Beiträge von Saschei

    Hallo, ihr Lieben alle,
    ich freue mich, dass ich hier so nett begrüßt und aufgenommen worden bin.
    Ich sagte ja schon, dass ich gerne etwas über meine "seltsame Trauer" berichten möchte. Dazu muss es allerdings eine warscheinlich ziemlich lange Einleitung geben.


    Also: Mein Mann und ich wären in diesem Jahr 25 Jahre verheiratet gewesen. 15 Jahre davon war er Alkoholiker und ich habe mit ihm mehr Tiefen als Höhen duchlebt. Im "Suff" wurde er gerne agressiv, verbal - er wurde nicht handgreiflich. Die Kinder und ich haben furchtbar darunter gelitten. Aber trotzdem haben wir ihn unendlich geliebt. Im Jahr 2000 machter er dann eine Therapie und war von nun an "trocken". Es begann eine ganz neue glückliche Zeit. Bis zum Jahr 2008. Da wurde bei ihm dann im Januar ein sehr schnellwachsender Blasenkrebs diagnostiziert. Es folgte eine OP, bei der die Blase entfernt wurde, er bekam einen künstlichen Ausgang. Dann folgten Chemo und Reha. Alles verlief soweit sehr gut, er konnte im Juni wieder anfangen zu arbeiten, bis zum Januar dieses Jahres. Da wurden bei einer Nachsorgeuntersuchung Metastasen am Bauchfell festgestellt, die auf den Darm drückten. Es folgte wieder eine OP und dieses Mal ein künstlicher Darmausgang. Und wieder Chemo, die aber anscheinend nicht den erwünschten Erfolg brachte. Denn 3 Tage nach Abschluss der letzten Chemo muste er mit Darmbeswerden wieder ins Krankenhaus. Man stellte einen Darmverschluss fest, inoperabel. Er bekam eine Magensonde gelegt, damit er nicht ständig erbrechen musste.
    Man sagte mir, dass er wohl nicht wieder nach Hause käme, seine Lebenserwartung wäre wohl noch 1 -2 Wochen. Ihm selbst hat man das aber nicht gesagt, er war immer in der Hoffnung bald wieder nach Hause zu kommen. Das waren die schlimmsten Wochen in meinem Leben, zu wissen, wie es um ihn steht und trotzdem so tun, als ob bald alles wieder in Ordnung kommt.
    Dazu kam noch dass er wieder diese Agressivität entwickelte, wie ich sie schon aus seiner Trinkzeit kannte. In diesen Tagen sagte ich einmal zu meiner Tochter:"Du, ich habe das Gefühl, dass der Papa doch weiß, wie es um ihn steht und ich glaube, dass er mich böse machen will, damit mir der Abschied leichter fällt. Aber das schafft er nicht."
    Nach 2 1/2 Wochen im Krankenhaus ist er dann von uns gegangen, ohne Abschied.
    Ich wurde noch angerufen, dass es ihm schlechter geht, ob ich kommen wolle, morgens um 6.15 Uhr.
    15 Min. später war ich da, aber ich kam bereits zu spät, er war kurz zuvor ruhig eingeschlafen...
    Aber so war mein Mann, alles wollte er für sich ausmachen, alles allein entscheiden, und wir mussten seine Entscheidungen hinnehmen. So war er, im Leben und am Ende auch im Sterben.
    Aber so kannten wir ihn und genauso haben wir, die Kinder und ich, ihn, jeder auf seine eigene Weise unendlich geliebt.
    Ein großer Trost war uns, dass er keine Schmerzen gehabt hat, er hatte eine sehr gute Schmerztherapie.


    Ich merke gerade, diese Zeilen zu schreiben fallen wahnsinnig schwer, die Trähnen kullern unaufhaltsam - endlich.


    Nun zu meiner "seltsamen Trauer"
    Mein geliebter Mann fehlt mir an allen Ecken und Enden.
    Aber trotzdem, bis gerade eben, musste ich kaum mal weinen, außer auf der Beerdigung.
    Ich dachte die ganze Krankenzeit über, wenn der Tag X kommt würde ich zusammenbrechen, aber nichts dergleichen geschah.
    Natürlich schießen mir manchmal Gedanken durch den Kopf und gleichzeitig Tränen in die Augen, aber das sind immer nur kurze Momente.
    Im Großen und Ganzen fühle ich immer nur eine wahnsinnige Erleichterung, dass ihm ein schwerer Leidensweg und große Schmerzen erspart geblieben sind.
    Ich sage mir und anderen immer wieder:"Es war gut so."
    Ich mache Sachen, die ich früher nie gewagt hätte. Ich fühle auch so etwas wie Freiheit in mir.
    Das kann doch alles nicht normal sein???


    Verzeiht, dass es sooo lang geworden ist, es war schwer, aber es tat gut.
    ?(
    Saschei

    Hallo, ich bin hier her geraten, weil ich etwas über Grabgestaltung gesucht hatte, und war won dieser Seite sofort angetan.
    Ich komme aus Nordrhein-Westfalen in Deutschland, bin 46 Jahre alt, habe zwei erwachsene Kinder und habe meinen Mann am 23.5.2009 nach 1 1/2 jähriger Krebserkrankung verloren. Dazu werde ich später warscheinlich etwas mehr berichten, - wenn ich darf.
    Ich bin auf der Suche nach einem guten Trauerforum, wo ich meine Sorgen und Ängste, meine für mich "seltsame Trauer", aber auch meine Freuden mitteilen kann. Und ich hoffe sehr, dass ich hier das richtige gefunden habe.


    liebe Grüße
    Saschei