Hallo liebe Linda!
Danke der Nachfrage um meinen Vater. Ja, es geht in ganz kleinen Schritten vorwärts. Die Infektion ist noch nicht ganz ausgestanden (war halt sehr massiv mit der Sepsis), aber die Entzündungswerte werden immer besser. Am letzten Donnerstag wurde er zum 5.Mal in 2 Wochen operiert. Dabei wurde die offene Wunde der Fasciitis verschlossen und der Gelenkkopf des Hüftgelenks ausgetauscht. Man hofft, dass dies nun genügt, und der "feste" Teil der Hüfte nicht auch nochmal getauscht werden muss. Mein Vati kam nach der OP direkt wieder auf die normale Krankenstation (zum ersten Mal nach einer der OP's) und ist seither dort :8: Ich habe den Eindruck, es geht ihm von Tag zu Tag etwas besser. Das mit dem KReislauf ist halt immer noch nicht so dolle, kein Wunder wenn man seine Odyssee der vergangenen 3 Wochen sieht... Aber er macht schon kleine Spaziergänge ums Bett herum. Ich besuche ihn jeden Tag nach dem Arbeiten und bin froh, dass ich ihn so nahe bei mir habe.
Und ja - das mit dem Wegfahren über die Festtage habe ich gestrichen. Aber nicht, weil ich keine Begleitung gefunden habe. In den 6 unendlich langen Tagen als mein Vater im Koma lag, haben sich meine Wertevorstellungen sehr geändert: Ich möchte meine Zeit mit den lieben Menschen aus meiner Familie verbringen, die noch da sind, und nicht nur um den grossen Verlust meines geliebten Mannes trauern. Es bedeutet mir so unglaublich viel, dass ich noch etwas mehr Zeit mit meinem Vater bekommen habe! Natürlich wird Weihnachten und der 1.Jahrestag am 27.12. sehr sehr schwer werden, das ist mir klar, aber ich habe doch noch so vieles an menschlicher Nähe hier um mich! Und dass Marco für immer bei mir und tief in mir ein Teil meines Herzens sein wird, wird mir auch immer bewusster.
Oft fühle ich mich traurig und wehmütig. Es gibt so viele Situationen, die sehr weh machen und an den Verlust erinnern. Aber doch habe ich das Gefühl, dass es nicht mehr so stark weh tut wie es in den ersten schlimmen Monaten war. Ich stecke in einer grossen inneren Verwandlung und bin gespannt, wohin mich diese Reise führen wird. Das tönt zwar komisch, aber so kann ich meine Gefühle im Moment am ehesten beschreiben...
Ich denke, ich werde wider der vielen Gedanken der letzten Wochen, nun doch einen Weihnachtsbaum in mein Wohnzimmer stellen! Irgendwie ist da bei mir ein gewisses Bedürfnis vorhanden... So vieles hat sich geändert und ist unsicher im Moment. Vielleicht bringt mir der Baum etwas "Normalität" und Gewohnheit? Ich werde mir wohl aber neuen Baumschmuck besorgen. Unseren "gemeinsamen" kann ich glaube ich nicht alleine aufhängen
Mal sehen....
Herzliche Grüsse aus der tief verschneiten Schweiz,
Sandra