. Man tut die Dinge, die getan werden müssen, kümmert sich um Familie, .....
Andererseit gibt es da diese "andere" Welt, in der ich das Gefühl habe, dem Verstorbenen ganz nahe zu sein. Aus der man nicht raus möchte, weil man meint, diese Nähe dann zu verlieren.
Und wieder kommt die Zeit ins Spiel - wir lernen (irgendwann), im hier und jetzt zu leben. Diese Nähe aber trotzdem zu behalten.
Die Beziehung zu deinem Sohn wird immer bleiben, es ist jetzt deine Aufgabe sie sozusagen auf eine andere Stufe zu stellen - umzuwandeln - in eine Erinnerungsbeziehung. Eine schwierige, langwierige Aufgabe die viel Kraft - und ZEIT braucht. Vielleicht hilft es dir ein wenig aus dieser Hilflosigkeit wenn du dich bewußt diesem "Problem" zuwendest. Denn es ist eines, das sich, auch wenns schwierig ist, lösen läßt.
Ich schicke dir eine große Portion Geduld
Alles Liebe
Jutta
PS: eine Bitte hätte ich an dich: magst du uns einen Namen nennen? Muß ja nicht dein richtiger sein, gerne irgendein Spitzname.
Irgendwie fällt das schreiben schwer ohne eine Anrede gebrauchen zu können. Und - "Liebe Benutzername" - das klingt ..... na ja, du weißt schon, wie ichs meine. LG